Was sind Kriterien einer Alkoholabhängigkeit?
Ab dieser Alkoholmenge wird es kritisch
Noch immer kursieren sogenannte Grenzwerte für einen kritischen Alkoholkonsum, der mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Erkrankungen einhergeht: Für Frauen wird die Grenze mit maximal 12 Gramm Alkohol pro Tag (0,2 Liter Bier oder 0,125 Liter Wein) angegeben, für Manner mit maximal 24 Gramm Alkohol pro Tag (0,4 Liter Bier oder 0,25 Liter Wein). Außerdem sollten mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche eingehalten werden. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen allerdings, dass es nicht möglich ist, Schwellenwerte für einen risikofreien Konsum zu definieren. Auch ein „moderater Alkoholkonsum“ ist mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden.2
Alkoholismus-Diagnostik nach ICD-10
Die medizinisch-therapeutisch bindenden Diagnosekriterien sind in den Diagnosemanualen ICD-10 und dem DSM-5 enthalten. Das ICD-10 ist die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Hier werden alle Arten von Krankheiten mitsamt den zugehörigen Symptomen aufgelistet. Anhand standardisierter Kriterien stellen Ärzte die Diagnose Alkoholsucht bzw. Alkohlmissbrauch. Im ICD-10 ist die Alkoholabhängigkeit unter F10.2 klassifiziert. Sie wird als „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol – Abhängigkeitssyndrom“ geführt.
Kriterien für eine Alkoholsucht: Mindestens drei Punkte müssen gemeinsam für die Dauer eines Monats oder mehrfach innerhalb eines Jahres auftreten3:
- starker Wunsch bzw. starkes Verlangen danach, Alkohol zu trinken.
- kaum oder wenig Kontrolle über Beginn, Beendigung und Menge des Alkoholkonsums.
- Verzicht auf Alkoholkonsum löst körperliche Entzugserscheinungen aus.
- Toleranzentwicklung, d. h., es müssen größere Mengen Alkohol getrunken werden, um die gewünschte Wirkung zu erreichen.
- Alkohol rückt immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit, andere Lebensbereiche und Interessen werden vernachlässigt.
- Trotz bereits aufgetretener körperlicher oder psychischer Störungen wird der Konsums fortgesetzt.
Alkoholismus-Diagnose nach DSM-5
Das DSM-5 ist das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, welches als Standarddiagnosemanual in den USA gilt, in Europa jedoch lediglich eine untergeordnete Rolle spielt. Trotzdem ist es bei der Diagnose Alkoholismus sinnvoll, auch einen Blick auf die dortigen Kriterien zu werfen, da diese etwas differenzierter sind und zudem eine Gewichtung der Erkrankung ermöglichen. Die folgenden Kriterien sind im DSM-5 zu finden4:
- Wiederholter Alkoholkonsum führt zu schweren Problemen in Schule, Arbeit oder häuslichem Umfeld.
- Wiederholter Alkoholkonsum findet in Situationen statt, in denen es aufgrund des Konsums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann.
- Alkoholkonsum wird trotz stetiger oder sich wiederholender sozialer/zwischenmenschlicher Probleme fortgesetzt
- Toleranzentwicklung, die zu Wirkungsverlust oder Steigerung der Trinkmenge führt
- Entzugssymptome bei Trinkstopp (werden durch Alkoholkonsum vermieden)
- Kontrollverlust bei Alkoholmenge oder Trinkdauer
- Wunsch Alkoholkonsum zu verringern/kontrollieren bzw. erfolglose Versuche,
- großer Zeitaufwand bei Beschaffung, Konsum und Erholung von Alkohol
- andere Lebensbereiche werden zugunsten des Alkoholkonsums vernachlässigt
- Konsum wird trotz psychischer oder physischer Probleme fortgesetzt
- starkes Verlangen nach Alkohol
Um die Diagnose Alkoholabhängigkeit stellen zu können, müssen mindestens zwei Kriterien binnen 12 Monaten erfüllt sein. Bei zwei bis drei Kriterien spricht man von einer leichten, bei vier bis fünf Kriterien von einer moderaten und bei mehr als sechs Kriterien von einer schweren Alkoholkonsumstörung.