Alkoholsucht

Alkoholentzug-Dauer

Alkoholentzug-Dauer in Kürze

  • 4 Phasen: Entzugsmotivation, Entgiftung, Entwöhnung, Nachsorge
  • Dauer körperlicher Entzugssymptome ca. 1 Woche, bei Langzeitabhängigen länger
  • Psychische Entzugssymptome können mehrere Wochen anhalten
  • Ambulante Entwöhnungstherapie: 3-12 Monate
  • Kombinierter Entzug und Entwöhnung: 28 Tage + Nachsorge
  • Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen verlängern den Entzug

Wie lange dauert es bis zur Abstinenz?

Vom gelegentlichen Alkoholkonsum bis zum chronischen Alkoholmissbrauch ist es meist ein langer Weg. Häufig vergehen Jahre, ehe Betroffene erkennen, dass sie ein Alkoholproblem haben. Bis die nötige Veränderungsmotivation aufgebracht wird, um eine Therapie zu beginnen, kann noch einmal etliche Zeit ins Land gehen. Viele Suchtkranke haben Angst vor einem langwierigen, körperlich und psychisch belastenden Entzug. Diese Sorge hält viele davon ab, einen Alkoholentzug zu beginnen. Dabei ist die Dauer eines Alkoholentzugs deutlich kürzer, als Alkoholabhängige annehmen – allerdings gibt es Unterschiede je nach Entzugsmethode. Hier finden Sie umfassende Informationen zum Thema Alkoholentzug-Dauer.

Alkoholentzug: Person sagt nein zu Alkohol
Alkoholentzug: Person sagt nein zu Alkohol

Was ist mit der Entzugsdauer bei Alkohol gemeint?

Die Entzugsdauer bei Alkohol umfasst den Zeitraum, den ein Suchtkranker benötigt, um sich körperlich und psychisch von seiner Alkoholabhängigkeit zu lösen. Sie ist abhängig von individuellen Faktoren und kann beispielsweise durch die Entzugsmethode sowie die Entzugsmotivation beeinflusst werden. Grundsätzlich ist die körperliche Entgiftung von Alkohol schneller abgeschlossen als der psychische Entzug.

Wie lange dauert der Entzug von Alkohol?

Ein vollständiger Alkoholentzug umfasst mehrere Phasen, die jeweils unterschiedlich lange dauern können:

  1. Entwicklung der Entzugsmotivation
  2. Entgiftung (Entzugsbehandlung)
  3. Entwöhnung
  4. Nachsorge

Insbesondere die Entwicklung der Entzugsmotivation sowie die Phase der Nachsorge gestalten sich zeitlich sehr individuell. Bei Entgiftung und Entwöhnung lassen sich in der Regel für die meisten Betroffenen konkretere zeitliche Angaben machen.

Alkoholentzug: Depressive Frau alleine
Alkoholentzug: Depressive Frau alleine

Dauer des körperlichen Entzugs von Alkohol

Alkohol ist eine rauscherzeugende Substanz, die eine körperliche und psychische Abhängigkeit auslöst. Wird der Alkoholkonsum beendet, werden vom Körper die noch im Organismus vorhandenen Rückstände der Droge sowie etwaige Metaboliten abgebaut. Insbesondere müssen aber auch die Anpassungsvorgänge des Körpers an den Alkohol zurückgeführt werden. Hierbei kommt es zu verschiedenen körperlichen Symptomen.

Auftreten von Symptomen

  • Erste körperliche Symptome: nach etwa sechs Stunden1
  • Höhepunkt der Entzugserscheinungen: nach zwei bis drei Tagen
  • Dauer der Symptome: mehrere Tage, danach flauen die Symptome ab
  • Körperliche Beschwerdefreiheit: bei den meisten Patienten nach rund einer Woche

Symptome bei Begleiterkrankungen und Langzeitalkoholabhängigen

Langzeitalkoholabhängige sowie Patienten mit Begleiterkrankungen bekommen die körperliche Seite ihrer Sucht bisweilen nicht ganz so schnell unter Kontrolle. Hier kann sich der körperliche Entzug deutlich länger hinziehen. Treten zudem psychische Entzugserscheinungen wie Depressionen, Angst oder Stimmungsschwankungen auf, können diese ebenfalls länger andauern.

Dauer psychische Alkoholentwöhnung: Mann mit Alkohol und Medikamenten
Dauer psychische Alkoholentwöhnung: Mann mit Alkohol und Medikamenten

Dauer der psychischen Entwöhnung von Alkohol

Im Anschluss an die körperliche Entgiftung sollte eine umfassende Entwöhnungstherapie stattfinden. Diese ist für das erfolgreiche Erreichen der Abstinenz für die meisten Betroffenen essenziell.

