Sucht bei Jugendlichen

Sucht bei Jugendlichen

Sucht im Jugendalter – das Wichtigste in Kürze

  • Sucht bei Jugendlichen ist kein Randproblem – regelmäßiger Konsum von Drogen ist beispielsweise bei Alkohol und Cannabis
  • Risikofaktoren für eine Abhängigkeitserkrankung sind ein instabiles soziales Umfeld, Probleme in der Schule, Erkrankungen, Anpassungsschwierigkeiten und schlechte Vorbilder.
  • Alkohol- und Drogenkonsum im Kindes- und Jugendalter kann gravierende Folgen
  • Viele Hilfsangebote richten sich speziell an betroffene Jugendliche und deren Eltern.

Sucht bei Kindern und Jugendlichen – Gefahr für bleibende Schäden

Grenzen austesten, neue Erfahrungen sammeln, anderen imponieren – Gründe dafür, dass Kinder und Jugendliche Rauschmittel konsumieren, gibt es viele. Und obwohl nicht alle von ihnen langfristig eine Abhängigkeit entwickeln, ist Sucht bei Jugendlichen ein Problem, das nicht unterschätzt werden sollte. Insbesondere wegen des großen Risikos für dauerhafte Schäden.

Entzug bei Amphetamin-Abhängigkeit: Depressive Frau
Entzug bei Amphetamin-Abhängigkeit: Depressive Frau

Wie häufig kommt Sucht im Jugendalter vor?

Sogenannte substanzbezogene Störungen gehören im Kindes- und Jugendalter zu den häufigsten psychischen Störungen1. Je nach Schätzung gelten bis zu 30 Prozent aller jungen Menschen unter 25 Jahren als suchtgefährdet 2. Insbesondere Alkohol und Cannabis spielen beim Konsum der Kids eine dominante Rolle.

  • Zahlen zum Alkoholkonsum bei Jugendlichen
    • Laut den Erhebungen des Alkoholsurveys 2022 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist der Alkoholkonsum bei Jugendlichen seit Jahren rückläufig. Die nachfolgenden Ergebnisse beziehen sich auf das Jahr 2021: 3
      • 8,7 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren tranken mindestens einmal wöchentlich Alkohol.
      • 10,4 % Prozent der befragten männlichen 12-17-jährigen Jugendlichen haben mindestens einmal in den letzten 30 Tagen sogenanntes Rauschtrinken praktiziert (5 oder mehr Gläsern bei einer Gelegenheit). Bei den weiblichen Jugendlichen waren es 8,4 %.
  • Zahlen zur Alkoholabhängigkeit im Jugendalter
    • Wie viele Jugendliche tatsächlich als alkoholabhängig gelten, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, da von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist. Je nach Quelle wird vermutet, dass 4 bis 6 Prozent der Jugendlichen bereits unter einer Alkoholsucht leiden4.
  • Zahlen zum Cannabiskonsum bei Jugendlichen
    • Wie viele Betroffene bereits eine Abhängigkeit ausgebildet haben, ist unklar. Die Zahl der Jugendlichen, die im Alter von 12 bis 17 Jahren mindestens einmal Cannabis konsumiert haben, liegt laut BZgA bei 9,3 Prozent. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren hat dagegen bereits jeder zweite mindestens einmal Cannabis konsumiert. Regelmäßiger Konsum (innerhalb der letzten 30 Tage) ist mit rund 12 Prozent vor allem bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren weit verbreitet. Von den Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren greifen dagegen nur 3,5 Prozent regelmäßig zum illegalen Rauschmittel.5

Welche Ursachen hat Sucht bei Jugendlichen?

Abhängigkeitserkrankungen sind immer in einem Zusammenspiel aus mehreren Faktoren zu betrachten. Das gilt auch für Sucht im Jugendalter. Die eine Ursache, die dafür verantwortlich ist, dass Jugendliche von Cannabis, Alkohol oder anderen rauscherzeugenden Substanzen abhängig werden, gibt es demnach nicht. Darüber hinaus entwickelt sich eine Sucht bei Jugendlichen meist schleichend über einen längeren Zeitraum hinweg. Typische Gründe dafür, dass Jugendliche überhaupt legale oder illegale Drogen konsumieren, sind:

  • Neugierde
  • Einflüsse von Freunden
  • Überforderung durch und Flucht vor Problemen
  • Abgrenzung vom Elternhaus
Cannabis Entzugserscheinungen: Depressive Frau
Cannabis Entzugserscheinungen: Depressive Frau

Risikofaktoren für Sucht im Jugendalter

Es existiert eine Reihe von Risikofaktoren, welche das Zusammenspiel von Jugendlichen und Sucht negativ beeinflussen können. Dazu gehören unter anderem:

  • Konfliktbeladenes Elternhaus
  • Probleme in der Schule
  • Integrationsschwierigkeiten
  • Psychische oder körperliche Erkrankungen
  • Substanzmissbrauch in der Familie
Mischkonsum: Person mit Cannabis und Alkohol
Mischkonsum: Person mit Cannabis und Alkohol

Welche Folgen kann Sucht bei Jugendlichen haben?

