Alkoholsucht

Alkohol Entgiftung

Alkohol Entgiftung schnell und einfach erklärt

  • Alkohol-Entgiftung ist wichtiger Bestandteil eines vollständigen Alkoholentzugs.
  • Körper wird von Alkohol und dessen Abbauprodukten befreit.
  • Entgiftungsprozess kann zu Nebenwirkungen führen.
  • Ohne adäquate Behandlung können Entzugserscheinungen lebensgefährlich werden.
  • Entgiftung in stationärem Setting wird ärztlich und medikamentös begleitet.
  • Bei stationär durchgeführter Entgiftungsbehandlung gibt es deutlich weniger Nebenwirkungen und geringere Abbruch- und Rückfallquoten.

Eine Alkoholentgiftung ist nicht nur bei einer akuten Alkoholvergiftung nach dem Konsum großer Alkoholmengen in kurzer Zeit (Alkoholintoxikation) erforderlich, sondern auch bei einer Alkoholsucht, die sich über einen längeren Zeitraum durch fortgesetzten Alkoholkonsum entwickelt hat.

Was ist Alkohol-Entgiftung?

Eine Alkohol-Entgiftung stellt den Beginn eines Alkoholentzugs dar: Durch den Verzicht auf den Konsum von Alkohol wird der Körper des Suchtkranken von der rauscherzeugenden Substanz sowie deren Metaboliten befreit. Dieser Prozess wird durch eine Reihe unangenehmer Symptome begleitet, welche in einer Entzugstherapie medikamentös gelindert werden können.

Wirkung Alkoholentgiftung auf das Gehirn: Gehirn symbolisch in Hand
Wirkung Alkoholentgiftung auf das Gehirn: Gehirn symbolisch in Hand

Was passiert im Körper eines Alkoholikers bei der Entgiftung?

Alkohol ist als Genussmittel vor allem deshalb so beliebt, weil er eine rauscherzeugende Wirkung aufweist.

Wie wirkt Alkohol in Gehirn und Nervensystem?

  1. Nach der Einnahme übertritt der Alkohol die Blut-Hirn-Schranke und wirkt direkt im zentralen Nervensystem des Menschen.
  2. Im Nervensystem greift das Rauschmittel in die empfindliche chemische Balance ein und verändert die Wirkung diverser Botenstoffe. Je mehr Alkohol konsumiert wird, umso intensiver ist dieser Effekt.
  3. Langfristig kommt es zu Veränderungen im Gehirn: Bestimmte Botenstoffe werden nicht
    mehr oder nur noch in sehr geringen Mengen selbst produziert und Rezeptoren passen sich in ihrer Empfindlichkeit an, um die durch den Alkohol erwirkten Ungleichgewichte auszugleichen.

Wie wirkt eine Alkoholentgiftung auf Gehirn und ZNS?

Führt ein Alkoholiker eine Entgiftung durch, fällt der Einfluss der Rauschsubstanz plötzlich weg – mit dem Ergebnis, dass die chemische Balance im Gehirn erneut durcheinandergerät.

  • Alkohol besitzt die Fähigkeit, im Gehirn die sogenannten GABAA-Rezeptoren zu aktivieren. Dadurch wird die sedierende Wirkung des Rauschmittels erzeugt.
  • Gleichzeitig hemmt das Rauschmittel die Übertragungsfähigkeit der glutamatergen NMDA-Rezeptoren (aktivierender Rezeptor), was die sedierende Wirkung verstärkt.
  • Bei regelmäßigem Alkoholkonsum passt sich das Gehirn an und reduziert die Zahl der GABAA-Rezeptoren, während die Menge an NMDA-Rezeptoren erhöht wird.
  • Findet nun eine Alkoholentgiftung statt, sind plötzlich einerseits zu wenige GABAA-Rezeptoren, anderseits zu viele NMDA-Rezeptoren vorhanden, wodurch in der Folge verschiedene Entzugserscheinungen wie etwa Krampfanfälle ausgelöst werden können1.
Alkoholentgiftung: Frau lehnt Wein ab
Alkoholentgiftung: Frau lehnt Wein ab

Wie fühlt sich eine Alkohol-Entgiftung an?