Ziele der Entwöhnung

In der Therapie decken sie auf, wie und warum sie einen gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum entwickelt haben. Durch das Erkennen ungünstiger Verhaltensmuster können sie im Laufe der Behandlung neue Lösungsstrategien erlernen und Verhaltensänderungen umsetzen. Das festigt die Abstinenz auch nach der Rückkehr in das gewohnte Alltags- und Berufsleben.

Entwöhnungsdauer abhängig von der Therapieform

Wie lang diese Phase beim Entzug von Alkohol dauert, hängt von der Durchführung der Behandlung ab: Bei einem qualifizierten stationären Entzug muss in der Regel weniger Zeit eingeplant werden als bei einer teilstationären oder ambulanten Therapie.

  • Findet die Entwöhnungstherapie nichtstationär statt, kann sie drei bis zwölf Monate beanspruchen2.
  • Eine qualifizierte Entzugstherapie, bei der Entgiftung und Entwöhnung verknüpft sind, ermöglicht eine erfolgreiche Behandlung binnen 28 Tagen, unterstützt durch eine längerfristige Nachsorge.

Welche Faktoren beeinflussen die Alkoholentzug-Dauer?

Die Alkoholabhängigkeit ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Studien haben gezeigt, dass Geschlecht, Alter, sozialer Hintergrund und Veranlagung einen Einfluss darauf haben können, ob jemand eine Alkoholabhängigkeit ausbildet oder nicht3, 4. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von sogenannten Risikofaktoren. Ganz ähnlich sieht es bei der Frage aus, wie lange bei einem Entzug von Alkohol die Dauer ausfällt. Auch hier sind keine pauschalen Antworten möglich, weil viele Faktoren maßgebend sind.

  • Art des Alkoholentzugs
    • Die Alkoholsucht ist eine Erkrankung, die für die Betroffenen oftmals mit Scham und Schuldgefühlen assoziiert ist. Deshalb versuchen viele, den Alkoholkonsum alleine zu reduzieren bzw. selbstständig mit dem Trinken aufzuhören. Man spricht hierbei auch von einem kalten Entzug oder einem Alkoholentzug zu Hause. Diese Vorgehensweise ist nicht empfehlenswert, denn Entzugserscheinungen können nicht nur einen Rückfall provozieren, sondern unter Umständen sogar lebensbedrohlich werden. In den meisten Fällen sollten Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit deshalb nicht ambulant entziehen5. Der kalte Entzug sorgt nämlich auch dafür, dass die Entgiftung subjektiv als länger empfunden wird.Wird der Alkoholentzug stattdessen stationär in einer Klinik durchgeführt, erleben ihn Patienten subjektiv als kürzer. Das liegt vor allem daran, dass mögliche Entzugserscheinungen, die im Zusammenhang mit der Entgiftung auftreten, umgehend durch die passenden Alkoholentzug-Medikamente gelindert werden können.
  • Dauer des Alkoholkonsums
    • Wie viel Alkohol jemand trinkt und wie lange der chronische Alkoholkonsum bereits andauert, kann Auswirkungen auf die Dauer des Alkoholentzugs haben. Das hat mehrere Ursachen: So sind die körperlichen und psychischen Folgen der Alkoholsucht bei Langzeitabhängigen häufig deutlich weiter fortgeschritten: Leberschäden, Herz-Kreislauf-Probleme oder psychische Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können den Entzug nicht nur erschweren, sondern auch verlängern. Zum anderen ist das Suchtverlangen bei Betroffenen mit sehr langer Alkoholhistorie tendenziell stärker ausgeprägt als bei Suchtpatienten, die erst seit kurzem einen chronischen Alkoholabusus zeigen. Das erschwert es den Alkoholikern, abstinent zu bleiben und kann die Dauer des Alkoholentzugs durch Rückfälle verlängern.
  • Mehrfachabhängigkeiten und Begleiterkrankungen
    • Untersuchungen zeigen, dass ein schädlicher oder abhängiger Alkoholkonsum für Betroffene das Risiko mit sich bringt, zusätzlich zur Sucht weitere psychische Begleiterkrankungen auszubilden6. Eine Behandlung der Alkoholsucht sollte diese Komorbiditäten immer inkludieren, denn unbehandelt können sie eine große Rückfallgefahr darstellen. Wenn zusätzlich zur Alkoholabhängigkeit noch eine Depression oder eine Angststörung therapiert werden muss, verlängert sich die Therapie für gewöhnlich.

Wann gilt man nach dem Alkoholentzug wieder als gesund?

