Cannabinoide

Das Wichtigste in 30 sec.

  • Cannabinoide kommen natürlich in der Hanfpflanze vor, können aber auch synthetisch hergestellt werden.
  • Synthetische Cannabinoide imitieren die Wirkung von THC, sind aber meist deutlich stärker.
  • Typische Wirkung: Entspannung, Euphorie, Enthemmung.
  • Mögliche Nebenwirkungen: Herz-Kreislauf-Probleme, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, Psychosen.
  • Der Konsum von Cannabinoiden kann in eine Abhängigkeit führen.

Was sind Cannabinoide?

Cannabinoide sind eine heterogene Gruppe von Substanzen, von denen einige eine pharmakologische Wirkung auf das Endocannabinoid-System (ECS) haben. Sie lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: Natürliche Cannabinoide (Phytocannabinoide), wie Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD) und Cannabinol (CBN), und synthetische Cannabinoide. Letztere sind in der Drogenszene seit einigen Jahren auf dem Vormarsch. Sie bergen ein hohes Risiko für gesundheitliche Schäden und Abhängigkeit.

Wie unterscheiden sich natürliche und synthetische Cannabinoide?

Synthetische Cannabinoide sind in der Regel deutlich potenter als natürliche Cannabinoide wie THC und CBD. Besonders gefährlich sind sie, weil ihre Zusammensetzung variabel ist und viele Konsumenten die genaue Dosierung nicht abschätzen können. Die folgende Liste zeigt die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen natürlichen und synthetischen Cannabinoiden in Bezug auf ihre Wirkmechanismen, Effekte und gesundheitlichen Risiken.

  • Gemeinsame Eigenschaft: Bindung an das Endocannabinoid-System
    • Sowohl natürliche als auch synthetische Cannabinoide binden an die Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) im Endocannabinoid-System (ECS) des menschlichen Körpers. Dies kann verschiedene psychoaktive und physiologische Effekte hervorrufen, darunter Entspannung, Euphorie oder Schmerzlinderung.
  • Unterschiede in Struktur und Wirkung
    • Merkmal Natürliche Cannabinoide Synthetische Cannabinoide
      Herkunft In der Cannabispflanze enthalten
      (z. B. THC, CBD)
      Künstlich hergestellt, keine natürliche Quelle
      Wirkung Wirken als partielle Agonisten der CB-Rezeptoren Oft vollständige Agonisten mit extremer Potenz 1
      Potenz Mild bis moderat
      (je nach Konzentration)
      Oft 10–100 mal stärker als THC
      Rezeptorbindung Binden selektiv an CB1- und CB2-Rezeptoren Können auch an andere Rezeptoren binden und unerwartete Effekte auslösen
      Wechselwirkungen Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamenten und Drogen2 Hohes Risiko für Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Drogen und Medikamenten
      Abhängigkeitspotenzial Abhängigkeitsrisiko abhängig von Höhe der THC-Konzentration3, CBD macht nicht süchtig Hohes Risiko für Entwicklung einer Abhängigkeit, schnelle Toleranzentwicklung4
      Gesundheitsrisiken Kann z. B. Gedächtnis und kognitive Funktionen beeinträchtigen Zusätzlich Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme, Psychosen, Krampfanfälle
  • Gefahren synthetischer Cannabinoide
    • Aufgrund ihrer veränderten chemischen Struktur sind synthetische Cannabinoide deutlich potenter. Dies kann zu intensiveren, unkontrollierbaren und teilweise toxischen Reaktionen führen, z. B.:5
    • Psychosen
    • schwere Krampfanfälle
    • plötzliche Ohnmacht
    • Herzrasen
    • Bluthochdruck
    • aggressives Verhalten

Sind Cannabinoide in Deutschland legal?

Die rechtliche Situation zur Legalität von Cannabis, THC, CBD und Co. hat sich seit Einführung des Cannabisgesetzes im Jahr 2024 gewandelt. Besitz und Konsum von Cannabis und natürlichem THC sind seitdem unter bestimmten Umständen legal. Anders sieht es bei synthetischen Cannabinoiden aus: Diese fallen weiterhin unter das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz, wodurch Herstellung, Handel, Erwerb und Besitz verboten sind. Auch wenn die im Labor erzeugten Cannabinoide oft als „Legal Highs“ beworben werden, handelt es sich um illegale Drogen.

Welche Wirkstoffe enthalten synthetische Cannabinoide?

