Alkoholsucht

Alkohol und Depression

Alkohol und Depression – das Wichtigste in Kürze

  • Alkohol und Depressionen können sich gegenseitig bedingen.
  • Die Symptome einer Depression und die Symptome nach starkem Alkoholkonsum ähneln sich, z. B. gedrückte Stimmung und negative Gefühle
  • Erst Alkoholmissbrauch, dann Depression: Chronischer Alkoholkonsum bringt den Hormonhaushalt durcheinander. Die Folge: Ein ständiger Wechsel zwischen rauschbedingter Euphorie und depressiven Zuständen beim Ausnüchtern.
  • Erst Depression, dann Suchterkrankung: Manche Depressive versuchen, ihre Stimmung durch Alkohol positiv zu beeinflussen, denn Alkohol wirkt (kurzfristig) euphorisierend und enthemmend. Der Gewöhnungseffekt führt meist zur Erhöhung der Trinkmenge.
  • Ein kritischer Alkoholkonsum und Depressionen müssen daher immer parallel behandelt werden.

Alkohol und Depression: Doppelbelastung für die seelische Gesundheit

Schätzungen zufolge erkranken bis zu 20 % der Erwachsenen in Deutschland einmal im Leben an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung. Beide Krankheitsbilder sind durch Beschwerden wie Schlafstörungen, Müdigkeit und Energieverlust ebenso wie Wertlosigkeits- und Schuldgefühle geprägt. Vielfach versuchen Betroffene, die depressive Symptomatik mit Alkohol zu betäuben – und setzen dadurch einen wahren Teufelskreis in Gang. Denn auf das kurzzeitige Hoch nach dem Alkoholkonsum folgt meist ein noch größerer Absturz.

Umgekehrt kann ein problematischer Umgang mit Alkohol überhaupt erst dazu führen, dass eine Depression entsteht. Alkohol und Depression sind demzufolge eine schädliche Mischung – wer einmal in die Abwärtsspirale gerät, kann sich ohne fremde Hilfe oft nicht mehr befreien. Der nachfolgende Beitrag erklärt detailliert, inwiefern das Zusammenspiel von Depression und Alkohol gefährlich ist und wie man bereits bei den ersten Anzeichen die Reißleine zieht.

Alkohol und Depression: Traurige Frau
Alkohol und Depression: Traurige Frau

Was ist eine Depression?

Eine Depression ist eine affektive psychische Störung, die sich anhand verschiedener Symptome bemerkbar macht. Häufig leiden Betroffene unter den Hauptsymptomen Antriebs- und Freudlosigkeit sowie einer dauerhaft gedrückten Stimmung. Je nachdem, ob Nebensymptome wie Suizidgedanken, Appetitlosigkeit oder Schafstörungen hinzukommen und wie schwer diese ausgeprägt sind, wird zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Depression unterschieden. Eine Depression ist behandlungsbedürftig.

Warum trinken Menschen mit einer Depression Alkohol?

Die charakteristischen Merkmale einer depressiven Erkrankung sind anhaltende Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit und eine gedrückte Stimmung. Das lässt sich unter anderem auf eine verringerte Ausschüttung von Glückshormonen (Serotonin) zurückführen. Weil Alkohol gerade diese Hormonausschüttung aktiviert, entfaltet er eine euphorisierende und enthemmende Wirkung.

Wenn depressive Menschen Alkohol trinken, können sie plötzlich entspannen, die trüben Gedanken loslassen und sich endlich wieder glücklich fühlen. Im Rausch vergessen sie, wie schlecht es ihnen eigentlich geht – und greifen deshalb immer wieder zur Flasche.

Alkohol trinken mit Depression: Frau steht vor geöffnetem Wein
Alkohol trinken mit Depression: Frau steht vor geöffnetem Wein

Warum sollte man keinen Alkohol bei Depressionen konsumieren?

Gefühl der Depression verstärkt sich

Nach dem Konsum von Alkohol hält die gute Stimmung oft nur eine Zeit lang an. Dann stoppt die Ausschüttung von Glückshormonen – insbesondere der Serotoninspiegel rutscht wieder in den Keller. Dieser Zustand wird vom Betroffenen nun als noch gravierender und belastender als vor dem Konsum empfunden. Darum geht es Menschen mit einer Depression nach dem Trinken meist noch schlechter.

Gewöhnungseffekt begünstigt Suchtentwicklung

Darüber hinaus gerät das hormonelle Gleichgewicht im Gehirn durch den Alkoholkonsum zusätzlich aus der Balance. Das kann die Symptome der depressiven Erkrankung verstärken und dazu führen, dass ein Gewöhnungseffekt einsetzt. Dadurch müssen Betroffene langfristig immer mehr trinken, um die euphorisierende Wirkung des Alkohols zu verspüren. Gleichzeitig verstärken sich die negativen Effekte des Konsums und die Gefahr, in eine Alkoholsucht zu rutschen, steigt mit jedem Drink.

Depressionen nach Alkohol: Macht Alkohol depressiv?

Nicht bei jedem Patienten, der sich wegen Alkohol und Depression behandeln lässt, kann die affektive psychische Erkrankung als Auslöser ausgemacht werden.

