Welche körperlichen Kokainsucht-Folgeschäden können auftreten?
Im Gegensatz zu vielen anderen illegalen Drogen ist die körperliche Abhängigkeit beim Kokain meist nicht so hoch. Dennoch schädigt der Konsum den Körper auf vielfältige Art und Weise. Zu den Kokainsucht-Folgeschäden zählen u. a.:
Schäden am Herz-Kreislauf-System und den Gefäßen
Neben dem rasanten Anstieg des Dopamins wird nach dem Rauchen oder Schnupfen von Kokain verstärkt Noradrenalin ausgeschüttet, ein Botenstoff, der den Körper in den Kampf- bzw. Fluchtmodus versetzt. Daher wirkt Kokain stark antriebssteigernd und wird den Stimulanzien zugerechnet. Der Konsum führt zu einer Erhöhung von Blutdruck und Herzfrequenz sowie einem erhöhten Sauerstoffbedarf der Zellen. Gleichzeitig wirkt die Droge gefäßverengend, so dass weniger Blut transportiert werden kann und Herz und Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Durch die Gefäßverengung versteifen bei regelmäßigem Gebrauch die Blutbahnen bis hin zu einer Zerstörung der inneren Schutzschicht. Die Barriere zwischen Blut und Gewebe wird durchlässig und es können sich Blutplättchen anlagern. Ein derart gesteigertes Thrombose-Risiko kann zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. So belegen US-amerikanische Studien, dass rund ein Viertel aller Herzinfarkte zwischen dem 18. und 45. Lebensjahr auf einen erhöhten Kokainkonsum zurückzuführen sind. Ebenso besitzen Kokain-Konsumenten ein vierfach höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod, leiden häufiger an Herz-Rhythmus-Störungen und erkranken öfter an Arteriosklerose.
Darüber hinaus wirkt sich die Droge negativ auf die Herzmuskelzellen aus, indem sie den Energiehaushalt in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) aus dem Gleichgewicht bringt. Unterbleibt auf diese Weise die Versorgung mit dem energiereichen Molekül Adenosintriphosphat (ATP), kommt es zum Zelltod.
Wird Kokain injiziert, können Erreger in die Blutbahn gelangen und eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) hervorrufen, die unbehandelt nicht selten tödlich verläuft.
Kokainsucht-Folgeschäden an den Atmungsorganen
Die plötzlich auftretende und gefäßverengende Wirkung der Droge schädigt nicht nur das Herz, sondern kann beim Rauchen von Crack oder Freebase ebenfalls zu Folgeschäden an der Lunge in Form einer Kokain-induzierten Pneumopathie / Cracklunge führen. Diese kann sich durch zunehmende Atemnot, eine erhöhte Atemfrequenz und Reizhusten sowie einen Asthmaanfall äußern. In einigen Fällen entstehen bei dauerhaften Konsum Lungenödeme oder eine pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck).
Beim Sniefen werden die Nasenschleimhaut und die Nasennebenhöhlen geschädigt, so dass es zu chronischem Nasenbluten, einer Minderung des Geruchs- und Geschmackssinns bis hin zur Perforation der Nasenscheidewand kommen kann.
Sonstige Kokainsucht-Folgen
Der chronische Gebrauch der Substanz führt zu einer Schwächung des Immunsystems, zu einem starken Gewichtsverlust und zu einer verminderten Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus kann es zu Problemen bei der Wahrnehmung, Gedächtniseinbußen, motorischen Defiziten und Verwirrtheit kommen. Auch sexuelle Funktionsstörungen sind möglich.
Wird Kokain gespritzt, können lokale Infektionen verursacht werden; bei gemeinsam genutzten Spritzbestecken besteht ein erhöhtes Risiko für Hepatitis und HIV.
Bei zu hohen Dosen können sowohl bei gelegentlichem als auch chronischem Konsum Krampfanfälle hervorgerufen werden, die eine notfallmedizinische Versorgung erfordern.