Alkoholsucht

Alkoholsucht-Ursachen

Alkoholsucht Ursachen – in Kürze

  • Alkoholsucht-Ursachen sind individuell – häufig sind mehrere Einflussfaktoren miteinander verwoben.
  • Begünstigend sind genetische Faktoren, bestimmte Einflüsse aus dem sozialen Umfeld, körperliche und psychische Vorerkrankungen, Persönlichkeitszüge und die Verfügbarkeit von Alkohol.
  • Alkoholismus-Ursachen unterscheiden sich zwischen Frauen, Männern und Jugendliche
  • Die Ursachen einer Alkoholabhängigkeit zu kennen, kann den Erfolg einer Therapie beeinflussen.

Was sind typische Auslöser von Alkoholsucht?

Ein belastendes Trauma aus der Kindheit, eine körperliche Erkrankung mit starken Schmerzen, Langeweile oder Schlafstörungen – die Ursachen für eine Alkoholsucht können sehr vielseitig sein. Meist sind verschiedene Faktoren miteinander verbunden, man spricht daher von einer multifaktoriellen Krankheitsentstehung: Genetische, neurobiologische, psychosoziale und soziokulturelle Faktoren spielen eine entscheidende Rolle1.

Gibt es eine Veranlagung für Alkoholismus?

Eine genetische Disposition muss nicht zwangsläufig zu einer Alkoholkrankheit führen. Es zeigt sich allerdings, dass Betroffene mit einer bestimmten erblich bedingten Veranlagung statistisch häufiger alkoholsüchtig werden als Menschen, bei denen diese Erbanlage nicht vorliegt2.

Eine weitere Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, Alkohol zu vertragen und Alkohol abzubauen. Schließlich werden Menschen, die sich bereits bei kleinsten Trinkmengen betrunken und unwohl fühlen, frühzeitiger auf alkoholfreie Getränke umsteigen als Konsumenten, die größere Mengen vertragen und keine oder kaum Nebenwirkungen verspüren.

Auch die Art und Weise, wie Alkohol die Stimmung beeinflusst und für scheinbar gute Laune sorgt, kann mit dem Erbgut weitergegeben werden und eine Ursache sein, weshalb die Kinder von Alkoholikern stärker Gefahr laufen eine Alkoholkrankheit zu entwickeln.

Sind bestimmte Personen besonders anfällig für die Entwicklung einer Alkoholsucht?

Wie kommt es zur Alkoholsucht? Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst festgehalten werden: Eine sogenannte Suchtpersönlichkeit gibt es nicht. Demnach gibt es auch keine Konstellation aus Faktoren, die mit garantierter Sicherheit in eine Alkoholsucht oder zu einem erhöhten Alkoholkonsum führt.

  • Wer trinkt besonders viel Alkohol?
    • Viele Menschen trinken regelmäßig große Mengen Alkohol und entwickeln niemals einen Alkoholismus. Andere pflegen hingegen einen moderaten Alkoholkonsum und kommen trotzdem nicht von der rauscherzeugenden Substanz los. Betroffene lassen sich in allen Alters- und Bildungsschichten finden. Menschen beider Geschlechter können Alkoholiker werden, genauso wie arme und reiche Personen. Nichtsdestotrotz gibt es eine Reihe von Einflussfaktoren, die nachweislich verstärkt in einen Alkoholismus münden können.
  • Was sind Ursachen für Alkoholismus bei Jugendlichen?
    • Die meisten Jugendlichen sind im Schnitt jünger als 14 Jahre, wenn sie zum ersten Mal Alkohol trinken. Das kann für die körperliche und psychische Entwicklung weitreichende Folgen haben. Typische Ursachen auf entwicklungspsychologischer Ebene sind Gruppendruck, das Austesten von Grenzen, aber auch Identitätssuche und das Loslösen von der Familie3. Gefördert wird der Konsum bei den Betroffenen durch eine hohe Verfügbarkeit und günstige Preise von Alkohol.
  • Was sind typische Ursachen für Alkoholismus bei Frauen?
    • Zu den wichtigsten Alkoholsucht-Ursachen bei Frauen gehört der hohe Leistungsdruck aufgrund eines veränderten Rollenbildes. Frauen müssen den Spagat zwischen Haushalt und Mutterschaft meistern, gleichzeitig wollen und sollen sie beruflich erfolgreich, unabhängig und selbstsicher im Umgang mit ihren Leistungen sein. Für viele von ihnen ist dies zu viel: Insbesondere in der Gruppe der Frauen ab 45 mit hohem Bildungsgrad ist die Zahl der Betroffenen mit einem gefährlich hohen Alkoholkonsum auffallend hoch4.
  • Was sind Alkoholismus-Ursachen bei Männern?
    • Männer sind im Allgemeinen anfälliger für einen schädlichen Alkoholkonsum, was durchaus ein Resultat gesellschaftlich verankerter Rollenbilder ist5. Für manche Männer gehört es zum Mannsein noch immer dazu, viel Alkohol zu vertragen. Darüber hinaus trinken Männer oft Alkohol, um Stress abzubauen, sich für erreichte Leistungen zu belohnen oder auch aus Frustration oder Einsamkeit.
  • Sind Menschen mit bestimmten körperlichen und psychischen Erkrankungen besonders gefährdet?
    • Alkoholmissbrauch kann auch die Folge einer anderen Erkrankung sein. In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Komorbidität. Es gibt viele Krankheiten, die zu einer Ursache für eine Alkoholabhängigkeit werden können. Meist handelt es sich hierbei um Erkrankungen, die einen besonders großen Leidensdruck im Betroffenen hervorrufen. Alkohol zu trinken, soll in diesem Fall wie eine „Therapie“ wirken, weil das Rauschmittel Symptome wie Schmerzen lindert, Ängste unterdrückt und Entspannung fördert. Besonders häufig vorkommende Komorbiditäten sind beispielsweise Alkoholabhängigkeit und Depressionen, Angststörungen sowie Persönlichkeitsstörungen6.

