Nikotinsucht

Nikotinsucht – das Wichtigste in Kürze

  • Nikotin ist eine psychoaktive Substanz mit hohem Abhängigkeitspotenzial.
  • Wer regelmäßig raucht, riskiert, nikotinsüchtig zu werden.
  • Raucher haben ein hohes Risiko für Krebserkrankungen, Lungenkrankheiten und Probleme mit dem Herz-Kreislaufsystem.
  • Motivation ist der wichtigste Faktor für alle, die mit dem Rauchen aufhören wollen.
  • Es existieren verschiedene Therapien und Entzugsmöglichkeiten – mit und ohne Medikamente.
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Was ist eine Nikotinsucht?

Die Nikotinsucht oder Nikotinabhängigkeit ist laut ICD-10 als Psychische oder Verhaltensstörung durch psychotrope Substanzen einzuordnen. In der Regel wird eine Nikotinsucht durch das Rauchen von Zigaretten ausgelöst. Inzwischen wird auch das Suchtpotenzial sogenannter E-Zigaretten, die ebenfalls Nikotin enthalten können, vermehrt diskutiert. Die Nikotinsucht ist für Betroffene oft schwer zu überwinden und birgt viele gesundheitliche Risiken.

  • Kriterien einer Nikotinabhängigkeit
      • Genau wie bei der Alkoholabhängigkeit oder einer Sucht nach illegalen Drogen, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein, damit man von einer Nikotinabhängigkeit sprechen kann. Laut ICD-10 müssen drei der folgenden Beobachtungen rund um den Nikotinkonsum im letzten Jahr gemeinsam aufgetreten sein1:
      • starkes, zwanghaftes Verlangen nach dem Konsum von Tabak
      • zunehmender Kontrollverlust bezüglich Konsummenge und -zeitpunkt
      • bei ausbleibendem Konsum setzen Entzugserscheinungen ein
      • andere Lebensbereiche werden zugunsten des Tabakkonsums vernachlässigt
      • Toleranzentwicklung mit zunehmender Dosissteigerung
      • Konsum wird trotz nachweisbarer Schäden fortgesetzt
  • Häufigkeit der Nikotinabhängigkeit
    • Hierzulande rauchen 27 Prozent aller Männer und knapp 21 Prozent aller Frauen2, insgesamt ist bei den jungen Menschen ein Rückgang zu verzeichnen. An den Folgen des Tabakkonsums sterben jedes Jahr deutschlandweit mehr als 127.000 Menschen.
  • Verlauf der Nikotinsucht
    • Der Verlauf der Abhängigkeit wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Die Menge der konsumierten Zigaretten pro Tag sowie die Dauer der Nikotinsucht gelten als wichtige Größen. Nicht jeder, der raucht, nimmt zwangsläufig einen körperlichen Schaden. Das Risiko für bestimmte Erkrankungen ist jedoch erhöht. Zudem fällt es mit andauerndem Konsum vielen Betroffenen zunehmend schwerer, irgendwann mit dem Rauchen aufzuhören. Die Nikotinsucht verfestigt sich.

Welche Wirkungen verursacht Nikotin?

Wie genau Nikotin im Körper wirkt, hängt immer von der individuellen Konstitution des Rauchers sowie der konsumierten Menge ab. Grundsätzlich sind unter anderem folgende Wirkungen möglich3:

  • Wohlgefühl
  • Wachheit oder Entspannung
  • Unterdrückung des Appetits
  • Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit
  • Verbesserung des Erinnerungsvermögens
  • Reduktion von Angst und Stress

Welche gesundheitlichen Folgen hat eine Nikotinsucht?

Das in Zigaretten enthaltene Nikotin ist für den Körper eine toxische Substanz – eine hohe Dosis kann tödlich sein. Doch auch wer regelmäßig Zigaretten raucht, fügt sich im wahrsten Sinne des Wortes Zug um Zug Schaden zu. So erhöht Rauchen das Risiko für viele verschiedene Krankheiten:

  • Lungenkrebs
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Chronische Bronchitis
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (auch Herzinfarkt und Schlaganfall)
  • Diabetes mellitus
  • Zahnschäden
  • weitere Krebserkrankungen

Darüber hinaus leiden unter dem negativen Einfluss der Nikotinsucht nicht nur die Betroffenen selbst. Passivrauchen kann für die Menschen im näheren Umfeld der Raucher ebenfalls schädliche Auswirkungen haben. Hiervon sind Kinder besonders stark betroffen. So ist beispielsweise Tabakrauchen in der Schwangerschaft als Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod bekannt4.

Wo erhält man Hilfe bei einer Nikotinsucht?

Es gibt verschiedene Methoden, um mit dem Rauchen aufzuhören und langfristig vom Nikotin loszukommen. Die meisten Betroffenen versuchen zunächst, einen Rauchstopp ohne Hilfe von außen zu erreichen. Dabei kommen folgende Möglichkeiten in Betracht:

  • Schlusspunkt-Methode: Aufhören mit reiner Willenskraft zu einem bestimmten Datum
  • Nikotinersatztherapie: Rauchstopp mithilfe von Nikotinersatzprodukten wie Kaugummi oder Pflaster

Wenn diese Methoden nicht funktionieren, wenden Betroffene sich häufig alternativen Behandlungsmethoden zu. Hierzu gehören:

  • Akupunktur: Behandlung sogenannter Suchtpunkte an Ohr und Rücken
  • Hypnose: Unter Hypnose werden negative Assoziationen mit Rauchen und positive Assoziationen mit Nicht-Rauchen suggeriert

Ergänzend dazu gibt es Hilfsangebote beim sogenannten Rauchertelefon sowie über ein kostenloses Onlineprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung5. Auch Gruppenkurse, die man in einer Datenbank der BZgA und dem deutschen Krebsforschungszentrum finden kann, oder Apps können hilfreich sein6.

