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Rückfall Sucht

Rückfall Sucht – das Wichtigste in Kürze

  • Rückfälle in die Sucht sind auch nach einer erfolgreichen Entzugstherapie keine Seltenheit.
  • Sie führen nicht zwangsläufig zurück in alte Konsummuster.
  • Risikosituationen zu erkennen und richtig einzuschätzen, hilft Rückfälle zu vermeiden.
  • Nach einem Rückfall sollten Betroffene umgehend Hilfe suchen.

Ein Suchtrückfall muss nicht das Ende sein

Für viele Suchtkranke, die eine erfolgreiche Entzugstherapie hinter sich haben, ist er das schlimmste vorstellbare Szenario der Suchtrückfall. Sie gehen davon aus, dass ein Rückfall in die Sucht automatisch das Ende einer stabilen Abstinenz bedeutet. Doch ein Rückfall muss nicht zwangsläufig zurück in die Abhängigkeit führen. Mit der richtigen Strategie bewältigen Betroffene dieses Hindernis selbstbewusst und diszipliniert. Hier finden Sie Hilfe zum Thema abstinent bleiben.

Junge traurige Frau in Bar mit Alkohol
Junge traurige Frau in Bar mit Alkohol

Was ist ein Suchtrückfall?

Unter einem Rückfall versteht man eine Situation, in der ein Suchtkranker nach dem Entzug erneut sein einstiges Suchtmittel konsumiert. Wenn ein trockener Alkoholiker wieder trinkt oder ein Drogensüchtiger zu Kokain greift, kann man von einem eindeutigen Rückfall sprechen. Manche Definitionen gehen aber noch weiter: Ihnen zufolge beginnt der Rückfall bereits deutlich früher – und zwar in dem Moment, in dem der abhängigkeitskranke Mensch darüber nachdenkt, wieder zu konsumieren.

Übrigens: Wenn sich also ein Suchtkranker während der Therapie dazu entschließt, wieder Alkohol zu trinken oder während der Behandlung Drogen zu konsumieren, wird dies als Rückfall gewertet – auch wenn die Therapie anschließend fortgesetzt wird.

Warum werden Süchtige rückfällig?

Unabhängig davon, wie streng die Grenze zum Rückfall definiert wird, sind solche Ausrutscher oder Fehltritte alles andere als selten. Selbst nach einem erfolgreichen Entzug von Alkohol inklusive stationärer Therapie zur Entwöhnung, werden 33 Prozent aller Betroffenen innerhalb des ersten halben Jahres rückfällig. Noch höher ist das Risiko für einen Rückfall in die Sucht bei Betroffenen, die ohne stationäre Therapie entzogen haben1. Die Gründe dafür, dass Menschen nach einem erfolgreichen Entzug wieder rückfällig werden, sind vielseitig.

Suchtgedächtnis

Schon geringe Mengen Alkohol genügen, um dauerhafte Veränderungen im Gehirn hervorzurufen2. Diese beflügeln nicht nur die Entstehung einer Abhängigkeitserkrankung, sie bilden sich langfristig auch zu einem Suchtgedächtnis aus, das bestehen bleibt – selbst wenn der Betroffene irgendwann mit dem Trinken aufhört3. Für die Suchtkranken bedeutet dies, dass das Suchtgedächtnis auch nach jahrelanger Abstinenz jederzeit wieder getriggert werden und dann ein starkes Verlangen nach dem Rauschmittel hervorrufen kann.

Unterschätzung des eigenen Rückfallrisikos

Viele Suchtkranke, die mithilfe einer Therapie mit dem Trinken oder dem Konsum von Drogen aufgehört haben, fühlen sich durch das, was sie erreicht haben, derart motiviert und gestärkt, dass sie die Gefahr eines Rückfalls unterschätzen. Sie brechen die Nachsorge zu früh ab oder beginnen diese gar nicht erst. Treten dann kritische Situationen auf, müssen sie diese allein meistern – oft ohne entsprechende Notfallstrategie im Gepäck. Auf der Seite „Suchtnachsorge“ finden Sie Hilfen.

Teilweise gehen Betroffene auch davon aus, dass sie ihren Konsum dank der Behandlung so weit unter Kontrolle hätten, dass Sie sich durchaus mal wieder ein Bier oder einen Joint gönnen könnten. Sie unterschätzen, wie unerbittlich das Suchtgedächtnis ist und wie schnell sie dadurch in alte Verhaltens- und Konsummuster zurückfallen.

Kritische Situationen

Es gibt eine Reihe von kritischen Situationen, die dazu führen können, dass Menschen, die eigentlich trocken sind, ihre Abstinenz plötzlich abbrechen. Dazu gehören persönliche Krisen wie Stress an der Arbeit, Familienprobleme, physische oder psychische Erkrankungen, aber auch sozialer Druck: Wer regelmäßig auf Partys geht, auf denen getrunken wird, bekommt vielleicht früher oder später das Gefühl mit der eigenen Abstinenz ein Außenseiter zu sein und trinkt dann mit. Übrigens: Auch positive Stimmungen können kritische Situationen erzeugen. Denn hier sehnen Betroffene sich nach einer Belohnung für Erreichtes – und die gönnen sie sich nicht selten in Form des Suchtmittels.

Suchtberatung: Mann in Sprechstunde
Suchtberatung: Mann in Sprechstunde

Was erhöht die Gefahr eines Suchtrückfalls?

