Alkoholsucht

Das Wichtigste in Kürze

  • Alkoholsucht ist eine Krankheit, die mehrere Millionen Menschen deutschlandweit betrifft.
  • Der hohe Alkoholkonsum kann langfristig große psychische, physische und soziale Schäden auslösen.
  • Eine Therapie kann dabei helfen, der Alkoholabhängigkeit zu entkommen.
  • Bei anhaltender Abstinenz bilden sich viele negative Folgen des chronischen Konsums zurück.
  • Viele Anlaufstellen wie Kliniken, Ärzte und Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen Unterstützung.
Mann mit Glas hinterfragt Alkoholkonsum
Mann mit Glas hinterfragt Alkoholkonsum

Was ist eine Alkoholsucht?

Bei der Alkoholsucht handelt es sich um eine Erkrankung, die unter anderem durch ein starkes Verlangen nach dem Konsum von alkoholischen Getränken gekennzeichnet ist. Betroffene trinken mehr und häufiger, als aus gesundheitlicher Sicht zu verantworten wäre. Dadurch steigt das Risiko für ernsthafte körperliche, psychische und soziale Schäden.

Wie verbreitet ist die Alkoholsucht?

Laut Bundesgesundheitsministerium konsumieren knapp 8 Millionen Deutsche so viel Alkohol, dass es gesundheitliche Folgen für sie hat, weitere 9 Millionen zeigen einen riskanten Alkoholkonsum1. Betroffene stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten sowie sämtlichen Altersgruppen, Männer trinken häufiger chronisch als Frauen. Da sich die Krankheit meist schleichend entwickelt, pflegen Betroffene oft jahrelang einen gesundheitsschädlichen Konsum, ehe sie sich dazu entscheiden, sich Hilfe zu holen. In Rahmen einer professionellen Therapie können Alkoholiker ihre Abhängigkeit beenden.

Frau trinkt alleine
Frau trinkt alleine

Wie rutscht man in eine Abhängigkeit?

Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich in den meisten Fällen über einen längeren Zeitraum hinweg. Aus dem gelegentlichen Bier am Abend wird zunächst Gewohnheit und später unstillbarer Drang. Verschiedene Risikofaktoren können die Entstehung einer Alkoholsucht begünstigen. Dazu gehören beispielsweise Stress, finanzielle Nöte, aber auch Vorerkrankungen, familiäre Probleme oder genetische Faktoren. Betroffene bemerken oft nicht, dass sich ihr Alkoholkonsum in eine bedenkliche Richtung entwickelt. Das liegt unter anderem daran, dass das Rauschmittel in unserer Gesellschaft weitestgehend akzeptiert wird.

Oft wird den Suchtkranken erst klar, dass sie alkoholabhängig sind, wenn sich die Folgen ihres Konsums nicht mehr leugnen lassen und sie beispielsweise körperliche oder psychische Einschränkungen wahrnehmen oder sie durch ihren Alkoholkonsum Probleme in der Familie oder an der Arbeit bekommen haben.

Welche Symptome und Folgen hat eine Alkoholsucht?

Ein Alkoholabhängigkeit bringt für die Betroffenen ausnahmslos negative Folgen mit sich. Diese lassen sich in körperliche, psychische und soziale Einschränkungen unterteilen. Körperliche Konsequenzen sind zum Beispiel verschiedene Krankheiten und Beschwerden, die durch einen erhöhten Alkoholkonsum ausgelöst werden können2:

  • Fettleber, Leberzirrhose
  • Bluthochdruck mit erhöhtem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Krebserkrankungen
  • Magen-Darm-Geschwüre,
  • Pankreatitis und viele weitere mehr.

Auch die psychischen Belastungen sind enorm. So entwickeln viele Alkoholiker im Laufe der Zeit

  • Depressionen,
  • Angststörungen,
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Halluzinationen und Wahnvorstellungen

Unter sozialen Gesichtspunkten sind es vor allem die beruflichen, finanziellen und zwischenmenschlichen Probleme, unter denen Alkoholiker besonders leiden. Manche verlieren ihren Job, wichtige Freunde und Angehörige und rutschen zunehmend in die soziale Isolation. Typische Alkoholsucht-Symptome, die im Rahmen einer Alkoholabhängigkeit auftreten, sind Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen.

