Drogensucht

Cannabis-Sucht

Cannabis-Sucht – Das Wichtigste in Kürze

  • Neue Cannabis-Züchtungen bergen durch verstärkte Wirkung größeres Abhängigkeitsrisiko
  • Als psychoaktive Substanz schafft Cannabis bald Gewöhnungseffekt für Körper
  • Kurz- und Langzeitfolgen des Konsums deutlich weniger harmlos als gedacht
  • Cannabis-Psychose kann schon nach erstem Joint auftreten
  • Merkmale der Sucht: Gerötete Augen, Rückzug, Schwitzen, Nervosität, Zittern, Persönlichkeitsveränderungen, sinkende Hygienestandards
  • Nebenwirkungen: Panikattacken, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Brechreiz, verzögerte Reaktionszeiten, Verhaltens-, Bewusstseins- oder Wahrnehmungsstörungen, Mundtrockenheit, Heißhungerattacken

Herkunft, Wirkung und Konsumform: Was ist Cannabis?

Gras, Weed, THC oder Marihuana – viele Namen werden umgangssprachlich für Cannabis verwendet. Sie alle beziehen sich auf den aus der Cannabispflanze gewonnenen, rauscherzeugenden Wirkstoff THC (Tetrahydrogencannabinol). Die getrockneten Blüten, Blätter oder Harze der Pflanze werden entweder geraucht, verzehrt oder sublingual als Tinkturen konsumiert. Die bereits wenige Sekunden nach dem Konsum einsetzende Rauschwirkung entsteht dadurch, dass die Wirkstoffe aus dem THC an verschiedene Rezeptoren im zentralen Nervensystem andocken. Dies verändert die Konzentration bestimmter Neurotransmitter im Gehirn und übt dadurch einen dämpfenden Effekt auf die Erregungsweiterleitung aus. Entspannung und Müdigkeit setzen ein, die Reaktionsfähigkeit sinkt und die Bewegungen verlangsamen sich deutlich. Einige Cannabissorten erzeugen zudem eine euphorische Wirkung.

Warum macht Cannabis abhängig?

Wie bei den meisten psychoaktiven Substanzen tritt auch beim Konsum von Cannabis mit der Zeit ein Gewöhnungseffekt ein. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen. Zum einen entwickelt sich eine Toleranz gegenüber dem Wirkstoff. Genügte anfangs ein einziger Joint, um das gewünschte High zu verspüren, müssen irgendwann zwei oder drei Cannabiszigaretten geraucht werden, bevor sich die Wirkung einstellt. Zum anderen sorgt die Gewöhnung an die Wirkung der Droge dafür, dass die körpereigene Regulation von Erregungs- und Spannungszuständen heruntergefahren wird. Sich ohne kiffen zu entspannen, wird irgendwann fast unmöglich. Hier entsteht ein Teufelskreis: Die Gewöhnung und Toleranzentwicklung führen zu einem gesteigerten Cannabiskonsum, der die Abhängigkeit zunehmend verstärkt.

Wie schnell macht Cannabis abhängig?

Das Risiko nach einem Cannabiskonsum süchtig zu werden, wird von vielen Konsumenten fälschlicherweise als sehr gering eingeschätzt. Noch immer gilt Cannabis als “weiche Droge”, die nicht oder nur in den seltensten Fällen abhängig macht. Fakt ist jedoch, dass gerade neue Züchtungen mit einer deutlich größeren Potenz ausgestattet sind. Dadurch steigt das Risiko, abhängig zu werden oder andere Nebenwirkungen des Konsums zu erleben, massiv. Ob, und wie schnell jemand eine Cannabis-Sucht ausbildet, ist von vielen Faktoren abhängig. Je häufiger der Konsum und je größer die Drogenmenge, umso schneller manifestiert sich eine Abhängigkeit. Zur Verdeutlichung: Beim erstmaligen Konsum liegt das Risiko eine Cannabis-Sucht zu entwickeln bei 1:10. Wer dagegen täglich kifft, muss mit einem Risiko von 1:3 rechnen. Allerdings gibt es Folgeerkrankungen, die bereits nach dem ersten Joint auftreten können, z.B. Psychosen, die schlimmstenfalls irreversibel sind.

Wer entwickelt eine Cannabis-Sucht?

