Was sind die Gründe für Drogenkonsum?
Eine einzelne Ursache für eine Drogenabhängigkeit lässt sich nur in den seltensten Fällen klar bestimmen. Stattdessen hat eine Abhängigkeit meist mehrere eng miteinander verflochtene Gründe bzw. Ursachen als Auslöser. So ist es zum Beispiel wahrscheinlicher, dass jemand, der unter psychischen Problemen leidet und sozial schlecht integriert ist, zu Suchtmitteln greift, als jemand, der unter einer psychischen Erkrankung leidet, aber von einem starken Familien- und Freundeskreis gestützt wird. Daneben gibt es aber auch Drogensüchtige, die auf den ersten Blick ein perfektes Familienleben pflegen und im Job glänzen, aber durch leistungssteigernde Drogen wie Amphetamine oder Kokain scheinbar alles erreichen, was sie sich vornehmen. Dementsprechend individuell sind die Suchtbiografien der Betroffenen.
Psychische Faktoren
Drogen wirken als psychoaktive Substanzen direkt auf den Transmitter-Stoffwechsel im Gehirn des Menschen ein und verändern je nach Substanz die Weiterleitung von Reizen und Signalen. Dabei wird in erster Linie das Belohnungszentrum angesprochen. Schließlich aktiviert der Konsum der jeweiligen Droge positive Gefühle, während negative Emotionen in den Hintergrund geraten. Insbesondere Menschen, die unter psychischen Problemen leiden und beispielsweise an Depressionen oder einer Angst- und Panikstörung erkrankt sind, erweisen sich als empfänglich für die Wirkung der Drogen. Sie haben das Gefühl, endlich einmal abschalten und Kummer und Sorgen vergessen zu können. Auch ein geringes Selbstwertgefühl oder seelische Verletzungen können als Drogensucht-Ursache identifiziert werden. Manchmal zeichnen sich die Betroffenen durch eine von der Norm abweichende Impulskontrolle und eine übersteigerte Neugier aus.
Genetische Veranlagung
Untersuchungen im Zusammenhang mit Alkohol und Sucht haben herausgefunden, dass Abhängigkeitserkrankungen in Familien bisweilen gehäuft auftreten. Entsprechend wird gemutmaßt, dass bestimmte genetische Konstellationen die Ausbildung einer Suchterkrankung begünstigen können. Inwiefern die individuelle genetische Disposition für eine Drogenabhängigkeit als Ursache eingestuft werden muss, ist jedoch unklar. Fest steht allerdings, dass das Vorhandensein bestimmter suchtbegünstigender genetischer Anlagen nicht zwangsläufig zu einer Abhängigkeit führen muss.
Biologische Faktoren
Im Unterschied zur Genetik, die von Geburt an besteht, entstehen die biologischen Faktoren, die eine Drogensucht aufrechterhalten, erst während des Konsums. Durch die Wirkung der jeweiligen Substanz im Gehirn des Betroffenen kommt es zu strukturellen Veränderungen, die eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem Konsumverlangen spielen. Durch die vermehrte Ausschüttung des Glückshormons Dopamin empfindet der Suchtkranke die Belohnung durch den Konsum der Droge als dermaßen stark, dass „natürlich“ entstandene Glücksgefühle dagegen verblassen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Suchtgedächtnis.
Hinzu kommt, dass der Körper sich zunehmend an die Wirkung der Drogen gewöhnt. Diese sogenannte Toleranzwirkung sorgt dafür, dass die Substanzen in immer größeren Mengen konsumiert werden müssen. Das verstärkt einerseits die Abhängigkeit, gleichzeitig aber auch die Probleme, die mit dem Drogenmissbrauch einhergehen.
Soziale Faktoren
Der Umgang mit legalen und illegalen Drogen im Jugend- und Erwachsenenalter wird maßgeblich durch das Erlebte in der Kindheit bestimmt. Wer in einer Familie aufwächst, in der die Eltern oder andere Familienmitglieder regelmäßig Alkohol trinken oder Drogen nehmen, besitzt ein höheres Risiko, als Erwachsener selbst eine Drogenabhängigkeit zu erleiden. Ebenso können aber auch spätere soziale Einflussfaktoren relevant werden, beispielsweise der Umgang mit falschen Freunden, der Wille einer bestimmten Peer-Group zuzugehören oder eine soziale Isolation, die durch den Drogenrausch kompensiert wird.