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Wie wird Alkoholsucht behandelt?

Wer alkoholabhängig ist, sollte keinesfalls versuchen, auf eigene Faust einen sogenannten kalten Entzug durchzuführen. Dieser ist aufgrund der potenziell lebensgefährlichen Entzugserscheinungen sehr riskant. Besser aufgehoben sind Alkoholiker in einem qualifizierten Alkoholentzug, der sich aus Entgiftung und Entwöhnung zusammensetzt und idealerweise durch eine ambulante Nachsorge abgerundet wird. Hier lernen Suchtkranke sich sowohl körperlich als auch psychisch vom Suchtmittel Alkohol zu lösen. Die Behandlung wird vorzugsweise stationär durchgeführt, eine ambulante Therapie ist unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls möglich3.

  • Körperlicher Entzug
    • Die gesamte Behandlung wird medizinisch-therapeutisch begleitet: Treten Entzugssymptome auf, werden diese durch eine passende Medikation gelindert. Dadurch sinkt die Abbruchquote und die Betroffenen erleben den Entzug als weniger belastend.
  • Psychische Entwöhnung
    • Durch eine intensive psychotherapeutische Aufarbeitung der Sucht, lernen die Betroffenen, die Erkrankung zu verstehen, und entwickeln eine strategische Rückfallprophylaxe.
  • Ambulante Nachsorge
    • Die ambulante Nachsorge dient der Aufrechterhaltung der Abstinenz.
Alkoholentgiftung: Gespräch mit Arzt
Alkoholentgiftung: Gespräch mit Arzt

Wer bietet Hilfe bei Alkoholproblemen und Alkoholsucht?

Die Sucht nach Alkohol können die meisten Betroffenen nicht allein bewältigen. Deshalb steht ein breites Netzwerk an Hilfsangeboten zur Verfügung, welches Betroffene teilweise sogar kostenfrei und anonym nutzen können. Das kann in vielen Fällen entscheidend sein, weil Alkohol und Sucht noch immer ein Thema ist, das in vielen gesellschaftlichen Bereich stigmatisiert wird. Für Suchtkranke sind Schamgefühle deshalb oft ein äußerst belastender Begleiter4.

Die erste und bequemste Anlaufstelle für alle, die bei Alkoholsucht Hilfe suchen, ist der eigene Hausarzt. Dieser kann nicht nur über Entzugsmöglichkeiten informieren, sondern eventuell sogar einen ambulanten Alkoholentzug begleiten. Weitere Ansprechpartner sind Selbsthilfegruppen, Suchtberatungsstellen sowie (private) Entzugskliniken.

 

Welche Klinik ist bei Alkoholsucht die richtige?

Eine Akutklinik ist für eine erfolgreiche Alkoholismus-Behandlung nicht ausreichend, da hier meistens nur eine reine Alkoholentgiftung durchgeführt wird, so dass die psychische Abhängigkeit nach wie vor besteht.

Viel eher sind qualifizierte Sucht- bzw. Entzugskliniken (oder Entzugsabteilungen innerhalb psychiatrischer Kliniken) zu empfehlen, bei denen die Alkoholabhängigkeit ganzheitlich behandelt wird. Hier wird die Alkoholentgiftung medikamentös unterstützt und eine „Qualifizierte Entzugsbehandlung“ durchgeführt, die ein umfangreiches Nachsorgekonzept vorbereitet. Im Übergang zur oft notwendigen Rehabilitationsbehandlung (Psycho- und Soziotherapie) kommt es jedoch oft zu Verzögerungen und Therapieabbrüchen.

Eine kombinierte Behandlung erfolgt in der Regel ausschließlich in privat geführten Alkoholentzugskliniken. Dort werden gemeinsam mit dem Patienten die psychischen Ursachen des Konsums aufgearbeitet und “gesunde” Problemlöse-Strategien erlernt. Auch begleitende psychische Erkrankungen werden gemeinsam mit der Abhängigkeit behandelt.

