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Tagesklinik Sucht

Allgemeine Informationen & Tipps zur richtigen Auswahl

Sie leiden an einer Alkohol-, Medikamenten- oder Drogensucht und wissen, dass Sie diese Krankheit nur mithilfe einer Therapie angemessen behandeln können? Aus persönlichen Gründen kommt für Sie aber ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik nicht in Frage? Unter bestimmten Voraussetzungen können Tageskliniken eine Alternative zu stationären Behandlungsprogrammen sein. Allerdings ist eine teilstationäre bzw. ambulante Behandlung nicht für jeden Patienten geeignet.

  • Lesezeit: 6 Minuten

Was ist eine Tagesklinik?

Tageskliniken dienen der ambulanten oder teilstationären Behandlung von Patienten, die insofern stabil sind, als dass sie keine vollstationäre Betreuung rund um die Uhr benötigen, sondern den Abend und das Wochenende zuhause verbringen können. Allerdings sind nur wenige Tageskliniken auf Suchterkrankungen spezialisiert. Stattdessen handelt es sich in den meisten Fällen um allgemein-psychiatrische Kliniken, in denen Suchtkranke nur eine Teilgruppe unter den zu behandelnden Patienten darstellen oder die Betroffenen leiden neben der Suchterkrankung noch unter einer anderen psychiatrischen Erkrankung. Nur wer bereits eine Entgiftung hinter sich hat oder wenigstens seit einer vorgegebenen Zeit abstinent lebt, kommt für eine Behandlung in einer Tagesklinik Sucht in Frage.

Wer profitiert von der Unterbringung in einer Sucht-Tagesklinik?

Suchtmedizinische Tageskliniken richten sich an Patienten, die hinsichtlich ihres Betreuungsbedarfs gewissermaßen zwischen den ambulanten und den stationären Angeboten stehen. Meist sind dies Suchtkranke, die zwar insoweit stabil sind, als dass sie keine 24h-Betreuung benötigen, die bei einer rein ambulanten Psychotherapie aber dennoch ein hohes Rückfallrisiko hätten. Diese Gruppe von Patienten wird – wie oben bereits beschrieben – in einer Tagesklinik Sucht in der Regel den ganzen Tag über betreut, verbringt die Abende und Wochenenden aber in ihrem gewohnten Umfeld. Dieses Behandlungsmodell bietet einerseits feste Strukturen, lässt den Betroffenen aber gleichzeitig genügend Freiraum und Übungsspielraum, um Erlerntes im realen sozialen Umfeld anzuwenden. Auch für Personen, denen es schwerfällt, die gewohnte Umgebung zu verlassen, kann ein Behandlungsplatz in einer Tagesklinik Sucht zunächst ein gangbarer Weg sein.

Allerdings müssen sich die von einer Abhängigkeitserkrankung Betroffenen darüber im Klaren sein, dass die teilstationäre Behandlung ein erhöhtes Maß an Eigenverantwortung und Abstinenzmotivation verlangt. So leiden viele Suchtkranke insbesondere abends und nachts unter dem sogenannten Craving, dem starken Verlangen nach dem Suchtmittel. Werden Sie in einem Klinikum vollstationär aufgenommen, riskieren Sie nicht, in Versuchung geführt zu werden. Sie haben außerdem jederzeit einen Ansprechpartner sowie professionell ausgebildete Ärzte an Ihrer Seite und müssen nicht erst zum Telefon greifen, um Hilfe zu bekommen. Insgesamt ist die Rückfallquote bei der teilstationären Entwöhnung höher als bei Suchtkranken, die eine vollstationäre Entwöhnung durchführen.

Welche Voraussetzungen müssen Patienten für eine Sucht-Tagesklinik erfüllen?

