Weshalb kann ein nachlässiger Arzt eine der möglichen Medikamentensucht-Ursachen sein?
Eine Untersuchung im Jahrbuch Sucht besagt, dass rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland von Benzodiazepinen oder analogen Rezeptor-Agonisten abhängig sind und dass im Jahr 2015 rund 1,5 Milliarden Arzneimittel mit Abhängigkeitsrisiko verordnet wurden. Obwohl Benzos stark suchtauslösend sind, kommt es immer wieder vor, dass nachlässig agierende Ärzte und Mediziner Benzodiazepine verschreiben, ohne zu prüfen, ob auch andere Wirkstoffgruppen für die Indikation des Patienten geeignet wären. Oft ist es leider die Unwissenheit vieler Ärzte bezüglich des starken Suchtpotenzials dieser Medikamentengruppe, was dazu verleitet, Benzodiazepine zu verordnen. Sind keine Alternativen vorhanden, obliegt es der Verantwortung des behandelnden Arztes zu überwachen, dass das suchtauslösende Arzneimittel stets nur für einen begrenzten Zeitraum sowie in der kleinstmöglichen Dosis eingenommen wird. In der Praxis sieht es leider oft ganz anders aus.
Besondere Gefahr bei älteren Menschen
So gibt es Mediziner, die ihren Patienten oftmals über Jahre hinweg suchtauslösende Psychopharmaka verschreiben und damit mehr oder weniger bewusst das Risiko einer Suchterkrankung eingehen. Vor allem bei älteren Menschen ist dies besonders unbedacht und gefährlich, weil mit steigendem Alter Medikamente schlechter verstoffwechselt und somit auch schlechter vertragen werden. Es gilt die Faustregel, dass ein geriatrischer Patient eigentlich die Hälfte der Normaldosis bekommen sollte. In der Realität erhält dieser oft eher das Doppelte. Gedächtnisstörungen und Gangunsicherheit entstehen, was z.B. im Straßenverkehr gefährlich ist oder zu schweren Stürzen führt. Auch die Ausbildung einer Demenz kann die Folge sein.
Medikamente zur Symptomlinderung
Ähnlich verhält es sich, wenn psychoaktive Arzneimittel bei diffusen Beschwerdebildern ohne konkrete Krankheitsursache verordnet werden. Hier lindern die Präparate lediglich die Symptome, helfen aber nicht, das zugrundeliegende Problem bzw. die Erkrankung zu behandeln und fördern stattdessen die Ausbildung einer zusätzlichen Abhängigkeitserkrankung.
In diesen Fällen ist die Medikamentensucht-Ursache also hauptsächlich in einer zu sorglosen Verordnung begründet. Hier spricht man auch von einer iatrogenen Sucht.