Ist der Körper daran gewöhnt, regelmäßig Alkohol zu trinken, wird der komplette Organismus bei einem Alkoholentzug bzw. einer Alkohol-Entgiftung in einen regelrechten Schockzustand versetzt. Darauf reagiert er mit einer Reihe von Symptomen, die auch als Entzugserscheinungen bekannt sind. Diese werden von den meisten Suchtkranken als sehr unangenehm empfunden. Teilweise können sie sogar lebensgefährlich werden. Deshalb sollten alkoholabhängige Menschen, die mit dem Trinken aufhören möchten, keinen kalten Entzug durchführen, sondern sich als Patient in einer qualifizierten Klinik aufnehmen lassen.

Körperliche Symptome bei einer Alkohol-Entgiftung

Bei einem Alkoholentzug sind die ersten Symptome, die sich manifestieren, meist körperlicher Natur. Bereits sechs Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum macht sich bei vielen Suchtkranken ein leichtes Unwohlsein breit – vergleichbar mit den Entzugssymptomen, die starke Alkoholiker auch nach einem mehrstündigen Nachtschlaf am Morgen erleben. Typische körperliche Beschwerden sind:

  • Zittern und Muskelschwäche
  • Kopfschmerzen
  • verstärktes Schwitzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Herzrasen
  • Bluthochdruck

In einigen Fällen kann es zu Krampfanfällen, einer sogenannten Alkoholepilepsie kommen. Derartige Anfälle treten meist in den ersten 48 Stunden der Alkohol-Entgiftung auf 2.

Psychische Symptome bei Alkoholentgiftung: Depressive Frau alleine zuhause
Psychische Symptome bei Alkoholentgiftung: Depressive Frau alleine zuhause

Psychische Symptome bei einer Alkohol-Entgiftung

Ist der Körper daran gewöhnt, regelmäßig große Mengen Alkohol zu konsumieren, reagiert die Psyche entsprechend heftig auf das Ausbleiben der gewohnten Dosis. Dabei können folgende Symptome auftreten:

  • depressive Verstimmungen
  • Angstzustände und Panikattacken
  • Schlafstörungen
  • innere Unruhe
  • Stimmungsschwankungen
  • erhöhte Reizbarkeit

Risiko einer Alkoholhalluzinose bei starker Abhängigkeit

Bei einer stark ausgeprägten Alkoholabhängigkeit kann es zudem zu einer Alkoholhalluzinose kommen. Hierbei handelt es sich um ein separates Krankheitsbild, welches durch akustische Halluzinationen, Angst und Verfolgungswahn gekennzeichnet ist. In schweren Fällen kann die Halluzinose dauerhaft bestehen bleiben. Wird der Alkoholentzug konsequent durchgeführt und erlangt der Patient eine stabile Abstinenz, ist die Prognose jedoch gut 3.

Delirium tremens – gefährliches Entzugssyndrom

Noch gefährlicher als eine Alkoholhalluzinose ist das Delirium tremens. Dieses kann bei Nichtbehandlung oder zu später Behandlung tödlich enden – die Letalität liegt in diesem Fall bei 25 %. Bei Delirium tremens, das häufig auch als Alkohldelir bezeichnet wird, handelt es sich um ein hirnorganisches Psychosyndrom, das durch einen akuten Alkoholentzug ausgelöst wird. Symptome sind Desorientiertheit, Halluzinationen, Tremor, Bluthochdruck, Unruhe und Herzrasen. Schlimmstenfalls kann es zusätzlich zu Komplikationen wie Gerinnungsstörungen, Leber- und Multiorganversagen sowie zentraler pontiner Myelinolyse und sogar zum Tod kommen4.

