Alkoholsucht

Alkoholproblem

Das Wichtigste in Kürze:

  • Unter einem „Alkoholproblem“ versteht man einen problematischen oder riskanten Alkoholkonsum
  • Dieser kann früher oder später in eine Abhängigkeit führen
  • Zudem verursacht der hohe Konsum viele psychische und physische Schäden
  • Auch soziale Konsequenzen wie Isolation, Jobverlust und sozialer Abstieg drohen
  • Alkoholprobleme sollten professionell behandelt werden – ambulante und stationäre Therapien sind denkbar
  • Lesezeit: 8 Minuten

Was ist ein Alkoholproblem?

„Alkoholproblem“ ist ein umgangssprachlicher Begriff, um zu bezeichnen, dass jemand einen problematischen Umgang mit Alkohol pflegt. Dabei muss nicht zwangsläufig eine Alkoholabhängigkeit vorliegen – auch Binge-Drinking oder ein kontinuierlich hoher Alkoholkonsum ohne Suchtcharakteristika können für die Betroffenen negative Konsequenzen haben und entsprechend problematisch werden. Mitunter ist deshalb eine Therapie empfehlenswert.

Ist Alkoholproblem und Alkoholismus das gleiche?

Alkoholproblem und Alkoholismus sind nicht identisch: Während jeder Alkoholismus immer ein Alkoholproblem impliziert, muss nicht jedes Alkoholproblem gleich eine Abhängigkeitserkrankung bedeuten. Im ICD-10, dem wichtigsten Diagnosemanual, werden im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen, zu denen auch Alkohol gehört, gleich mehrere Störungen vorgestellt1:

  • akute Intoxikation
  • schädlicher Gebrauch
  • Abhängigkeitssyndrom
  • Entzugssyndrom
  • Entzugssyndrom mit Delir
  • Psychotische Störung
  • Amnestisches Syndrom
  • Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung
  • sonstige psychische und Verhaltensstörungen

All diese Störungen kennzeichnen ein Alkoholproblem – die Alkoholabhängigkeit ist dabei nur eine Ausprägung von vielen. Jedoch muss klar hinzugefügt werden, dass vielen Menschen, die regelmäßig große Mengen Alkohol trinken, früher oder später die realistische Gefahr droht, in eine Alkoholsucht zu rutschen. Dieser Prozess entwickelt sich meist schleichend, weshalb Probleme im Umgang mit Alkohol nie auf die leichte Schulter genommen werden sollten.

Alkoholproblem: Frau trinkt Whiskey
Alkoholproblem: Frau trinkt Whiskey

Wie fängt eine Alkoholsucht an?

Die Grenze zwischen genussvollem Trinken und schädlichem Konsum mit Suchtcharakteristik ist oft nicht ganz klar zu erkennen – vor allem für die Betroffenen selbst. Deutschland hat im internationalen Vergleich einen überdurchschnittlich hohen Pro-Kopf-Konsum von Alkohol: Mehr als 10,2 Liter Reinalkohol hat jeder Deutsche im Jahr 2019 getrunken – davon entfallen knapp 100 Liter auf Bier, rund 25 Liter auf Wein und Schaumwein sowie mehr als 5 Liter auf Spirituosen2. Man sieht also: Alkohol zu trinken, gehört in unserer Gesellschaft einfach dazu. Umso schwieriger ist es, zu definieren, ab wann der Alkoholkonsum schädlich wird und mit der Zeit in eine Abhängigkeit führen kann.

Experten geben deshalb eine Trinkempfehlung: Frauen sollten täglich nicht mehr als 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol trinken, während Männer nicht mehr als 20 bis 24 Gramm konsumieren sollten3. Wer diese Grenze dauerhaft überschreitet, muss in Betracht ziehen, mit Alkohol ein Problem zu haben.

Welche Folgen kann ein Alkoholproblem haben?

Ob der Konsum kontinuierlich erhöht ist und im gesundheitsschädlichen Bereich liegt oder bereits eine Alkoholabhängigkeit besteht – Fakt ist, dass Alkohol Körper, Psyche und Sozialleben der Betroffenen negativ beeinflusst. Besonders dramatisch: Die schädlichen Folgen machen sich nicht nur bei jahrelangen Alkoholikern bemerkbar – teilweise führt schon ein moderater oder kurzfristig erhöhter Konsum zu unangenehmen Konsequenzen.

