Drogensucht

Kokain Entzug Symptome

 Kokain Entzug Symptome – Das Wichtigste in Kürze

  • Entzugssymptome können körperlicher oder psychischer Natur sein.
  • Kokain-Konsum verändert den Neurotransmitter-Stoffwechsels im Gehirn.
  • Mischkonsum kann zu Komplikationen bei der körperlichen Entgiftung führen.
  • Die psychischen Entzugssymptome sind i.d.R. belastender als die körperlichen.
  • Psychische Symptome können zeitverzögert auftreten. Sie reichen von Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen bis zu Psychosen und Dermatozoenwahn.
  • Stationärer Entzug mit engmaschiger Überwachung und Medikation kann Symptome lindern.

Kokain-Konsum in Europa weit verbreitet

Laut Europäischem Drogenbericht aus dem Jahr 2018 muss der Kokainkonsum europaweit als stabil mit steigender Tendenz eingestuft werden1. Vor allem jüngere Leute fühlen sich von der Aufputschdroge angezogen. Der Trugschluss: Wer kokst, kann die ganze Nacht durchfeiern, fühlt sich selbstbewusst und strotzt nur so vor Energie, das kann auch im Job hilfreich sein. Was beim Konsum allerdings nicht bedacht wird: Koks gehört zu den Drogen mit einem extrem hohen psychischen Abhängigkeitspotenzial. Wer nach längerer Zeit mit dem Koksen aufhören will, muss mit unangenehmen Kokain-Entzugs-Symptomen rechnen. Welche das sind und wie sie sich lindern lassen, verrät der nachfolgende Beitrag.

Was sind Kokain-Entzug-Symptome?

Unter Kokain-Entzugssymptomen versteht man die körperlichen und/oder psychischen Beschwerden, die auftreten, wenn der chronische Konsum von Kokain gestoppt wird. Wie belastend die Entzugserscheinungen bei Koks ausfallen, hängt von diversen Faktoren ab und ist individuell verschieden. Bei einem qualifizierten Entzug in einer Klinik lassen sich die Nebenwirkungen mithilfe medikamentöser Unterstützung auf ein Minimum reduzieren.

Kokain in Tüten
Kokain in Tüten

Warum entwickelt man bei Kokain Entzugserscheinungen?

Kokain, genauso wie seine Sonderformen Crack oder Freebase, ist eine rauscherzeugende Substanz, die im zentralen Nervensystem des Menschen wirkt. Dort dockt sie an bestimmte Rezeptoren an und steigert dadurch die Ausschüttung diverser Neurotransmitter – allem voran Dopamin und Serotonin2. Diese auch als Glückshormone bekannten Neurotransmitter sorgen für die euphorisierende Wirkung, gleichzeitig bringen sie die chemische Balance im Gehirn durcheinander.

Je häufiger Koks konsumiert wird, umso stärker ist das sich ausbildende Missverhältnis. Irgendwann stellt das Gehirn die Eigenproduktion der Neurotransmitter weitgehend ein, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Wird nun auf den Konsum der Droge verzichtet, entsteht dadurch eine neuerliche Dysbalance. Darauf reagieren Körper und Psyche mit Kokainentzug-Symptomen.

Kokain-Entzugserscheinungen: Mann misst Blutdruck
Kokain-Entzugserscheinungen: Mann misst Blutdruck

Welche Kokain-Entzugserscheinungen sind typisch?

Kokain ist eine Substanz, die in erster Linie eine psychische Abhängigkeit auslöst. Bei einem Entzug leiden die meisten Betroffenen deshalb vor allem unter psychischen Koks-Entzugserscheinungen. Das bedeutet jedoch nicht, dass körperliche Beschwerden beim Kokainsucht nicht vorkommen.