Medikamente bei Alkoholentgiftung: Mann mit Tabletten und Wein
Medikamente bei Alkoholentgiftung: Mann mit Tabletten und Wein

Welche Medikamente werden zur Entgiftung von Alkohol eingesetzt?

Mit dem Trinken aufhören – eigentlich sollte das doch etwas Gutes sein. Trotzdem reagieren Körper und Psyche auf den Konsumstopp zunächst einmal mit unangenehmen körperlichen und psychischen Symptomen. Diese können derart belastend sein, dass viele Patienten den Alkoholentzug vorzeitig abbrechen.

Individuelle Medikamentierung in Kliniken

Um übermäßige körperliche und psychische Entzugssymptome zu vermeiden, sollte eine Alkohol-Entgiftung des Körpers immer mit ärztlicher Begleitung, vorzugsweise stationär durchgeführt werden. Hier erfolgt nämlich nicht nur eine permanente Überwachung sämtlicher relevanten Vitalparameter – die Patienten können die unangenehmen Begleiterscheinungen des Entzugs außerdem durch verschiedene Medikamente lindern. Welche Medikamente genau verordnet werden, hängt von der Entzugsschwere und möglichen Entzugskomplikationen ab5.

Häufig eingesetzte Medikamente während der Entgiftung

Im Rahmen einer qualifizierten Entgiftung werden verschiedene Medikamente eingesetzt. Viele dieser Arzneimittel können ausschließlich bei einer stationären Therapie eingesetzt werden, da sie selbst ein nicht unerhebliches Abhängigkeitspotenzial sowie gegebenenfalls komplexe Nebenwirkungen und Wechselwirkungen aufweisen. Zu den häufig verordneten Medikamenten gehören:

  • Benzodiazepine
  • Antipsychotika (zum Beispiel Haloperidol)
  • Clomethiazol

Besteht das Risiko für Krampfanfälle, können überdies Antikonvulsiva verordnet werden. Clonidin und Beta-Blocker werden in erster Linie zur Behandlung körperlicher Entzugssymptome eingesetzt. Patienten, bei denen die Gefahr der Ausbildung einer Wernicke Enzephalopathie besteht, werden meist ergänzend mit Thiamin versorgt.

Alkoholentgiftung: Gespräch mit Arzt
Alkoholentgiftung: Gespräch mit Arzt

Wie lange dauert eine Alkoholentgiftung?

Wie lange der körperliche Entzug von Alkohol dauert, lässt sich nicht pauschal beziffern. Schließlich reagieren Körper und Psyche jedes Suchtkranken ganz individuell auf die Alkohol-Entgiftung. Das betrifft nicht nur die Art der auftretenden Symptome, sondern auch deren Schwere und Dauer.

Allgemeine Alkoholentgiftung-Symptome ca. 1-2 Wochen

Die meisten Betroffenen sind jedoch nach rund einer Woche über den Berg und haben die schlimmsten Nebenwirkungen des Entzugs hinter sich. Bei einigen Suchtkranken kann es auch bis zu zwei Wochen dauern, ehe die Entzugserscheinungen größtenteils abgeklungen sind.

Anhaltende Symptome bei starker Abhängigkeit möglich

Nur in Ausnahmefällen, bei einer besonders starken oder lang andauernden Alkoholabhängigkeit, muss darüberhinausgehend mit Komplikationen sowie anhaltenden Nebenwirkungen gerechnet werden. Meist sind die zurückbleibenden Beeinträchtigungen in diesen Fällen psychischer Natur: Betroffene klagen z. B. über

  • anhaltendes Suchtverlangen,
  • Schlafprobleme,
  • Angstzustände und/oder
  • depressive Verstimmungen.

Entwöhnung nach Entgiftung dauert mehrere Wochen und Monate

Für einen erfolgreichen Alkoholentzug genügt es nicht, mit dem Trinken aufzuhören. Stattdessen sollte auf die Entgiftung grundsätzlich eine umfassende Entwöhnung folgen, in welcher die Therapie der psychischen Suchtkomponente stattfindet. Dadurch lässt sich ein Rückfall nach dem körperlichen Entzug langfristig verhindern.