Körperliche Folgen des Alkoholproblems

Die Liste der negativen Folgen, die Alkohol für den menschlichen Körper haben kann, ist sehr lang. Von leichten Schädigungen des Nervensystems und des Gehirns bis hin zu schweren Erkrankungen der Organe ist vieles denkbar. So werden vor allem die Bauchspeicheldrüse, die Leber sowie die Herzgesundheit in Mitleidenschaft gezogen – neben Fettleber und Leberzirrhose kann es auch zu Leberkrebs kommen.

Ganz allgemein gehört Alkohol zu den häufigsten Ursachen für Krebserkrankungen4. So bilden starke Alkoholiker nicht selten Mund-, Rachen-, Speiseröhren- oder Magenkrebs aus. Weitere körperliche Probleme, die der hohe Alkoholkonsum mitbringen kann:

  • Herzmuskelschwäche und Herzrhythmusstörungen
  • sexuelle Dysfunktion
  • Infektanfälligkeit bzw. Störungen des Immunsystems
  • Hauterkrankungen
  • Muskelschäden
  • Störungen im Hormonhaushalt
  • Mangelernährung
Psychische Folgen beim Alkoholproblem: Mann sieht Halluzinationen im Spiegel
Psychische Folgen beim Alkoholproblem: Mann sieht Halluzinationen im Spiegel

Psychische Folgen des Alkoholproblems

Wer regelmäßig größere Mengen Alkohol trinkt, mutet nicht nur dem eigenen Körper, sondern auch der Psyche viel zu. Als psychoaktive Substanz entfaltet Alkohol seine Wirkung im Gehirn: Er beeinflusst das Zusammenspiel aus Rezeptoren und Neurotransmittern und verändert dadurch die Stimmungslage sowie die Reizübertragung zwischen den Schnittstellen. Das hat zum Beispiel eine positive Stimmung zur Folge. Doch diese Wirkung hat ihren Preis: Je höher der Alkoholkonsum und je häufiger getrunken wird, umso gravierender sind die Auswirkungen auf das Gehirn – bis die Hirnchemie irgendwann völlig aus dem Gleichgewicht gerät. Dann können sich unter anderem die folgenden psychischen Konsequenzen ergeben:

  • Stimmungsschwankungen
  • Depression
  • Angst- und Panikstörung
  • Konzentrationsstörungen
  • Halluzinationen und Psychosen
  • Suizidgedanken

Soziale Folgen des Alkoholkonsums

Menschen, die regelmäßig große Mengen Alkohol trinken, schaden damit nicht nur Körper und Psyche – auch auf ihr Sozialleben hat der Alkoholkonsum nicht unerhebliche Auswirkungen. So kommt es bei Alkoholikern häufig zu Schwierigkeiten in Familie, Freundeskreis und beruflichem Umfeld. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass der Konsum von Alkohol einen immer höheren Stellenwert im Leben der Betroffenen einnimmt – irgendwann werden (fast) alle anderen Bereiche dem zwangsläufig untergeordnet.

Häufig führt dieser Weg zunehmend in die soziale Isolation: Betroffene werden von ihren Familien verlassen, verlieren ihren Job, leiden unter finanziellen Problemen und müssen überdies mit der gesellschaftlichen Stigmatisierung kämpfen. Viele Betroffene rutschen irgendwann sogar in die Beschaffungskriminalität sowie das vollständige soziale Aus.

Hier erfahren Sie mehr über

  1. Alkoholismus-Folgen

Wie merkt man, dass man ein Alkoholproblem hat?

Laut Bundesgesundheitsministerium gelten deutschlandweit rund 1,6 Millionen Menschen als alkoholabhängig. 6,7 Millionen Menschen trinken mehr Alkohol, als aus medizinischer Sicht empfehlenswert wäre5. Doch woran erkennt man, dass man selbst mit dem Alkohol ein Problem hat und den eigenen Konsum möglicherweise herunterschrauben sollte? Diese Frage ist nicht immer ganz leicht zu beantworten. Deshalb wurden verschiedene Testverfahren entwickelt, die dabei helfen sollen, einen problematischen Alkoholkonsum bzw. eine Alkoholabhängigkeit zu identifizieren. Ein Beispiel hierfür ist der AUDIT Test6. Unabhängig davon, gibt es körperliche und psychische Anzeichen in Form von Symptomen, die man nicht ignorieren sollte.

