Nikotinsucht

Entzugserscheinungen Rauchen

Wichtiges in Kürze

  • Entzugserscheinungen treten meist schon wenige Stunden nach der letzten Zigarette auf
  • Symptome und Stärke der Entzugserscheinungen verlaufen individuell
  • Typisch sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Verstopfung und Niedergeschlagenheit
  • Meist verschwinden die Symptome binnen weniger Tage
  • Positive körperliche Effekte sind schon kurz nach dem Rauchstopp spürbar
  • Sport, Ablenkung und Entspannungsübungen helfen beim Entzug

Wann treten die ersten Entzugserscheinungen nach dem Rauchen auf?

Wann die ersten Entzugserscheinungen nach dem Rauchen auftreten, ist individuell verschieden. Der Zeitpunkt hängt unter anderem davon ab, wie viele Zigaretten vorab geraucht wurden. Bei starken Rauchern können die ersten Symptome bereits kurze Zeit nach dem Rauchstopp auftreten. Kopfschmerzen, Nervosität, Schwindel, Konzentrationsprobleme und negative Gefühle, wie Wut und Ärger, gehören meist zu den ersten Nikotinentzug-Symptomen, die sich bemerkbar machen.

Kokain-Entzugserscheinungen: Mann misst Blutdruck
Kokain-Entzugserscheinungen: Mann misst Blutdruck

Welche typischen Entzugssymptome sind zu erwarten?

Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, hat meist große Angst vor den Entzugserscheinungen. Tatsächlich stecken viele Raucher den Entzug jedoch deutlich leichter weg, als sie im Vorfeld befürchten. Aber es gibt es auch viele angehende Nichtraucher, die unter starken bis sehr starken Entzugserscheinungen von Nikotin leiden. Die Symptome lassen sich in körperliche und psychische Beschwerden unterteilen.

  • Körperliche Nikotin-Entzugserscheinungen
    • Zu den typischen körperlichen Symptomen, die nach dem Rauchstopp auftreten können, gehören:
      • Kopfschmerzen
      • Schwindel
      • Husten
      • Verstopfung
      • Durchfall
      • Übelkeit
    • Bei vielen Rauchern kommen zudem ein gesteigerter Appetit und vermehrte Hungergefühle hinzu. Auch Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind häufig. Außerdem können bei Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, Symptome wie Schlafstörungen auftreten. Dieses Phänomen wurde bereits in Studien untersucht: Betroffene leiden oft unter einer verlängerten Einschlafzeit und weniger Tiefschlafphasen, welche für die Erholung besonders bedeutsam sind1.
  • Psychische Entzugserscheinungen beim Rauchen
    • Viele Raucher, die auf den Konsum von Zigaretten verzichten möchten, fürchten sich vor allem vor den psychischen Nebenwirkungen. Schließlich bemerkt man Symptome wie Nervosität, innere Unruhe und Gereiztheit oft bereits, wenn sich der Konsum einer Zigarette nur um eine kurze Zeitspanne verzögert. Entsprechend vielseitig ist die Bandbreite an psychischen Entzugserscheinungen nach dem Rauchen:
      • starkes Verlangen nach einer Zigarette (Craving)
      • Aggressivität und Reizbarkeit
      • depressive Verstimmung
      • Konzentrationsprobleme

      Insbesondere das Craving ist eines der wesentlichen Merkmale des Rauchstopps: Raucher, die mit dem Zigarettenkonsum aufhören, verspüren ein kaum überwindbar scheinendes Verlangen nach eben diesen Zigaretten. Oft ist das Craving so groß, dass sie dem Suchtdruck nachgeben und rückfällig werden.

Warum kommt es zu Entzugserscheinungen nach dem Rauchen?

Der Grund dafür ist das enthaltene Nikotin. Diese psychoaktive Substanz bewirkt eine ganze Reihe von positiven Effekten im Gehirn. Daher fällt es Rauchern häufig sehr schwer, sich vom Glimmstängel zu lösen.

Angenehme Wirkungen auf das Gehirn2

  • Freisetzung von Botenstoffe wie Dopamin, die ein Wohlgefühl wecken.
  • Nikotin bewirkt eine Verringerung des Appetits, bei gleichzeitig erhöhtem Energieverbrauch.
  • Das ausgeschüttete Acetylcholin steigert die Konzentration und das Erinnerungsvermögen.