Alkoholentwöhnung: Person lehnt Getränk ab
Alkoholentwöhnung: Person lehnt Getränk ab

Wie regeneriert sich der Körper bei konsequenter Abstinenz?

Viele gesundheitliche Schäden, die durch eine Alkoholabhängigkeit ausgelöst werden können, sind irreversibel. Das bedeutet, dass sie sich auch nach einem Entzug bzw. bei anhaltender Abstinenz nicht wieder zurückbilden. Das gilt zum Beispiel für die Leberzirrhose. Andere Bereiche von Körper und Psyche regenerieren sich bei konsequenter Abstinenz durchaus und unterstreichen somit, wie lohnend es für alkoholabhängige Menschen ist, einen Entzug durchzuführen.

Betroffene können schon vier Wochen nach der Alkoholtherapie mit einem verbesserten Hautbild und niedrigerem Blutdruck rechnen. Das Immunsystem erstarkt, die Schlafqualität verbessert sich. Blut- und Leberwerte weisen schon nach wenigen Tagen Verbesserungen auf, teilweise können nach rund 3 Monaten wieder Normalwerte erreicht werden. Wichtig: Bei diesen Angaben handelt es sich um grobe Richtwerte. Die Regenerationszeit bzw. -fähigkeit ist immer vom Einzelfall abhängig.

FAQ zur Alkoholsucht

  • Wer ist gefährdet, eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln?
    • Statistiken zufolge sind Männer tendenziell stärker gefährdet, an einer Alkoholsucht zu erkranken, als Frauen. Darüber hinaus leben Kinder von alkoholabhängigen Eltern mit einem erhöhten Risiko, früher oder später selbst in eine Abhängigkeit zu rutschen. Grundsätzlich sind die Ursachen für eine Alkoholkrankheit jedoch als multifaktoriell anzusehen. Das bedeutet, dass es meist nicht eine einzelne Ursache gibt, die zur Erkrankung führt – stattdessen beeinflussen sich mehrere Faktoren gegenseitig. Typische Risikofaktoren sind: Stress, Vorerkrankungen, schlechte Vorbilder in Bezug auf das Trinkverhalten, berufliche, soziale oder familiäre Konflikte.
  • Was geschieht im Körper unmittelbar nach dem Konsum von Alkohol?
    • Nachdem das Suchtmittel über die Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes absorbiert wurde, erreicht es nach rund 30 bis 60 Minuten die höchste Konzentration im Blut des Konsumenten. Dabei verteilt sich der Alkohol im gesamten Körper, einschließlich Gehirn.
    • Im Gehirn verändert sich der Informationstransfer der Nervenzellen durch den Konsum von Alkohol. So rufen kleine Mengen an Ethanol eine stimulierende Wirkung auf das Nervensystem hervor, bei größeren Dosierungen passiert das komplette Gegenteil und die Informationsübertragung wird gehemmt. Je nach Menge wird der Neurotransmitter Dopamin freigesetzt, welcher stimmungshebend auf die Psyche wirkt.
    • Aufgrund der psychoaktiven Wirkung von Alkohol verändert sich bei einem längerfristigen Konsum der Neurotransmitter-Stoffwechsel und damit verbunden die Anzahl und Funktionsfähigkeit bestimmter Rezeptoren. Wer nach langfristigem Alkoholkonsum plötzlich mit dem Trinken aufhört, hat durch die gravierende Fehlregulationen daher anfangs mit Entzugserscheinungen zu kämpfen.
    • Der konsumierte Alkohol wird überwiegend über die Leber abgebaut, die stündliche Abbauzeit beträgt ca. 0,1 bis 0,2 Promille bei einem Körpergewicht von 70 kg. Außerdem werden ungefähr 2 bis 5 Prozent des reinen Alkohols über den Atem, Schweiß und Urin ausgeschieden.
  • Wie wird Alkoholismus diagnostiziert?
    • Aufgrund der unterschiedlichen Anzeichen ist die Diagnose Alkoholabhängigkeit nicht immer leicht zu treffen. Die wichtigste Hilfestellung bei der Anamnese ist das ICD-10, ein von der WHO entwickeltes, internationales Diagnose-Manual zur Klassifikation von Krankheiten. So wird eine Abhängigkeit immer dann nachgewiesen, wenn während des letzten Jahres drei oder mehr der folgenden Kriterien vorhanden waren.
      • Anhaltender Konsum von Alkohol, obwohl sich der Betroffene über das Ausmaß der gesundheitlichen und sozialen Folgeschäden bewusst ist
      • Fokussiertes Denken an Alkohol (andere Interessen werden zugunsten des Alkoholkonsums vernachlässigt)
      • Höhere Toleranz gegenüber Alkohol (größere Mengen Alkohol sind erforderlich, um ein „Rauschgefühl“ hervorzurufen)
      • Körperliche Entzugserscheinungen bei Stopp oder Reduktion des Alkoholkonsums
      • Kontrollverlust über Beginn, Ende und Menge des Alkoholkonsums
      • Starkes Verlangen nach Alkohol (Fachbegriff: Craving)
    • Darüber hinaus werden als Screening-Verfahren Laboruntersuchungen und Tests in Interview-Form eingesetzt. So gilt das CDT (Carbohydrat-defizientes Transferrin) als alkoholassoziierter Marker, welcher nur in Verbindung mit erhöhtem Alkoholkonsum nachweisbar ist. Auch der Nachweis alkoholinduzierter Mangelerscheinungen – beispielsweise ein Folsäure- oder Vitamin-B1-Mangel – kann die Diagnose unterstützen. Bei den Interviews werden am häufigsten der AUDIT-Test und der CAGE-Test angewendet; den Audit-Test können Sie kostenlos auf unserer Seite durchführen.
  • Welche Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) können auftreten?
    • Eine Alkoholabhängigkeit kommt selten allein. So treten durch übermäßigen Alkoholkonsum nicht nur körperliche Veränderungen auf, sondern auch psychische. Typische Begleiterkrankungen sind:
      • ein Verlust der kognitiven Fähigkeiten,
      • Wahrnehmungsstörungen,
      • Depressionen,
      • Angstzustände und
      • ein erhöhtes Suizidrisiko
    • Da sich die Begleiterkrankungen und die Sucht gegenseitig bedingen, ist es wichtig, dass parallel mit dem Alkoholismus auch die Komorbiditäten adäquat behandelt werden. Hier schaffen eine unterstützende Psychotherapie und ggf. eine medikamentöse Einstellung Abhilfe und sorgen für Stärke und das notwendige Vertrauen in sich selbst, so dass die Betroffenen lernen, auch ohne das Suchtmittel auszukommen.