Patienten, die unter einer Alkoholabhängigkeit leiden, medikamentensüchtig sind oder (illegale) Drogen konsumieren, können von einer vollstationären Behandlung grundsätzlich immer profitieren. Für eine Tagesklinik kommen dagegen nur Patienten in Frage, die die folgenden Kriterien erfüllen:

  • Abstinenz
  • Leben in einem krisen- und konfliktfreien sozialen Umfeld
  • Körperlich und psychisch stabil
  • Sind in der Lage selbstständig für sich zu sorgen
  • Bringen ein hohes Maß an Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein mit

Wer in einem sozialen Umfeld lebt, in dem Konflikte mit dem Partner oder der Familie auf der Tagesordnung stehen, wer Suizidgedanken hat, unter schweren Depressionen leidet oder aufgrund von körperlichen oder psychischen Krankheiten nicht dazu in der Lage ist, die Aufgaben des täglichen Lebens zu meistern, ist für die Unterbringung in einer suchtmedizinischen Tagesklinik nicht geeignet.

Tipp: Eigene Abstinenzmotivation ehrlich prüfen
Sie überlegen, ob Sie Ihre Entwöhnungstherapie im Rahmen einer tagesklinischen Behandlung durchführen sollten? Dies erfordert im Vorfeld eine ehrlich selbstreflektierende Einschätzung Ihrer Abstinenzfähigkeit. Glauben Sie, während der gesamten Behandlungsdauer abstinent bleiben zu können, auch wenn Sie zuhause und in Ihrem sozialen Umfeld typischen Konsumsituationen ausgesetzt sind? Falls Sie nicht zu 100 % sicher sind, sollten Sie von einem tagesklinischen Behandlungsprogramm unbedingt Abstand nehmen.

Wie läuft die Behandlung in einer Tagesklinik ab?

Die konkrete Gestaltung der Suchttherapie in einer Tagesklinik ist davon abhängig, in welcher Einrichtung Sie behandelt werden. In einem auf das Thema Suchtmedizin spezialisierten Klinikum wird die therapeutische Behandlung von erfahrenen Suchtmedizinern geleitet. In einem allgemeinen Tagesklinikum für psychische Erkrankungen sind die therapeutischen Möglichkeiten oft weniger differenziert. Erwarten können die Suchtkranken ärztliche Visiten, ev. auch wenige Einzeltermine bei einem Psychologen (dies ist aber keinesfalls selbstverständlich). In der Regel gibt es auch die Möglichkeit der Beratung durch einen Sozialdienst sowie je nach Tagesklinik zusätzliche Angebote wie zum Beispiel Gruppensitzungen, Physiotherapie, Ergotherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie und Entspannungsübungen.

Wie wird mit komorbiden Störungen umgegangen?

In einer Tagesklinik arbeiten die behandelnden Ärzte und Pfleger mit dem Ziel, Ihre psychische Gesundheit zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Dabei werden meist auch psychische Begleiterkrankungen wie zum Beispiel psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder Psychosen berücksichtigt und mitbehandelt.

Wie lange dauert die Behandlung in der Sucht-Tagesklinik?

Genaue Prognosen darüber, wie lange die Therapie bei einer Suchterkrankung dauert, sind prinzipiell nicht möglich. In den meisten Fällen ist von einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 6 bis 12 Wochen auszugehen. Bei einer allgemeinpsychiatrischen Tagesklinik eher von 2 bis 8 Wochen. Mitunter können aber auch längere Zeiträume angesetzt werden. Das ist ganz von der individuellen Verfassung des Patienten, seiner Suchthistorie und seiner Therapiemotivation abhängig. Grundsätzlich gilt jedoch, dass eine stationäre Behandlung in einer privaten Suchtklinik, bei der Entgiftung und Entwöhnung unmittelbar zusammenfallen, meist schneller abgeschlossen ist als ambulante oder teilstationäre Angebote. Zudem kann sich der Patient deutlich besser darauf einlassen und es fällt ihm leichter, die Therapie zu bewältigen und abstinent zu bleiben.