Körperliche Symptome eines Alkoholproblems

Es existiert eine ganze Reihe körperlicher Symptome, die Betroffene darauf hinweisen können, dass die Alkoholmenge, die sie regelmäßig trinken, zu groß ist. Dazu gehören neben dem typischen Kater am nächsten Tag vor allem folgende Anzeichen:

  • Herzrasen
  • Beklemmungen
  • Schweißausbrüche
  • Zittern
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schlafstörungen

Bei diesen Beschwerden kann es sich um Begleiterscheinungen des Alkoholkonsums oder um sogenannte Entzugssymptome handeln. Diese treten normalerweise auf, wenn der gewohnte Alkoholkonsum plötzlich ausbleibt. Viele Alkoholiker erleben sie nur in Ausnahmesituationen – etwa, wenn sich ihr gewohntes Trinkritual um eine gewisse Zeit nach hinten verschiebt. Bei einer starken Alkoholabhängigkeit können die Beschwerden aber auch nachts auftreten, wenn der Alkoholkonsum durch die Schlafperiode unterbrochen wird.

Psychische Symptome eines Alkoholproblems

Das charakteristische Symptom eines Alkoholproblems ist das sogenannte Craving, welches auch als Sucht- oder Konsumverlangen bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um den unbedingten Wunsch bzw. das Verlangen, Alkohol zu trinken – unabhängig von den negativen Konsequenzen, die dieses Verhalten für einen selbst oder Angehörige mitbringen kann. Das Suchtverlangen ist auch eines der größten Probleme für Männer und Frauen, die mit dem Trinken aufhören wollen. Sogar Jahre nach einer Therapie kann es noch auftreten und einen Rückfall in die Alkoholsucht provozieren. Umso wichtiger ist es, die Abhängigkeit im Rahmen einer professionellen Behandlung zu lösen.

Kann man ein Alkoholproblem alleine lösen?

Theoretisch ist es möglich, allein und ohne professionelle Unterstützung mit dem Trinken aufzuhören. Wer sein Alkoholproblem lösen möchte, fährt mit dieser Methode aber ein doppeltes Risiko: Zum einen kann der Entzug in Eigenregie (kalter Entzug) äußerst unangenehm und mitunter sogar lebensgefährlich werden. Zum anderen ist der Entzug auf eigene Faust nur in den wenigsten Fällen so nachhaltig und effizient wie eine professionelle Therapie, bei der nicht nur die körperliche Abhängigkeit, sondern auch die psychische Komponente der Sucht behandelt wird.

Wer bietet Hilfe bei Alkoholproblemen?

Alkoholproblem – was tun? Viele Menschen (darunter auch zahlreiche Angehörige), die vermuten, dass ihr Alkoholkonsum aus dem Ruder gelaufen ist, stellen sich diese Frage. Wer einsieht, dass sich ein Alkoholproblem nicht allein lösen lässt, ist bereits auf der richtigen Fährte: Hausärzte und spezialisierte Psychotherapeuten, Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen sind als erste Anlaufstellen gut geeignet. Hier bekommen Betroffene Informationsmaterial sowie Unterstützung für die nächsten Schritte im Kampf gegen die Alkoholsucht. Suchtkranke, die ihren Alkoholismus im Rahmen einer stationären Therapie besonders effektiv angehen wollen, können sich auch direkt bei entsprechenden Fachkliniken melden. Insbesondere bei Privatkliniken wird (bei Verfügbarkeit) umgehend eine Aufnahme ermöglicht.

Quellenliste

1 Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, ICD-10-GM Version 2021, „Kapitel V Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99); Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“, https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2021/block-f10-f19.htm (Datum des Zugriffs: 26.07.2022)

2 DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Alkohol – Zahlen, Daten, Fakten“, https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten (Datum des Zugriffs: 26.07.2022)

3 Bloomfield, Kim et al. „Alkoholkonsum und alkoholbezogene Störungen“, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Robert Koch Institut, Statistisches Bundesamt, Heft 40, 2008, S. 24, https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/alkoholkonsum.pdf?__blob=publicationFile (Datum des Zugriffs: 26.07.2022)  

4 DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Alkohol – Risiken“,https://www.dhs.de/suechte/alkohol/risiken (Datum des Zugriffs: 26.07.2022)

5 Bundesministerium für Gesundheit „Alkohol“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html (Datum des Zugriffs: 26.07.2022)

6 AUDIT Test in verschiedenen Sprachen, https://auditscreen.org (Datum des Zugriffs: 26.07.2022) 

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