Welche Diagnosekriterien sind bei einer Abhängigkeit von Drogen relevant?
Jede ärztliche Diagnosestellung muss nach exakt definierten Kriterien verlaufen – nur so können verlässliche Aussagen zum Gesundheitszustand des Patienten sowie einer möglichen Behandlung getroffen werden. Mit Blick auf eine durch Drogen ausgelöste Abhängigkeit existieren gleich zwei Klassifikations-Manuale, welche die genauen Kriterien für die Diagnosestellung vorgeben: das ICD-10 und das DSM-5.
Welche Kriterien für die Diagnosestellung schreibt das ICD-10 vor?
Das ICD-10 beschäftigt sich als internationales Diagnose-Manual der WHO mit verschiedenen Arten von Substanzmissbrauch – von der akuten Intoxikation über den schädlichen Gebrauch bis hin zum Abhängigkeitssyndrom und weiteren Erkrankungsformen. Darüber hinaus unterteilt das ICD-10 die Diagnosemöglichkeiten mit Blick auf verschiedene psychotrope Substanzen. Zu den häufigsten missbrauchten Drogen, die im ICD-10 eine eigene Kategorie bekommen haben, gehören:
- Alkohol
- Opioide
- Cannabinoide
- Kokain
- Halluzinogene
- Tabak
Grundsätzlich sind sechs verschiedene Merkmale definiert, von denen innerhalb des letzten Jahres mindestens drei zusammen aufgetreten sein müssen, damit eine Drogensucht diagnostiziert werden kann. Dazu gehören u. a. das starke Verlangen (Craving) nach der psychoaktiven Substanz, der Kontrollverlust über Beginn und Menge der Einnahme oder das Auftreten von Entzugserscheinungen.
Welche Kriterien für die Diagnosestellung schreibt das DSM-5 vor?
Das DSM-5 der American Psychiatric Association definiert eine Drogenabhängigkeit über deutlich mehr Kriterien und hilft zudem bei der Einordnung des Schweregrads. Je mehr der vom Manual vorgeschlagenen Kriterien gleichzeitig erfüllt sind, umso größer ist der Grad der Abhängigkeit. Unter anderem werden die Toleranzentwicklung, missglückte Verzicht- oder Entzugsversuche oder auch der andauernde Konsum trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen angeführt.