Quellenliste

1 Bundesministerium für Gesundheit „Alkohol“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html (Datum des Zugriffs: 18.10.2022)

2 Soyka, Michael et al „Alkoholismus – Missbrauch und Abhängigkeit“, ©Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York, 6. Vollständige überarbeitete Auflage, 2008, S. 176, https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=ibtv8WDeTIgC&oi=fnd&pg=PR1&dq=alkoholsucht+körperliche+folgen&ots=AbT93aK_Cs&sig=qa3xFd2v8EM3hVHwUhvPWL6CH3c#v=onepage&q=alkoholsucht%20körperliche%20folgen&f=false(Datum des Zugriffs: 18.10.2022)

3 Hintz, Thomas et al. „Qualifizierter ambulanter Alkoholentzug: Enge Kooperation zwischen Hausarzt und psychosozialer Beratung – Ergebnisse eines Modellprojektes“, In: Dtsch Arztebl 2005; 102: A 1290–1295 [Heft 18], https://www.aerzteblatt.de/archiv/47255/Qualifizierter-ambulanter-Alkoholentzug-Enge-Kooperation-zwischen-Hausarzt-und-psychosozialer-Beratungsstelle-Ergebnisse-eines-Modellprojektes(Datum des Zugriffs: 18.10.2022)

4 Goddemeier, Christof „Suchtkranke Menschen: Leiden an Scham und Schuld“, In: PP 20, Ausgabe November 2021, Seite 507, https://www.aerzteblatt.de/archiv/222042/Suchtkranke-Menschen-Leiden-an-Scham-und-Schuld (Datum des Zugriffs: 18.10.2022)

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