Drogensucht

Drogensucht-Diagnose

Drogensucht-Diagnose – Das Wichtigste in Kürze

  • Arzt-Diagnose durch persönliches Gespräch, Screeningverfahren, ICD-10 (internationales Diagnose-Manual der WHO) und DSM-5 nötig
  • Meistmissbrauchte Drogen: Alkohol, Opioide, Cannabinoide, Kokain, Halluzinogene, Tabak
  • Harte Drogen führen binnen kürzester Zeit zu einer Reihe psychischer und physischer Symptome
  • Suchtsymptome: starkes Verlangen, Kontrollverlust über Beginn und Menge der Einnahme, Entzugserscheinungen bei Abstinenz
  • Als psychische Erkrankung anerkannt, wird Drogenentzug von Krankenkassen übernommen
  • Spezielle Entzugsklinik unterstützt Entgiftung medikamentös, reduziert Entzugserscheinungen, beugt Komplikationen epileptischer Anfälle vor

Warum ist eine Drogensucht-Diagnose so wichtig?

Um eine Erkrankung gezielt und effektiv behandeln zu können, ist es wichtig, zuvor eine fundierte medizinische Diagnose zu stellen. Das gilt für Kopfschmerzen, einen Magen-Darm-Infekt oder Herzprobleme ebenso wie für einen Drogenmissbrauch. Erst wenn die Ergebnisse der medizinischen und psychologischen Untersuchungen vorliegen, kann mit Sicherheit bestimmt werden, ob bei einem Patienten eine Drogensucht oder ein Drogenmissbrauch vorliegt, und ob er einer stationären oder ambulanten Behandlung bedarf. Insbesondere für gesetzlich Versicherte ist die Diagnosestellung maßgeblich, damit die Kosten für Krankenhausaufenthalt und Therapie voll übernommen werden. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass alle Drogen nicht nur eine Abhängigkeit hervorrufen, sondern auch Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) auslösen können. Diese bedürfen ebenfalls schnellstmöglich einer professionellen Behandlung und sollten entsprechend frühzeitig diagnostiziert werden.

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Weshalb ist die Drogensucht-Diagnose schwierig?

Eine Drogensucht-Diagnose zielt letztendlich immer darauf ab, den Betroffenen zu einem professionellen Entzug zu bewegen. Ein solcher kann allerdings nur dann erfolgreich verlaufen, wenn der Suchtkranke sich freiwillig zu diesem entschließt und eine hohe Therapie- bzw. Abstinenzmotivation mitbringt. Fehlt die Krankheitseinsicht beim Betroffenen, können von außen “aufgezwungene” Maßnahmen durch Angehörige oder enge Freunde kaum zu Erfolgen führen.

Darüber hinaus werden Suchtkrankheiten aus gesellschaftlicher Sicht vielfach noch immer mit Willens- oder Charakterschwäche assoziiert. Aus Angst vor einer Stigmatisierung vermeiden Drogensüchtige deshalb häufig Arztbesuche oder versuchen ihre Erkrankung durch unwahre Angaben zu vertuschen. In diesem Zusammenhang kommt ein weiterer Faktor zum Tragen, der die Drogensucht-Diagnose erschwert, denn viele Diagnosewerkzeuge basieren auf den Selbstangaben des Patienten. Wenn dieser bewusst oder unbewusst die Unwahrheit sagt, wird eine fehlerfreie Diagnosestellung sehr schwierig.

Welche Diagnosekriterien sind bei einer Abhängigkeit von Drogen relevant?

Jede ärztliche Diagnosestellung muss nach exakt definierten Kriterien verlaufen – nur so können verlässliche Aussagen zum Gesundheitszustand des Patienten sowie einer möglichen Behandlung getroffen werden. Mit Blick auf eine durch Drogen ausgelöste Abhängigkeit existieren gleich zwei Klassifikations-Manuale, welche die genauen Kriterien für die Diagnosestellung vorgeben: das ICD-10 und das DSM-5.

Welche Kriterien für die Diagnosestellung schreibt das ICD-10 vor?

