Alkoholsucht

Ambulanter Alkoholentzug

Alkohol-Entzug ambulant – das Wichtigste in Kürze

  • Ein ambulanter Alkoholentzug gilt als Alternative zur stationären Entgiftung.
  • Er wird ärztlich begleitet und durch Medikamente unterstützt durchgeführt.
  • Voraussetzung ist u. a. eine hohe Abstinenz- und Therapiemotivation
  • Neben einigen Chancen geht diese Entzugsvariante mit vielen Risiken einher.
  • Eine Beendigung der Alkoholabhängigkeit erfordert immer eine psychische Entwöhnung.

Was ist ein ambulanter Alkoholentzug?

Bei einem ambulanten Alkoholentzug handelt es sich um eine ärztlich begleitete Entgiftung, die nicht in einer Klinik, sondern im eigenen Zuhause durchgeführt wird. Die Überwachung erfolgt durch den behandelnden Hausarzt oder einen Suchtmediziner. Nicht für jeden Suchtkranken ist dieser Weg der beste, um sich aus der Abhängigkeit zu befreien.

Suchtberatung: Mann in Sprechstunde
Suchtberatung: Mann in Sprechstunde

Ambulanter Alkoholentzug – eine diskrete Alternative?

Viele Menschen, die zu viel Alkohol trinken bzw. eine Suchterkrankung haben, schämen sich für ihren Konsum1. Gesamtgesellschaftlich wird die Alkoholabhängigkeit schließlich noch immer sehr häufig als Charakter- oder Willensschwäche stigmatisiert. Anstatt an einer Therapie in einem Krankenhaus teilzunehmen, wünschen sich deshalb viele Betroffene eine Möglichkeit, gewissermaßen anonym zu entziehen. Das Angebot des ambulanten Alkoholentzugs ermöglicht genau dies – und es kann (unter optimalen Bedingungen) zum Erfolg führen2.

  • Diskretion und Anonymität auch bei anderen Behandlungsformen
    • Allerdings bietet nicht nur ein ambulanter Alkoholentzug die Möglichkeit, anonym zu bleiben, auch ausgewählte private Suchtkliniken bieten ein Maximum an Diskretion, teilweise können sogar Alias-Namen verwendet werden. So können Betroffene einen stationären Alkoholentzug durchführen, ohne sich dabei Sorgen um ihre persönliche oder gesellschaftliche Stellung machen zu müssen.
  • Wichtig: Ambulanter Alkoholentzug ist kein kalter Entzug
    • Von einer Beendigung der eigenen Abhängigkeit ohne ärztliche Begleitung (kalter Entzug), kann aus medizinischer Sicht nur abgeraten werden. Diese Form birgt ein hohes Risiko für teilweise lebensgefährliche körperliche und psychische Entzugserscheinungen. Viele Betroffene brechen einen derartigen Entzugsversuch schon nach kurzer Zeit ab. Kommt es zu Komplikationen, wie etwa einem Delirium tremens, droht bei ausbleibender Behandlung sogar der Tod3.

Wie läuft ein ambulanter Alkoholentzug ab?

  1. Bei einem Arzt bzw. einem speziell ausgebildeten Suchtmediziner findet zunächst eine ausführliche Beratung zum Ablauf und Vorgehen während des Entzugs statt.
  2. Anschließend erfolgen eine ausgiebige Untersuchung und die Besprechung einer individuellen Medikation.
  3. Während der Entgiftungsbehandlung ist es üblich, täglich in der Praxis des Arztes vorstellig zu werden. Hier wird nicht nur die gesundheitliche Verfassung des Patienten überprüft, sondern ggf. auch die Medikation angepasst.
  4. Sollte sich der Gesundheitszustand verschlechtern, überweist der Arzt umgehend zur weiterführenden Behandlung in eine Klinik.
  5. Sobald die ersten Tage des Entzugs überstanden sind, werden die Abstände zwischen den Kontrollterminen größer. Viele Patienten müssen in der zweiten Woche der Entzugsphase nur noch alle zwei Tage zur Kontrolle.

Was sind die Chancen und Risiken eines ambulanten Alkoholentzugs?

Die S3-Leitlinie zu „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ definiert Rahmenbedingungen, unter denen ein ambulanter Alkoholentzug durchgeführt werden kann.

  • Voraussetzungen für einen ambulanten Entzug
    • Grundsätzlich sollte eine entsprechende Belastbarkeit des Betroffenen gegeben sein, ein stabiles soziales Umfeld, eine sichere Wohnsituation und eine gute Kooperationsbereitschaft sowie Strukturen, die eine Notfallversorgung gewährleisten können4.
  • Faktoren, die gegen einen ambulanten Alkoholentzug sprechen5
      • Einschätzung eines erhöhten Risikos für Komplikationen wie Krampfanfälle oder Delirien
      • jünger als 16 Jahre
      • reduzierter Allgemeinzustand
      • Vorliegen von Komorbiditäten
      • mangelhafte Unterstützung durch das soziale Umfeld
      • wenig Bereitschaft zur Compliance (Kooperationsbereitschaft)
      • eigen- oder fremdgefährdendes Verhalten
  • Chancen beim ambulanten Alkoholentzug
    • Die größten Chancen bietet ein Alkoholentzug ambulant vor allem den Patienten, die zu einem stationären Aufenthalt in einer Klinik nicht bereit sind oder einen solchen aus beruflichen/familiären Gründen nicht durchführen können. Für sie besteht, dank des ärztlich begleiteten Angebots, die Möglichkeit, sicher zuhause zu entgiften.
  • Risiken beim ambulanten Alkoholentzug
    • Patienten sind während der ambulant durchgeführten körperlichen Entgiftung weitestgehend auf sich allein gestellt. Sie müssen vorab zwar sicherstellen, dass sie rund um die Uhr beispielsweise von einem Angehörigen betreut werden können. Sollten sie jedoch ein schweres Suchtverlangen entwickeln, müssen sie dieses aus eigener Kraft überwinden. Daneben besteht für die Betroffenen jederzeit das Risiko, schwere Entzugserscheinungen zu entwickeln. Diese sollen zwar eigentlich durch die vom Arzt verschriebenen Medikamente gelindert werden, jedoch lässt sich das genaue Ausmaß der Entzugsproblematik vorab nur schwer vorhersagen.

