Nikotinsucht

Rauchentwöhnung

Rauchentwöhnung – das Wichtigste in Kürze

  • Rauchentwöhnung birgt viele gesundheitliche Vorteile.
  • Schon kurze Zeit nach dem Rauchstopp beginnt der Körper, sich zu regenerieren.
  • Sinnvolle Behandlungen zielen auf eine Verhaltensänderung ab.
  • Nikotinersatzprodukte können bei körperlichen Entzugserscheinungen helfen.
  • Entspannung, Einstellungsänderung und Bewegung können den Entzug erleichtern.

Warum macht Rauchen abhängig? Wie wirkt Nikotin im Körper?

Viele Menschen, die regelmäßig zur Zigarette greifen, haben bereits mehrfach versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Doch schon kurz nach der letzten Zigarette überkommt sie ein schier unüberwindbares Verlangen nach Nikotin – häufig geben sie dem inneren Drang nach. Die Sucht ist einfach zu stark. Das liegt am besonderen Wirkmechanismus von Nikotin.

  • Nikotin wirkt im Gehirn
    • Nikotin ist eine psychotrope Substanz, die beim Rauchen über die Lungen aufgenommen wird. Innerhalb von nur 10 Sekunden überwindet es die Blut-Hirn-Schranke und entfaltet im zentralen Nervensystem seine Wirkung¹. Hier stimuliert der Wirkstoff sogenannte nikotinerge Acetylcholinrezeptoren (nAChR), wodurch bestimmte Botenstoffe wie Dopamin und Noradrenalin ausgeschüttet werden². Diese Botenstoffe bewirken eine positive Stimmungsveränderung – nach einer Zigarette fühlen sich Raucher glücklich und entspannt, aber auch angeregt und aktiviert.
  • Regelmäßiger Konsum führt in die Abhängigkeit
    • Wenn dem Gehirn regelmäßig Nikotin in Form von Zigarettenrauch zugeführt wird, gewöhnt das zentrale Nervensystem sich mit der Zeit an den Einfluss der Substanz. Die Folge: Es wird immer mehr Nikotin benötigt, um dieselben Effekte zu generieren. Bleibt die gewohnte Nikotinzufuhr dagegen aus, kommt es zu Entzugserscheinungen. Eine Abhängigkeit von Zigaretten entsteht relativ schnell. Wie schnell genau, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab.

Warum sollte man eine Raucherentwöhnung vornehmen?

Wie auch bei vielen anderen Rauschmitteln, ist der Konsum mit vielen Risiken verbunden. Der Körper kann durch das Rauchen und die regelmäßige Aufnahme von Nikotin mit der Zeit große Schäden erleiden. Statistiken zeigen, dass jährlich allein in Deutschland mehr als 127.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum sterben3.

  • Körperliche Risiken für Raucher
    • Zigaretten erhöhen das Risiko für eine Vielzahl an Krankheiten. Wer keine Rauchentwöhnung durchführt, sondern weiterhin Zigaretten konsumiert, erhöht das Risiko für⁴:
      • koronare Herzkrankheit
      • Lungenkrebs
      • chronisch obstruktive Lungenerkrankung
      • Schlaganfall
      • Darmkrebs
      • Speiseröhren-, Magen- und Rachenkrebs
      • Asthma
      • Osteoporose
      • Unfruchtbarkeit
  • Risiken durch Passivrauchen
    • Wichtig: Wer vom Raucher durch eine Rauchentwöhnung zum Nichtraucher wird, tut damit nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch seinem Umfeld. Denn das sogenannte Passivrauchen, dem beispielsweise vor allem Kinder von rauchenden Eltern häufig ausgesetzt sind, geht ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für die zuvor aufgezählten Krankheiten einher.
  • Ausstieg aus der Nikotinsucht lohnt sich
    • Viele Raucher denken, dass es sich für sie nicht mehr lohnen würde, mit dem Rauchen aufzuhören. Das gilt vor allem für Raucher, die bereits seit etlichen Jahren rauchen und täglich eine Vielzahl an Zigaretten konsumieren. Doch der Schein trügt: Ein Rauchstopp lohnt sich immer, denn der Körper kann sich auf vielen Ebenen regenerieren. So verbessert sich die Lungenfunktion bereits nach zwei bis drei Monaten und nach einigen Jahren sinkt auch das Krebsrisiko signifikant5.

