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Private Entzugsklinik: Wie wähle ich die richtige Privatklinik aus?

Auswahlkriterien für einen erfolgreichen Entzug

Als Alternative zu einem Aufenthalt in einer gesetzlichen/staatlichen Suchtklinik, die von der deutschen Rentenversicherung getragen wird und der ein Krankhausaufenthalt vorgelagert ist, können Sie sich auch in einer Privatklinik behandeln lassen. Hier sind die Therapien in der Regel individueller, komfortabler und kürzer. Ebenso wird die Entgiftungsbehandlung direkt mit der Entwöhnungstherapie verknüpft. Durch eine Einzeltherapie kann viel individueller auf die jeweilige Problematik eingegangen werden. Eine Behandlung in einer solchen Klinik ist jedoch meistens nur möglich für Privatversicherte und Selbstzahler. Haben Sie die Möglichkeit sich für diesen Weg zu entscheiden, stellt sich auch hier die Frage einer passenden Klinik.

  • Lesezeit: 7 Minuten

Welche private Entzugsklinik ist die richtige?

Anders als bei staatlichen Kliniken fehlt bei Privatkliniken die Qualitätskontrolle durch externe Kostenträger bzw. die Deutsche Rentenversicherung, so dass zwischen den einzelnen Kliniken zum Teil große fachliche Unterschiede bestehen können. Es ist daher wichtig, die Entscheidung für die richtige Klinik nicht allein aufgrund schöner Bilder im Internet zu treffen. Vielmehr ist es wichtig, dass die Entzugsklinik bestimmte Kriterien erfüllt, um den Therapieerfolg zu sichern und das Rückfallrisiko so gering wie möglich zu halten. Eine erste Orientierungshilfe zur Klinikwahl erhalten Sie durch die nachfolgenden Qualitätsmerkmale im Rahmen einer Checkliste, wobei die endgültige Entscheidung natürlich immer bei Ihnen liegt.

