Alkoholsucht

Alkoholiker-Test

Alkoholiker-Test schnell und einfach erklärt

  • Ein Alkoholismus-Test kann hilfreich sein, um den eigenen Alkoholkonsum kritisch zu beleuchten
  • Damit die Auswertung erfolgreich sein kann, ist Ehrlichkeit zwingend notwendig
  • Für eine erste Anamnese nutzen Ärzte meist dieselben Tests, die auch Alkoholiker zur Selbstdiagnose verwenden können
  • Wenn Patienten ihren Alkoholkonsum wirklich kritisch reflektieren, kann ein Test einen wichtigen Impuls zu einer Verhaltensänderung setzen
  • In vielen Fällen schaffen die Betroffenen den Weg aus der Alkoholsucht nicht allein und sollten daher unbedingt professionelle Hilfe annehmen
  • Auch die Diagnostik der Entstehungsbedingungen ist mit Blick auf eine nachfolgende Therapie wichtig
  • Lesezeit: 22 Minuten

Alkoholiker-Test: Diagnostik einer Alkoholsucht

Laut Bundesministerium für Gesundheit betreiben deutschlandweit rund 6,7 Millionen Menschen einen riskanten Alkoholkonsum1. Nicht alle von ihnen sind abhängig, aber zwischen problematischem Konsum und Sucht herrscht oft nur ein schmaler Grat. Umso schwieriger fällt es den Betroffenen meist, zu erkennen, dass sie die Grenze überschritten und den eigenen Alkoholkonsum nicht mehr unter Kontrolle haben. Hier kann ein Alkoholabhängigkeit-Test für Klarheit sorgen – und zwar nicht nur bei den Alkoholsuchtgefährdeten selbst.

Wie funktioniert ein Alkoholsucht-Test?

Bei einem Alkoholproblem-Test wird mithilfe verschiedener, auf das Trinkverhalten bezogener Fragen geprüft, ob jemand unter einer Alkoholabhängigkeit leidet oder einen kritischen Konsum alkoholischer Getränke pflegt. Alkoholiker-Tests werden häufig als Selbsttests genutzt, aber auch in Arztpraxen beim Verdacht auf eine Alkoholsucht.

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Welche Alkoholiker-Tests gibt es?

Verschiedene Alkoholsucht-Tests können dabei helfen, einen riskanten Konsum von Alkohol oder einen möglichen Alkoholismus schnell und unkompliziert zu erkennen. Die beiden geläufigsten Tests sind AUDIT und CAGE. Die Tests werden in der Regel gemeinsam mit dem behandelnden Arzt durchgeführt, können aber vom Betroffenen auch selbst beantwortet werden, um einen ersten Anhaltspunkt über das eigene Trinkverhalten zu gewinnen. Weitere Tests sind der Münchner-Alkoholismus-Test (MALT), der Lübecker Alkoholismus Screening Test (LAST) und der Brief Alcohol Screening Instrument in Medical Care (BASIC).

Alkohol-Selbsttest: Mann mit Alkohol vor Laptop
Alkohol-Selbsttest: Mann mit Alkohol vor Laptop

Wer kann einen Alkoholiker-Test durchführen?

Alkohol-Selbsttest für Betroffene

Wenn von einem Alkohol-Selbsttest die Rede ist, ist damit keinesfalls ein Atemtest gemeint. Zwar sind Atemalkoholmessgeräte bzw. sogenannte Promilletester im Rahmen der Straßenverkehrssicherheit ein wichtiges Messinstrument, bei einem Alkoholiker-Selbsttest erweisen sie sich hingegen als wenig sinnvoll.

Bei einem Alkoholiker-Test geht es vorrangig darum, das Trinkverhalten möglichst realistisch und reflektiert einzuschätzen und zu bewerten. Dabei haben sich zwei Testverfahren als besonders hilfreich erwiesen, der CAGE-Test und der AUDIT-Test. Werden alle Fragen rund um den Konsum von Bier, Wein, Schnaps und anderen Spirituosen wahrheitsgemäß beantwortet, hat das Ergebnis eine hohe Aussagekraft.