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Kann man sich vor Alkoholismus schützen, wenn man die Ursachen kennt?

Viele Einflussfaktoren bestimmen, ob jemand rein zum Genuss Alkohol trinkt, Alkoholmissbrauch betreibt oder gar eine Alkoholabhängigkeit entwickelt. Das soziale Umfeld, die eigene Psyche, die individuellen Lebensumstände und auch die genetische Veranlagung sind mitentscheidend.

  • Aufklärung über Ursachen und Folgen von Alkoholkonsum genügt alleine nicht
    • Über Alkoholsucht-Ursachen Bescheid zu wissen, kann Betroffenen dabei helfen, den eigenen Alkoholkonsum kritisch im Blick zu haben, einen zuverlässigen Schutz gegenüber dem Alkoholismus bietet dies aber nicht. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass viele Menschen mit hohem Bildungsgrad regelmäßig zu viel Alkohol trinken und einen riskanten Alkoholkonsum pflegen. Sie dürften über die gefährlichen psychischen und physischen Folgen des Alkoholmissbrauchs hinreichend aufgeklärt sein, dennoch greifen sie regelmäßig zur Flasche.
  • Problem: Alkohol ist ein legales, leicht verfügbares Rauschmittel
    • Das Problem: Alkohol zu trinken ist in unserer Gesellschaft akzeptiert, gehört vielfach sogar zum guten Ton. Die Hürden bei der Beschaffung sind minimal, denn alkoholische Getränke sind praktisch rund um die Uhr für wenig Geld verfügbar. Das steht im Widerspruch zur schädlichen Wirkung, die Alkoholkonsum haben kann. Damit Aufklärungsarbeit, wie sie zum Beispiel die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) leistet, besser wirken und schädlichen Alkoholkonsum verhindern kann, müsste eine Beschränkung der Verfügbarkeit oder eine Erhöhung der Preise erfolgen7.
Angehörige von Suchtkranken: Selbsthilfegruppe
Angehörige von Suchtkranken: Selbsthilfegruppe

Wo findet man Hilfe, wenn man feststellt, dass man ein Alkoholproblem hat?

Wer bemerkt, dass der eigene Alkoholkonsum aus dem Ruder gelaufen ist, sollte am besten sofort mit dem Trinken aufhören – unabhängig davon, was die Ursachen für den Alkoholismus sind. Hierfür empfiehlt sich jedoch kein kalter Entzug, da dieser, vor allem bei schweren Alkoholikern, zu lebensgefährlichen Symptomen führen kann.

Stattdessen sollten Betroffene sich einem Arzt, einer Suchtberatungsstelle oder einer Selbsthilfegruppe anvertrauen. Hier bekommen sie alle erforderlichen Informationen, um in eine medizinisch-therapeutisch begleitete Behandlung zu starten. Alternativ können Alkoholiker direkt den Kontakt zu einer Entzugsklinik suchen. So verkürzt sich unter Umständen sogar die Wartezeit auf eine Behandlung. Private Kliniken beispielsweise haben häufig sofort verfügbare Plätze für eine Therapie frei.

Quellenliste

1 Laux, Gerd et al. „Alkoholabhängigkeit“, In: Laux, Gerd et al.: 2011, „Memorix: Memorix Psychiatrie und Psychotherapie“, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, DOI: 10.1055/b-0034-40074, S. 15, https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-40074# (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

2 Kiefer, Falk et al. „Genetik der Alkoholabhängigkeit“, In: Singer, Manfred V. et al.: 2011 „Alkohol und Tabak“, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, DOI: 10.1055/b-0034-40723, S. 188 ff., https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-40723 (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

3 DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Alkohol und Jugendliche“, Factsheet, S. 10f., https://www.aktionswoche-alkohol.de/fileadmin/user_upload/factsheets/2016-12-14-Factsheet_Alkohol_und_Jugendliche.pdf (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

Lange, Cornelia; Manz, Kristin; Kuntz Benjamin „Alkoholkonsum bei Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen“, Journal of Health Monitoring · 2017 2(2) DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-031, Robert Koch-­Institut, Berlin, S. 68 ff., https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/2646/24yDFuActP4U.pdf?sequence=1&isAllowed=y (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

5 aerzteblatt.de „Männer anfälliger für Alkoholsucht als Frauen“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52427/Maenner-anfaelliger-fuer-Alkoholsucht-als-Frauen (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

6 Diehl, Alexander et al. „Psychiatrische Komorbidität bei Alkohol- und Tabakabhängigkeit“, In: Singer, Manfred V. et al.: 2011, „Alkohol und Tabak“, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, DOI: 10.1055/b-0034-40725, S. 205 ff., https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-40725# (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

7 Schwarz, Tobias et al. „Die bundesweiten Maßnahmen zur Alkoholprävention der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, In: Bundesgesundheitsbl 64, 671–678 (2021). https://doi.org/10.1007/s00103-021-03333-whttps://link.springer.com/article/10.1007/s00103-021-03333-w (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

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