Einige Personengruppen sind stärker gefährdet, eine Abhängigkeit vom Kiffen auszubilden als andere. So sind psychisch labile Personen, Menschen, die unter großem sozialem oder emotionalem Stress stehen, und Betroffene mit einer Suchthistorie stärker risikobehaftet als sozial integrierte, psychisch gesunde und in puncto Drogenkonsum aufgeklärte Personen. Wer die Droge beispielsweise konsumiert, um sich abzulenken oder zu betäuben, entwickelt tendenziell recht schnell ein gefährliches Abhängigkeitsverhältnis, bei dem ein zunehmender Kontrollverlust über den Konsum droht. Gleiches gilt, wenn parallel zum Kiffen andere Drogen oder Alkohol konsumiert werden. Hier können die verschiedenen rauscherzeugenden Substanzen in Wechselwirkung treten und das Abhängigkeitspotenzial verstärken.

Es muss davon ausgegangen werden, dass Jugendliche und junge Erwachsene ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung einer Cannabis-Sucht haben. Das liegt zum einen daran, dass Marihuana bei jungen Menschen besonders angesagt ist und entsprechend häufig konsumiert wird. Zum anderen lässt es sich darauf zurückführen, dass sich das Gehirn bei diesen Altersgruppen noch in der Entwicklung befindet und dadurch deutlich beeinflussbarer ist. Zu diesem Ergebnis kommen auch Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Wie gefährlich ist eine Cannabis-Abhängigkeit?

Nicht nur das Risiko einer Abhängigkeit wird beim Cannabiskonsum unterschätzt – auch die Kurz- und Langzeitfolgen des Konsums sind, wie oben bereits angedeutet, deutlich weniger harmlos, als die meisten Konsumenten annehmen. Tatsächlich ist die Liste der Nebenwirkungen, die ein Cannabis-Konsum haben kann, lang und vielseitig.

Kurzzeitfolgen des Cannabiskonsums

Nach Cannabis kann man folgende Nebenwirkungen entwickeln:

  • Panikattacken
  • Halluzinationen
  • Wahnvorstellungen
  • Brechreiz
  • Verzögerten Reaktionszeiten
  • Verhaltens-, Bewusstseins- oder Wahrnehmungsstörungen
  • Bindehautrötungen
  • Mundtrockenheit
  • Heißhungerattacken

Es kann aber bereits beim ersten Joint schon zu einer vollausgeprägten Psychose kommen. Vor einer Psychose ist der Konsument nie sicher. Diese kann beim ersten, zehnten oder tausendsten Joint auftreten.

Langzeitfolgen des Cannabiskonsums

Wer regelmäßig Cannabis in Form von Marihuana oder Haschisch konsumiert, riskiert eine psychische Abhängigkeit. Mit Blick auf die neuen Cannabis-Züchtungen kann davon ausgegangen werden, dass die verstärkte Wirkung ein noch größeres Abhängigkeitsrisiko mitbringt. Unabhängig davon, gibt es auch abseits der Sucht viele negative Folgen des dauerhaften Cannabiskonsums:

  • Cannabissüchtige ziehen sich häufig aus dem normalen gesellschaftlichen Leben zurück. Sie verlieren das Interesse an sozialen Interaktionen oder Hobbys und rutschen immer stärker in die Isolation. Nichts macht mehr Freude; der betroffenen Person ist im Grunde alles egal. Hier spricht man auch von einem amotivationalen Syndrom.
  • Oft bilden sich psychische Erkrankungen wie Depressionen, Psychosen (Cannabis-Psychose) und eine erhöhte Suizidgefährdung aus.
  • Der langjährige Genuss der Droge schädigt das Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit. Im Rahmen von MRT-Untersuchungen wurde erwiesen, dass sich Gehirnstrukturen unter dem Einfluss der pflanzlichen Substanz dauerhaft verändern. Das hat unter anderem zur Folge, dass der IQ von Cannabiskonsumenten sinkt. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet.
  • Langzeitkonsumenten müssen mit einem erhöhten Krebsrisiko und einer gesteigerten Gefahr für chronische Lungenerkrankungen rechnen. Darüber hinaus ist die Sterberate bei Dauerkonsumenten viermal so hoch als bei Menschen, die kein Cannabis zu sich nehmen.

Die Cannabis-Sucht-Folgen beeinflussen Betroffene entsprechend psychisch, körperlich sowie auch sozial / gesellschaftlich. Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass auch die Angehörigen der Suchtpatienten leiden. Eltern, Kinder, Freunde oder der Partner – sie alle werden unfreiwillig Teil der Suchthistorie und müssen die belastenden Folgen der Suchterkrankung mittragen.

Woran lässt sich eine Cannabis-Sucht erkennen?