Wie kann man eine Nikotinsucht bekämpfen?

Wer eine Rauchentwöhnung durchführen möchte, um endlich mit dem Rauchen aufzuhören, kann aus einer Vielzahl unterschiedlicher Methoden wählen. In vielen Fällen hat sich gezeigt, dass ein dauerhafter Rauchstopp am besten mit einer Kombination mehrerer Methoden erreicht werden kann.

Wichtig: Die Motivation, aufzuhören, muss gegeben sein. Nur wer wirklich auf Zigaretten verzichten möchte, wird den Absprung bzw. den Rauchstopp tatsächlich schaffen und vom Raucher zum Nichtraucher werden. Die wichtigsten Methoden sind:

  • Verhaltenstherapie
  • Schlusspunkt-Methode
  • Nikotinersatztherapie
  • medikamentöse Unterstützung
  • Hypnose
  • Akupunktur
Kokain Entzug Dauer: Depressive Frau liegt wach
Kokain Entzug Dauer: Depressive Frau liegt wach

Welche Medikamente gibt es zur Raucherentwöhnung?

Viele Raucher versuchen, mithilfe von Medikamenten rauchfrei zu werden. Diese sollen zum einen gegen die unangenehmen Entzugserscheinungen helfen, die mit der Rauchentwöhnung verbunden sind, zum anderen das Verlangen nach Zigaretten ausbremsen. Zwei Medikamente, die im Rahmen eines Rauchstopps eingesetzt werden können, sind Bupropion und Vareniclin. Beide sind verschreibungspflichtig und können entsprechend nur im Rahmen einer ärztlich begleiteten Raucherentwöhnung verordnet werden. Darüber hinaus gehen sie mit vielen, teils stark beeinträchtigenden Nebenwirkungen einher. Ob es sinnvoll ist, mit Unterstützung dieser Medikamente aufhören zu wollen, muss im Einzelfall mit einem Arzt abgesprochen werden.

Welche Nikotinersatztherapien gibt es?

Um mit dem Rauchen aufzuhören und zum Nichtraucher zu werden, greifen viele Raucher nach Nikotinersatzprodukten. Hierbei handelt es sich um Produkte, die Nikotin enthalten, aber ohne die zusätzlich toxischen Substanzen, die in einer Zigarette stecken, auskommen. Verfügbar sind:

  • Nikotinpflaster
  • Nikotinkaugummi
  • Nikotinlutschtabletten
  • Nikotinnasenspray
  • Ersatztherapie als Zwischenlösung
    • Um die Nikotinsucht zu bekämpfen, können solche Produkte in der Übergangszeit eine Unterstützung bieten. Sie verringern die Entzugserscheinungen, die mit dem Rauchstopp einhergehen. Wirklich sinnvoll sind sie jedoch nur, wenn sie nach der Übergangszeit ebenfalls reduziert und irgendwann ganz weggelassen werden.
  • Verhaltenstherapie bei Nikotinsucht
    • Wichtig: Die Nikotinersatztherapie kann den ersten Schritt aus der Nikotinsucht erleichtern, mit dem Rauchen aufhören müssen die Betroffenen jedoch selbst. Letztlich gehört zu einer Rauchentwöhnung immer auch eine Änderung des Verhaltens. Diese kann z. B. durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen erreicht werden. Wer hingegen lediglich Zigaretten durch Nikotinpflaster und Co. ersetzt, wird seine Nikotinsucht langfristig nicht überwinden können.

Wo erhält man Hilfe bei der Raucherentwöhnung?