Wer bereits als Kind oder Jugendlicher mit Drogen in Berührung kommt, lebt mit einem erhöhten Risiko dafür, dass sich der Konsum langfristig ausweitet und irgendwann in eine Sucht mündet. Experimente deuten darauf hin, dass schon ein einmaliger Alkoholrausch im Gehirn zu Veränderungen führen kann, was die Entstehung einer Abhängigkeit begünstigen könnte.

Doch nicht jedes Austesten führt automatisch in eine Abhängigkeit. Vielfach beenden Kinder und Jugendliche den Konsum von allein, ohne dass sie eine Suchterkrankung entwickeln. Dennoch ist das Schadenspotenzial enorm. Denn legale und illegale Drogen können für die körperliche, psychische und soziale Entwicklung der Betroffenen gravierende Auswirkungen haben.

  • Körperliche Folgen von Sucht im Jugendalter
    • Aufgrund des geringeren Körpergewichts ist die Wirkung bereits geringer Mengen Alkohol bei Kindern und Jugendlichen oft stärker als bei Erwachsenen. Dadurch können sie schneller eine Alkoholvergiftung mitsamt den teilweise lebensgefährlichen Folgen erleiden. Da sich ihr Gehirn noch in der Entwicklung befindet, kann es durch den Alkoholkonsum überdies zu Entwicklungsrückständen kommen7. Ähnliches gilt bei Cannabis, dessen Konsum im Jugendalter zu irreversiblen Schäden führen kann.
  • Psychische Folgen von Sucht im Jugendalter
    • Durch das Eingreifen der rauscherzeugenden Substanzen in die Hirnchemie gerät die empfindliche Balance im zentralen Nervensystem von Kindern und Jugendlichen durcheinander. Sowohl bei Alkohol als auch bei illegalen Drogen kann das langfristig zu Störungen wie Depressionen, Psychosen oder Angststörungen führen. Des Weiteren werden manche Kinder und Jugendliche unter Drogeneinfluss aggressiv oder leichtsinnig – auch hier drohen Folgeschäden.
  • Soziale Folgen von Sucht im Jugendalter
    • Unabhängig vom Suchtmittel führt die regelmäßige Einnahme von Drogen bei vielen Betroffenen langfristig zu Problemen in der Schule, der Familie oder dem Freundeskreis. Nicht selten ziehen die Kids sich früher oder später zurück, isolieren sich immer mehr und verpassen so den sozialen Anschluss. Das kann die Suchtspirale erst recht befeuern, insbesondere, wenn Drogen bei mangelnder Perspektive fürs eigene Leben als Trostspender missbraucht werden.

Wer bietet Hilfe bei Sucht im Jugendalter?

Sowohl Betroffene selbst als auch deren Eltern und andere Angehörige können sich beim Thema Jugendliche und Sucht an diverse Anlaufstellen wenden. Der erste Ansprechpartner ist für viele der Hausarzt. Doch auch Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen bei Sucht, Beratungshotlines und viele Entzugskliniken haben spezielle Informations- und Beratungsangebote in petto.

Wichtig für alle Eltern: Sind Sie der Meinung, dass Ihr Kind von einem Suchtmittel abhängig ist, versuchen Sie das Thema behutsam anzugehen. Vorwürfe und Verbote bewirken nur allzu leicht den gegenteiligen Effekt und der Nachwuchs flüchtet sich erst recht in Drogen. Wer als Eltern nicht weiß, wie er das Thema ansprechen soll, findet Hilfe bei Suchtberatungsstellen, wo speziell geschulte Experten sich bestens mit der Thematik auskennen.

Quellenliste

1 Thomasius, Rainer et al. „Substanzbezogene Störungen bei Kindern und Jugendlichen“, In: Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 440-50; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0122, https://www.aerzteblatt.de/archiv/225846/Substanzbezogene-Stoerungen-bei-Kindern-und-Jugendlichen (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

2 Thomasius, Rainer „Substanzmissbrauch im Kindes- und Jugendalter“, e.Medpedia, Springer Medizin, 26.02.2019, https://www.springermedizin.de/emedpedia/paediatrie/substanzmissbrauch-im-kindes-und-jugendalter?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54671-6_22&q=thomasius, (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

3 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Info-Blatt: Der Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland – Ergebnisse des Alkoholsurveys 2021 zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends“, 23. Juni 2022, S. 1 f., https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/pressemitteilungen/daten_und_fakten/Infoblatt_BZgA_Alkoholsurvey_2021_20220623_Final.pdf (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

4 Remschmidt, Helmut „Serie – Alkoholismus: Alkoholabhängigkeit bei jungen Menschen“, In: Dtsch Arztebl 2002; 99(12): A-787 / B-648 / C-606, https://www.aerzteblatt.de/archiv/30920/Serie-Alkoholismus-Alkoholabhaengigkeit-bei-jungen-Menschen (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

5  Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, a. a. O., S. 5

6 Knabbe, Johannes et al. „Single-dose ethanol intoxication causes acute and lasting neuronal changes in the brain”, PNAS Vol. 119, No.25, https://doi.org/10.1073/pnas.2122477119https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2122477119 (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)

7 aerzteblatt.de “Fachgesellschaft warnt vor Hirnschäden durch Alkoholkonsum bei Jugendlichen”, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77522/Fachgesellschaft-warnt-vor-Hirnschaeden-durch-Alkoholkonsum-bei-Jugendlichen (Datum des Zugriffs: 02.08.2023)