Körperliche Entzugserscheinungen bei Kokain

Insbesondere vor den körperlichen Entzugserscheinungen bei Kokain haben viele Suchtkranke Angst. Dabei fallen diese für gewöhnlich relativ harmlos aus. Nur selten erleiden Betroffene wirklich schwerwiegende Symptome des Entzugs. Beim Entgiften von Crack oder Freebase können sie wiederum häufiger vorkommen. Wenn überhaupt, treten vornehmlich folgende Beschwerden auf:

  • Bluthochdruck
  • Juckreiz
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit & Erschöpfung
  • Schnupfen
  • Schüttelfrost
  • Zittern

Normalerweise sind die körperlichen Folgen des Entzugs nicht lebensgefährlich. Anders sieht es hingegen aus, wenn ein Mischkonsum (zum Beispiel mit Alkohol oder anderen illegalen Drogen) stattgefunden hat. Hier kann es während der Entgiftung zu unvorhersehbaren Wechselwirkungen kommen, die sich auch körperlich bemerkbar machen können.

Psychische Entzugserscheinungen bei Kokain

Der Konsum von Kokain kann eine psychische Abhängigkeit auslösen, die beim Konsumstopp wiederum zu stark belastenden psychischen Beschwerden führt. Vereinfacht gesagt, bewirkt der Entzug im Konsumenten das Gegenteil von dem, was das Rauschmittel zuvor ausgelöst hat.

  • Angstzustände
  • Depressionen
  • extreme psychische Erschöpfung
  • mangelnde Konzentrationsfähigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Psychosen
  • Schlafstörungen

Nicht selten entwickeln die Patienten eine schwere Depression. Diese kann bis hin zu suizidalen Gedanken und Verhalten führen3. Beim Dermatozoenwahn erleben Betroffene das intensive Gefühl, als würden unter ihrer Haut Insekten krabbeln4, 5.

Kokain-Entzug-Symptome: Mann mit Schlafstörungen auf Sofa
Kokain-Entzug-Symptome: Mann mit Schlafstörungen auf Sofa

Wann treten die Kokain-Entzugserscheinungen auf?

Der Entzug von Kokain ist in mehrere Phasen gegliedert:

  • Crash
  • Entzug
  • Entwöhnung

Crash-Phase – Symptome nach der letzten Dosis

Die Crash-Phase setzt bereits kurze Zeit nach dem letzten Kokainkonsum ein. Sie ist den Konsumenten meist bereits bekannt, da sie als Begleiterscheinung eines exzessiven Kokainkonsums (fast) immer auftritt. Zumeist verschlimmern sich die Beschwerden in der darauffolgenden Phase noch.

  • Charakteristisch sind Schlafstörungen bei gleichzeitig großer Müdigkeit – beides kann bereits wenige Stunden nach dem letzten Konsum entstehen.
  • Gleiches gilt für Selbstzweifel, depressive Verstimmung und die Angst davor, den Kokain-Entzug nicht zu schaffen.

Individueller Verlauf des Entzugs

Wichtig: Der Verlauf der Beschwerden bei Entgiftung und Entzug von Kokain ist sehr individuell. Teilweise berichten Patienten davon, dass sie in der ersten Crash-Phase überhaupt keine Entzugssymptome wahrnehmen. Auch der Suchtdruck, das sogenannte Craving, hält sich in Grenzen.Dies bedeutet aber keineswegs zwangsläufig, dass die Betroffenen über den Berg wären und keine körperlichen und/oder psychischen Entzugssymptome zu befürchten hätten. Im Gegenteil: Kokain gehört zu den psychoaktiven Substanzen, bei denen insbesondere die psychischen Entzugserscheinungen zeitverzögert auftreten können. Es ist also keine Seltenheit, dass Suchtkranke, die entgiften, das wahre Ausmaß erst nach mehreren Tagen zu spüren bekommen.

Kokain Mischkonsum mit Alkohol
Kokain Mischkonsum mit Alkohol

Wie lange halten die Kokain-Entzugserscheinungen an?

Viele Suchtkranke möchten am liebsten schon vor dem Kokain-Entzug wissen, wie lange die Entzugserscheinungen nach dem Abklingen der Wirkung des weißen Pulvers andauern. Auf diese Frage gibt es jedoch keine pauschale Antwort. Denn das Einsetzen und die Dauer der Nebenwirkungen des Entzugs sind individuell verschieden.