Körperliche Gewöhnungseffekte

Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Wirkungen des Nikotins. Die Nikotinrezeptoren stellen sich auf die regelmäßige Dosis ein. Sobald Raucher aufhören zu rauchen, gerät die Balance im Gehirn erneut durcheinander. Die gewohnte Dosis an Botenstoffen bleibt aus – dies sorgt für Irritationen, die wiederum Entzugserscheinungen nach dem Rauchen auslösen.

Verknüpfung mit bestimmten Situationen

Für viele ist Rauchen ein sozialer Akt, z. B. in gemeinsamer Runde mit Freunden oder Familie, und fester Bestandteil etablierter Routinen: Hierzu zählt beispielsweise die Zigarette am Morgen oder die Zigarette nach dem Essen.

Wie lange halten die Entzugserscheinungen an?

Wie lange Entzugserscheinungen vom Nikotin andauern, ist genauso individuell verschieden wie der Zeitpunkt, an dem die Symptome sich zum ersten Mal bemerkbar machen. Tendenziell haben starke Raucher länger mit den Nebenwirkungen des Rauchstopps zu kämpfen als Raucher, die nur wenige Zigaretten pro Tag rauchen.

Viele Symptome sind nach einer Woche überstanden

In den meisten Fällen bessern sich die Entzugserscheinungen bereits nach wenigen Tagen. Rund eine Woche nach dem Rauchstopp sind viele frischgebackene Nichtraucher schon (fast) komplett symptomfrei. Spätestens nach 14 Tagen sind die Beschwerden dann bei den meisten Menschen vorbei.

Sorge vor psychischen Symptomen unbegründet

Viele Raucher fürchten sich vor allem wegen der depressiven Verstimmung davor, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Sie haben zudem Angst, dass Stress und andere psychische Symptome sich durch den Wegfall der Zigaretten verschlimmern könnten. Tatsächlich haben Studien jedoch gezeigt, dass Stimmung und Belastungsgrenze sich bereits sechs Wochen nach dem Rauchstopp signifikant bessern können 3.

Drogenentzug Symptom: Schlafstörung
Drogenentzug Symptom: Schlafstörung

Entzugserscheinungen Nikotin – Welcher Tag ist am schlimmsten?

Die Wahrnehmung der Entzugserscheinungen nach dem Rauchen ist sehr individuell. Manche Raucher bewerten die Nikotinentzug-Symptome als extrem belastend, andere nehmen diese lediglich als Umstellung wahr. Für diejenigen mit starken Entzugssymptomen sind meist die ersten drei Tage am schwersten. Innerhalb der ersten 72 Stunden nach der letzten Zigarette manifestieren sich die Beschwerden am stärksten. Danach beginnen sie normalerweise nachzulassen.

 

Was kann man gegen die Entzugserscheinungen nach dem Rauchstopp tun?

Die Nebenwirkungen sind in den ersten Tagen nach der letzten Zigarette meist am unangenehmsten. Es gibt jedoch viele Tipps und Hilfsmittel, mit denen die Raucherentwöhnung leichter gelingt.

Übergangsweise Einnahme von Medikamenten

Insbesondere für Raucher mit stark ausgeprägter Nikotinsucht können sich in den ersten Tagen nach dem Rauchen sogenannte Nikotinersatzprodukte empfehlen. Hierzu gehören beispielsweise Pflaster oder Kaugummis, die den Körper auch nach dem Rauchstopp mit Nikotin versorgen. Der eigentliche Nikotinentzug wird dadurch hinausgezögert, psychische und körperliche Entzugserscheinungen deutlich abgeschwächt. Studien haben gezeigt, dass solche Produkte Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten, unterstützen können. Als besonders hilfreich haben sich Kombinationen aus zwei Maßnahmen erwiesen: Nikotinpflaster in Kombination mit Kaugummi oder Lutschtabletten4.

Nikotinersatzprodukte – schrittweise Dosisreduktion

Wichtig: Wer als angehender Nichtraucher von den positiven Auswirkungen von Nikotinersatzprodukten profitieren möchte, sollte sich bewusst machen, dass diese stets nur eine Übergangslösung sein sollten. Die Dosierung sollte schrittweise reduziert werden, um am Ende einen vollständigen Nikotinentzug zu ermöglichen.

Nicht-medikamentöse Hilfen gegen Entzugssymptome

Medikamente bzw. Nikotinersatzpräparate sind nur eine Möglichkeit, um das Ziel: „Aufhören mit dem Rauchen“ zu erreichen und Nebenwirkungen zu reduzieren. Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer Tipps und Maßnahmen, die den Entzug erleichtern können.

