NPS-Drogen

Das Wichtigste 30 sec.

  • NPS sind sogenannte neue psychoaktive Substanzen, die gelegentlich auch als „Designerdrogen“, „Research Chemicals“ oder auch rechtlich fehlgehend als „Legal Highs“ bezeichnet werden.
  • Es handelt sich um synthetische Rauschmittel, die u. a. aus Cannabinoiden, Phenethylaminen und Cathinonen entwickelt werden.
  • Sie können euphorisierende, aktivierende, halluzinogene oder empathogene Wirkung haben.
  • Nebenwirkungen sind extrem belastend, bei Überdosierung droht Lebensgefahr.
  • Der Konsum von NPS-Drogen kann in eine Abhängigkeit führen.

Was sind NPS-Drogen?

NPS-Drogen bzw. neue psychoaktive Substanzen sind chemisch hergestellte Rauschmittel, die seit 2008 oft als „Badesalz“, „Pflanzendünger“ oder „Kräutermischungen“ verkauft werden. Häufig werden sie auch als Research Chemicals oder Legal Highs bezeichnet, obwohl sie spätestens seit Einführung des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes alles andere als legal sind. Insgesamt sind bislang mehr als 930 NPS ermittelt worden1. Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit 7 Todesfälle registriert, die ausschließlich auf NPS zurückgeführt werden konnten, bei weiteren 8 Todesfällen wurden NPS zusammen mit anderen Stoffen kombiniert2.

Welche Wirkstoffe enthalten NPS-Drogen?

Theoretisch können NPS-Drogen auf verschiedenen Wirkstoffen basieren. Es handelt sich um im Labor erzeugte Rauschgifte, die meist als Zufallsprodukte entstehen. Typischerweise gehören laut dem Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz folgende Wirkstoffe bzw. Stoffgruppen dazu:

  • synthetische Cannabinoide
  • Cathinone
  • Phenethylamine
  • Benzodiazepine
  • von N-(2-Aminocyclohexyl)amid abgeleitete Verbindungen
  • Tryptamine
  • von Acrylcyclohexylamine abgeleitete Verbindungen
  • von Benzimidazol abgeleitete Verbindungen

Welche Namen haben NPS Drogen in der Szene?

Einzelne Wirkstoffe bzw. Substanzen erhalten in der Szene, je nach Region und Subkultur, individuelle Namen. Hier sind einige Beispiele:

  • Mephedron (Meph, Meow Meow, M-Cat, Drone, Bubbles, Bounce, Subcoca, MMC, MMCAt)
  • Methylon (bk-MDMA, βk-MDMA, MDMC, MeONE, Ease, EMM, Explosion, Neocor, Mina, M-CCP)
  • Methylendioxypyrovaleron (MDPV, Badesalz, Flex, Flakka, Cloud Nine, Monkey Dust, MTV, Magic, Super Coke, Peevee)
  • 4-Fluoroamphetamin (4-FA, 4-FMP, Flux, Paladon)
  • AB-CHMINACA (AKB-48, FUB-AMB, SAGA-19)
  • Diclazepam (Chlorodiazepam, D-Claz)

Welche Wirkung haben NPS-Drogen?

Die Wirkung der psychoaktiven Substanzen lässt sich nicht pauschal beschreiben, da die einzelnen Substanzen teilweise gänzlich unterschiedliche Wirkprofile haben. Während einige Stoffe die Wirkung von Cannabis oder LSD imitieren, erzielen andere vorrangig aufputschende Effekte.

  • Erwünschte Wirkung
    • Viele der Substanzen, die als NPS klassifiziert werden, haben einen stimulierenden Effekt. Hierzu gehören zum Beispiel synthetische Cathinone, Phenethylamine oder Piperazine.
    • Empathogene Substanzen wie Methylon oder Butylon können dagegen die eigenen Gefühle bzw. positive Gefühle gegenüber anderen verstärken.
    • Substanzen wie MXE (Methoxetamin) oder MXP (Methoxphenidin) können zu übersteigerten Sinneswahrnehmungen führen, während Halluzinogene wie 2C-B Sinnestäuschungen auslösen können
  • Paradoxe Effekte
    • Insbesondere bei synthetischen Cannabinoiden, bei denen eine ähnliche Wirkung wie bei Cannabis erwartet wird, berichten Konsumenten von sehr unterschiedlichen, teilweise sogar gegenteiligen Effekten – von gesteigerter Aktivität bis hin zu völliger Entspannung.
  • Nebenwirkungen und Risiken
    • Die meisten der synthetisch hergestellten psychoaktiven Substanzen gehen mit teilweise starken Nebenwirkungen einher. Auch hier kommt es auf die konkrete Substanz, aber auch auf die konsumierte Menge an. Typische Nebenwirkungen sind:
      • Herzrasen
      • Desorientierung
      • Angstzustände
      • Kreislaufprobleme
      • Übelkeit
      • Krampfanfälle
      • Schwindel
      • depressive Verstimmung
      • Wahnvorstellungen

Wie werden NPS-Drogen konsumiert?

Die Konsumform ist abhängig von der jeweiligen Substanz. In der Regel werden die Drogen oral oder nasal eingenommen, also entweder geschluckt oder geschnupft. Einige der neuen Stoffe können auch intravenös oder sogar rektal eingenommen werden, was den Wirkungseintritt beschleunigt. Je nach Konsumform verändert sich die Zeitspanne bis zum Wirkungseintritt sowie gegebenenfalls auch die Wirkdauer.

