Drogensucht

Amphetamin-Entzug

Amphetamin-Entzug – Wichtiges in Kürze

  • Achtung: Suchtgedächtnis sorgt für ewige Erinnerung an stimulierende Wirkung der Droge
  • Entzugserscheinungen: Depressionen, Angstzustände, starker Suchtdruck, paranoide Zustände, Halluzinationen, Aggressivität
  • Stationärer Entzug ist kaltem Entzug ohne ärztliche Unterstützung immer vorzuziehen
  • Entzug besteht wie alle Suchttherapien aus Motivation, Entgiftung, Entwöhnung und Nachsorge
  • Kognitive Verhaltenstherapie und alternative Bewältigungsstrategien meist nur in Privatklinik

Was ist ein Amphetamin-Entzug?

Ein Amphetamin-Entzug ist die Behandlung einer Amphetamin-Abhängigkeit und besteht wie alle Suchttherapien aus einer Entgiftung, Entwöhnung und einer ambulanten Nachsorge. Die Entgiftung kann in der Regel mit einem Entzugssyndrom einhergehen und geschieht häufig in Kombination mit anderen Substanzen. Zu den entziehenden Amphetamin-Substanzen zählen Amphetamine und Amphetamin-Derivate wie Ecstasy, MDMA, Speed und Crystal Meth.

Wie läuft ein Amphetamin-Entzug ab?

Ein Amphetamin- bzw. Methamphetamin-Entzug verläuft in mehreren Phasen. Der eigentlichen Entzugsbehandlung geht eine Motivationsphase voraus, in der sich die Betroffenen intensiv mit ihrer Sucht und dem Verlangen nach der Droge auseinandersetzen, den Entschluss für ein suchtfreies Leben fassen und sich über ihre Behandlungsmöglichkeiten informieren.

Entgiftung / Körperlicher Entzug

Der erste Schritt eines Amphetamin-Entzugs ist immer eine Entgiftung, die den Organismus durch Abstinenz komplett vom Suchtstoff und dessen Metaboliten befreit. Dabei kann es durch den Verzicht zu einem Entzugssyndrom (F15.3) kommen, das mit körperlichen und psychischen Symptomen einhergehen kann. Zudem findet der Entzug von Amphetaminen meist in Kombination mit anderen Substanzen statt, wodurch weitere Entzugserscheinungen entstehen können. Diese können auf Wunsch durch Medikamente und begleitende Therapieangebote gelindert werden, so dass der körperliche Entzug so sanft und schonend wie möglich verläuft. Gleichzeitig werden die körpereigenen Energiereserven durch die gezielte Zufuhr von Flüssigkeit und Nährstoffen nach und nach wieder aufgefüllt. Während der akuten Entgiftungsphase werden die Vitalparameter engmaschig kontrolliert, um akuten Risiken entgegensteuern zu können.

Entwöhnung / Suchtrehabilitation

Die Entwöhnung oder auch Suchtrehabilitation (bei öffentlichen Kostenträgern) baut auf der Entgiftung auf und setzt sich im psychotherapeutischen Rahmen mit den der Sucht zugrundeliegenden psychischen Ursachen auseinander. Erörtert werden beispielsweise, ob die Einnahme der Droge mit bestimmten Situationen, Gefühlen oder Personen verbunden ist oder ob bereits in der Herkunftsfamilie Substanzstörungen vorlagen. Die Intensität der Therapie variiert von Klinik zu Klinik und ist bei privaten Entzugskliniken häufig intensiver als in öffentlichen Häusern. Gleichzeitig lernen die Betroffenen durch eine kognitive Verhaltenstherapie alternative Bewältigungsstrategien zum Substanzkonsum. Bestehen Begleiterkrankungen werden diese während der Psychotherapie mitbehandelt und ggf. durch Medikamente gelindert. In vielen Kliniken werden ebenfalls die Angehörigen durch Gespräche und Seminare aktiv in die Suchttherapie eingebunden.