Alkoholiker-Test für Angehörige

In vielen Fällen sind es nicht die Trinkenden selbst, denen der eigene Alkoholkonsum irgendwann als problematisch auffällt. Häufig bemerken zunächst Angehörige wie Eltern, Freunde oder Partner die hohen Trinkmengen sowie daraus resultierende Folgen und Risiken. Falls diese sich nicht sicher sind, ob ihre Beobachtungen stimmen oder sie sich möglicherweise umsonst Sorgen machen, können sie sich mit einem Alkoholiker-Test einen ersten Eindruck verschaffen. Dieser wird in einem solchen Szenario zwar aus der äußeren Perspektive angewandt, kann aber im weiteren Verlauf als Basis für ein gemeinsames Gespräch genutzt werden.

Zusatzinfo: Als Angehöriger eines Suchtkranken können Sie gegebenenfalls von einer Co-Abhängigkeit betroffen sein. Auch hierfür gibt es verschiedene Tests und Fragebögen, die dabei helfen können, die eigene Situation besser zu reflektieren. Ein Beispiel ist der Fragebogen „Bin ich co-abhängig“ vom Blauen Kreuz3.

Alkoholiker-Test für behandelnde Ärzte

Haus- und Allgemeinärzte sind meist die ersten Mediziner, denen das Alkoholproblem eines Suchtkranken auffällt. Da hausärztliche Kurzinterventionen zu einer signifikanten Senkung des Alkoholkonsums führen können, sollten Ärzte diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen4. Deshalb hat auch die Bundesärztekammer zusammen mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahr 2020 einen Leitfaden herausgebracht, der erklärt, wie Ärzte ihre Patienten auf das Thema Alkoholkonsum ansprechen sollten. Hierfür werden ebenfalls die beiden Testverfahren CAGE und AUDIT genutzt5.

Was ist der AUDIT-Test bzw. AUDIT-C-Test?

Der AUDIT-Test (Alcohol Use Disorders Identification Test) wurde in den 1990er Jahren im Auftrag der WHO (Weltgesundheitsorganisation) entwickelt. Er wird nicht nur als Selbsttest von Menschen, die ihren eigenen Alkoholkonsum hinterfragen wollen, genutzt, sondern auch in vielen Hausarztpraxen.

Reflexion von Trinkgewohnheiten und sozialen Faktoren

AUDIT dient dazu, die eigenen Trinkgewohnheiten zu erheben und besteht aus 10 Fragen. Diese beschäftigen sich nicht nur mit der Menge an Alkohol, die vom Betroffenen regelmäßig oder unregelmäßig getrunken wird, sondern inkludieren zudem soziale Risikofaktoren.

AUDIT-Test ist ein Multiple-Choice-Test

Der Test besteht aus einem Multiple Choice-Fragebogen mit mehreren Antwortmöglichkeiten. Typische Fragen sind beispielsweise:

  • Wie oft haben Sie im letzten Jahr Alkohol getrunken?
  • Wie viele Drinks trinken Sie an einem Tag?
  • Wie oft trinken Sie sechs oder mehr Drinks pro Tag?

Für die einzelnen Antworten werden Punkte vergeben, sodass am Ende ein Ergebnis zwischen 0 und 40 Punkten vorliegt. Je höher das Ergebnis ausfällt, umso riskanter ist der Alkoholkonsum des Betroffenen. Im Rahmen einer vollständigen Diagnostik sind aber weitere Kriterien heranzuziehen. Bei einem hohen Ergebnis im AUDIT-Test sollten sich vor allem Patienten, die ihren Alkoholkonsum nicht eigenhändig reduzieren bzw. kontrollieren können, unbedingt in ärztliche Behandlung begeben. Der Audit-C-Test greift lediglich auf die ersten drei Fragen zum Trinkverhalten zurück und ist eine verkürzte Variante des AUDIT-Tests.