Synthetische Cannabinoide sind künstlich hergestellte, psychoaktive Substanzen, die an die Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) im menschlichen Körper binden. Ihre chemische Struktur kann stark variieren, wodurch sie sich in Wirkung und Potenz erheblich unterscheiden. Während einige dieser Substanzen medizinisch genutzt werden, werden viele speziell für Rauschzwecke entwickelt und konsumiert. Einige der bekanntesten synthetischen Cannabinoide sind:

  • CP-47,497 – eines der ersten synthetischen Cannabinoide mit THC-ähnlicher Wirkung
  • HU-210 – hochpotentes synthetisches Cannabinoid mit langer Halbwertszeit
  • JWH-018 – häufig in „Spice“ und anderen Kräutermischungen enthalten
  • JWH-019 – eng verwandt mit JWH-018, ähnliche Wirkung
  • JWH-073 – ebenfalls ein Bestandteil vieler „Legal Highs“
  • AM-2201 – extrem potenter CB1- und CB2-Rezeptor-Agonist

Welche Wirkung haben synthetische Cannabinoide?

Die exakte Wirkung lässt sich nicht genau vorhersagen. Das liegt daran, dass die Potenz der Substanzen sehr hoch ist. Durch strukturelle Wirkstoffveränderungen, Dosierungsungenauigkeiten und Verunreinigungen im Herstellungsprozess kann sich die Wirkung der chemischen Rauschmittel zusätzlich verändern. Auch Nebenwirkungen lassen sich daher nur schwer prognostizieren.

  • Wirkung auf den Körper
    • Ursprünglich wurden synthetische Cannabinoide entwickelt, um die natürliche Wirkung von Cannabis bzw. THC zu imitieren. Welche Wirkung die einzelnen Substanzen auf den Körper haben, hängt stark davon ab, welcher Wirkstoff genau konsumiert wird und in welcher Dosis. Oft berichten Konsumenten von körperlicher Entspannung und der Reduktion von Schmerzen.
  • Wirkung auf die Psyche
    • Die Wirkung synthetischer Cannabinoide auf die Psyche kann dem Konsum von Cannabis ähneln. Häufig sind die Effekte jedoch deutlich stärker. Meist wirkt der Konsum enthemmend und euphorisierend. Außerdem scheint sich nach der Einnahme das Gefühlserleben zu intensivieren.
  • Nebenwirkungen
    • Cannabinoiden können nicht nur positive Effekte auslösen, sondern auch eine Reihe von Nebenwirkungen. Dazu zählen:6
      • Beeinträchtigung des Denkens
      • Erinnerungslücken
      • Orientierungslosigkeit
      • Übelkeit
      • verschwommenes Sehen
      • depressive Verstimmungen
      • Angstgefühle
      • schneller Herzschlag
      • Blutdruckabfall
      • Schwindel
  • Risiken bei chronischem Konsum
    • Cannabinoiden können, insbesondere bei chronischem Konsum, ernste gesundheitliche Folgen haben. Synthetische Cannabinoide weisen überdies noch eine höhere Toxizität auf:7
      • plötzlicher Herztod
      • kardio- und neurovaskuläre Erkrankungen
      • Vorhof- und Kammerflimmern
      • periphere arterielle Durchblutungsstörungen
      • Schlaganfall
      • plötzlicher Tod
      • Suizid

Wie werden synthetische Cannabinoide konsumiert?

Synthetische Cannabinoide werden in der Regel auf Cannabisprodukte aufgesprüht. Das können Teile der Pflanze genauso sein wie bereits gepresstes Haschisch. Durch das Aufsprühen kommt es zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Wirkstoffe, was den Konsum zusätzlich gefährlich macht. In der Regel werden die besprühten Pflanzenteile geraucht, verdampft oder gegessen.

Woran erkennt man eine Vergiftung mit synthetischen Cannabinoiden?

Da die Potenz von synthetischen Cannabinoiden ungleich höher ist als die natürlicher Alternativen, kann es nach dem Konsum schnell zu Vergiftungserscheinungen kommen. Diese machen mitunter eine notfallmedizinische Behandlung erforderlich. Typische Anzeichen können andauernde Übelkeit und Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, psychotische Zustände, Herz-Kreislauf-Probleme, Atembeschwerden oder Krampfanfälle sein.

Entzug bei Amphetamin-Abhängigkeit: Depressive Frau
Entzug bei Amphetamin-Abhängigkeit: Depressive Frau

Kann man von Cannabinoiden abhängig werden?

Ja. Genauso wie bei anderen natürlichen und synthetischen Rauschmitteln besteht auch bei Cannabinoiden die Gefahr einer Abhängigkeit. Tatsächlich wird diese bei synthetischen Cannabinoiden sogar als deutlich höher bewertet, weil die Wirkung stärker und ein risikoarmer Konsum daher nur schwer möglich ist.