Die Entwöhnung ist ein essenzieller Part für eine nachhaltige Abstinenz, denn sie befähigt die Patienten, das starke Verlangen nach Amphetaminen zu beherrschen. Schließlich ist es deutlich leichter, Verhaltensweisen und Konsummuster zu verändern, wenn man weiß, was sich dahinter verbirgt. Ein rein körperlicher Entzug ohne anschließende Entwöhnungsbehandlung führt daher oft zu Rückfällen.

Ambulante Nachsorge

Amphetamine und Methamphetamine wirken durch die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke psychoaktiv, d. h. sie beeinflussen das zentrale Nervensystem, indem sie die Ausschüttung von Noradrenalin und Dopamin anregen. Je länger der Konsum andauert und je höher die Dosis, desto größer ist das Risiko, eine Amphetamin-Abhängigkeit zu entwickeln. Typisch für eine Abhängigkeit ist die Ausprägung eines Suchtgedächtnisses, das dafür sorgt, dass das Gehirn die vermeintlich positive, stimulierende Wirkung der Droge nie vergisst. Somit besteht auch nach einem erfolgreich abgeschlossenen Amphetamin-Entzug die Gefahr, dass in belastenden Situationen erneut zur Droge gegriffen wird, um Kraft und Trost zu erhalten.

Um die Suchtkranken im alltäglichen “Kampf” gegen das Suchtmittel zu unterstützen, sollte sich dem Entzug daher eine ambulante Nachsorge anschließen. Diese besteht in der Regel aus dem Besuch eines Nachsorgetherapeuten und der Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Da sich das Verlangen mit der Zeit etwas abschwächt und die Patienten an Sicherheit und Stabilität gewinnen, können die therapeutischen Intervalle nach und nach ausgedehnt werden und allmählich ganz auslaufen.

Mit welchen Entzugserscheinungen ist beim Amphetamin-Entzug zu rechnen?

Aufgrund ihrer speziellen Wirkung erzielen Amphetamine eher eine psychische Abhängigkeit als eine körperliche Abhängigkeit. Dementsprechend sind die körperlichen Wirkungen des Entzugs bis auf das hohe Schlafbedürfnis und die extreme Antriebslosigkeit eher zu vernachlässigen. Zu den hauptsächlichen psychischen Symptomen zählen:

  • Depressionen
  • Angstzustände
  • Starker Suchtdruck (Craving)
  • Paranoide Zustände
  • Halluzinationen
  • Aggressivität

Die Ausprägung der Symptome variiert von Patient zu Patient, ebenso durchleidet nicht jeder Betroffene alle Symptome. Auf Wunsch können die Symptome durch Medikamente und begleitende Therapien gelindert werden.

Weshalb sollte der Amphetamin-Entzug nach Möglichkeit stationär durchgeführt werden?

Ein Amphetamin-Entzug ist aufgrund der beschriebenen Symptome mitnichten einfach. Durch die Abstinenz und die dadurch ausbleibende anregende Wirkung fühlen sich die Suchtkranken müde, antriebslos und möchten am liebsten nur noch schlafen. Es kann zu Beschwerden des Herz-Kreislauf-Systems wie Schwindel oder einem erhöhten Puls kommen. Als ganz besonders belastend werden die psychischen Symptome wahrgenommen, die derart stark ausgeprägt sein können, dass die Betroffenen am liebsten erneut zum Suchtmittel greifen würden. Von einem kalten Entzug ohne ärztliche Unterstützung ist daher unbedingt abzuraten. Auch bei einem ambulanten Entzug in einer Tagesklinik oder zuhause unter ärztlicher Begleitung sind die Amphetamin-Abhängigen die meiste Zeit mit ihren Entzugserscheinungen und ihrem Substanzverlangen allein, was für eine höhere Rückfallgefahr und Motivationskrisen sorgen kann.

Bei einem stationären Entzug hingegen sind rund um die Uhr Ärzte und kompetente Ansprechpartner im Haus, die bei Problemen, Krisen und sonstigen Anliegen angesprochen werden können. Der Entzug verläuft daher angenehmer und durch die regelmäßigen ärztlichen Kontrollen sicherer als ein ambulanter Entzug.

Wie lange dauert ein Amphetamin-Entzug?

