Alkoholsucht

Alkoholvergiftung

Das Wichtigste in Kürze

  • Alkohol wirkt neuro- und embryotoxisch, ist also ein Nervengift für Menschen und ungeborene Kinder
  • Viel Wasser zu trinken und Schlaf können bei leichteren Intoxikationen helfen
  • Bei einer akuten Ethanolvergiftung kann es zu Bewusstseinsstörung, unregelmäßiger Atmung, Erbrechen oder anderen auffälligen Symptomen kommen
  • Frauen müssen aufgrund der körperlichen Eigenschaften schneller mit einer Alkoholvergiftung rechnen als Männer
  • Eine schwere Alkoholvergiftung kann tödlich verlaufen, wenn sie nicht entsprechend medizinisch versorgt wird
  • Zuerst sollte der Notarzt verständigt werden, im Rahmen der Erste-Hilfe-Maßnahmen sollte der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden

Was ist eine Alkoholvergiftung?

Alkohol ist für den menschlichen Körper eine toxische Substanz. Ab einer bestimmten Menge kann der Konsum eine Vergiftung hervorrufen, die vor allem das Gehirn beeinträchtigt. Symptome einer solchen Intoxikation können Bewusstseinstrübungen, Sprachstörungen oder Verwirrtheit sein. Unbehandelt kann eine schwere Alkoholvergiftung tödlich enden. Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit mehr als 76.000 Fälle von akutem Alkoholmissbrauch in Deutschland im Krankenhaus behandelt1.

Alkoholvergiftung – ab wann tritt sie auf?

Wie viele Gläser Wein oder Bier zu einer akuten Alkoholintoxikation führen, lässt sich pauschal nicht sagen. Wie groß die Gefahr ist, die beim Trinken vom Alkohol ausgeht, ist schließlich von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Mageninhalt
  • Flüssigkeitshaushalt
  • Größe und Gewicht
  • Trinkgewohnheiten
  • Trinkgeschwindigkeit
  • Menge

Das Risiko für eine Vergiftung durch Alkohol ist bei Frauen höher

Statistiken rund um den Zusammenhang zwischen Alkohol und Geschlecht können sich auf viele Aspekte beziehen: Grundsätzlich pflegen Frauen einen weniger riskanten Alkoholkonsum als Männer2. Auch Alkoholismus bei Frauen kommt damit weniger häufig vor als beim männlichen Geschlecht. Hierfür mag u. a. verantwortlich sein, dass Frauen Alkohol schlechter vertragen als Männer. Ihnen genügt meist eine geringere Alkoholmenge, um sich betrunken zu fühlen. Zudem erleiden sie schneller eine Alkoholvergiftung als Männer. Das liegt unter anderem an der Verteilung von Gewicht und Körpergröße, aber auch am Flüssigkeitshaushalt, der bei Frauen und Männern differiert. Da der männliche Körper zu einem höheren Prozentsatz aus Wasser besteht, nimmt ein Mann pro Glas Bier oder Wein weniger Promille auf als eine Frau.

Der Mageninhalt beeinflusst das Risiko einer Alkoholvergiftung

Der Mageninhalt hat einen entscheidenden Einfluss auf den Promillewert. Da Alkohol über die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt in den Blutkreislauf gelangt, kann ein voller Magen dafür sorgen, dass sich die Anzahl der Promille langsamer erhöht als bei einem leeren Magen.

Unregelmäßiger Alkoholkonsum kann Alkoholvergiftung begünstigen

Wie sehr jemand an den Konsum von Alkohol gewöhnt ist, kann die Entstehung einer Alkoholintoxikation beeinflussen. Wer nur selten oder nur eine geringe Menge an alkoholischen Getränken zu sich nimmt, entwickelt schneller eine Alkoholvergiftung als jemand, der viel und regelmäßig trinkt. Während bei Jugendlichen schon nach wenigen Gramm reinen Alkohols die ersten Anzeichen einer Vergiftung auftreten können, kann ein Alkoholiker vielfach den ganzen Tag trinken, ohne Anzeichen einer Alkoholintoxikation aufzuweisen.

Woran erkennt man eine Alkoholvergiftung?

Gegen den gelegentlichen, verantwortungsvollen Genuss von Alkohol ist in den meisten Fällen nichts einzuwenden. Leider liegt es in der Natur der toxischen Substanz, dass sie die Konsumenten in ihrer rationalen Entscheidungsfähigkeit beeinflusst: Alkohol wirkt enthemmend und steigert die Risikobereitschaft – das sind nur zwei der Gründe, die dafür sorgen, dass viele Menschen mehr Alkohol trinken, als es eigentlich ratsam wäre. Eine Alkoholvergiftung kann in mehrere Phasen unterteilt werden. Die erste ist häufig bereits nach wenigen Drinks erreicht. Die einzelnen Phasen sowie die zugehörigen Symptome zu kennen, hilft nicht nur den eigenen Konsum besser einzuordnen, sondern kann im Notfall sogar Leben retten.

  • Phase 1: Exzitation
    • Die erste Phase der Alkoholvergiftung beginnt bereits bei einer sehr geringen Konzentration von Alkohol im Blut: Schon ab 0,2 Promille spricht man von der Phase der Exzitation. Diese entspricht einer leichten Alkoholvergiftung. Sie ist durch folgende Symptome gekennzeichnet, von denen einige als durchaus angenehm wahrgenommen und von den Trinkenden sogar erwünscht werden:
      • Enthemmung
      • Redseligkeit
      • verlängerte Reaktionszeit
      • Gleichgewichtsstörungen
      • verwaschene Sprache

       

      Je stärker der Alkoholpegel steigt, umso umfangreicher/ausgeprägter sind die Symptome der Alkoholvergiftung. Eine medizinische Behandlung ist normalerweise noch nicht erforderlich.

