Öffentliche Suchttherapie: Zweigeteilte Entzugsbehandlung
Die Behandlung einer Abhängigkeit von Alkohol oder anderen Suchtmitteln verläuft im öffentlichen Entzug meist in zwei unterschiedlichen Schritten. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die körperliche Entgiftung von der Krankenkasse, die anschließende psychische Entwöhnung jedoch von der Rentenkasse übernommen wird. Alkoholkranke Männer und Frauen müssen beide Entzugsbehandlungen separat beantragen und meist in verschiedenen Fachkliniken oder ambulanten Therapiezentren durchführen. Dazwischen können mehrere Wochen Wartezeit liegen.
Entgiftung in einer öffentlichen Einrichtung
Der Aufenthalt in einer öffentlichen Klinik beginnt mit dem körperlichen Entzug, der sogenannten Entgiftung. Diese bedeutet einen sofortigen Alkoholstopp, wobei dieser – im Gegensatz zu einem kalten Entzug ohne ärztliche Aufsicht – beim stationären Entzug medizinisch überwacht wird. So müssen Sie sich als Patient nicht vor eventuell auftretenden Entzugserscheinungen fürchten, denn diese werden mit den passenden Medikamenten behandelt. Im Rahmen einer qualifizierten Entgiftungsbehandlung kann im Anschluss an die Entgiftung eine Motivierungsphase stattfinden, die den Suchtkranken dabei helfen soll, den Entschluss für eine Abstinenz zu stärken – vor allem, wenn sie noch längere Zeit auf die anschließende Therapie zur Entwöhnung warten müssen.
Entwöhnung in einer öffentlichen Alkoholklinik
Die psychische Entwöhnung findet zeitlich versetzt und für gewöhnlich in einer anderen Institution statt als die Entgiftung. Sie wird bei Berufstätigen von der Rentenkasse in die Wege geleitet und häufig auch als Sucht-Reha bezeichnet. Es gelten gewisse Voraussetzungen, um an einer entsprechenden Maßnahme teilzunehmen. Die Rentenkasse entscheidet darüber, welche konkrete Therapie ein Patient bewilligt bekommt und in welcher Rehaklinik der Betroffene untergebracht wird. In der Regel werden psychotherapeutische Gruppensitzungen, ergotherapeutische Maßnahmen sowie Termine mit Therapeuten und natürlich die grundlegende medizinische Versorgung sichergestellt. Einzeltermine mit Psychologen finden in der Regel allerdings höchstens einmal pro Woche und für maximal 30 Minuten statt. Die Anzahl der Gruppensitzungen variiert von Klinik zu Klinik und fällt meist geringer aus als bei privaten Alkoholentzugskliniken. Anschließend kann eine sogenannte Adaptionsphase angegliedert werden, in der die Patienten sukzessive auf die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft vorbereitet werden.
Vor- und Nachteile einer öffentlichen Alkoholentzugsklinik
Vorteile
- Kosten werden in der Regel übernommen
- Langjährig bewährte Therapiekonzepte
- Regelmäßige Qualitätsaudits externer Überwachungsstellen
- Strukturierter Tagesablauf durch arbeitsbezogene Ergotherapie
Nachteile
- Zweigeteilte Entzugsbehandlung
- Oftmals verlängerte Wartezeiten
- Hoher bürokratischer Aufwand bei der Antragsstellung
- Patienten aller sozialen Schichten
- Wenig individualisierbare Therapie- und Behandlungspläne
- Unterbringung erfolgt häufig in Mehrbettzimmern