Alkoholsucht

Täglicher Alkoholkonsum Folgen

Täglich Alkohol – Auswirkungen in Kürze

  • Die Gefahren täglichen Alkoholkonsums werden unterschätzt.
  • Es drohen langfristig Schäden an Organen, Nerven, Gehirn und Psyche.
  • Auch das Risiko für eine Abhängigkeit
  • Sogar kleinere Alkoholmengen können riskant sein, wenn sie täglich konsumiert werden.
  • Bei Schwierigkeiten bei der Reduzierung der Trinkmenge sollte man sich Hilfe holen.

Täglicher Alkoholkonsum – das unterschätzte Risiko

Vom Feierabendbier auf dem Sofa bis zum gemütlichen Glas Rotwein beim Kochen – nicht nur zu festlichen Anlässen, sondern auch im Alltag genießen viele Menschen nahezu täglich Alkohol. Schließlich hebt dieser die Stimmung, fördert die Entspannung und schmeckt dazu noch gut. Zudem heißt es allgemeinhin, dass etwa ein Glas Wein am Tag die Herzgesundheit stärkt. Doch stimmt das überhaupt? Wie sieht es beim täglichen Alkoholkonsum mit den Folgen aus?

Alkohol trinken mit Depression: Frau steht vor geöffnetem Wein
Alkohol trinken mit Depression: Frau steht vor geöffnetem Wein

Wie viel Alkohol ist schädlich?

Alkohol ist eine toxische Substanz, die sowohl den menschlichen Körper als auch die Psyche langfristig schädigen kann. Ab wann der Konsum zu gesundheitlichen Beschwerden führt, unterscheidet sich von Person zu Person und hängt natürlich auch mit der Trinkmenge und -häufigkeit zusammen. Grundsätzlich empfiehlt die WHO mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche einzuhalten.

  • Gesunde Frauen sollten nicht mehr als 12 Gramm Alkohol täglich trinken. Das entspricht etwa einem Viertelliter Bier bzw. einem Achtelliter Wein.
  • Bei gesunden Männern liegt die Grenze bei 24 Gramm Alkohol pro Tag, also der doppelten Menge.1

Wer mit seinem Alkoholkonsum oberhalb dieser Empfehlung liegt, pflegt einen riskanten Konsum. Ein Alkoholmissbrauch kann langfristig zu gesundheitlichen Schäden führen. Laut Bundesgesundheitsministerium setzen sich fast 8 Millionen Deutsche zwischen 18 und 64 Jahren dieser Gefahr aus2.

Mann mit Glas hinterfragt Alkoholkonsum
Mann mit Glas hinterfragt Alkoholkonsum

Was sind die Folgen von täglichem Alkoholkonsum?

Tägliches Trinken ist für viele Menschen eine Gewohnheit, über die sie sich nur selten Gedanken machen. Das liegt unter anderem daran, dass Alkohol hierzulande gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert ist und zu etlichen Gelegenheiten quasi dazugehört. Das führt dazu, dass sich die wenigsten damit auseinandersetzen, was täglicher Alkoholkonsum für Auswirkungen hat. Einige dieser Folgen werden nachfolgend erläutert.

