Medikamentensucht

Medikamentenentzug

Medikamentenentzug schnell und einfach erklärt

  • Nur, wenn sich Patienten die Medikamentensucht eingestehen, kann der Start in eine Therapie wirksam sein
  • Der Körper des Betroffenen wird bei einer Medikamentenabhängigkeit zunächst einmal entgiftet
  • Patienten müssen im Rahmen der Entwöhnungsphase lernen, wie sie das Suchtgedächtnis kontrollieren und gesunde Möglichkeiten finden, um sich Erleichterung zu verschaffen
  • Für eine dauerhafte Abstinenz helfen Selbsthilfegruppen, ambulante Psychotherapie und Rückfallpräventionskurse im Anschluss des Entzugs
  • Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Dauer eines Medikamentenentzugs, beispielsweise die Dauer der Medikamenteneinnahme und möglicher Mischkonsum
  • Aufgrund der körperlichen Entzugssymptome ist immer eine stationäre Therapie der Medikamentensucht empfehlenswert

Eine Medikamentenabhängigkeit entsteht oft unbemerkt und kann sich über Monate oder gar Jahre hinweg verfestigen. Die Erkrankung kann für den Betroffenen weitreichende Folgen haben, denn psychische und physische Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) sind keine Seltenheit. Ein schneller, gezielter und professionell durchgeführter Medikamentenentzug hat deshalb höchste Priorität. Denn nur eine qualifizierte Medikamentensucht-Therapie bietet neben der körperlichen Entgiftung auch eine psychische Entwöhnung sowie ein umfassendes Konzept zur Rückfallprävention und Nachsorge.

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Wer braucht einen Medikamentenentzug?

Schätzungsweise zwei Millionen Menschen pflegen in Deutschland einen missbräuchlichen Medikamentenkonsum oder sind bereits von Medikamenten abhängig. Das kann schwerwiegende gesundheitliche und soziale Folgen mit sich bringen. Betroffene bilden langfristig nicht nur weitere psychische und physische Leiden aus, sondern müssen häufig auch Einbußen bei der Leistungsfähigkeit hinnehmen. Das wiederum löst berufliche und zwischenmenschliche Probleme aus und kann schlimmstenfalls sogar in der totalen Isolation oder dem gesellschaftlichen Absturz münden. Jeder, der die Symptome einer Abhängigkeit bei sich erkennt, sollte demnach sofort handeln und einen professionellen Medikamentenentzug in einem Krankenhaus bzw. unter ärztlicher Aufsicht durchführen.

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Was spricht gegen einen kalten Entzug zuhause?

Scham, Angst oder Ungewissheit verleiten viele Suchtpatienten dazu, sich mit ihrer Medikamentenabhängigkeit nicht in die Hände von Experten zu begeben, sondern stattdessen einen sogenannten kalten Entzug ohne ärztliche Aufsicht zu versuchen. Das Problem dabei ist, dass die meisten Arzneimittel beim Absetzen eine ganze Reihe heftiger Entzugserscheinungen verursachen, teilweise können sogar lebensgefährliche Entzugserscheinungen ausgelöst werden. Die allermeisten Medikamente, so auch Benzodiazepine wie Tavor® oder Z-Substanzen wie Zopiclon, dürfen nur fraktioniert abgesetzt werden, d. h. sie müssen ausgeschlichen werden. Auch wer von Schmerzmitteln wie Tilidin oder Tramadol oder anderen suchtauslösenden Arzneimitteln abhängig ist, benötigt immer einen kontrollierten Entzug von diesen Medikamenten. Der Betroffene wird begleitet, über mögliche Symptome aufgeklärt, die Entzugserscheinungen werden vermindert, und die Zeit nach der Entwöhnung wird vorbereitet. Ohne ein stationäres professionelles Setting ist ein Entzug schwierig, sehr viel unangenehmer, gefährlicher und die Rückfallgefahr sehr viel höher.

Wie funktioniert ein Medikamentenentzug?

Menschen, die tagtäglich Benzodiazepine, Opiate und Opioide oder Non-Benzodiazepine (Z-Drugs) einnehmen, können sich meist kaum vorstellen, was es bedeutet, von den Medikamenten zu entziehen. Insgesamt verläuft ein Medikamentenentzug in vier unterschiedlichen, aufeinander aufbauenden Phasen:

  • Phase 1: Motivation für einen qualifizierten Entzug
    • Viele Menschen, die an einer Abhängigkeit von Medikamenten leiden, bekommen die jeweiligen Tabletten bzw. Tropfen bereits seit Jahren von ihrem Arzt verschrieben. Deshalb fällt es den Patienten oft schwer, sich ihre Erkrankung einzugestehen. In diesem Zusammenhang taucht auch vermehrt die Frage auf, wie man von Schmerzmitteln oder Beruhigungsmitteln abhängig sein kann, obwohl diese immer in der vom Arzt verordneten Dosis eingenommen worden sind. Dennoch kann bei bestimmten Medikamenten auch bei vorschriftsmäßiger Einnahme nach einer relativ kurzen Zeit eine Medikamentensucht entstehen. Nur, wenn sich Patienten diese eingestehen, kann der Start in eine Therapie wirksam sein. Denn es bedarf der Akzeptanz der Suchterkrankung, sowie der eisernen Entschlossenheit der Betroffenen, etwas an sich, ihrem Lebensstil und ihrem Verhalten zu ändern, damit die Behandlung zum gewünschten Erfolg führen kann.
  • Phase 2: Entgiftung in der Fachklinik
    • Ganz ähnlich wie bei einer Abhängigkeit von Alkohol muss der Körper des Suchtpatienten auch bei einer Medikamentenabhängigkeit zunächst einmal entgiftet werden. Dabei wird der Kreis der körperlichen Abhängigkeit durchbrochen, indem das Medikament schrittweise in immer geringerer Dosis eingenommen wird. Man spricht hierbei auch vom fraktionierten Entzug, bei dem die Reduktion der Dosis so gering gewählt ist, dass der Patient kaum bis gar keine Entzugserscheinungen verspürt. Sollten dennoch Symptome auftreten, werden diese mit den entsprechenden Gegenmaßnahmen behandelt. Wie lange die reine Entgiftung dauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
      • Medikament bzw. Wirkstoff
      • Dosis
      • Dauer der Einnahme
      • Individuelle Konstitution
  • Phase 3: Entwöhnung in der Klinik oder ambulant
    • Wer gegen seine Medikamentenabhängigkeit eine Therapie beginnt, hat Benzodiazepine, Schmerzmittel wie Opiate oder Schlafmittel meist in höherer Dosis über einen längeren Zeitraum eingenommen. Dabei haben sich strukturelle Veränderungen im Gehirn gebildet, die auch als Suchtgedächtnis bekannt sind und die Einnahme des Medikaments mit einer Belohnung gleichsetzen. Und genau dieses Suchtgedächtnis macht es den Suchtkranken äußerst schwer, auf das Suchtmittel zu verzichten. Vielmehr bringt es die Betroffenen dazu, die Präparate immer wieder einzunehmen, sogar wenn die Folgen des schädlichen Gebrauchs nicht, oder kaum noch zu leugnen sind. Die Patienten müssen deshalb im Rahmen der Entwöhnungsphase lernen, wie sie das Suchtgedächtnis kontrollieren und gesunde Möglichkeiten finden, um sich Erleichterung zu verschaffen. Hierfür wird in psychotherapeutischen Sitzungen intensive Ursachenforschung betrieben:
      • Was waren die Gründe, die zur Medikamentensucht geführt haben?
      • Welches Verhalten hat die Abhängigkeit aufrechterhalten?
      • Welche Veränderungen im Denken, Fühlen und Handeln sind notwendig, um dauerhaft abstinent zu bleiben?
  • Phase 4: Nachsorge und Rückfallprävention
    • Die stationäre Behandlung in einer Suchtklinik und die ambulante Betreuung in einer Tagesklinik enden irgendwann, und der Patient kehrt nach Hause in sein gewohntes soziales Umfeld zurück. Nun kommt es darauf an, dass es dem Betroffenen gelingt, all das, was er in der Behandlung gelernt hat, auch tatsächlich anzuwenden – und Rückfallsituationen sicher zu meistern. Dafür ist eine intensive ambulante Nachsorge wichtig. Selbsthilfegruppen sowie eine ambulante Psychotherapie plus regelmäßig stattfindende Rückfallpräventionskurse haben sich als probate Mittel erwiesen, um eine dauerhafte Abstinenz nach einer Medikamentensucht zu stabilisieren.

Welche Symptome gibt es bei einem Medikamentenentzug?

Wer gegen eine Abhängigkeit von Medikamenten einen Entzug machen möchte, sollte wissen, dass hierbei viele psychische und körperliche Entzugserscheinungen auftreten können. In seltenen Fällen sind diese so gravierend, dass sie lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können. Doch auch wenn starke Schmerzen oder epileptische Anfälle ausbleiben, empfinden viele Betroffene die Symptome als derart belastend, dass sie einen Entzugsversuch ohne ärztliche Betreuung meist nach wenigen Stunden abbrechen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Depressive Verstimmungen
  • Angst- und Panikattacken
  • Schlafstörungen
  • Schmerzen bzw. Kopfschmerzen
  • Bewegungsstörungen
  • Innere Unruhe
  • Suizidgedanken

Hier zeigt sich, dass lediglich eine Behandlung unter ärztlicher Aufsicht empfohlen werden kann, in der belastende Entzugssymptome medikamentös gelindert werden. Die Aufklärung der Symptome spielt dabei eine große Rolle. Wer versteht, kann besser mit der Situation umgehen.