  • Phase 2: Betäubung
    • Das Stadium der Betäubung beginnt normalerweise bei einem Blutalkoholgehalt von 2,0 Promille. Die Wirkung der rauscherzeugenden Substanz ist jetzt sehr stark. Die Trinkenden weisen extreme Sprach- und Koordinationsstörungen auf. Sie können sich nur noch schwerfällig bewegen, Schläfrigkeit und teilweise auch Benommenheit machen sich breit. Oft übergeben sie sich, es kommt überdies zu Gedächtnislücken – dem typischen „Filmriss“, bei dem man sich am nächsten Tag an nichts bzw. kaum etwas von dem erinnert, was man gesagt oder getan hat. Einige Betrunkene neigen in diesem Stadium der Alkoholvergiftung auch zu aggressivem Verhalten.
  • Phase 3: Narkose
    • Wer den Alkoholkonsum noch immer nicht einstellt und weiter trinkt, gelangt ins dritte Stadium einer Alkoholvergiftung. Hier spricht man auch von einer Narkose, die mit Bewusstlosigkeit, erweiterten Pupillen und einem Schockzustand verbunden ist. Der Promillewert liegt zwischen 2,5 und 4,0. Man reagiert nicht mehr auf Schmerzreize und auch die Kontrollfunktion des Körpers ist extrem eingeschränkt, wodurch es zu unkontrolliertem Harn- und Stuhlabgang kommen kann. Spätestens ab jetzt ist Fremdhilfe gefragt, da der Betrunkene nicht mehr in der Lage ist, sich um sich selbst zu kümmern und medizinische Hilfe zu suchen.Besonders gefährlich: Häufig wird der Gesundheitszustand von Betrunkenen in diesem Stadium nicht ernstgenommen bzw. unterschätzt. Man neigt dazu, den Betroffenen seinen „Rausch ausschlafen“ zu lassen – nicht wissend, dass das zentrale Nervensystem bereits so stark beeinflusst sein kann, dass das Atemzentrum gelähmt werden kann. In Kombination mit Übelkeit und Erbrechen können Betroffene in der Folge sogar versterben3.
  • Phase 4: Asphyxie
    • Bleiben die Symptome des dritten Stadiums ohne Behandlung, geht der Betroffene in die vierte Stufe einer Alkoholintoxikation über, die als Asphyxie bezeichnet wird und in vielen Fällen tödlich verläuft. Sie liegt ab einem Promillewert von 4,0 vor und ist durch die folgenden Symptome gekennzeichnet:
      • Koma
      • reaktionslose Pupillen
      • Kreislaufversagen
      • Atemstillstand
      • Hypothermie

Alkoholvergiftung: Was tun?

Wenn größere Mengen Alkohol konsumiert wurden und eine akute Ethanolvergiftung mit Bewusstseinsstörung, unregelmäßiger Atmung, Erbrechen oder anderen auffälligen Symptomen vorliegt, liegt ein akuter Notfall vor, der schnelles Handeln erfordert. Eine schwere Alkoholvergiftung kann tödlich verlaufen, wenn sie nicht entsprechend medizinisch versorgt wird. Doch auch wenn sie nicht zum Tod führt, kann sie schwere körperliche und psychische Auswirkungen mit sich bringen.

Notarzt verständigen und erste Hilfe leisten

Im ersten Schritt sollte der Notarzt verständigt werden, da Personen mit einer starken Alkoholvergiftung stationär behandelt werden müssen. Im Rahmen der Erste-Hilfe-Maßnahmen sollte der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Betrunkene an seinem Erbrochenen ersticken kann. Sollte der Betroffene ansprechbar und bei Bewusstsein sein, ist es sinnvoll, absichtlich ein Erbrechen herbeizuführen. Auf diese Weise können die noch im Magen befindlichen Mengen an Alkohol aus dem Körper befördert werden, bevor sie ins Blut übergehen. Viel Wasser zu trinken und Schlaf können bei leichteren Intoxikationen helfen.

Quellenliste

1 Statista „Anzahl der Krankenhausfälle aufgrund akuten Alkoholmissbrauchs in Deutschland nach Altersgruppen in den Jahren von 2018 bis 2020“, Veröffentlicht von Rainer Radtke, 18.05.2022, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/73745/umfrage/im-krankenhaus-behandelte-faelle-von-alkoholmissbrauch/#statisticContainer, (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

2 Lange, Cornelia et al. „Alkoholkonsum von Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen, Folgen und Maßnahmen“, Journal of Health Monitoring · 2016 1(1) DOI 10.17886/RKI­GBE­2016­025
Robert Koch-­Institut, Berlin, S. 40, https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JoHM_2016_01_alkohol.pdf?__blob=publicationFile (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

3 Gross, Horst „Ach, lass ihn doch schlafen – Umgang mit Alkoholvergifteten“, Thieme via medici, 05.12.2014, https://m.thieme.de/viamedici/klinik-faecher-notfallmedizin-1539/a/umgang-mit-alkoholvergifteten-24702.htm (Datum des Zugriffs: 27.04.2023)

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