  • Täglicher Alkoholkonsum verschlechtert die Schlafqualität
    • Unter täglichem Alkoholkonsum leidet die Schlafqualität – dies mag zunächst paradox klingen. Schließlich dient Alkohol vielen als Entspannungs- und Einschlafhilfe. Fakt ist jedoch: Wer Alkohol täglich trinkt, muss als Folge langfristig mit einer Abnahme der Schlafqualität rechnen. So zeigen Studien, dass sich nach der Einnahme von Alkohol zwar die Einschlafzeit verkürzt. Demgegenüber treten in der zweiten Schlafhälfte allerdings vermehrt Schlafstörungen auf3. Das Ergebnis: Wer am Abend Alkohol trinkt, wacht spätestens in der zweiten Nachthälfte häufiger auf oder schläft unruhiger. Das kann langfristig das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes oder Depressionen erhöhen4.
  • Tägliches Trinken von Alkohol schädigt die Organe
    • Wer täglich Wein oder Bier trinkt, nimmt pro Monat oder Jahr große Mengen reinen Alkohols zu sich. Der wird überwiegend in der Leber abgebaut. Der Alkoholabbau ist ein mehrschrittiger Prozess, der zu Lasten des Organs geht. Auf Dauer entsteht so erst eine Fettleber, die zu einer chronisch entzündenden Leber (alkoholische Hepatitis) und später zu einer Leberzirrhose mit möglicherweise tödlichen Komplikationen führen kann. Auch die Bauchspeicheldrüse kann durch die regelmäßig zugeführten Mengen an Alkohol Schaden nehmen – besonders groß ist das Risiko für Menschen, die gleichzeitig trinken und rauchen5. Chronische Entzündungen können außerdem als Folgen täglichen Alkoholkonsums in Lunge und Niere auftreten.
  • Täglicher Konsum von Alkohol fördert Nervenschäden
    • Da Alkohol eine zellschädigende Wirkung aufweist, werden insbesondere bei hohem Konsum früher oder später auch die Nervenzellen beeinträchtigt. Dadurch kann eine alkoholische Polyneuropathie entstehen. Hierbei kommt es zu Nervenschäden im peripheren Nervensystem, also beispielsweise in den Händen oder Füßen. Ab welcher Dosis Bier und Wein man mit dieser Erkrankung rechnen muss, lässt sich nicht eindeutig festmachen. Doch je häufiger der Konsum stattfindet und je größer die Mengen sind, die getrunken werden, umso mehr steigt das Risiko für die Nervenkrankheit.
  • Täglicher Alkoholkonsum erhöht das Krebsrisiko
    • Eine Studie aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Ergebnis, dass allein im Jahr 2020 rund 22.000 Krebsneuerkrankungen durch Alkoholkonsum entstanden sind6. Dabei kommt es vor allem auf die Menge an: Je mehr Bier, Wein oder Schnaps regelmäßig getrunken wird, umso höher ist das Risiko. Hier heißt es, auf die Woche hochzurechnen: Wer pro Tag „nur“ drei Flaschen Bier trinkt, hat am Ende der Woche auch eine ganze Kiste ausgetrunken. Häufig durch Alkoholkonsum ausgelöste Krebsarten:
      • Krebs in Mundhöhle, Rachen und am Kehlkopf
      • Speiseröhrenkrebs
      • Leberkrebs
      • Brustkrebs
      • Darmkrebs
  • Täglicher Alkoholkonsum schadet dem Gehirn
    • Je mehr wir trinken, umso mehr schädigen wir unseren Körper. Das betrifft auch dessen Schaltzentrale, das Gehirn. Fakt ist, dass hier schon geringe Mengen Alkohol langfristig tiefgreifende Veränderungen hervorrufen können. So geht bereits moderater Alkoholkonsum mit einem erhöhten Risiko für einen schrumpfenden Hippocampus einher7. Je mehr Bier oder Wein man pro Tag trinkt, umso schneller schreitet die Abnahme des Hirnvolumens voran8.
  • Täglicher Alkoholkonsum erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen
    • Der tägliche Alkoholkonsum hat nicht nur rein körperliche Auswirkungen, sondern kann langfristig überdies psychische Erkrankungen auslösen. Das liegt vor allem daran, dass Alkohol als psychoaktive Substanz einen starken Einfluss auf die Hirnchemie hat. Diese wird durch die Wirkung von Bier, Wein und Co. verändert, wodurch das Risiko entsteht, etwa an Depressionen, Angststörungen oder gar Psychosen zu erkranken.
    • Täglicher Alkoholkonsum fördert die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit
      • Wer täglich Bier oder andere alkoholische Getränke zu sich nimmt, riskiert, auf lange Sicht eine Alkoholabhängigkeit auszubilden. Hierbei handelt es sich um eine schwerwiegende Erkrankung mit weitreichenden Konsequenzen für Körper, Psyche und das Sozialleben. Besonders tückisch: Regelmäßiger Konsum muss nicht unbedingt in großen Mengen stattfinden, um eine Sucht auszulösen. Auch kleine Mengen Alkohol können die Entstehung einer Abhängigkeit begünstigen.
    • Körper und Psyche gewöhnen sich an den Konsum
      • Bei regelmäßigem Alkoholkonsum stellt sich in den meisten Fällen früher oder später eine Gewohnheit ein. Der ersten Flasche Bier folgt dann zunehmend öfter eine zweite oder dritte und ehe man sich versieht, werden immer häufiger große Mengen Alkohol getrunken. Das hat unter anderem damit zu tun, dass der Körper sich an die Alkoholwirkung gewöhnt. Dann genügt die einstige Alkoholmenge nicht mehr. Stattdessen muss mehr und mehr Alkohol getrunken werden, um dieselbe Wirkung zu verspüren. Man spricht in diesem Fall auch von einer Toleranzentwicklung – häufig eines der ersten Anzeichen für eine Alkoholsucht.