Junge traurige Frau in Bar mit Alkohol
Junge traurige Frau in Bar mit Alkohol

Was ist der CAGE-Test?

Der CAGE-Test kann erste Anhaltspunkte liefern, um das Risiko einer körperlichen bzw. psychischen Alkoholabhängigkeit oder eines riskanten Alkoholkonsums zu identifizieren. Der in den 1960er Jahren in den USA entwickelte Test besteht lediglich aus vier Fragen und liefert entsprechend für eine medizinische Diagnose bezüglich eines Alkoholismus kein hinreichendes Gesamtbild. Als Diagnose-Instrument für einen ersten Eindruck ist der Fragebogen aber für einen Selbsttest geeignet. Die vier Fragen lauten, frei übersetzt:

  • Haben Sie schon einmal versucht weniger Alkohol zu trinken?
  • Haben Sie sich schon einmal darüber geärgert, dass jemand Sie kritisiert hat, weil Sie zu viel Alkohol trinken?
  • Hatten Sie schon einmal Schuldgefühle wegen Ihres Alkoholkonsums?
  • Haben Sie schon einmal morgens Alkohol getrunken, um sich wacher oder konzentrierter zu fühlen?

Die einzelnen Fragen rund um den Konsum von Alkohol werden mit Ja oder Nein beantwortet. Treffen wenigstens zwei Aussagen zu, empfehlen Suchtexperten, den Konsum alkoholischer Getränke mit einem Arzt zu besprechen.

Welche Schwierigkeiten können bei einem Alkoholiker-Test auftreten?

Damit die Auswertung eines Alkoholsucht-Tests erfolgreich sein und eine vorhandene Alkoholabhängigkeit ans Licht bringen kann, ist Ehrlichkeit zwingend notwendig. Menschen, die einen Selbsttest zur Überprüfung ihres Alkoholkonsums durchführen, hegen in der Regel bereits den Verdacht, ein Alkoholproblem zu haben.

Vielen Betroffenen, die an Alkoholismus erkrankt sind, fehlt diese reflektierende Einsicht jedoch, so dass sie unter normalen Umständen keinen Alkoholiker-Test durchführen würden. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Personen, die generell zu viel Alkohol trinken, ihren riskanten Konsum beschönigen. In einem solchen Fall ist mit ehrlichen Antworten und einem realistischen Testergebnis nicht zu rechnen. Allerdings kann nur ein realistisches Ergebnis zu einem Umdenken beim Thema Alkoholkonsum führen und ausschlaggebend dafür sein, dass sich der Alkoholiker in Behandlung begibt und eine Alkoholtherapie beginnt.

Mann spricht Alkoholproblem bei Arzt an
Mann spricht Alkoholproblem bei Arzt an

Welche Diagnostikverfahren nutzen Ärzte neben dem Alkoholismus-Test?

Einem Mediziner steht eine große Auswahl an Diagnose-Instrumenten zur Verfügung, mit denen er eine alkoholbezogene Störung oder eine mögliche Alkoholabhängigkeit bei seinen Patienten erkennen und bewerten kann. Für eine erste Anamnese im Rahmen des sogenannten Screening-Verfahrens werden meist dieselben Tests genutzt, die auch Alkoholiker zur Selbstdiagnose verwenden können.

Laborwerte ergänzen Selbstauskünfte

Oftmals werden neben den Angaben des Betroffenen auch Informationen wie Laborwerte in die Alkoholismus-Diagnostik einbezogen. Diese Kombination liefert dem Arzt oder Suchtmediziner ein umfassendes Bild vom Alkoholkonsum des Patienten.