Das ICD-10 beschäftigt sich als internationales Diagnose-Manual der WHO mit verschiedenen Arten von Substanzmissbrauch – von der akuten Intoxikation über den schädlichen Gebrauch bis hin zum Abhängigkeitssyndrom und weiteren Erkrankungsformen. Darüber hinaus unterteilt das ICD-10 die Diagnosemöglichkeiten mit Blick auf verschiedene psychotrope Substanzen. Zu den häufigsten missbrauchten Drogen, die im ICD-10 eine eigene Kategorie bekommen haben, gehören:

  • Alkohol
  • Opioide
  • Cannabinoide
  • Kokain
  • Halluzinogene
  • Tabak

Grundsätzlich sind sechs verschiedene Merkmale definiert, von denen innerhalb des letzten Jahres mindestens drei zusammen aufgetreten sein müssen, damit eine Drogensucht diagnostiziert werden kann. Dazu gehören u. a. das starke Verlangen (Craving) nach der psychoaktiven Substanz, der Kontrollverlust über Beginn und Menge der Einnahme oder das Auftreten von Entzugserscheinungen.

Welche Kriterien für die Diagnosestellung schreibt das DSM-5 vor?

Das DSM-5 der American Psychiatric Association definiert eine Drogenabhängigkeit über deutlich mehr Kriterien und hilft zudem bei der Einordnung des Schweregrads. Je mehr der vom Manual vorgeschlagenen Kriterien gleichzeitig erfüllt sind, umso größer ist der Grad der Abhängigkeit. Unter anderem werden die Toleranzentwicklung, missglückte Verzicht- oder Entzugsversuche oder auch der andauernde Konsum trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen angeführt.

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Wie wird eine Drogensucht diagnostiziert?

Bei einer Drogensucht handelt es sich um eine psychische Erkrankung, deren schädliche Folgen sich auch körperlich zeigen. Weil Drogen wie Kokain oder Heroin illegal sind und der Konsum strafbar ist, versuchen viele Betroffene ihren Drogenkonsum so gut wie möglich zu verheimlichen. Nur in den seltensten Fällen suchen sie einen Arzt auf, um sich wegen ihres Drogenproblems beraten zu lassen. Stattdessen lassen sie sich, wenn überhaupt, wegen anderer gesundheitlicher Beeinträchtigungen wie etwa Schlafprobleme, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt oder psychischen Störungen untersuchen. Ärzte müssen in diesem Zusammenhang mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen, um nicht nur die Folge- oder Begleiterkrankungen, sondern auch die zugrundeliegende Abhängigkeit von Drogen zu diagnostizieren.

