Wann ist ein Opiatentzug / Opioidentzug erforderlich?
Zunächst muss zwischen dem Gebrauch als Droge oder als Medikament unterschieden werden. Steht ausschließlich der Rausch im Vordergrund, ist ein Entzug zwingend notwendig, um die Betroffenen vor gesundheitlichen Schäden zu bewahren und ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Werden Opiate und Opioide als Schmerzmittel eingesetzt, muss der medizinische Nutzen gegen die Gefahr einer Abhängigkeit abgewogen werden.
Hier spielt u. a. der Zeitfaktor eine große Rolle. Eine kurzzeitige Einnahme (unter 2 Wochen) – beispielsweise nach einer Operation – ist in der Regel unbedenklich. Patienten, die über eine längere Zeit immer dieselbe Dosis ohne Steigerung und nennenswerte Nebenwirkungen einnehmen und auf diese Weise eine gute Schmerzlinderung erzielen, sollten mit ihrem Arzt besprechen, ob ein Entzug erforderlich ist.
Anders sieht es aus, wenn die Dosierung immer höher gesteigert wird und die gewünschte schmerzlindernde Wirkung durch die Gewöhnung unterbleibt bzw. das Mittel von vornherein nicht das richtige Schmerzmittel war. Wenn Schmerzpatienten Angst haben, ihren Alltag ohne das Analgetikum zu bewältigen und zu diesem Zweck “Medikamentenvorräte bunkern”, wird es Zeit für einen Opiatentzug. Gleiches gilt, wenn Opioide wie Tilidin zunehmend wegen ihrer euphorisierenden Wirkung eingenommen werden und die Verringerung von Schmerzen eher zweitrangig wird.