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Wie lange dauert ein Medikamentenentzug?

Eine pauschale Antwort auf die Frage, wie lange der Entzug von Benzodiazepinen, Z-Drugs oder Schmerzmitteln dauert, ist nicht möglich. Zu viele Faktoren spielen bei der Überwindung einer Medikamentensucht eine Rolle. Generell lässt sich jedoch sagen, dass die körperlichen Nebenwirkungen des Verzichts auf die Medikamente bei Präparaten ohne den Aufbau eines Wirkstoffdepots oft schon nach wenigen Tagen überwunden sind. Bei Medikamenten mit Depot-Wirkung dauert der körperliche Entzug dementsprechend länger. Unabhängig vom verordneten Arzneimittel ist zur Überwindung der psychischen Medikamentensucht meist ein längerer Zeitraum einzuplanen. Das gilt vor allem für Betroffene, die Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) ausgebildet haben oder an einer Mehrfachabhängigkeit leiden und beispielsweise zusätzlich zur Tablettensucht größere Mengen Alkohol trinken oder Drogen konsumieren. Für viele Menschen kann – bei entsprechender Therapie- und Abstinenzmotivation – der Medikamentenabhängigkeit-Entzug nach sechs bis acht Wochen abgeschlossen sein. Andere müssen für die stationäre Betreuung mehrere Monate einplanen. Bei Medikamenten wie den Benzodiazepinen können noch Monate, teilweise sogar Jahre später, Entzugssymptome auftreten. Ob das so ist, hängt vor allem von der Dauer der vorherigen Einnahme ab. Es ist wichtig, dass Patienten darüber aufgeklärt werden.

Wo sollte eine Medikamentensucht-Therapie durchgeführt werden?

Aufgrund der körperlichen Symptome während eines Medikamentenentzugs ist immer eine stationäre Therapie der Medikamentensucht empfehlenswert. Eine besonders ganzheitliche Betreuung dürfen Patienten in privaten Fachkliniken für Suchtmedizin erwarten. Dort finden Entgiftung und Entwöhnung parallel statt und es werden umfangreiche Rückfall- und Nachsorgekonzepte umgesetzt.

Alternativ steht für Kassenpatienten der Aufenthalt in einem öffentlichen Krankenhaus zur Wahl. Hier wird die Behandlung jedoch in Entgiftung und Entwöhnung unterteilt. Dadurch kommt es in den meisten Fällen zu einer Unterbrechung der Behandlung. Denn für die Entwöhnungsbehandlung muss eine Kostenzusage beantraget werden, die oft 6 Wochen auf sich warten lässt. Zudem findet die Entwöhnung zumeist in einem anderen Krankenhaus statt als die Entgiftung, in der Regel in einer Reha-Einrichtung. Die Patienten gehen also nach der Entgiftung erstmal wieder nach Hause. Das führt zu vielen Rückfällen und oftmals müssen die Patienten vor Reha-Antritt nochmals entgiften.

Ambulante vs. Stationäre Therapie

Patienten, die keine oder nur wenige Abhängigkeitssymptome aufweisen, gesundheitlich stabil und in einem stabilen familiären Gefüge verankert sind, können unter Umständen auch ambulant unter ärztlicher Aufsicht entziehen. Dennoch ist in jedem Fall die stationäre Behandlung vorzuziehen. Oftmals unterschätzen Patienten die Schwere der Erkrankung auch. Bei der stationären Entgiftung erfolgen viel Motivationsarbeit und Aufklärung, in manchen Kliniken wird auch bei dem Kostenantrag für die Entwöhnungsbehandlung geholfen. Die Entwöhnungstherapie selbst sollte in einer Rehabilitationsklinik oder Tagesklinik umgesetzt werden.

Am besten ist es, wenn Betroffene sich bei ihrem Arzt, in Suchtberatungsstellen oder direkt in Fachkliniken für Suchtmedizin Informationen zur weiteren Vorgehensweise holen. Die beste Möglichkeit ist es, von Anfang an eine Fachklinik zu wählen, die sowohl eine Entgiftung als auch eine Entwöhnung anbietet. Das ist am effektivsten und die Behandlung geht unterm Strich deutlich schneller.

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