  • Selbsteinschätzung der Betroffenen
    • Die Selbsteinschätzung der Suchtkranken kann bei einer Diagnosestellung hilfreich sein, ist allerdings stets mit Vorsicht zu behandeln. Wahrheitsgemäße Angaben können nur erwartet werden, wenn der Betroffene eine Krankheitseinsicht besitzt. Ohne diese wird er den Drogenkonsum aus Scham, Angst vor strafrechtlicher Verfolgung oder anderen Gründen eher leugnen. Unter diesen Voraussetzungen helfen Selbsttests nur bedingt weiter.
  • Screening-Verfahren
    • Screening-Verfahren sind psychologische Tests, die auch im Zusammenhang mit Alkohol oft angewendet werden. Die dort vielfach eingesetzten Tests CAGE und AUDIT lassen sich allerdings nicht eins zu eins auf das Thema Drogen übertragen. Trotzdem können systematische Fragenkataloge Ärzten die Möglichkeit geben, wichtige Informationen über den Drogenkonsum der betroffenen Person zu erfahren. Allerdings ist hier ebenfalls viel Einfühlungsvermögen gefragt. Schließlich kommen selbstschützende oder sozial erwünschte Antworten häufig vor und verfälschen die Testergebnisse.
  • Objektive Merkmale und Beschwerdebilder
    • Insbesondere der Konsum harter Drogen wie Crystal Meth, Kokain und Heroin führt binnen kürzester Zeit zu einer Reihe psychischer und physischer Symptome und Auffälligkeiten, die geschulte Mediziner erkennen und zur Drogensucht-Diagnose hinzuziehen können. Zu den auffälligsten sichtbaren Veränderungen, die bei der Diagnosestellung helfen können, gehören zum Beispiel:
      • Ungepflegter Eindruck bzw. nachlässige Körperhygiene
      • Hautunreinheiten, Abszesse oder Entzündungen
      • Einstichstellen
      • Karies, Zahnverlust und Mundgeruch
      • Rote Augen
      • Unterernährung
  • Hinzu kommen verschiedene Auffälligkeiten im Verhalten:
      • Nervosität und Unruhe
      • Zittern oder Schwitzen
      • Konzentrationsschwierigkeiten
      • Verwaschene Sprache
      • Aggressives oder depressives Verhalten
    • Natürlich kann jedes Symptom auch andere Ursachen haben. Treten aber mehrere der obig genannten Merkmale gleichzeitig auf, sollte ein behandelnder Arzt den Patienten nach dem Konsum illegaler Substanzen befragen. Alternativ kann es sich lohnen, das Gespräch mit nahen Angehörigen zu suchen. Besonders bei jungen Menschen ist es hilfreich, die Eltern oder Geschwister über Verhaltensauffälligkeiten oder ähnliche Beobachtungen zu befragen.
  • Typische Begleiterkrankungen
    • Selbst wenn es Patienten gelingt in Bezug auf den optischen Eindruck und das Verhalten bei einem Arzt keinen Verdacht aufkommen zu lassen, können die sogenannten Komorbiditäten auf einen möglichen Drogenkonsum hinweisen. So führen manche rauscherzeugende Substanzen zu charakteristischen Nebenwirkungen. Insbesondere psychische Probleme wie depressive Verstimmungen, Angst- und Panikattacken oder Psychosen und Persönlichkeitsveränderungen werden oft durch einen Drogenmissbrauch ausgelöst. Hinzu kommen körperliche Probleme wie häufiges Nasenbluten (Kokain), blutiger Husten (Crack) oder Verstopfung (Heroin). Jedoch sind die soeben beschriebenen Begleiterscheinungen einer Drogensucht nicht immer eindeutig und können wie die Symptome auch andere Ursachen haben.
  • Laboruntersuchungen von Blut und Haaren
    • Um eine Diagnosestellung zu untermauern oder weitere Informationen über den möglichen Konsum eines Patienten zu erhalten, können verschiedene Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Viele der konsumierten Drogen lassen sich unter anderem in Blut, Urin, Haaren und Nägeln nachweisen. Je nach Substanz ist der Nachweis hier sogar noch mehrere Monate nach dem letzten Konsum möglich. Allerdings hat selbst diese Methode der Drogensucht-Diagnose ihre Grenzen, denn es gibt zahlreiche psychotrope Substanzen, die sich nicht, oder nur für sehr kurze Zeit in den Körperflüssigkeiten bzw. in Haaren und Nägeln nachweisen lassen.

Die Diagnosestellung ist abgeschlossen: Wie geht es nun weiter?

Wer rauscherzeugende Substanzen konsumiert und in eine Abhängigkeit rutscht, findet in aller Regel den Weg nicht mehr allein aus der Sucht. Der Entzug stellt für Körper und Psyche des Betroffenen eine große Belastung dar und kann je nach konsumierter Substanz und gesundheitlichem Zustand sogar lebensbedrohlich werden. Entsprechend sollte niemand versuchen, einen kalten Entzug von illegalen Drogen ohne ärztliche Betreuung durchzuführen.

Nur eine professionelle Behandlung in einer spezialisierten Klinik bietet den Suchtkranken die Sicherheit, die sie für ihren Entzug benötigen. So ist beispielsweise in einer privaten Entzugsklinik rund um die Uhr ein Arzt anwesend. Dieser begleitet die Entgiftung medikamentös, reduziert die Entzugserscheinungen auf ein Minimum und beugt Komplikationen wie epileptischen Anfällen vor. Darüber hinaus kann er bei Komplikationen direkt eingreifen. Auf die Entgiftung folgt die Entwöhnung, in der der Patient die Ursachen für seinen Drogenkonsum sowie die Auslöser seiner Abhängigkeit identifiziert und bearbeitet.

Alternativ können Entgiftung und Entwöhnung in öffentlichen Krankenhäusern oder Psychiatrien durchgeführt werden. Hier werden aber in der Regel zweistufige Behandlungsmodelle umgesetzt, bei denen Suchtkranke mit Wartezeiten und Klinikwechseln zu rechnen haben.

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