Die Dauer eines Amphetamin-Entzugs hängt von verschiedenen Faktoren ab und lässt sich daher nicht pauschal vorhersagen. Eine Rolle spielen die Halbwertszeit des konsumierten Wirkstoffs, die Höhe und Länge des Konsums, das Lebensalter und der allgemeine gesundheitliche Zustand des Patienten. Bestehen Mehrfachabhängigkeiten, Begleiterkrankungen wie z. B. depressive Verstimmungen oder Angststörungen, oder ist es durch den Konsum zu einer Amphetamin-Psychose gekommen, muss von einer längeren Entzugsdauer ausgegangen werden, als beim alleinigen Entzug von Amphetaminen. Darüber hinaus ist es entscheidend, ob die gesamte Suchttherapie (Entgiftung und Entwöhnung) en bloc durchgeführt wird, oder wie bei den öffentlichen Kostenträgern zweigeteilt verläuft. Grundsätzlich nimmt die Entwöhnung, also die Behandlung der psychischen Abhängigkeit, den längsten Teil der Therapie ein und kann mehrere Wochen dauern.

In welchen Kliniken kann ein Amphetamin-Entzug durchgeführt werden?

Der qualifizierte Entzug von Speed und anderen Substanzen aus der Gruppe der Amphetamine und Methamphetamine kann entweder in öffentlichen Einrichtungen oder in privaten Entzugskliniken durchgeführt werden. Der Ablauf besteht immer aus einer Entgiftung und Entwöhnung, die von einer ambulanten Nachsorge fortgesetzt werden. Unterschiedlich hingegen sind die Formalitäten, der zeitliche Ablauf und oft auch die Intensität der Behandlungen.

Öffentliche Einrichtungen

Die Entzugsbehandlung öffentlicher Kostenträger verläuft mit der Akutbehandlung und der Rehabilitation zweigeteilt. Dies gilt im Übrigen für alle Suchterkrankungen, also auch für die Sucht nach Alkohol, Kokain oder Heroin. Die Akutbehandlung findet in einem Krankenhaus oder einer Psychiatrie statt und ist Sache der Krankenkassen; die Entwöhnung oder Suchtrehabilitation wird in Zusammenarbeit mit der Rentenversicherung durchgeführt und muss zunächst beantragt werden. Dadurch verbunden kommt es außer beim Nahtlosverfahren zu einer mehrwöchigen Wartezeit, in der die Behandlung gewissermaßen stagniert. Der Organismus wurde zwar von der jeweiligen Substanz entgiftet, die psychische Abhängigkeit besteht aber nach wie vor. Dementsprechend besteht das Risiko eines Rückfalls.

Private Drogenentzugskliniken

Privatkliniken sind nicht an die Vorgaben öffentlicher Kostenträger gebunden, so dass die Suchttherapie in der Regel individueller und intensiver verläuft. Darüber hinaus werden die Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung parallel bzw. unmittelbar aufeinander folgend durchgeführt. Die Patienten profitieren von einer kürzeren Entzugsdauer (4 bis 6 Wochen) und von festen Ansprechpartnern über den gesamten Entzugsverlauf. Die Erfolgsprognose für eine nachhaltige Abstinenz ist durch die ganzheitliche Behandlung deutlich erhöht.

Wer übernimmt die Kosten eines Amphetamin-Entzugs?

Die Abhängigkeit von Amphetaminen ist eine anerkannte Krankheit, so dass die Kosten für Behandlung und Rehabilitation von der Krankenversicherung bzw. Rentenversicherung übernommen werden. Die Patienten selbst müssen in der Regel lediglich geringe Zuzahlungen leisten, die bei der Krankenkasse auf maximal 28 Tage und bei der Rentenversicherung auf 42 Tage pro Kalenderjahr beschränkt sind.

Erfolgt der Entzug von Amphetaminen und Methamphetaminen in einer privaten Entzugsklinik, werden die Kosten entweder selbst getragen oder über die private Krankenversicherung abgerechnet. Auch einige gesetzliche Krankenversicherer übernehmen auf Anfrage einen Teil der Entgiftungskosten. Viele private Kliniken sind bei der Antragstellung und den sonstigen Formalitäten behilflich.

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