Warum ist eine Entwöhnung nach dem körperlichen Entzug notwendig?

Patienten müssen bedenken, dass die psychische Abhängigkeit auch nach einer körperlichen Entgiftung bestehen bleibt. Um sich langfristig aus der Alkoholabhängigkeit zu lösen, ist eine Therapie unbedingt erforderlich. Diese kann unter Umständen zwar ambulant durchgeführt werden, bessere Aussichten haben die meisten Patienten aber in einem stationären Behandlungssetting.

Wer kann eine ambulante Alkoholtherapie in Anspruch nehmen?

Viele Patienten möchten ihre Suchterkrankung lieber nicht stationär angehen, weil sie ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen möchten. Dennoch ist ein ambulanter Entzug nicht für alle Alkoholiker geeignet. Nur wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt werden, kann eine ambulante Therapie in Betracht gezogen werden:

  • zur aktiven Mitarbeit bereit und fähig
  • intaktes soziales Umfeld (nicht alleinlebend)
  • hohe Abstinenz- und Therapiemotivation
  • verlässliche und verantwortungsbewusste Einstellung
  • keine gravierenden körperlichen oder psychischen Erkrankungen

Für wen ist eine ambulante Alkoholtherapie empfehlenswert?

Sozial und/oder beruflich stark eingebundene Menschen, für die eine längerfristige Teilnahme an einer stationären Behandlung ungünstig wäre, und bei denen keine Begleiterkrankungen vorliegen oder Entzugserscheinungen zu befürchten sind, können unter Umständen von einem ambulanten Entzug bei Alkohol profitieren. Grundsätzlich gilt jedoch: In der Regel ist die einfachere Variante, körperlich und psychisch vom Alkohol loszukommen, die stationäre Therapie.

Was folgt im Anschluss an einen ambulanten Alkoholentzug?

An den ambulanten Alkoholentzug sollte sich idealerweise unmittelbar eine Alkoholentwöhnung anschließen. Diese kann entweder ambulant in einer Tagesklinik oder als stationäre Rehabilitation in einer Rehaklinik der Deutschen Rentenversicherung erfolgen; die Kosten werden von der Rentenversicherung übernommen.

Alternativ können die Entwöhnung oder auch die komplette Therapie inklusive Entgiftung in einer Privatklinik Sucht stattfinden. Hier werden Patienten in der Regel unmittelbar aufgenommen, so dass lange Wartezeiten mit hohem Rückfallrisiko entfallen. Wird eine öffentliche Einrichtung gewählt, sollten die Rehabilitanden unbedingt versuchen, das Nahtlosverfahren durchzusetzen, da sie andernfalls Wochen bis Monate auf einen Reha-Platz warten müssen.

Ambulante Therapie oder nicht? Treffen Sie Ihre Entscheidung bewusst

Eine ambulante Suchttherapie bei einem chronischen Alkoholkonsum kann für Betroffene empfehlenswert sein, wenn diese aufgrund ihrer individuellen Biografie im gewohnten sozialen Umfeld bessere Aussichten haben erfolgreich zu entziehen. Hierbei handelt es sich aber in der Regel um Ausnahmefälle. Deutlich schneller, mit besseren Erfolgsaussichten sowie geringerem gesundheitlichen Risiko entziehen Alkoholkranke stationär. Während eines stationären Aufenthalts werden Patienten intensiv betreut und können jederzeit mit der passenden medikamentösen Unterstützung rechnen – auch außerhalb der Öffnungszeiten einer Praxis. Dieselben Kriterien gelten für eine stationäre Entwöhnung.

 

Pregabalinabhängigkeit: Gruppentherapie in Suchtklinik
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Entzugsbehandlung in einer privaten Suchtklinik

Als besonders empfehlenswert erweist sich eine qualifizierte Entzugsbehandlung (Entwöhnung und Entgiftung) in einer privaten Klinik: Dort werden Betroffene im Rahmen der Therapie individuell und ganzheitlich von denselben Ärzten und Therapeuten behandelt und müssen sich nicht an unterschiedliche Einrichtungen gewöhnen. Je nach Klinik können die Suchtkranken ggf. schon nach 28 Tagen entlassen werden und den Neustart in ein Leben ohne Alkoholkonsum wagen. Weitere Informationen über mögliche Einrichtungen erhalten Sie unter: Alkoholentzugsklinik: Die wichtigsten Unterschiede plus Tipps zur Klinikwahl.

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