Viele gängige Mythen rund um täglichen Alkoholkonsum sind widerlegt

Noch immer ranken sich um das Thema Alkohol zahlreiche Mythen, mit denen auch immer wieder von positiven Folgen täglichen Alkoholkonsums berichtet wird. Hierzu gehört beispielsweise die sich hartnäckig haltende Behauptung, dass ein Glas Wein pro Tag gesund für das Herz-Kreislauf-System wäre. Fakt ist, dass die Behauptung bereits seit Langem widerlegt ist und unter anderem auf mangelhaft durchgeführten Studien beruht9.

Bei täglichem Alkoholkonsum Hilfe suchen

Wer jeden Tag Alkohol trinkt, sollte seinen Konsum überdenken. Denn grundsätzlich ist jede Form des Alkoholgenusses potenziell schädlich. Besteht die Befürchtung, dass sich bereits eine Abhängigkeit ausgebildet hat, oder gelingt es nicht, den Konsum zu reduzieren, ist es ratsam, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der eigene Hausarzt, Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen bei Sucht und öffentliche sowie private Entzugskliniken empfehlen sich hierfür als Anlaufstelle.

 

Quellenliste

1 Seitz, Helmut et al. „Empfehlungen des wissenschaftlichen Kuratoriums der DHS zu Grenzwerten für den Konsum alkoholischer Getränke“, DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), Hamm, 2010, https://media.frag-den-staat.de/files/foi/111072/Grenzwerte_Alkoholkonsum_Jul10.pdf (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

2 Bundesministerium für Gesundheit „Alkohol“, 11.08.2022,https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

3 Ebrahim, Irshaad et al. „Alcohol and Sleep I: Effects on Normal Sleep”, In: Alcoholism: Clinical and Experimental Research, Volume 37, Issue 4, pages 539`–549, April 2013DOI: 10.1111/acer.12006, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/acer.12006 (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

4 Neurologen und Psychiater im Netz “Alkohol fördert Durchschlafstörungen“, https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/alkohol-foerdert-durchschlafstoerungen/ (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

5 Lorenz, Judith „Tabak und Alkohol – Gift für die Bauchspeicheldrüse“, Medical Tribune, 08.02.2022, https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/gift-fuer-die-bauchspeicheldruese (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

6 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) „Alkohol steigert das Krebsrisiko“, 11.07.2022,https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/alkohol.php (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

7 aerzteblatt.de „Schon moderater Alkoholkonsum schädigt das Gehirn“, 08.06.2017, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/76197/Schon-moderater-Alkoholkonsum-schaedigt-das-Gehirn (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

8 Schubert, Frank „Schon mäßiger Alkoholkonsum geht mit Hirnschwund einher“, spektrum.de, 04.03.2022, https://www.spektrum.de/news/schon-maessiger-alkoholkonsum-geht-mit-hirnschwund-einher/1995004 (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)

9 Alkohol? Kenn dein Limit. „Ist Rotwein gesund? Ein Alkoholmythos auf dem Prüfstand“, 23.09.2021, https://www.kenn-dein-limit.de/fakten-ueber-alkohol/ist-rotwein-gesund/ (Datum des Zugriffs: 21.02.2023)