Welche Rolle spielt die individuelle Suchtbiografie für die Behandlung?
Herr Prof. Dr. Kiefer
Um abstinent bleiben zu können, benötigen die Betroffenen Zugang zu ihrer Erkrankung, d. h. sie sollten eine Idee davon bekommen, welche Aspekte ihrer Persönlichkeit und ihres Umfelds dazu beigetragen haben, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Ebenso wichtig ist es, zu erkennen, ob eine Komorbidität / Begleiterkrankung die Entstehung der Sucht begünstigt hat.
Herr Dipl. Psych. Winter
Patienten unserer Klinik erarbeiten sich in der Einzeltherapie ein Suchtmodell, in welchem auch biografische Faktoren eine Rolle spielen (Rollenvorbilder, Prägungen, Lernerfahrungen, Belastungsfaktoren, erlernte Erlebens- und Verhaltensmuster, etc.). Es werden Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren, der Konsumentwicklung und dessen Funktionalität hergestellt. In der Mitte der Behandlung erfolgt die Erarbeitung und Vorstellung des eigenen Lebensflusses (Lebenslinie, Konsumentwicklung), in welchem relevante Lebensereignisse, Lernerfahrungen und Prägungen, persönliche Ressourcen sowie wichtige positive und negativen Einflüsse dargestellt werden. Auf diese Weise erfahren die Betroffenen viel über sich selbst und erhalten von ihren Mitpatienten und durch unser Team sehr wertvolle Rückmeldungen bzgl. ihrer eigenen Stärken / Ressourcen und möglicher Stolpersteine. Gleichzeitig werden schon sichtbare Veränderungen zurückgemeldet und Veränderungswünsche formuliert.