  • Tipp 1: Ablenken und Rauchsituationen meiden
    • Raucher sind Gewohnheitsmenschen: Die Zigarette zum Morgenkaffee oder Feierabendbier ist bei vielen ritualisiert. Sobald man Kaffeegeruch in der Nase hat, überkommt einen automatisch das Verlangen nach einer Zigarette. Deshalb lohnt es sich, typische Rauchsituationen in der Anfangszeit zu meiden bzw. sich bei aufkommendem Verlangen abzulenken. Fünf Kniebeugen, einen Schluck Wasser trinken, einen Kaugummi kauen – all das kann helfen, das Suchtverlangen auszuhalten, ohne zur Zigarette zu greifen.
  • Tipp 2: Sport und Bewegung
    • Sport und Bewegung sind eine hervorragende Ablenkung gegen das Suchtverlangen. Positiver Nebeneffekt: Sie fördern die körperliche Fitness und kurbeln die Hormonproduktion an. Das kann die Stimmung heben und gegen Niedergeschlagenheit und Frustration helfen.
  • Tipp 3: Ruhe und Entspannung
    • Viele Raucher fühlen sich während des Entzugs müde und abgeschlagen. Ausreichend Schlaf und kleine Ruhepausen können helfen, solche Tiefs zu überwinden. Ein gutes Mittel sind auch Entspannungsübungen, Meditation und das Erlernen von beruhigenden Atemtechniken.
  • Tipp 4: Umfeld einbeziehen
    • Gereiztheit ist eine typische Entzugserscheinung beim Rauchen. Hilfreich ist es, wenn das Umfeld auf Stimmungsschwankungen und Angespanntheit gelassen reagiert. Deshalb ist es sinnvoll, Angehörige, Kollegen und den Freundeskreis über den Rauchstopp zu informieren. So können diese die Gereiztheit besser einordnen und verständnisvoll damit umgehen.
  • Tipp 5: Anreize schaffen
    • Mit dem Rauchen aufzuhören, ist ein großer Schritt, der viel Überwindung und Kraft kostet. Sich für die Anstrengung zu belohnen, kann dabei unterstützen, die Motivation aufrecht zu erhalten. Ein kleiner Trick ist, das Geld, das man durch den Verzicht auf Zigaretten einspart, zu sammeln und es dann für eine Belohnung auszugeben.

Warum sollte man den Rauchentzug fortsetzen?

Viele ehemalige Raucher, die durch eine Raucherentwöhnung zum Nichtraucher geworden sind, betrachten die Entscheidung, aufzuhören, als eine der besten ihres Lebens. Gesundheitliche Fitness, ein verringertes Risiko für schwere Erkrankungen und das gesparte Geld zeigen deutlich, dass die Vorteile überwiegen. Mit dem Rauchen aufzuhören, bedeutet zudem mehr Freiheit und Selbstbestimmtheit: Nicht mehr von Zigaretten abhängig zu sein, sich nicht vom Suchtverlangen beherrschen zu lassen und im Alltag sowie in der Freizeit keine Zeit mehr für das Rauchen einplanen zu müssen, kann dauerhaft ein gutes Gefühl geben.

Quellenliste

1 Bárkai, Zsuzsanna „Der Einfluss von Nikotin auf den Schlaf“, Dissertation, 2008, URN: urn:nbn:de:bsz:25-opus-63028, Abstract, https://freidok.uni-freiburg.de/data/6302 (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

2 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Nikotin. Pharmakologische Wirkung und Entstehung der Abhängigkeit, Heidelberg, 2008, https://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/download/FzR_Nikotin.pdf (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

3 Cochrane Deutschland „Nichtrauchen kann glücklich machen! Cochrane Review zeigt, dass die Raucherentwöhung mit einer besseren psychischen Gesundheit verbunden ist“, 09.03.2021, https://www.cochrane.de/news/nichtrauchen-kann-glücklich-machen-cochrane-review-zeigt-dass-die-raucherentwöhnung-mit-einer (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

4 Cochrane Deutschland „Ein neuer Cochrane Review untersucht die Wirksamkeit von unterschiedlichen Nikotinersatztherapien, die Menschen beim Rauchstopp unterstützen sollen“, 18.04.2019, https://www.cochrane.de/news/ein-neuer-cochrane-review-untersucht-die-wirksamkeit-von-unterschiedlichen (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

5 dkfz. Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft „Rauchstopp – das können Sie tun“, https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Rauchstopp_das-koennen-Sie-tun/1_Motivation_zum_Rauchstopp/1_Zehn-Gruende-fuer-einen-Rauchstopp.html (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

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