  •  Entgiftungsbehandlung
    • Sofern eine Entgiftungsbehandlung angeboten wird, sollten mindestens ein Arzt und der Pflegedienst rund um die Uhr verfügbar sein. Darüber hinaus sollte die Klinik eine spezielle Zulassung zur Durchführung von körperlichen Entgiftungen besitzen. Bestenfalls sind Sofortaufnahmen im intoxikierten Zustand möglich. Schließlich spricht auch dies für eine ärztliche Anwesenheit rund um die Uhr. Auch die suchtmedizinische Erfahrung der behandelnden Ärzte und Therapeuten spielt eine große Rolle für die Patientensicherheit. Dies gilt besonders für die Durchführung von Medikamenten- und Drogenentzügen.
    • Für die meisten Betroffenen ist eine Entziehungskur mit vielen individuellen Ängsten verbunden, die unter Umständen einen Entzug komplett verhindern können. Hier kann eine private Entzugsklinik mit umfassender Beratung viel zur Angstbewältigung beitragen. Suchen Sie daher bereits im Vorfeld das persönliche Gespräch mit der Wunschklinik und thematisieren Ihre Ängste. Eine Klinik, der das Wohl ihrer Patienten am Herzen liegt, wird einem Vorab-Gespräch auf jeden Fall zustimmen.
  •  Spezialisierung auf Suchterkrankungen
    • Viele private Kliniken besitzen ein breites Behandlungsspektrum und konzentrieren sich neben der Suchttherapie auch auf völlig andere Fachgebiete. In der Regel ist dies die Behandlung rein psychiatrischer oder psychosomatischer Störungen;  auch somatische Krankheitsbilder –  beispielsweise orthopädische Erkrankungen – sind möglich. Eine alleinige Spezialisierung auf Suchterkrankungen spricht für fachliche Kompetenz und ein fokussiertes Setting, d. h. spezielle Einzel- und Gruppentherapien und Sucht-spezifische Zusatzangebote. Dabei ist die Behandlung von Alkoholsucht, Medikamentenabhängigkeit oder Drogensucht in den Grundprinzipien gleich. Neben der besseren Behandlungsqualität ist es auch für die Patienten deutlich angenehmer, wenn ausschließlich Menschen mit Suchterkrankungen behandelt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, die Abhängigkeit zu verleugnen und den Teufelskreis aus Verdrängung und Beschönigung auch in der privaten Suchtklinik weiterzuführen.
  • Alkoholklinik
    • Eine ausschließliche Fokussierung auf die Alkoholkrankheit muss allerdings nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal sein. Zum einen liegt allen Suchterkrankungen eine Abhängigkeit von einem Suchtmittel zugrunde, zum anderen gilt es als erwiesen, dass viele Alkoholabhängige auch andere Suchtmittel konsumieren (z.B. Alkohol in Verbindung mit Kokain bzw. Benzodiazepinen). Häufig kommt es daher selbst nach einem erfolgreichen Entzug zu einer Suchtmittelverlagerung. Zudem kann es hilfreich sein, auch das Abhängigkeitspotential anderer Suchterkrankungen zu sehen. Alles andere wäre einseitig und nicht lebensnah. Im Gegenteil stellt eine Spezialisierung auf alle Suchterkrankungen eine hohe Kompetenz im Rahmen der behandelten Erkrankungen dar.
  •  Zertifizierungen & Kundenbewertungen
    • Während die Behandlungen in staatlichen Kliniken überwiegend über dasselbe fachliche Niveau verfügen und jährlich von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) überprüft werden, wird die Qualität der meisten privaten Entzugskliniken nicht durch ein externes Audit validiert. Die Entscheidung über das medizinische Angebot und den Behandlungsverlauf obliegt üblicherweise der Klinikleitung. Ebenso existiert kein Bewertungsportal, das sich ausschließlich auf Privatkliniken fokussiert und den Betroffenen einen ersten Überblick vermittelt. Portale wie „Klinikbewertungen.de“ bzw. „Jameda“ geben nur eine unzureichende Zusammenfassung.
    • Um eine qualitative Therapie sicherzustellen, empfiehlt sich daher eine gründliche Recherche im Hinblick auf mögliche Qualitätsnachweise. Neben einer DIN EN ISO Zertifizierung (mindestens aus 2015) sollte idealerweise auch eine Zertifizierung durch einen Fachverband vorliegen, beispielsweise durch den Fachverbund Sucht. Auch Kundenbewertungen und Erfahrungsberichte sagen viel über das fachliche Niveau und die Betreuungsqualität einer privaten Entzugsklinik aus. Eine Übersicht über die Kundenzufriedenheit erhalten Patienten auf der Website der jeweiligen Privatklinik und auf entsprechenden Bewertungsportalen wie „Klinikbewertungen.de“. Geben Sie bitte hier die Suchbegriffe „Suchtklinik“ oder „Entzugsklinik“ oder noch konkreter „Klinik für Alkoholentzug“ ein. Als Ergebnis erhalten Sie eine umfangreiche Trefferliste, die allerdings auch öffentliche und nicht ausschließlich auf Sucht spezialisierte Kliniken enthält. Deutlich einfacher und schneller ist es, wenn Sie bei Google nach „Private Suchtklinik“ oder „Private Entzugsklinik“ recherchieren und bei „Klinikbewertungen.de“ direkt nach den gefundenen Kliniken suchen.
  • Therapiekonzept
    • Die Behandlungsmöglichkeiten der Suchtmedizin sind medizinisch anerkannt und basieren im Wesentlichen auf dem körperlichen Entzug, der psychischen Entwöhnung in Verbindung mit einer Psychotherapie und einer ambulanten Suchtnachsorge. Dieser Grundkonzept wird im Normalfall in allen privaten Entzugskliniken angewendet, so dass private Suchtkliniken, die sich auf besondere einzelne Maßnahmen stützen, nicht zwangsläufig erfolgreicher als andere Einrichtungen sind. Viel wichtiger ist es, dass Kliniken schon länger erfolgreich arbeiten. So können Sie sich relativ sicher sein, dass Sie erprobte medizinische Qualität erhalten. Sie sollten sich also genau über das medizinische Konzept erkundigen. Relevante Fragen sind beispielsweise:
      • Wie lange hat sich das Konzept bereits bewährt?
      • Wieviel Einzel- und Gruppentherapien bzw. zusätzliche Therapien werden angeboten?
      • Handelt es sich um einen sanften Entzug ggf. mit lindernden Medikamenten bzw. lindernder Methodik?
      • Werden gemeinsam mit der Sucht auftretende psychische Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) adäquat mitbehandelt?
      • Werden Angehörige aktiv in die Therapie einbezogen?
      • Wird eine ambulante Nachsorge direkt im Anschluss an die Behandlung organisiert?
  •  Offene oder geschlossene Gruppen
    • Die Gruppentherapie unter therapeutischer Leitung ist ein wichtiger Bestandteil der Suchttherapie. Schließlich erfahren die Teilnehmer im geschützten Rahmen der Gruppe, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind, können sich mit anderen Betroffenen austauschen und Dinge aussprechen, die sie bisher geheim gehalten haben. Insgesamt entsteht ein starkes Wir-Gefühl, das die Eigenverantwortung und Durchhaltekraft stärkt. Möglich sind offene oder geschlossene Gruppen mit variabler Gruppengröße, die allerdings eine Größe von 15 Personen nicht überschreiten sollten. Ideal sind 8 bis 12 Teilnehmer. Welche Form der Gruppentherapie angewendet wird, ist nicht entscheidend. Beide Formen bieten Vor- und Nachteile und ermöglichen ein effizientes Arbeiten, wenn eine fachliche erfahrene Gruppenleitung vorhanden ist.
  •  Zeitraum
    • Die Behandlung einer Abhängigkeitserkrankung in einer privaten Reha-Klinik dauert bei einer Alkoholsucht mindestens ca. drei bis vier Wochen und kann bei einer Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit auch eine längere Zeitspanne in Anspruch nehmen. Die Behandlungsdauer ist zwischen den Privatkliniken zwar unterschiedlich, aber durch eine intensive Therapie deutlich kürzer wie eine Langzeittherapie in öffentlichen Einrichtungen. Grundsätzlich gilt jedoch, dass eine längere Behandlungsdauer deutlich vorteilhaft für den Therapieerfolg ist. Neben der Dauer ist auch die Ausgestaltung der Therapie im Einzelnen für das Behandlungsergebnis wichtig.
  •  Personalbesetzung / Bettenzahl
    • Um die vorgesehenen Einzeltherapien für alle Patienten durchführen zu können, sollte die private Entzugsklinik über ausreichendes psychotherapeutisches bzw. psychologisches Personal verfügen. Idealerweise sollte jedem Betroffenen für die gesamte Aufenthaltsdauer ein bestimmter Bezugstherapeut zugewiesen werden und genügend qualifizierte Ärzte für einen Schichtdienst vorhanden sein. Nicht immer kann man dies jedoch auf den ersten Blick erkennen. Daher sollten Sie hinsichtlich der Personalausstattung auch auf die Bettenzahl achten, denn eine ausreichende Personalausstattung kann meist nur von einer privaten Suchtklinik mit einer gewissen Bettenzahl und den damit zusammenhängenden finanziellen Mitteln gewährleistet werden.
  •  Ambiente & Klinikausstattung
    • Das Ambiente, die Ausstattung, die Freizeitmöglichkeiten und die Atmosphäre der Klinik spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg in ein neues Leben. Schließlich können sich Patienten ihrer Therapie erst dann richtig öffnen, wenn das Umfeld Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Dazu zählen helle und komfortabel ausgestattete Therapieräume, moderne medizinische Gerätschaften, behagliche Zimmer und gemütliche Aufenthalts- und Freizeitbereiche mit Grünpflanzen und Sitzgruppen. Um ein Bild über die Ausstattung, die Umgebung und die Freundlichkeit ihrer Mitarbeiter zu vermitteln, bieten die meisten Privatkliniken mittlerweile Besichtigungstermine an. Weitere Informationen liefern Bildergalerien auf der Klinik-Website.
  •  Kosten
    • Die Entziehung in einer Privatklinik richtet sich an Selbstzahler oder Privatpatienten und kostet in der Regel zwischen 500 bis 600 Euro pro Tag. Die Kosten können bei der privaten Krankenkasse eingereicht werden; meist werden allerdings nur die Kosten für die Entgiftung oder ggf. die Behandlung einer Grunderkrankung übernommen. Der entsprechende Antrag wird von der Entzugsklinik gestellt. Auch bestimmte gesetzliche Krankenkassen wie die TK und einige BKKs übernehmen auf freiwilliger Basis bereits die Aufwände für einige Privatkliniken.

Privatklinik Sucht: Das Wichtigste auf den Punkt gebracht

  • Der erste Schritt zur Wahl einer passenden privaten Einrichtung ist eine umfassende Klinik-Recherche im Internet anhand der oben genannten Kriterien.
  • Dabei sollten Sie sich bitte nicht allein auf Bewertungsportale wie „Klinikbewertungen.de“ bzw. Jameda“ verlassen. Die genannten vorhandenen Portale geben leider nur einen unzureichenden Überblick.
  • Ein wichtiges Kriterium ist eine Zertifizierung! Schließlich bürgt nur diese für einen gewissen Qualitätsstandard.
  • Erstellen Sie sich eine Pro- und Kontra- oder eine Checkliste und vergleichen die in Frage kommenden Kliniken bezüglich der hier genannten Auswahlkriterien.
  • Wenn möglich, nehmen Sie sich bitte auch die Zeit für Klinikbesichtigungen! Im Endeffekt kann die Wahl der Suchtklinik über den Erfolg oder Misserfolg Ihres Entzugs entscheiden. Seriöse Kliniken bieten im Vornhinein eine Klinikbesichtigung und die Möglichkeit zum persönlichen Kennenlernen an.
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