Erst Alkoholmissbrauch, dann Depression

Vielfach kommt es vor, dass Patienten zunächst einen hohen Alkoholkonsum pflegen, aus dem sich allmählich eine depressive Störung entwickelt. Der Wirkmechanismus ist dabei ähnlich: Wer Alkohol trinkt, aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn und sorgt für eine erhöhte Serotoninausschüttung. Nach dem Alkoholkonsum sinkt der Hormonspiegel rapide ab – Betroffene nehmen das als berühmt-berüchtigte Katerstimmung wahr. Diese kann sich nämlich nicht nur in Kopfschmerzen und Übelkeit, sondern auch in negativen Gefühlen wie Angst, Trauer, Wertlosigkeit und Schuldgefühlen äußern. Und das wiederum sind typische Symptome für eine depressive Verstimmung.

Alkoholinduzierte Depression

Auf lange Sicht gerät auch bei einer alkoholinduzierten Depression der Hormonhaushalt aus den Fugen: Die Schwankungen zwischen Euphorie nach dem Alkoholgenuss und Niedergeschlagenheit beim Ausnüchtern werden zunehmend größer. Zugleich setzt ein Gewöhnungseffekt ein, der die Betroffenen regelrecht dazu zwingt, mehr zu trinken – bis der erhöhte Alkoholkonsum irgendwann in einen chronischen Alkoholmissbrauch und in die Sucht führt.

Wechselwirkungen von Alkohol und Medikamente: Mann mit Alkohol und Tabletten
Wechselwirkungen von Alkohol und Medikamente: Mann mit Alkohol und Tabletten

Alkohol bei Depression: Wie viel darf man bei Depressionen trinken?

Alkohol kann depressive Symptome verstärken

Wer unter der Krankheit Depression leidet, sollte möglichst komplett auf den Alkoholkonsum verzichten. Da die psychische Erkrankung individuell verläuft und eine Alkoholsucht sich schleichend einstellt, lässt sich keine exakte Alkoholmenge definieren, ab der es für Menschen mit psychischen Problemen gefährlich wird.

Zudem haben Studien herausgefunden, dass der Konsum alkoholischer Getränke, die Symptome einer psychischen Störung wie Depression verschlimmern kann und die Wirksamkeit einer antidepressiven Medikation aufhebt. Allein deshalb sollten Betroffene ihrem Körper und ihrer Psyche diese zusätzliche Belastung ersparen.

Risiko von Wechselwirkungen mit Medikamenten

Übrigens: Wer psychisch krank ist und sich deshalb in medikamentöser Behandlung befindet, sollte ohnehin grundsätzlich auf den Konsum von alkoholischen Getränken verzichten. Viele Antidepressiva oder vergleichbare Medikamente zur Behandlung psychischer Krankheiten vertragen sich nicht gut mit Alkohol – der gleichzeitige Konsum kann schwerwiegende Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen auslösen.

Was tun bei Depression und Alkohol?

Unabhängig davon, was zuerst da war – die depressive Erkrankung oder der problematische Alkoholkonsum – beide Probleme müssen in einer Behandlung gleichermaßen angegangen werden. Bleibt eines von beiden unbehandelt, lebt der Patient ständig mit einem erhöhten Risiko, rückfällig zu werden.

  • Beide Störungen müssen behandelt werden
    • Denn wer nur die affektive Störung behandeln lässt, wird die depressive Symptomatik aufgrund des gleichbleibend hohen Alkoholkonsums nicht los. Wird hingegen nur die Alkoholabhängigkeit therapiert, hat dies oft zur Folge, dass Depressive, aufgrund ihrer negativen Gedanken- und Gefühlswelt über kurz oder lang wieder zur Flasche greifen. Dadurch verstärken sich nicht nur beide Krankheiten kontinuierlich, auch die körperlichen Folgen durch den schädlichen Gebrauch von Alkohol werden schlimmer.
  • Entgiftung, Entwöhnung, Psychotherapie
    • Eine Therapie sollte also aus zwei Komponenten bestehen: Entwöhnung und Entgiftung vom Alkohol plus eine umfassende Psychotherapie zur Behandlung der Depression. Das gelingt am besten während eines stationären Aufenthalts. Hier wird der Patient für mehrere Wochen aufgenommen und kann unter umfassender medizinisch-therapeutischer Aufsicht einen Alkoholentzug mit anschließender Entwöhnung durchführen und gleichzeitig die depressive Erkrankung aufarbeiten.
Mann spricht Alkoholproblem bei Arzt an
Mann spricht Alkoholproblem bei Arzt an

An wen kann man sich bei Verdacht auf Alkohol und Depression wenden?

Patienten, die befürchten unter einer depressiven Erkrankung sowie einer psychischen und/oder körperlichen Abhängigkeit von Alkohol zu leiden, sollten sich umgehend in eine professionelle Therapie begeben. Depressive Störungen sind als ernstzunehmende Krankheiten behandlungsbedürftig – gleiches gilt für eine Alkoholabhängigkeit.

Im ersten Schritt können Betroffene sich an einen Arzt ihres Vertrauens wenden. Alternativ besteht die Möglichkeit, direkt eine Suchtklinik zu kontaktieren. Hier kann nicht nur Aufklärungsarbeit geboten werden – oft können Suchtkranke direkt eine Einweisung beantragen bzw. einen individuellen Therapieplan erstellen lassen.

Wichtig: Abhängigkeit und psychische Erkrankungen sind nicht nur in Kombination behandlungsbedürftig – sondern auch als einzelne Krankheitsbilder für sich genommen. Auch wer „nur“ unter depressiven Verstimmungen, Angststörungen und Co. oder „lediglich“ unter einem riskanten Alkoholkonsum leidet, sollte schnellstmöglich Hilfe in Anspruch nehmen!

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