Medikamentensucht

Medikamentenabhängigkeit-Klinik

Das Wichtigste im Überblick

  • Rund 2,9 Millionen Menschen pflegen einen problematischen Konsum psychoaktiver Medikamente1.
  • Ein ärztlich begleiteter Entzug in einer Klinik mindert das Risiko von Entzugssymptomen.
  • Es gibt Angebote von öffentlichen und privaten Entzugskliniken.
  • Private Medikamentenentzugskliniken bieten häufig ein besonders umfassendes Therapieangebot
  • Eine Kombination von körperlicher Entgiftung und psychischer Entwöhnung verkürzt die Entzugsdauer.
  • Bei der Klinikwahl sollten u. a. Faktoren wie Zertifizierungen, Expertise, Erfahrung, Therapievielfalt und -dichte, Behandlungsdauer und Nachsorgekonzepte berücksichtigt werden.
Alkoholentzug: Depressive Frau alleine
Alkoholentzug: Depressive Frau alleine

Warum ist ein Medikamentenentzug notwendig?

Psychoaktive Medikamente können, genauso wie Alkohol oder illegale Drogen, eine Abhängigkeit auslösen. Diese wiederum kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben: Wirkumkehr, Apathie, Sturzgefahr, Stimmungsschwankungen und verringerte geistige Leistungsfähigkeit sind nur einige der möglichen Folgen2. Daneben können, abhängig vom eingenommenen Medikament und der Dosis, körperliche Beeinträchtigungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Nierenschäden drohen. Die effektivste Maßnahme zur Vermeidung schädlicher Folgen, ist die Behandlung der Medikamentensucht. Spezielle Entzugskliniken für Medikamentenabhängigkeit bieten hierfür eigene Programme.

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Stationär oder ambulant: Ist ein stationärer Medikamentenentzug notwendig?

Ambulante und teilstationäre Behandlungsmethoden sind nicht für alle Patienten mit einer Medikamentensucht geeignet. Insbesondere Menschen, die bereits seit längerem von Opiaten und Opioiden oder Benzodiazepinen bzw. Z-Drugs abhängig sind, sollten eher vollstationär entziehen, um die Gefahr eines Rückfalls bzw. Abbruchs zu verringern und ggf. medikamentöse Alternativen zu erproben. Um das Risiko von Folgeerkrankungen zu vermeiden, sollten Suchtkranke möglichst rasch mit einer Behandlung beginnen – das gilt nicht nur für die Abhängigkeit von Medikamenten, sondern auch für Abhängigkeiten von anderen Suchtmitteln wie Alkohol, Cannabis etc.

Stationäre Behandlung bietet viele Vorteile

Der stationäre Aufenthalt in einer Klinik für Medikamentenabhängigkeit beinhaltet deutlich weniger gesundheitliche Risiken als der ambulante Entzug und ist meist erfolgversprechender. Schließlich befinden sich die Patienten hier in einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung inklusive medizinischer Überwachung. Bei Nebenwirkungen oder Entzugserscheinungen können die Ärzte sofort handeln und alle erforderlichen Maßnahmen in die Wege leiten. Darüber hinaus findet eine intensive psychotherapeutische Betreuung statt.

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Klinik für Medikamentenentzug: Öffentlich oder privat?

Wer einen Medikamentenentzug, z. B. von Benzodiazepinen oder Opioiden, machen möchte, hat die Wahl zwischen öffentlichen Entzugskliniken für Medikamentenabhängigkeit und privaten Einrichtungen. Jede hat gewisse Vor- und Nachteile, die wir im Folgenden vorstellen.

Öffentliche Krankenhäuser: Was erwartet Patienten in der Klinik für Medikamentenentzug?

In einer öffentlichen Klinik für Medikamentenzug findet der Entzug in der Regel in einer Psychiatrie statt. Die Suchtkranken erwartet eine standardisierte Behandlung mit hohen Erfahrungswerten. Fachmedizinisch gut ausgebildetes Personal steht für die Versorgung der Patienten bereit. In der Psychiatrie werden auch andere psychische Erkrankungen behandelt. Der Schwerpunkt liegt nicht alleine auf Suchterkrankungen.