Begleiterkrankungen beeinflussen Symptome bei Entgiftung

Wie lange die Symptome einer Entgiftung von Alkohol andauern, kann auch mit vorhandenen Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) oder einem multiplen Substanzmissbrauch zusammenhängen. Leiden Betroffene neben einer Alkoholsucht an weiteren Abhängigkeiten oder psychischen/physischen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Depression, ist es entsprechend unerlässlich, diese in die Behandlung zu integrieren.

Wo kann man eine Alkoholentgiftung durchführen?

Wer im Interesse seiner Gesundheit zukünftig auf seinen chronischen Alkoholkonsum verzichten möchte, sollte sich für die Entgiftung unbedingt professionelle Hilfe suchen. Zwar ist es theoretisch möglich in Eigenregie zuhause zu entgiften (kalter Entzug) – angesichts der potenziellen Komplikationen kann von einem derartigen Vorhaben jedoch nur abgeraten werden.

Ambulanter Entzug mit ärztlicher Begleitung

Betroffene, die nicht unter einer ausgeprägten Abhängigkeit leiden und bei einem Entzug kaum bis leichte Entzugserscheinungen befürchten müssen, können bei entsprechender Entzugsmotivation ambulant, in Begleitung durch den Hausarzt, entgiften. Diese Variante erfordert jedoch viel Willenskraft und Durchhaltevermögen sowie idealerweise ein stabiles, unterstützendes soziales Umfeld. Wer dies nicht vorweisen kann oder mit großer Voraussicht unter körperlichen und/oder psychischen Nebenwirkungen des Entzugs zu leiden hat, entscheidet sich besser für eine stationäre Entgiftung oder zumindest eine teilstationäre Behandlung in einer Tagesklinik.

Stationäre Entgiftung in einer Klinik

Der stationäre Aufenthalt in einer professionellen Klinik erweist sich für die meisten Betroffenen als einfachste und nebenwirkungsärmste Variante der Alkoholentgiftung. Hier findet nämlich nicht nur eine permanente Überwachung des Gesundheitszustands der Patienten statt. Es können außerdem wirkungsstärkere Medikamente verordnet werden als bei einer ambulanten oder teilstationären Entgiftung. Deshalb ist die Rückfallquote bei stationärer Behandlung meist deutlich niedriger und Betroffene empfinden die Entgiftung von ihrer Alkoholsucht als weitaus weniger belastend.

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Quellenliste

1 Mann, Karl et al. „Serie – Alkoholismus: Neurobiologie der Alkoholabhängigkeit“, In: Dtsch Arztebl 2001; 98(36): A-2279 / B-1967 / C-1832, https://www.aerzteblatt.de/archiv/28498/Serie-Alkoholismus-Neurobiologie-der-Alkoholabhaengigkeit  (Datum des Zugriffs: 22.06.2022)

2 O’Malley, Gerald et al. „Alkoholvergiftung und -entzug“, MSD MANUAL Ausgabe für medizinische Fachkreise, https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/spezielle-fachgebiete/freizeitdrogen-und-rauschmittel/alkoholvergiftung-und-entzug (Datum des Zugriffs: 22.06.2022)

3 Soyka, M. Die Alkoholhalluzinose Klinik, Pathophysiologie und Therapie. Nervenarzt 67, 891–895 (1996). https://doi.org/10.1007/s001150050069https://link.springer.com/article/10.1007/s001150050069 (Datum des Zugriffs: 22.06.2022)

4 Pschyrembel online „Alkoholdelir“, https://www.pschyrembel.de/Alkoholdelir/K05M7 (Datum des Zugriffs: 22.06.2022)

 5 Kiefer, Falk et al. „S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“, SUCHT (2021), 67 (2), 77-103, https://doi.org/10.1024/0939-5911/a000704, S. 89, https://econtent.hogrefe.com/doi/epdf/10.1024/0939-5911/a000704 (Datum des Zugriffs: 22.06.2022)