Wie wird eine Nikotinsucht behandelt?

Wer als starker Raucher nicht allein von der Zigarette loskommt und fortwährend nikotinabhängig bleibt, kann sich Hilfe bei einem Arzt oder Psychotherapeuten holen.

  • Rauchfrei mit medikamentöser Unterstützung
    • Bestimmte Medikamente, auch als Anti-Raucher-Pille bekannt, unterstützen den Weg hin zum Ex-Raucher. Hierbei handelt es sich um ein nikotinfreies, verschreibungspflichtiges Medikament mit dem Wirkstoff Bupropion. Es wurde eigentlich zur Behandlung von Depressionen entwickelt, kann jedoch helfen, das Verlangen nach Nikotin abzuschwächen. Allerdings sind die Nebenwirkungen teilweise stark. Zudem wird der Entzug auch hier ohne die entsprechende Motivation nicht erfolgreich sein.
  • Unterstützung durch Verhaltenstherapie
    • Alternativ kommt eine Verhaltenstherapie in Frage. Hier wird explizit die psychische Seite der Nikotinsucht thematisiert. Dafür wird gezielt daran gearbeitet, Schlüsselreize fürs Rauchen auszumachen und entsprechende Verhaltensmuster zu ersetzen. Die größten Erfolgsaussichten haben Kombinationen aus mehreren Therapien.

Welche körperlichen Entzugserscheinungen sind zu erwarten?

Die Bandbreite der psychischen und körperlichen Entzugssymptome, die bei einem Nikotinentzug auftreten können, ist groß. Typisch sind unter anderem:

  • depressive Stimmung
  • Schlafstörungen
  • innere Unruhe
  • Konzentrationsprobleme
  • Reizbarkeit, Nervosität
  • gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme
  • Stärke der Entzugserscheinungen individuell
    • Wie stark die Entzugserscheinungen ausfallen und wie lange sie anhalten, unterscheidet sich von Raucher zu Raucher. Bei manchen sind die Symptome der Nikotinsucht bereits nach einigen Tagen verschwunden, andere leiden mehrere Wochen unter depressiven Verstimmungen und weiteren belastenden Symptomen des körperlichen Entzugs.
  • Risiko: Suchtverschiebung
    • Entscheidend ist, dass nicht versucht wird, diese Symptome durch andere Rauschmittel, wie zum Beispiel Alkohol oder den Verzehr von Süßigkeiten zu kompensieren (Suchtverlagerung).

Welche Medikamente können bei einem Entzug unterstützen?

Vielfach gelingt die Raucherentwöhnung besser, wenn Nikotinersatzmittel in den Entzug eingebunden werden. Kaugummis und Pflaster haben zwar eine zeitverzögerte Wirkung, können jedoch die Entzugserscheinungen lindern und so einen vorzeitigen Abbruch verhindern. Entscheidend ist, dass die Dosis der Ersatzmittel sukzessiv reduziert wird.

Auf dem Weg zum Nichtraucher sollten Betroffene außerdem Sport und Bewegung, Ruhe und Entspannung sowie eine gesunde Ernährung einplanen. Insbesondere Sport kann dabei helfen, die unangenehmen Entzugserscheinungen bei der Raucherentwöhnung zu lindern. Bewegung sorgt nicht nur für Ablenkung vom Suchtverlangen, sondern aktiviert überdies die körpereigene Ausschüttung von Glückshormonen – das kann eine depressive Stimmungslage nachhaltig verbessern.

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Quellenliste

1 Batra, Anil „Therapie der Tabakabhängigkeit“, In: cme Kompakt 2014 (1), https://www.aerzteblatt.de/archiv/160374/Therapie-der-Tabakabhaengigkeit (Datum des Zugriffs: 07.03.2023)

2 Bundesministerium für Gesundheit „Rauchen“, Stand: 17. Dezember 2021, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen.html (Datum des Zugriffs: 07.03.2023)

3 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Nikotin. Pharmakologische Wirkung und Entstehung der Abhängigkeit, Heidelberg, 2008, https://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/download/FzR_Nikotin.pdf (Datum des Zugriffs: 07.03.2023)

4 aerzteblatt.de „Plötzlicher Kindstod: Auch rauchfreier Taba erhöht das Risiko“, 20. Februar 2023, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/140966/Ploetzlicher-Kindstod-Auch-rauchfreier-Tabak-erhoeht-das-Risiko(Datum des Zugriffs: 07.03.2023)

5 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung https://rauchfrei-info.de (Datum des Zugriffs: 07.03.2023)

6 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dkfz. Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gesellschaft, https://www.anbieter-raucherberatung.de (Datum des Zugriffs: 07.03.2023)