Woran erkennt man eine Vergiftung mit NPS-Drogen?

Eine Vergiftung mit neuen psychoaktiven Substanzen bzw. Legal Highs macht in vielen Fällen eine notfallmedizinische Behandlung erforderlich. Bei Überdosierungen kann es zum Tode kommen. Auch die Gefahr von Mischkonsum bzw. Verunreinigungen der synthetischen Drogen sollte nicht unterschätzt werden. Typische Anzeichen für eine Vergiftung können sein:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel
  • Orientierungslosigkeit
  • Sprachstörungen
  • Krampfanfälle
  • Herzrasen
  • starker Temperaturanstieg

Kann man von NPS-Drogen abhängig werden?

Auch wenn Legal Highs oft in bunten Tütchen und mit humorvoll klingenden Namen angeboten werden, handelt es sich um gefährliche und illegale Substanzen. Diese können nicht nur lebensgefährlich sein, sondern auch in eine (psychische) Abhängigkeit führen. Die wiederkehrende Einnahme und der Mischkonsum mit anderen rauscherzeugenden Stoffen erhöhen überdies das Risiko für eine Abhängigkeit.

FAQs zu NPS-Drogen

  • Sind NPS legal?
    • Die Hersteller neuer psychoaktiver Substanzen haben über viele Jahre hinweg eine rechtliche Grauzone ausgenutzt, die durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs im Jahr 2014 entstanden ist. Indem die Legal Highs als Badesalze oder ähnliches deklariert wurden, war der Verkauf rein rechtlich problemlos möglich. Das hat sich durch die Einführung des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes im Jahr 2016 jedoch geändert. Seitdem sind die Substanzen nicht mehr legal. Auch Konsumenten, die die neuen Stoffe kaufen, machen sich gegebenenfalls strafbar.
  • Was bedeutet psychoaktiv?
    • Psychoaktive Stoffe wirken direkt im zentralen Nervensystem des Menschen. Nach dem Konsum verändern sie dort beispielsweise die Ausschüttung von Botenstoffen, wodurch sie unter anderem Stimmung, Wahrnehmung und Aktivitätslevel beeinflussen können. Die chemische Balance gerät unter dem Einfluss der illegalen Drogen stark durcheinander und kann langfristig Schaden nehmen. Aber: Nicht alle psychoaktiven Stoffe sind illegal – viele wichtige Medikamente enthalten psychoaktive Substanzen.
  • Ist Spice ein NPS?
    • Spice gehört zweifelsfrei zu den bekanntesten neuen psychoaktiven Substanzen. Es handelt sich um eine sogenannte „Kräutermischung“, die in den 2000er Jahren in vielen Geschäften sowie online erhältlich war. Als Wirkstoffe waren synthetische Cannabinoide enthalten. Da es das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab, waren Verkauf und Erwerb von Spice eine Zeit lang tatsächlich legal. Das hat sich mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes jedoch geändert.
  • Welche Substanzen stecken in NPS?
    • Zu den größten Risiken bei Neuen psychoaktiven Stoffen gehört die große Unsicherheit bezüglich der tatsächlich enthaltenen Substanzen. Untersuchungen zeigen, dass der Reinheitsgehalt stark variieren kann und die Stoffe oft mit anderen Substanzen vermischt sind3. Daraus ergibt sich ein sehr hohes Risikopotenzial, da die Gefahr für Nebenwirkungen und Überdosierungen beträchtlich steigt.
  • Wer konsumiert NPS?
    • Neue psychoaktive Substanzen werden vor allem von jungen Menschen gern eingenommen. Dies liegt unter anderem daran, dass NPS rein optisch harmlos wirken, relativ leicht erhältlich sind und damit für eine Disco- oder Clubnacht perfekt geeignet scheinen. Abgesehen davon werden einige der aphrodisierenden Substanzen auch für Chemsex genutzt, um sexuelle Erfahrung zu intensivieren, zu verlängern oder Hemmungen zu verringern.
  • Was ist das NpSG?
    • Das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) reguliert den Umgang mit neuen psychoaktiven Stoffen. Es ist so angelegt, dass es nicht nur einzelne Stoffe verbietet, sondern ein Verbot für ganze Stoffgruppen ausspricht. Hierdurch soll unterbunden werden, dass chemische erzeugte Rauschmittel bereits durch kleine strukturelle Anpassungen aus dem Raster fallen und damit das Gesetz bzw. Verbot umgehen.
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Quellenliste

1 Bundesministerium für Gesundheit „Neue psychoaktive Stoffe (NPS)“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/n/nps (Datum des Zugriffs: 11.06.2024)

2 Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen „Rauschgifttote nach Todesursachen 2020 (Länderabfrage)“, https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/assets/Presse/2021/CDR_2020_Bula_Rauschgifttote_nach_Todesursachen_-_Veränderung_2019-2020.pdf (Datum des Zugriffs: 11.06.2024)

3 Willeman T, Grundig N, Pochon C, Michels D, Charpentier N, Eysseric-Guérin H, Fouilhé Sam-Lai N, Stanke-Labesque F, Revol B. NPAideS: a drug-checking study among 3-methylmethcathinone (3-MMC) users. Harm Reduct J. 2023 Jul 28;20(1):96. doi: 10.1186/s12954-023-00836-4. PMID: 37507699; PMCID: PMC10375651, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10375651/ (Datum des Zugriffs: 11.06.2024)