Medikamentenentzug

Tavor®-Entzug zu Hause

Tavor®-Entzug zu Hause schnell und einfach erklärt

  • Wer keine professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, verschenkt wertvolle Chancen, da der Entzug von Lorazepam mit ärztlicher und therapeutischer Unterstützung deutlich leichter fällt
  • Grundsätzlich sollte ein Tavor®-Entzug zu Hause nur unter engmaschiger Kontrolle durch den behandelnden Arzt und mit medikamentöser Unterstützung erfolgen
  • Die Erfolgsprognose ist abhängig von der Dauer und Dosis der Einnahme, dem Lebensalter, der häuslichen Situation, eventuellen Begleiterkrankungen und Mehrfachabhängigkeiten
  • Beim kalten Entzug müssen die Absetzerscheinungen in voller Stärke ausgehalten werden, eine medikamentöse Unterstützung unterbleibt
  • Der Entgiftung sollte sich zwingend eine psychische Entwöhnung anschließen, in der sich der Patient mit den Ursachen seiner Benzodiazepin-Abhängigkeit auseinandersetzt
  • Die Entwöhnung kann zwar ebenfalls im ambulanten Setting durchgeführt werden, jedoch verläuft eine stationäre Entwöhnungstherapie deutlich intensiver und komprimierter

Einige Betroffene, die unter einer Tavor®-Abhängigkeit leiden, entscheiden sich für einen Entzug zu Hause. Dafür kann es verschiedene Gründe geben, die meisten halten dies für die einfachste Lösung. Dies ist jedoch ein fataler Trugschluss, der schlimmstenfalls noch tiefer in die Sucht führen kann.

Wieso wollen Betroffene einen Tavor®-Entzug zu Hause durchführen?

Eine Tavor®-Abhängigkeit ist wie jede Abhängigkeit mit Scham- und Schuldgefühlen verbunden. Die Betroffenen fragen sich, weshalb ausgerechnet sie eine Sucht entwickelt haben und weshalb es ihnen so schwerfällt, das Medikament endgültig loszulassen. Der Besuch eines Arztes, einer Suchtberatungsstelle oder einer Suchtklinik kostet sie eine immense Überwindung, schließlich müssten sie hier über ihre vermeintliche Schwäche sprechen und buchstäblich Farbe bekennen. Auch der Arbeitgeber soll nach Möglichkeit nicht erfahren, dass sie von Tavor®-Tabletten oder Tavor® Expidet abhängig sind. Am einfachsten scheint es ihnen daher, das Medikament mit dem Wirkstoff Lorazepam abzusetzen und im Alltag weiterhin zu „funktionieren“.

Warum sollten Schamgefühle bzgl. der Tavor®-Abhängigkeit unbedingt überwunden werden?

Eine Medikamentensucht, darunter auch die Abhängigkeit von Tavor®, gilt laut ICD-10 als Krankheit, für die ein Anspruch auf eine medizinische Behandlung besteht. Die Patienten müssen sich also mitnichten schämen, von einem bestimmten Medikament abhängig zu sein. Darüber hinaus sind die allerwenigsten Medikamentenabhängigen freiwillig in eine Sucht gerutscht, sondern aus Unwissenheit über das Suchtrisiko des jeweiligen Wirkstoffs und aufgrund mangelnder Aufklärung seitens des Arztes. Der Konsum erfolgt nicht zu Rauschzwecken, sondern nur, um das Leben, Ängste und Schlafstörungen besser bewältigen zu können.

Wer sich also seiner Abhängigkeit von Tavor® schämt und deshalb keine professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, verschenkt wertvolle Chancen. Schließlich fällt der Entzug von Lorazepam mit ärztlicher und therapeutischer Unterstützung deutlich leichter.

Weshalb ist ein Tavor®-Entzug zu Hause schwierig?