  • Kostenübernahme und Therapieabschnitte beim Entzug in öffentlichen Kliniken
    • Bei Angestellten, die in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, werden die Therapiekosten folgendermaßen aufgeteilt. Die Krankenkasse kommt für die körperliche Entgiftung in einer Medikamentenabhängigkeit-Klinik bzw. Psychiatrie auf. Die Deutsche Rentenversicherung übernimmt die Kosten für die Reha in Form der Entwöhnungsbehandlung in einer Rehaklinik für Sucht. Die Behandlung gliedert sich also in zwei Therapieabschnitte: Entgiftung und Entwöhnung (Suchtrehabilitation) werden in unterschiedlichen Einrichtungen durchgeführt. Zwischen den Klinikaufenthalten können mehrere Wochen Wartezeit liegen.
  • Vor- und Nachteile von öffentlichen Entzugskliniken für Medikamentenabhängigkeit
    • Vorteile
      • Vollständige Kostenübernahme durch Krankenkasse bzw. Rentenversicherung
      • Multiprofessionelles Ärzteteam
      • Bewährtes Behandlungskonzept
      • Wohnortnahe Klinikaufenthalte bei Entgiftung möglich
    • Nachteile
      • Entgiftung und Entwöhnung finden zeitlich verzögert statt
      • Entgiftung in einer Psychiatrie findet gemeinsam mit anderen psychisch Erkrankten statt
      • Es muss mit langen Wartezeiten gerechnet werden
      • Individuelle Therapie- und Behandlungskonzepte nur sehr eingeschränkt umsetzbar
      • Eine psychologische Begleitung findet häufig nur in einem begrenzten Rahmen statt
      • Üblicherweise Unterbringung in Mehrbettzimmern
      • Oftmals großer bürokratischer Aufwand

Privatklinik: Was erwartet die Patienten in einer privaten Medikamentenabhängigkeit-Klinik?

Der Medikamentenentzug in einer Privatklinik unterscheidet sich von der Therapie in einer öffentlichen Medikamentenabhängigkeit-Klinik in vielen Punkten. Das Behandlungskonzept ist in der Regel ganzheitlicher und individueller. Zwar wird auch hier mit standardisierten Therapieprogrammen gearbeitet, jedoch gibt es mehr Spielraum, auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen. So werden beispielsweise Entzugsschemata individuell angepasst – abhängig davon, ob jemand von Schmerzmitteln, Schlafmitteln, Beruhigungsmitteln oder Stimmungsaufhellern abhängig ist.

  • Suchthistorie aufarbeiten und Grunderkrankung behandeln
    • Weil der Fokus im Rahmen der Therapie auf die Suchthistorie sowie die persönliche Lebensgeschichte gelegt wird, ist es den behandelnden Ärzten und Psychotherapeuten möglich, die psychische Erkrankung ganzheitlicher zu behandeln als in öffentlichen Häusern. Wichtig ist auch, die Grunderkrankung zu behandeln, deren Symptome sich wieder manifestieren können, sobald das Suchtmittel ausgeschlichen wird. Beides wird in privaten Entzugskliniken zeitgleich angegangen: körperliche Entgiftung und psychische Entwöhnung finden parallel statt.
  • Kostenübernahme in einer privaten Fachklinik für Medikamentenzug
    • Körperlicher Entzug und Rehabilitation fallen in privaten Fachkliniken zusammen und werden gemeinsam durchgeführt. Medikamentenabhängige, die gesetzlich versichert sind, müssen in der Regel einen Großteil der Kosten aus eigener Tasche bezahlen. Allerdings gibt es gesetzliche Krankenkassen, die eine Behandlung in einer Privatklinik finanziell bezuschussen. Wichtig: Die Kostenklärung muss im Vorfeld erfolgen. Privatversicherte haben gute Chancen, dass ein Großteil der Kosten von ihrer privaten Krankenversicherung (bei Vollversicherung) übernommen wird.
  • Vor- und Nachteile von privaten Entzugskliniken für Medikamentenabhängigkeit
    • Vorteile
      • Qualifiziertes Fachpersonal und intensive psychologische Begleitung während des Entzugs
      • In der Regel hotelmäßig ausgestattete Einzelzimmer und angenehmes Ambiente
      • Modernste Therapie- und Behandlungsmethoden
      • Sanfter Entzug inklusive passender Medikation
      • Schnelle und unbürokratische Aufnahme und Therapiebeginn
      • Ganzheitliches Behandlungskonzept
    • Nachteile
      • Ein eigener Kostenbeitrag ist in der Regel notwendig
      • Nicht alle privaten Versicherungen übernehmen die Kosten
      • Keine externen Qualifizierungsmaßnahmen
      • Qualitativ sehr unterschiedliche Angebote