FAQ zu „Cannabinoiden“

  • Welche Cannabinoide sind psychoaktiv?
    • Zu den psychoaktiven Cannabinoiden gehören THC und Dronabinol. Diese Substanzen können einen Rausch auslösen. Cannabidiol (CBD) hat keine psychoaktive Wirkung. Der Wirkstoff wird vorrangig als potenzielles Arzneimittel verwendet. Erste Studien deuten darauf hin, dass die Substanz aus der Hanfpflanze bei der Therapie von Patienten mit Epilepsie, Angststörungen, chronischen Schmerzen und anderen Erkrankungen helfen könnte.
  • Wie lange wirken Cannabinoide?
    • Wie lange Cannabinoide wirken, hängt von vielen Faktoren ab: Welche Substanz wurde konsumiert? Wie hoch war die Dosis? Wurde das Rauschmittel geraucht oder verzehrt? In den meisten Fällen ist von einer mehrstündigen Wirkung auszugehen. Teilweise können die Effekte bis zu zehn Stunden anhalten.
  • Kann man synthetische Cannabinoide nachweisen?
    • Lange Zeit galten synthetische Cannabinoide als nicht oder nur schwer in Blut oder Urin nachzuweisen. Das ist heutzutage anders, denn mithilfe spezieller Verfahren sind die Rauschmittel heute sowohl im Urin wie auch im Serum nachweisbar.
  • Wie lange dauert der Entzug von synthetischen Cannabinoiden?
    • Wie lange der Entzug dauert, hängt unter anderem davon ab, wie lange der Konsum bereits besteht und welche Mengen regelmäßig eingenommen werden. Wer unter einer Abhängigkeit von synthetischen Cannabinoiden leidet, sollte sich für den Entzug in professionelle Hände begeben. Denn beim Absetzen der Drogen kann es zu ernstzunehmenden körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen kommen. Inklusive einer umfassenden Entwöhnung ist normalerweise von einer mindestens vierwöchigen Entzugsdauer auszugehen.
  • Wie gefährlich sind synthetische Cannabinoide?
    • Eine Münchner Studie zeigt, dass synthetische Cannabinoide allein im Zeitraum von 2014 bis 2020 an 98 Todesfällen beteiligt waren.9 Seit der Einführung des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes sind die Zahlen gesunken. Noch immer wird die Gefahr jedoch von vielen Konsumenten unterschätzt.
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Quellenliste

1 Tai S, Fantegrossi WE. “Pharmacological and Toxicological Effects of Synthetic Cannabinoids and Their Metabolites”. Curr Top Behav Neurosci. 2017;32:249-262. doi: 10.1007/7854_2016_60. PMID: 28012093; PMCID: PMC5392241, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28012093/, (Letzter Abruf: 14.03.2025)

2 Eucell.de: “Cannabis – Wechselwirkungen”, https://www.eucell.de/ernaehrung/phytolexikon-die-kraft-der-heilpflanzen-entdecken/cannabis/wechselwirkungen (Letzter Abruf: 14.03.2025)

3 Petrilli, Kat et al. „Association of cannabis potency with mental ill health and addiction: a systematic review”, The Lancet Psychiatry, Volume 9, Issue 9, 736 – 750, https://www.thelancet.com/journals/lanpsy/article/PIIS2215-0366(22)00161-4/abstract, (Letzter Abruf: 14.03.2025)

4 DHS, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.: „Cannabis“, Auflage 19.40.01.25 https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/BZGA-24-06059_DHS_Die_Sucht_und_ihre_Formen_03_CANNABIS.pdf, S. 6, (Letzter Abruf: 14.03.2025)

5 LADR, Der Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen: „Übersicht synthetische Cannabinoide“, https://www.ladr.de/fachgebiete/medizinische-fachgebiete/toxikologie/suchtmedizin/uebersicht-synthetische-cannabinoide (Letzter Abruf: 14.03.2025)

6 DHS, a. a. O., S. 7

7 Gar, M. „Akute psychiatrische Störungsbilder und medizinische Notfälle im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Cannabinoiden“, In: Nervenheilkunde 2023, 42: 200-206, 2023, Thieme, DOI 10.1055/a­1953­2616, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1953-2616.pdf (Datum des Zugriffs: 09.01.2025)

8 Sholler DJ, Schoene L, Spindle TR. Therapeutic Efficacy of Cannabidiol (CBD): A Review of the Evidence from Clinical Trials and Human Laboratory Studies. Curr Addict Rep. 2020 Sep;7(3):405-412. doi: 10.1007/s40429-020-00326-8. Epub 2020 Jul 25. PMID: 33585159; PMCID: PMC7880228, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33585159/ (Datum des Zugriffs: 14.03.2025)

9 Groth, O., Roider, G., Angerer, V. et al. “Spice”-related deaths in and around Munich, Germany: A retrospective look at the role of synthetic cannabinoid receptor agonists in our post-mortem cases over a seven-year period (2014–2020). Int J Legal Med 137, 1059–1069 (2023). https://doi.org/10.1007/s00414-023-02995-2, https://link.springer.com/article/10.1007/s00414-023-02995-2 (Datum des Zugriffs: 14.03.2025)