Viele Faktoren beeinflussen Länge und Intensität der Entzugserscheinungen

Eine Reihe von Faktoren kann Einfluss darauf ausüben, ob, wie stark und wie anhaltend sich psychische und/oder körperliche Entzugserscheinungen manifestieren. Zu den Einflussfaktoren zählen unter anderem:

  • Menge und Dauer des Konsums
  • Mischkonsum mit Alkohol, Cannabis oder anderen Drogen
  • Art des Entzugs
  • Begleiterkrankungen

Je länger die Kokainabhängigkeit bereits besteht und je intensiver der Konsum der Droge erfolgte, umso höher ist das Risiko für langanhaltende Entzugssymptome. Auch wenn weitere rauscherzeugende Substanzen konsumiert wurden, kann dies die Beschwerden verlängern.

Qualifizierter Entzug kann Symptome lindern

Ein professioneller Entzug kann negative Begleiterscheinungen reduzieren: Bei einer qualifizierten Behandlung in einer Klinik lindern Medikamente die Beschwerden bzw. verkürzen deren Anhalten. Grundsätzlich müssen Betroffene insbesondere bei den psychischen Entzugssymptomen damit rechnen, dass diese über mehrere Wochen hinweg andauern.

Was hilft gegen Kokain-Entzug-Symptome?

Wer von der Wirkung von Kokain abhängig ist und sich aus den Fängen der Droge lösen möchte, sollte sich hierfür am besten in professionelle Hände begeben.

Entgiftung in spezialisierter Suchtklinik

Auch wenn die körperlichen Entzugssymptome bei Kokain normalerweise nicht lebensgefährlich sind, kann eine Behandlung sinnvoll sein – und das aus mehreren Gründen: Zum einen werden die negativen Begleiterscheinungen des Entzugs mithilfe passender Medikamente gelindert. Insbesondere bei Depressionen, Psychosen und Angststörungen kann dies für die Patienten eine große Erleichterung sein.

Rückfallrisiko bei psychischen Symptomen verringern

Die Behandlung in einer Klinik dient nicht nur dazu, das Rauschgift möglichst beschwerdefrei abzusetzen, sondern der Abhängigkeit für immer zu entkommen. Das gelingt im Rahmen einer Therapie, in der die Patienten ihrer Erkrankung auf den Grund gehen: Sie lernen zu verstehen, warum sie die Wirkung des Rauschmittels gebraucht haben. Anschließend entwickeln sie neue Strategien, um zukünftig auch ohne Kokainkonsum durchs Leben zu gehen und sich vor einem Rückfall zu bewahren.

Ansprechpartner für Entzugssymptome

Bester Ansprechpartner für eine solche Therapie sind Hausärzte, Suchtberatungsstellen und vor allem qualifizierte Entzugskliniken. Hier besteht zusätzlich der Vorteil, dass Konsumenten sich direkt über die Einzelheiten der Behandlung informieren können. Bei vielen Privatkliniken ist es außerdem möglich, kurzfristig einen Behandlungsplatz zu erhalten.

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Quellenliste:

1 Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2018), Europäischer Drogenbericht 2018: Trends und Entwicklungen, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg. S. 43, https://www.emcdda.europa.eu/system/files/publications/8585/20181816_TDAT18001DEN_PDF.pdf (Datum des Zugriffs: 11.02.2022)

2 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Faltblatt „Kokain, Crack & Freebase“, Auflage: 16.60.06.20 https://www.dhs.de/infomaterial/kokain-crack-freebase-die-sucht-und-ihre-stoffe (Datum des Zugriffs: 11.02.2022)

3 MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise, „Kokain“, https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/spezialthemen/freizeitdrogen-und-rauschmittel/kokain  (Datum des Zugriffs: 11.02.2022)

MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise, „Dermatozoenwahn“, https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/hauterkrankungen/parasitäre-hauterkrankungen/dermatozoenwahn(Datum des Zugriffs: 15.02.2022)

5 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Faltblatt „Kokain, Crack & Freebase“, Auflage: 16.60.06.20. https://www.dhs.de/infomaterial/kokain-crack-freebase-die-sucht-und-ihre-stoffe (Datum des Zugriffs: 11.02.2022)