Medikamentenabhängigkeit-Klinik finden: Wichtige Kriterien für die Auswahl

Wer sich langfristig aus der Abhängigkeit von Medikamenten lösen möchte, benötigt in der Regel professionelle Hilfe. Doch nicht alle Einrichtungen, die sich an Medikamentenabhängige richten, sind gleichermaßen für den individuellen Entzug geeignet. Insbesondere bei privaten Häusern gibt es teilweise groß qualitative Unterschiede. Deshalb stellen wir nachfolgend einige Kriterien vor, die Betroffene bei der Wahl einer Einrichtung berücksichtigen sollten.

  • Erfahrung und Qualifikation
    • Eine gute Entzugsklinik sollte mit einem hochqualifizierten Team aus erfahrenen (Sucht-)Medizinern überzeugen. Fachärzte für Abhängigkeitserkrankungen kennen die typischen Begleiterscheinungen von Medikamentenabhängigen im Entzug und können bei Komplikationen eine adäquate Behandlung sicherstellen.
  • Umfangreiche Psychotherapie
    • Psychotherapeuten unterstützen die psychische Entwöhnung, indem sie gemeinsam mit Betroffenen Suchtursachen und Suchthistorie aufarbeiten und Änderungen auf der Verhaltensebene anstoßen. Idealerweise werden in der Klinik auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angsterkrankungen, ADHS etc. mitbehandelt, die Ursache oder Folge einer Suchterkrankung sein können.
  • Behandlung von Begleiterkrankungen
    • Medikamentenabhängigkeit ist ein Problem, das häufig Menschen mit psychischen Störungen und ältere Menschen betrifft3. Bei der Behandlung von Senioren gibt es einige Besonderheiten wie Multimorbiditäten und chronische Erkrankungen zu beachten. Hier ist es wichtig, im Vorfeld nachzufragen, ob eine multidisziplinäre Behandlung im Krankenhaus bzw. der Suchtklinik gewährleistet werden kann.
  • Aufnahmemodalitäten
    • Menschen, die abhängig von Medikamenten sind, leben oft jahrelang mit ihrer Sucht, bevor sie sich für einen Entzug entscheiden. Um diesen Entschluss optimal zu unterstützen, sollte eine schnelle, unbürokratische Aufnahme gewährleistet sein. Lange Wartezeiten könnten einen Verlust der Entzugsmotivation begünstigen.
  • Begleitende therapeutische Angebote
    • Eine häufige Nebenwirkung des jahrelangen Konsums von Medikamenten ist eine zunehmende Apathie. Betroffene leiden unter Gefühlen der Gleichgültigkeit und nehmen sich selbst und ihre Bedürfnisse kaum noch wahr. Durch zusätzliche Therapieangebote, wie Kreativ-, Kunst- und Sporttherapie, finden Betroffene wieder zu sich und lernen, wieder Freude zu empfinden.
Suchtberatung: Mann in Sprechstunde
Suchtberatung: Mann in Sprechstunde

Früher Entzugsstart erhöht die Erfolgschance

Unabhängig davon, ob es um den Entzug in einer privaten oder einer öffentlichen Entzugsklinik für Medikamentenabhängigkeit geht – je eher Entgiftung und Entwöhnung stattfinden, umso besser ist es für die Betroffenen. Hilfe bei der Wahl der richtigen Einrichtung können auch Hausärzte oder Suchtberatungsstellen liefern. Ein weiteres nützliches Tool ist unsere einfache, übersichtliche Kliniksuche.

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Quellenliste

1 Rauschert, Christian et al. „Konsum psychoaktiver Substanzen in Deutschland. Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurvey 2021“, In: Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 527-34; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0244, https://www.aerzteblatt.de/archiv/226329/Konsum-psychoaktiver-Substanzen-in-Deutschland (Datum des Zugriffs: 24.02.2024)

2 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (Hrsg.) „Medikamentenabhängigkeit“, Broschüre, Auflage 2.19.04.18, S. 11 ff., https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/MedikAbhaengigkeit.pdf (Datum des Zugriffs: 24.02.2024)

3 gesund.bund.de „Medikamentenmissbrauch und Medikamentenabhängigkeit“, https://gesund.bund.de/medikamentenmissbrauch-und-medikamentenabhaengigkeit (Datum des Zugriffs: 24.02.2024)