Eine Abhängigkeit ist eine psychische Erkrankung, die nach exakt definierten Kriterien diagnostiziert werden kann. Diese Kriterien finden sich im ICD-10, einem international gültigen Diagnose-Manual, das von der WHO herausgegeben wird. Hiernach weist das gleichzeitige Auftreten von mindestens drei der nachfolgenden Symptome auf eine Sucht nach Cannabis hin:

  • Suchtmittelverlangen (Craving)
  • Kontrollverlust über den Cannabiskonsum
  • Zunehmende Toleranzentwicklung
  • Vernachlässigung anderer Interessen / Verpflichtungen
  • Fortsetzung des Konsums trotz negativer Auswirkungen
  • Unterlassen des Cannabiskonsums ruft Entzugserscheinungen hervor

Diese Kriterien sind für Außenstehende oft nicht ersichtlich. Wie es im Innenleben eines potenziell Suchtkranken aussieht, können Eltern, Partner oder Freunde oft nur bedingt einschätzen. Was allerdings sichtbar ist: Gerötete Augen, Selbstisolation und Rückzug, Merkmale wie vermehrtes Schwitzen, Nervosität oder Zittern sowie Persönlichkeitsveränderungen und sinkende Hygienestandards. All dies können Warnsignale sein und sollten von den Angehörigen nicht ignoriert werden.

Wie bekämpft man eine Cannabis-Sucht?

Im Gegensatz zu vielen härteren Drogen oder Alkohol ist die körperliche Komponente der Sucht bei Cannabis weniger stark ausgeprägt. Die Entgiftung lässt sich dementsprechend meist komplikationslos, das heißt ohne schwerwiegende Nebenwirkungen, durchführen. Deshalb entscheiden sich viele Suchtkranke dazu, eigenmächtig zu entziehen, indem sie einfach auf den weiteren Konsum von Haschisch oder Marihuana verzichten. Doch die körperliche Entgiftung ist lediglich der erste Schritt in ein Leben ohne Cannabis.

Viel wichtiger ist für die Suchtpatienten die therapeutische Aufarbeitung der Erkrankung. Denn die Entstehung einer cannabisinduzierten Abhängigkeit hat meist tiefsitzende Gründe – und solange diese nicht behoben werden, besteht die Gefahr eines Rückfalls. Darüber hinaus müssen die Patienten lernen, wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen. Hierzu gehört beispielsweise das Suchtverlangen zu kontrollieren und neue Strategien zu entwickeln, um Konsumreize auszuhalten. Für viele abstinente Kiffer bedeutet dies auch, den früheren Freundes- und Bekanntenkreis zu verlassen und sich stattdessen eine gänzlich neue Lebensgrundlage aufzubauen. Im Alleingang gelingt dies den wenigsten. Umso wichtiger ist eine professionelle Behandlung wie sie beispielsweise Suchtambulanzen und private Suchtkliniken anbieten.

Wo bekommt man bei einer Cannabis-Sucht Hilfe?

Wer bei sich die typischen Cannabis-Sucht-Symptome bemerkt, sollte am besten schnellstmöglich bei den entsprechenden Stellen um Hilfe bitten. Vielen Cannabis-Süchtigen gelingt es zwar, sich selbst kurzfristig aus der Abhängigkeit zu befreien, jedoch ist eine langfristige Abstinenz meist nur mit professioneller Unterstützung möglich. Sollten die Betroffenen ein stabiles Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt haben, kann dieser mit entsprechenden Informationen weiterhelfen.

Suchtberatungsstellen können ebenfalls eine Alternative sein. Die dortigen Mitarbeiter unterliegen für gewöhnlich der gesetzlichen Schweigepflicht und geben dementsprechend keine Daten oder Informationen ohne Einverständnis des Betroffenen weiter. Darüber hinaus erhalten die Suchtkranken hier eine umfassende Aufklärung rund um das Thema Cannabis-Abhängigkeit sowie gegebenenfalls Hilfe bei der Wahl der richtigen Behandlungsmethode.

Wer möglichst keine Zeit verlieren möchte, kann sich auch direkt an eine private Suchtklinik wenden, da die Aufnahme hier meist schnell und unkompliziert und auch im intoxikierten Zustand möglich ist. Darüber hinaus verläuft der Cannabis-Entzug ganzheitlich in einem Behandlungsblock und enthält sowohl eine Entgiftung als auch eine Entwöhnung. Bei öffentlichen Einrichtungen erfolgen Entgiftung (Krankenkasse) und Entwöhnung (Rentenversicherung) in der Regel getrennt und in zwei separaten Kliniken und dauern dadurch deutlich länger.

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