Welche Alkoholentzug-Medikamente können bei der Entgiftung eingesetzt werden?
Zur Linderung von Entzugserscheinungen werden Medikamente mit verschiedenen Wirkstoffen eingesetzt. Sie unterscheiden sich in ihrer Wirksamkeit, dem Wirkmechanismus und ihren Nebenwirkungen. Doch allen gemeinsam ist, dass sie ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden dürfen.
Clomethiazol
Beim Alkoholentzug werden häufig Medikamente mit dem Wirkstoff Clomethiazol eingesetzt. Dieser Wirkstoff hat eine beruhigende, krampflösende und sedierende Wirkung. Er hilft bei starken Schlafstörungen und verringert die beim Alkoholentzug häufig auftretenden Phasen innerer Unruhe, Erregungszustände, Psychosen und Delirien. Da Clomethiazol allerdings selbst ein hohes Abhängigkeitsrisiko besitzt und unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen kann, darf der Wirkstoff nur vorübergehend und unter kontrollierten Bedingungen während eines stationären Aufenthaltes in einer Suchtklinik zur Anwendung kommen. Grundsätzlich wird das Mittel nach Bedarf verabreicht und die Dosierung spätestens nach 10 bis 14 Tagen sukzessive verringert. Die Höhe der Dosierung ist individuell verschieden und von der Stärke der Entzugserscheinungen abhängig, was sich über die AES (Alkoholentzugssyndrom-Skala) objektivieren lässt.
Jedoch ist Clomethiazol nicht für alle Patienten geeignet. Wenn Sie zum Beispiel an einer der folgenden Erkrankungen leiden, dürfen Sie Arzneimittel mit Clomethiazol nicht einnehmen:
- kardiopulmonale Erkrankungen (Herz-Lungen-Krankheit)
- Ateminsuffizienz
- obstruktive Atemwegserkrankungen
- schwere Nierenschäden
- schwere Leberschäden
Benzodiazepine
Als Alternative zu Clomethiazol stehen Ihnen für den Alkoholentzug Medikamente mit anderen Wirkstoffen zur Verfügung, zum Beispiel Benzodiazepine wie Diazepam oder Oxazepam. Auch diese besitzen eine beruhigende, krampfhemmende und angstlösende Wirkung und werden weltweit im Alkoholentzug eingesetzt. Allerdings birgt Diazepam wie alle Benzodiazepine ein hohes Suchtpotenzial, so dass die Zufuhr zustandsgerecht und zügig verringert werden muss. Grundsätzlich sollten Benzodiazepine – je nach Ausprägung der Symptome – nicht länger als 5 bis 14 Tage eingenommen werden. Von einer Verlängerung der Einnahme ist aufgrund möglicher Nebenwirkungen abzuraten.
Clonidin
Die Therapie mit dem Wirkstoff Clonidin stellt eine weitere Alternative dar. Dieses Mittel reguliert die vegetativen Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Zittern und Herzrasen, die durch den Wegfall der Alkoholwirkung entstehen. Dabei hat es jedoch quasi keine sedierende Wirkung und bietet keine krampfverhütende Wirkung.
Betablocker
Zur Normalisierung des Herzschlags können zusätzlich sogenannte Betablocker eingesetzt werden. Diese Mittel haben allerdings keine sedierende und auch keine krampfhemmende Wirkung und sind deshalb eher zur Linderung spezifischer Entzugssymptome wie Herzrhythmusstörungen geeignet.
Weitere Mittel zur Unterstützung des Alkoholentzugs
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, zusätzliche Vitamine (vor allem B-Vitamine) und Mineralstoffe (Elektrolyte) einzunehmen. Sie verbessern das allgemeine Wohlbefinden und bringen den oft aus der Balance geratenen Mineralstoffhaushalt des Körpers wieder ins Gleichgewicht. Weiterhin können mögliche Entzugserscheinungen durch sanfte Therapien wie NES oder Akupunktur gelindert werden.