Es gibt viele Szenarien, die die Gefahr eines Rückfalls in die Sucht vergrößern können. Dazu gehört in erster Linie die Risikounterschätzung. Wer denkt „das kann mir nicht passieren“ oder sich nach einer Entzugsbehandlung als vollständig geheilt ansieht, verkennt, dass Abhängigkeit eine Erkrankung ist, die jederzeit wieder aufflammen kann. Mindestens ebenso gefährdet sind Menschen, die sich auch nach einem Entzug fortwährend in kritische Situationen begeben, ohne auf ein Netzwerk an Hilfestellungen und gesunden Verhaltensstrategien zurückgreifen zu können.

Kann man einen drohenden Suchtrückfall erkennen?

Der Ablauf beim Thema Sucht und Rückfall ist nicht immer gleich. Es gibt dementsprechend keine allgemeingültigen Erkennungszeichen, anhand derer sich ein drohender Suchtrückfall zuverlässig erkennen ließe. Schließlich gibt es viele Suchtkranke, die ganz plötzlich und ohne Vorwarnung wieder zu Alkohol oder Drogen greifen. Bei anderen läuft dagegen ein schleichender Prozess ab, bei dem der Rückfall zunächst im Kopf passiert. Beispielhafte Gedanken, die dabei aufkommen können und bei denen Betroffene umgehend die Notbremse ziehen sollten, sind:

  • Ich fühle mich einsam, traurig oder ängstlich und hätte gern ein Mittel, dass mir gegen diese negativen Gefühle hilft.
  • Wenn ich jetzt ein Bier trinken würde, ginge es mir sicher gleich viel besser.
  • Das waren noch Zeiten, in denen ich jetzt einfach einen Joint geraucht hätte.
  • Ich bin schon so lange abstinent, da wird ein Glas Wein doch sicher nicht schaden.
  • Wenn mir sowieso alles so schwer gemacht wird, kann ich auch gleich wieder trinken.

Welche Auswirkungen hat ein Suchtrückfall körperlich, psychisch, sozial?

Ein Rückfall in die Sucht kann auf das Leben von Alkoholikern und Drogen- bzw. Medikamentenabhängigen gravierende Folgen haben. Diese können sich auf mehreren Ebenen manifestieren.

  • Suchtrückfall-Auswirkungen auf den Körper
    • Das Suchtgedächtnis wird sofort reaktiviert und provoziert den Patienten mit einem extrem starken Suchtverlangen. Durch die Wirkung des Alkohols stellen sich schnell die bekannten und gewollten Effekte ein: Entspannung, Euphorie, nachlassende Schmerzen.
  • Suchtrückfall-Auswirkungen auf die Psyche
    • Wenn Patienten nach einem Entzug rückfällig werden, verpasst dies der Psyche der Suchtkranken in den meisten Fällen einen starken Dämpfer. Sie fühlen sich schuldig, willensschwach, charakterlos, sehen sich als Versager und entwickeln schnell das fatalistische Gefühl, dass der Weg der Abstinenz für sie einfach zu schwierig ist.
  • Suchtrückfall-Auswirkungen im Sozialen
    • Beim Thema Rückfall sind soziale Konsequenzen vor allem innerhalb der eigenen Familie, des Freundeskreises und auch an der Arbeitsstelle zu befürchten. Wer zurück ins alte Trinkverhalten rutscht, riskiert Konflikte, die den Rückfall zusätzlich befeuern können.
Hilfe bei Cannabis-Entzugserscheinungen: Frau in Therapie
Hilfe bei Cannabis-Entzugserscheinungen: Frau in Therapie

Wie sollte man sich bei einem Suchtrückfall verhalten?

Damit aus einem „Ausrutscher“ kein dauerhafter Rückfall wird, bei dem Alkohol oder Drogen wieder die dominierende Rolle im eigenen Leben einnehmen, ist es für die Suchtkranken wichtig, umgehend Hilfe zu suchen4. Selbsthilfegruppen, Therapeuten oder auch die Klinik, in welcher der Entzug durchgeführt wurde, sind verlässliche Anlaufstellen.

Im Idealfall lernen die Betroffenen durch einen Rückfall, ihr Handeln und Verhalten noch einmal zu reflektieren, damit sie ein erhöhtes Risiko in ihrem Leben zukünftig schneller erkennen und handeln können, ehe es zu einem Rückfall kommt.

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Quellenliste

1 Gaßmann, Raphael et al. „Kritische Situationen meistern – Rückfällen vorbeugen“, Faltblatt DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Sechste Auflage 2018, https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Kritische_Situationen.pdf (Datum des Zugriffs: 10.11.2022)

2 Universität zu Köln “Schon ein Schluck Alkohol verändert das Gehirn“, Pressemitteilung vom 26.08.22, https://portal.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/presseinformationen/detail/schon-ein-schluck-alkohol-veraendert-das-gehirn (Datum des Zugriffs: 10.11.22)

3 Czajka, Stefanie „Das Suchtgedächtnis löschen“, PZ Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 16/2002, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-16-2002/medizin3-16-2002/ (Datum des Zugriffs: 10.11.2022)

4 Sucht Schweiz „Rückfall …“, Broschüre, Lausanne 2010, S.6, https://shop.addictionsuisse.ch/de/alkohol/107-249-rueckfall.html (Datum des Zugriffs: 10.11.2022)