Welche Alternativen zum Aufenthalt in einer Sucht-Tagesklinik gibt es?

Die Suchttherapie in einer tagesklinischen Behandlung unterscheidet sich insofern von einer vollstationären Behandlung, als dass die Betreuung meist weniger intensiv ausfällt. Die therapeutischen Möglichkeiten sind vor allem in Einrichtungen begrenzt, die sich nicht ausschließlich auf die medizinisch-therapeutische Behandlung von Suchtpatienten beschränken. Da generell sowieso eher zu einer vollstationären Suchtbehandlung geraten wird, gibt es dementsprechend im Verhältnis viel weniger suchtspezifische Tageskliniken als allgemeinpsychiatrische, die nicht auf die Sucht spezialisiert sind, und nicht so intensiv auf die Thematik eingehen können. Dazu kommt, dass besonders Suchtkranke eine feste Struktur benötigen, die genau auf die Erkrankung abgestimmt ist. In einem allgemeinpsychiatrischen Setting fallen von einer Abhängigkeit Betroffene oftmals „hintenüber“, fühlen sich weniger gesehen, was dann unter anderem zu Rückfällen führen kann. Darüber hinaus fällt es den Betroffenen im tagesklinischen Setting generell schwerer, sich vom Alltag zu lösen und sich komplett auf die Therapie einzulassen. Deutlich erfolgsversprechender als die Entwöhnung in einer Tagesklinik ist auf jeden Fall eine stationäre Entwöhnung.

Diese kann entweder als Suchtrehabilitation in einer Rehaklinik der Deutschen Rentenversicherung stattfinden oder als qualifizierter Entzug in einer Privatklinik. Der maßgebliche Unterschied beider Entwöhnungsangebote liegt darin, dass die Sucht-Reha der DRV nach der Entgiftung außer beim Nahtlosverfahren meist mit einer mehrwöchigen Wartezeit verbunden ist, in der ein hohes Rückfallrisiko besteht. Auch wird die Kostenzusage vielfach verweigert, so dass in den Widerspruch gegangen werden muss, was den Patienten belastet und einen Rückfall triggern kann. Dazu kommt, dass die Rehakliniken zumeist nur entgiftete und „cleane“ Patienten aufnehmen, so dass bei einem Rückfall zuvor erneut eine Entgiftung angetreten werden muss.

Die psychologische Betreuung erfolgt oft in Gruppentherapien. Teilweise gibt es auch Einzeltherapien, aber leider nur sehr wenige Stunden pro Aufenthalt und auch nicht regelhaft für jeden Patienten. Bei einer privaten Suchtklinik erhalten die Betroffenen in der Regel maßgeschneiderte Therapiepläne und werden unmittelbar nach der körperlichen Entgiftung nach einem ganzheitlichen Behandlungskonzept entwöhnt, so dass die Chancen auf einen erfolgreichen Entzug deshalb höher sind. Auch die psychologische Betreuung ist intensiver, da diese je nach Angebot sowohl in Einzel- als auch in Gruppengesprächen erfolgt und stabilisierende Gespräche auch schon während der Entgiftung laufen. Die Frequenz der Einzelgespräche ist deutlich höher als in den herkömmlichen Rehakliniken.

Dennoch sind pauschale Angaben darüber, wer wo am besten aufgehoben ist, nicht immer möglich. Schließlich spielen neben dem Therapieangebot auch die familiäre, berufliche und finanzielle Situation eine große Rolle. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, sich einen Überblick über alle Angebote zu verschaffen und sich selbst ein Bild von den jeweiligen Kliniken zu machen. Sollten Sie sich für die Entgiftung und Entwöhnung in einer Privatklinik entscheiden, übernimmt in bestimmten Fällen die gesetzliche Krankenkasse einen Teil der Kosten. Nehmen Sie diesbezüglich bitte Kontakt mit der in Frage kommenden Einrichtung auf.

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