Eine Alkoholabhängigkeit ist keine Krankheit, die wie eine Grippe oder ein gebrochenes Bein vollständig ausheilt. Die strukturellen Veränderungen, die im Organismus der Betroffenen und insbesondere im Gehirn der Betroffenen stattgefunden haben, bilden sich schließlich nicht von heute auf morgen zurück. Im Gegenteil: Studien haben herausgefunden, dass körperliche Veränderungen auch nach einer erfolgreichen Entgiftungstherapie noch für längere Zeit bestehen bleiben können7.

Darüber hinaus können selbst Suchtkranke, die nach einem Alkoholentzug über viele Jahre abstinent leben, plötzlich wieder rückfällig werden. Das liegt vor allem am sogenannten Suchtgedächtnis: Dieses entsteht bei chronischem Alkoholkonsum und kann nach einem Entzug jederzeit reaktiviert werden. Dafür genügen manchmal selbst kleinste Auslöser. Umso wichtiger ist, dass Alkoholiker, die dauerhaft mit dem Trinken aufhören möchten, sich von vornherein für eine qualifizierte Entzugsbehandlung mit intensiver Nachbehandlung entscheiden. Gerade hier lernen Betroffene nämlich alles Wichtige über Rückfallprophylaxe, Stressmanagement und Selbstkontrolle.

Dauer Alkoholentzug: Frau im Arztgespräch
Dauer Alkoholentzug: Frau im Arztgespräch

Kann man die Dauer des Alkoholentzugs verkürzen?

Wer den schädlichen Konsum von Alkohol beenden und die Suchterkrankung mithilfe einer professionellen Therapie in den Griff bekommen möchte, entscheidet sich im Idealfall für eine qualifizierte Entzugsbehandlung, bei der Entgiftung und Entwöhnung miteinander verknüpft sind. Diese Form der Behandlung hat sich als besonders effektiv erwiesen, reduziert psychische und körperliche Entzugserscheinungen auf ein Minimum und kann in ausgewählten Kliniken innerhalb von nur 28 Tagen besonders schnell durchgeführt werden.

Risiko Überspringen von Entzugsphasen

Immer wieder versuchen Suchtkranke aber selbst diesen Zeitraum noch zu verkürzen und entscheiden sich dafür, einzelne Entzugsphasen einfach zu überspringen und wegzulassen. Wer nach einer erfolgreichen Alkoholentgiftung keine Alkoholentwöhnung absolviert, riskiert jedoch, früher oder später wieder in die Sucht zu rutschen.

Komplikationsgefahr bei Entzug in Eigenregie

Genauso gilt: Die körperliche Abhängigkeit in einem kalten Alkoholentzug ohne medizinische Begleitung überwinden zu wollen, bringt keine zeitlichen Vorteile. Im Gegenteil: Wer auf eigene Faust entzieht, riskiert schlimmstenfalls lebensgefährliche Komplikationen und einen Entzugsabbruch schon in den ersten Stunden. Das verlängert das Leiden sowie die körperlichen und psychischen Schäden durch den Konsum unnötig.

Wer ist für einen Alkoholentzug der richtige Ansprechpartner?

Suchtkranke, die keinen Alkohol mehr trinken möchten, müssen sich ihrem Problem nicht alleine stellen. Deutschlandweit existieren zahlreiche Anlaufstellen, bei denen Betroffene sich über die Möglichkeiten eines Entzugs informieren können. Hausärzte und Fachärzte helfen diesbezüglich genauso weiter wie Suchtberatungsstellen oder das Fachpersonal in einer spezialisierten Entzugsklinik. Hier können Betroffene unter Umständen sogar direkt einen Termin für eine mögliche stationäre Aufnahme vereinbaren – insbesondere Privatkliniken haben meist kurzfristig Betten für eine qualifizierte Entzugstherapie verfügbar.

Quellenliste:

1 MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise, „Alkoholvergiftung und -entzug“,

https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/spezielle-fachgebiete/freizeitdrogen-und-rauschmittel/alkoholvergiftung-und-entzug (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

2 Koopmann, Anne: „Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit“, In: PSYCH up2date 2020, 14(04): 307 – 322, DOI: 10.1055/a-0982-0730

https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-0982-0730 (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

3 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2012) Daten und Fakten:

Ergebnisse der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell 2010«. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin, https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/Geda2010/Alkoholkonsum.pdf?__blob=publicationFile   (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

4 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Factsheet „Alkohol am Arbeitsplatz“, https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/FS_Alkohol-am-Arbeitsplatz.pdf (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

5 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Suchtmedizinische Reihe, Band 1 „Alkoholabhängigkeit“, S. 125 ff.

https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Suchtmedizinische_Reihe_1_Alkohol.pdf (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

6 Batra, Anil et al.: 2011, Alkohol und Tabak, DOI: 10.1055/b-0034-40725, S. 205 ff.

https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-40725# (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

7 Max-Planck-Gesellschaft: https://www.mpg.de/471860/pressemitteilung20030515 (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)