Für den Weg aus der Nikotinsucht können Betroffene sich verschiedene Hilfsangebote und Unterstützung holen. Bei besonders starken Rauchern, die unter einer schweren körperlichen Abhängigkeit leiden, kann sich eventuell eine Behandlung beim Arzt oder Psychotherapeuten empfehlen. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung spricht mit ihrem (kostenfreien) Angebot viele Menschen an, die mit dem Rauchen aufhören möchten.

Verschiedene Rauchstopp-Angebote, die online oder vor Ort durchgeführt werden können, haben sich als hilfreich erwiesen6. Für Methoden, wie Akupunktur oder Hypnose, die auch gegen die Nikotinsucht helfen können, finden sich ebenfalls zahlreiche Anbieter. Allerdings konnte die Wirksamkeit dieser alternativen Behandlungen in Studien bislang noch nicht ausreichend belegt werden.

Tipps zur Raucherentwöhnung

  • Tipp 1: Umfeld einbinden
    • Der Weg vom Raucher zum Nichtraucher ist für viele Betroffene nicht einfach. Umso besser ist es, wenn sie im Vorfeld alle nötigen Vorbereitungen treffen und sich Unterstützung holen. Dazu gehört es auch, Angehörige und Freunde einzubinden. Wer seinem Umfeld erklärt, dass er gerade mit dem Rauchen aufhört, kann auf Verständnis zählen und bekommt gerade in schwierigen Situationen, den Support, der vom Griff zur Zigarette abhält.
  • Tipp 2: Gesunde Ernährung & Sport
    • Sich gesund zu ernähren, ist für Menschen, die zukünftig rauchfrei leben möchten, wichtig. Denn nach dem Rauchstopp neigen viele Betroffene dazu, statt zu Zigaretten zu Süßigkeiten und Snacks zu greifen. Durch diese „Ersatzbefriedigung“, aber auch durch den veränderten Stoffwechsel, kann es passieren, dass sich auf der Waage ein paar Kilos mehr zeigen. Mit einer ausgewogenen, gesunden Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft beugt man dem vor. Und auch bei depressiver Verstimmung als Folge des körperlichen Entzugs sind Bewegung und gesunde Ernährung ideal. Darüber hinaus kann beides dabei helfen, das Suchtverlangen besser in den Griff zu bekommen und auf dem Rauchfrei-Weg zu bleiben.
  • Tipp 3: Entspannung einbauen
    • Bei einer Rauchentwöhnung verspüren viele Betroffene schon kurz nach der letzten gerauchten Zigarette ein starkes Verlangen nach Nikotin. Um dieses zu überwinden, können verschiedene Entspannungsmethoden wie zum Beispiel Achtsamkeitsübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung helfen. Der besondere Clou: Nicht nur in der ersten Zeit nach dem Rauchstopp können Entspannungsübungen helfen – sie können auch langfristig in Situationen, in denen normalerweise eine Zigarette beim Stressabbau geholfen hat, nützlich sein.

Quellenliste

1 Batra, Anil „Pharmakokinetik des Nikotins“, In: Singer, Manfred et al., Alkohol und Tabak, 2011, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, S. 102, DOI: 10.1055/b-0034-40716, https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-40716# (Datum des Zugriffs: 14.03.2023)

2 (2008). Pharmakologie und Pharmakokinetik von Nikotin. In: Haustein, KO. (eds) Tabakabhängigkeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-73309-6_4https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-540-73309-6_4 (Datum des Zugriffs: 14.03.2023)

3 Bundesministerium für Gesundheit „Rauchen“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen.html (Datum des Zugriffs: 14.03.2023)

Prochaska, Judith „Rauchen“, MSD MANUAL Ausgabe für Patienten, https://www.msdmanuals.com/de/heim/spezialthemen/tabakkonsum/rauchen (Datum des Zugriffs: 14.03.2023)

5 BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Gesundheit – Verbessern Sie Ihre Gesundheit“, rauchfrei, https://rauchfrei-info.de/informieren/rauchstopp/vorteile-des-rauchstopps/gesundheit/ (Datum des Zugriffs: 14.03.2023)

6 dkfz. Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft, BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, https://www.anbieter-raucherberatung.de (Datum des Zugriffs: 14.03.2023)