Tavor® bzw. der Wirkstoff Lorazepam ist eine psychotrope Substanz, die aktiv in den Neurotransmitter-Stoffwechsel des zentralen Nervensystems eingreift, um Angst, Schlafstörungen und innere Unruhe zu lindern. Im Gegensatz zu vielen anderen Medikamenten darf das Arzneimittel daher nicht sofort abgesetzt werden, sondern muss langsam (fraktionierter Entzug) ausgeschlichen werden. Nur so kann sich der Körper nach und nach daran gewöhnen, die Regulation der Botenstoffe wieder eigenständig und ohne Medikament zu übernehmen. Unterbleibt die schrittweise Reduzierung der Dosis, fällt die Konzentration der Botenstoffe im Körper innerhalb kurzer Zeit massiv ab, was bei den betreffenden Patienten starke körperliche und psychische Entzugserscheinungen hervorrufen kann. Dazu zählen hauptsächliche die Symptome und Indikationen, für die das Medikament ursprünglich verordnet wurde, beispielsweise Angst, Depressionen und Schlafstörungen. Oft wird auch der Schmerz verstärkt wahrgenommen.

Welches Risiko besteht bei einem Tavor®-Entzug zu Hause?

Diese Zusammenhänge sind Betroffenen, die Tavor® zu Hause und ohne Absprache mit einem Arzt entziehen, häufig nicht bekannt, so dass die Einnahme des Benzodiazepins von einem auf den nächsten Tag beendet wird. Hier spricht man von einem kalten Entzug. Die Nebenwirkungen bzw. die Absetzerscheinungen müssen in voller Stärke ausgehalten werden, auch eine Unterstützung zur Linderung der Entzugserscheinungen durch andere Medikamente unterbleibt. In vielen Fällen ist es also nur eine Frage der Zeit, bis die Suchtkranken erneut zu Tavor® greifen, um das Entzugssyndrom abzuschwächen. Ein weiterer Versuch, Lorazepam abzusetzen, wird aufgrund der Angst vor den Symptomen des Entzugs meist nicht mehr angestrebt.

Wann ist ein Tavor®-Entzug zu Hause unter ärztlicher Überwachung nicht möglich?

Ob ein Tavor®-Entzug zu Hause unter ärztlicher Überwachung gelingen kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Dauer und Dosis der Einnahme, das Lebensalter, die häusliche Situation des Patienten, eventuelle Begleiterkrankungen und Mehrfachabhängigkeiten eine Rolle für die Erfolgsprognose der Behandlung. Grundsätzlich sollte ein Tavor®-Entzug zu Hause nur unter engmaschiger, d. h. täglicher Kontrolle durch den behandelnden Arzt und mit medikamentöser Unterstützung erfolgen. Dabei muss allerdings erwähnt werden, dass der Hausarzt in Sachen Suchttherapie normalerweise nicht dieselbe Expertise aufweisen kann, wie die Ärzte einer spezialisierten Klinik.

Dauer der Einnahme

Viele Patienten leiden unter einer Niedrigdosisabhängigkeit (low dose dependency) von Tavor® und nehmen das Schlaf- und Beruhigungsmittel seit langen Jahren ein, so dass der Körper bereits Wirkstoffdepots aufgebaut hat. Das kontrollierte Ausschleichen gestaltet sich somit noch schwieriger und langwieriger. Im Gegensatz zum ambulanten Entzug erfolgt der Tavor®-Entzug in einer Klinik in der Regel anhand festgelegter Medikamentenpläne, in denen genau definiert ist, wann und in welcher Höhe die Dosis reduziert wird.

Ebenso ist bei einer längeren Einnahme mit stärkeren Entzugssymptomen zu rechnen als bei einer relativ kurzen Anwendung des Medikaments. In einer auf die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen fokussierten Einrichtung können deutlich wirkungsvollere Medikamente zur Linderung der Entzugserscheinungen verordnet werden. Je nach Klinik können die Symptome zusätzlich durch begleitende Therapieangebote abgeschwächt werden oder die Sucht unterstützende Begleiterkrankungen mitbehandelt werden.

Dosierung

Auch im Falle einer Hochdosisabhängigkeit ist von einem Tavor®-Entzug zu Hause abzuraten, da es hier oft durch die hohe Dosis zu einem Kontrollverlust gekommen ist. Dem Patienten wird es ohne permanente ärztliche und therapeutische Betreuung also äußerst schwerfallen, das Mittel kontrolliert abzusetzen.