Fragebögen zu Ursachen der Alkoholsucht

Im Anschluss an die Erst-Diagnose kommen häufig weitere Tests zum Einsatz. Diese sollen eruieren, wie der problematische Alkoholkonsum beim Patienten entstanden ist bzw. wie sich die Alkoholabhängigkeit entwickelt hat. Die Diagnostik der Entstehungsbedingungen ist vor allem mit Blick auf eine nachfolgende Therapie wichtig. Sehr umfassende Diagnose-Instrumente sind:

  • TAI (Trierer Alkoholismusinventar)
  • FFT (Fragebogen zum funktionalen Trinken)

Was kann ein Alkoholismus-Test bei kritischem Alkoholkonsum bewirken?

Wenn Patienten ihren Alkoholkonsum wirklich kritisch reflektieren, kann ein Alkoholismus-Test einen wichtigen Impuls zu einer Verhaltensänderung setzen und so den Boden für den Ausstieg aus der Sucht bzw. eine Therapie bereiten. Schließlich bringt er die meisten Menschen mit einem Alkoholproblem erstmals dazu, sich kritisch mit dem eigenen Konsum auseinanderzusetzen.

Inanspruchnahme professioneller Beratung

Häufig schaffen die Betroffenen den Weg aus der Abhängigkeit nicht allein. Eine erste Anlaufstelle für Alkoholabhängige sind vor allem ambulante Beratungsstellen. Auch ein unverbindliches Gespräch mit einer Suchtklinik kann Klarheit über den weiteren Weg schaffen. Mehr über die ersten Schritte raus aus der Abhängigkeit erfahren Sie in unserem Ratgebertext Hilfe bei Sucht.

Aufsuchen von Hilfsangeboten für Entgiftung und Entwöhnung

Grundsätzlich besteht eine erfolgreiche Alkoholtherapie immer aus einer Entgiftung (Körper), einer Entwöhnung (Psyche) und einer umfassenden ambulanten Nachsorge. Wichtig ist es, die einzelnen Phasen der Therapie möglichst individuell auf den Patienten anzupassen. Schließlich kann ein schädlicher Alkoholkonsum auf völlig unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden, welche therapeutisch aufgearbeitet und durch ein konstruktives Problemlöseverhalten ersetzt werden müssen. Je nach Suchtbiografie kann die Behandlung mittels einer Verhaltenstherapie oder eines tiefenpsychologischen Ansatzes initiiert werden.

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Quellenliste

1 Bundesministerium für Gesundheit „Alkohol“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html (Datum des Zugriffs: 04.07.22)

2 Heinz, Andreas et al. „ICD-11: Änderungen der diagnostischen Kriterien der Substanzabhängigkeit“, In: Der Nervenarzt, Ausgabe 1/2022, Print ISSN: 0028-2804 , Elektronische ISSN: 1433-0407, https://doi.org/10.1007/s00115-021-01071-7, https://www.springermedizin.de/sucht/suchterkrankungen-in-der-hausarztpraxis/icd-11-aenderungen-der-diagnostischen-kriterien-der-substanzabha/18864874 (Datum des Zugriffs: 04.07.2022)

3 Blaues Kreuz „Selbsttest Co-Abhängigkeit“, https://www.blaues-kreuz.de/de/sucht-und-abhaengigkeit/fuer-angehoerige/selbsttest-co-abhaengigkeit/ (Datum des Zugriffs: 04.07.2022)

4 Bundesärztekammer „Alkoholkonsum früh ansprechen – Neuer BZgA-Leitfaden unterstützt Ärztinnen und Ärzte“,  https://www.bundesaerztekammer.de/presse/aktuelles/detail/alkoholkonsum-frueh-ansprechen-neuer-bzga-leitfaden-unterstuetzt-aerztinnen-und-aerzte (Datum des Zugriffs: 04.07.2022)

5 aerzteblatt.de „Alkoholkonsum richtig ansprechen“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/113006/Alkoholkonsum-richtig-ansprechen (Datum des Zugriffs: 04.07.2022)