Wie läuft ein stationärer Entzug von Tilidin in einer Klinik ab?
Um der Abhängigkeit von Tilidin-Präparaten zu entkommen, können Suchtkranke einen professionellen Entzug in öffentlichen Kliniken oder in einer privaten Fachklinik durchführen. Beide arbeiten grundlegend nach einem ähnlichen Konzept, dass sich in vier Phasen untergliedert. Allerdings werden diese bei einem Entzug in öffentlichen Krankenhäusern und Rehakliniken weniger intensiv, zeitlich versetzt sowie in unterschiedlichen Einrichtungen durchgeführt. Zwischen Entgiftung und Entwöhnung besteht ein hohes Rückfallrisiko, da zwar die körperliche Abhängigkeit behandelt wurde, das psychische Verlangen aber nach wie vor besteht. In privaten Kliniken sind dagegen sämtliche Entzugsphasen aneinandergekoppelt, was die Wirksamkeit erhöht und für den Patienten eine geringere Belastung und geringere Rückfallgefahr bedeutet.
Vorteile eines stationären Entzugs in einer Privatklinik:
- Schnelle, unbürokratische Aufnahme möglich
- Intensive medizinisch-pflegerische und psychotherapeutische Betreuung
- Alle Phasen der Entzugstherapie in nur einer Einrichtung
- Keine Wartezeiten zwischen Entgiftung und Entwöhnung
- Hoher Standard bei Unterbringung und Verpflegung
Phase 1: Motivation
Eine körperliche oder psychische Abhängigkeit überwinden Suchtkranke normalerweise nur, indem sie sich auf eine umfassende Denk- und Verhaltensänderung einlassen. Da eine Abhängigkeit in der Regel mehrere Ursachen hat, kommt auf die Betroffenen im Rahmen der Entzugstherapie viel Arbeit zu. Wer hierfür nicht die passende Motivation mitbringt, muss damit rechnen, dass der Entzug scheitert.
Phase 2: Entgiftung
Medikamente, die das Opioid Tilidin enthalten, dämpfen nicht nur das Schmerzempfinden, sondern führen zu weiteren psychischen und physischen Veränderungen. Oft geht die Einnahme der Tabletten und Tropfen mit einem Stimmungshoch einher, das sich auf die durch das Opioid ausgelöste Ausschüttung bzw. Weiterleitung von Neurotransmittern zurückführen lässt. Zwar wird die euphorisierende Wirkung von Präparaten mit Tilidin durch den kombinierten Einsatz von Naloxon, einem Opioid-Antagonisten, gedämpft, meist lässt sich die stimmungshebende Wirkung jedoch nicht komplett verhindern. Werden die Tabletten abgesetzt, kommt es zu einer Beendigung des Stimmungshochs. Das kann sich für den Suchtpatienten anfühlen, als würde er in ein tiefes Loch stürzen. Weitere Nebenwirkungen und Entzugserscheinungen sind möglich. Deshalb wird die tägliche mg-Dosis im Rahmen der Entzugstherapie schrittweise reduziert oder durch ein anderes Opioid (zum Beispiel L-Polamidon) ersetzt. Um den Tilidin-Entzug zu lindern, können außerdem verschiedene schmerzstillende und beruhigende Medikamente eingesetzt werden.
Phase 3: Entwöhnung
Wer die körperlichen Entzugssymptome des Tilidin-Entzugs gemeistert hat, muss sich nun mit der psychischen Seite seiner Abhängigkeit auseinandersetzen. In der Entwöhnung sollen die Suchtpatienten gemeinsam mit erfahrenen Psychotherapeuten herausfinden, wie ihre Abhängigkeit überhaupt entstehen konnte. Wurden die Auslöser erkannt, wird über einen verhaltenstherapeutischen Ansatz am Erlernen neuer Denk- und Verhaltensweisen gearbeitet. Das geschieht je nach Einrichtung in Gruppen- und / oder Einzelsitzungen. Zusätzliche Therapieangebote helfen außerdem den Suchtdruck und das Verlangen nach den Medikamenten zu bekämpfen. Ebenso sollte eine Behandlung der Schmerzen, die für die ursprüngliche Medikamenteneinnahme verantwortlich waren, erfolgen.
Phase 4: Nachsorge
Eine Sucht nach Opiaten und Opioiden oder vergleichbaren Medikamenten ist mit einem Entzug nicht beendet. Betroffene können sich nach erfolgreicher Entgiftung und Entwöhnung als abstinent betrachten, die Krankheit wird sie jedoch ein Leben lang begleiten. Das bedeutet, dass sie nach dem Klinikaufenthalt unbedingt eine Rückfallprävention in Anspruch nehmen sollten. Hierfür empfehlen sich Selbsthilfegruppen sowie eine ambulante psychotherapeutische Gesprächs- oder Verhaltenstherapie. Darüber hinaus bieten viele Suchtkliniken und -ambulanzen spezielle Rückfallpräventionskurse und -seminare an, die hilfreiche Strategien für das Leben in Abstinenz liefern.