Lebensalter

Viele Tavor®-Patienten befinden sich bereits im höheren Lebensalter und unterliegen damit besonderen Risiken. Zum einen ist der allgemeine gesundheitliche Zustand meist deutlicher schlechter als bei jüngeren Patienten und häufig von Multimorbidität geprägt. Zum anderen wird das Medikament viel langsamer abgebaut als in jungen Jahren, so dass ein ambulanter Entzug für ältere Menschen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein kann.

Lebensumfeld

Alleinlebende Menschen und Betroffene mit familiären Problemen sind bei einem stationären Entzug ebenfalls besser aufgehoben. Im ersten Fall fehlt die emotionale Ansprache zu Hause und die Hilfe in Notfällen (Halluzinationen, epileptische Anfälle), im zweiten Fall können sich die Betroffenen nur im geschützten Rahmen einer Klinik vollständig auf ihre Behandlung konzentrieren.

Begleiterkrankungen

Üblicherweise wird Tavor® nur dann verordnet, wenn bereits Begleit- bzw. Vorerkrankungen in Form von Angst oder Schlafstörungen vorhanden sind. Ob der Entzug unter der Kontrolle eines Arztes zu Hause durchgeführt werden kann, entscheidet demnach die Stärke und Ausprägung der Krankheit. Aus Sicherheitsgründen ist bei schlimmen Verläufen immer ein stationärer Aufenthalt vorzuziehen.

Mehrfachabhängigkeiten

Obwohl die meisten Patienten mit einer Tavor®-Abhängigkeit ausschließlich an einer Medikamentenabhängigkeit leiden, wird Tavor® in bestimmten Kreisen als sogenannter Downer zum Stimulanz Kokain eingenommen. Auch der Konsum von Tavor® und Alkohol ist häufig. Prinzipiell schließt ein Mischkonsum einen Tavor®-Entzug zu Hause aus.

Suchtberatung: Mann in Sprechstunde
Suchtberatung: Mann in Sprechstunde

Wie geht es nach dem körperlichen Tavor®-Entzug weiter?

Aufgrund der psychischen Abhängigkeit ist ein Benzodiazepin-Entzug mit der körperlichen Entgiftung keineswegs beendet. Vielmehr sollte sich der Entgiftung zwingend eine psychische Entwöhnung anschließen, in der sich der Patient mit den Ursachen seiner Benzodiazepin-Abhängigkeit auseinandersetzt und alternative Verhaltensweisen zur Einnahme der Tabletten erlernt. Suchtkranke, die ihren Tavor®-Entzug zu Hause durchgeführt haben, können die Entwöhnung zwar ebenfalls im ambulanten Setting durchführen, jedoch verläuft eine stationäre Entwöhnungstherapie deutlich intensiver und komprimierter. Patienten haben hier den Vorteil, dass sie sich unter therapeutischer Anleitung täglich mit ihrer Abhängigkeit auseinandersetzen, wohingegen eine ambulante Entwöhnung nur ein- bis zweimal pro Woche für maximal 1 Stunde erfolgt und demzufolge ein Jahr und länger dauern kann.

Welche Alternativen gibt es zu einem heimlichen Tavor®-Entzug zu Hause?

Patienten, die ihren Entzug von Tavor® / Lorazepam unbedingt geheim halten möchten, sollten Kontakt mit einer privaten Entzugsklinik aufnehmen. Mittlerweile ist es in einigen Kliniken möglich, den Entzug anonym unter einem Aliasnamen durchzuführen. Darüber hinaus verläuft der Entzug aufgrund der ganzheitlichen und nachhaltigen Behandlung (Entgiftung und Entwöhnung in einem Schritt) deutlich intensiver und kürzer als in öffentlichen Einrichtungen, so dass die Therapie als längerer Urlaub deklariert werden kann. Hier empfiehlt es sich, bereits im Vorfeld des Entzugs Urlaubstage anzusammeln und den Vorgesetzten rechtzeitig über die Dauer des „Urlaubs“ zu informieren.

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