Welche Substanzen machen überhaupt abhängig?
Frau Dr. Mahlmeister
Die meisten Menschen denken bei einer Abhängigkeit zunächst an Alkohol und Drogen wie Kokain, Amphetamine, Heroin und Cannabis, wobei das Spektrum illegaler Drogen weitaus größer ist. So kommen in unsere Klinik auch Patienten, die von Liquid Ecstasy (GHB) oder dem verwandten GBL abhängig sind, das als Lösungs- und Reinigungsmittel eingesetzt wird, z.B. als Felgenreiniger. Ebenso abhängig machen können synthetische Kräutermischungen, die sogenannten Legal Highs, oder halluzinogene Pilze mit den Wirkstoffen Psilocybin oder Psilocin, deren Wirkung meist im Rahmen einer Amphetamin-Abhängigkeit ausprobiert wird. Weitere Substanzklassen mit Suchtrisiko sind medizinische Wirkstoffe, die auf das zentrale Nervensystem einwirken. Dazu gehören in erster Linie Sedativa wie Benzodiazepine oder Z-Substanzen, darunter Oxazepam, Diazepam, Lorazepam (Tavor®), Zolpidem und Zopiclon. Ebenso können opioide Schmerzmittel wie Oycodon, Morpin, Piritramid (Dipidolor®) oder Fentanyl eine Sucht auslösen. Dies gilt nicht nur für die Verabreichung als Tablette oder Injektion, sondern auch für die Verwendung als Schmerzpflaster. Diese enthalten selbst nach der Entfernung von der Haut eine derart hohe Menge des Opioids, das unachtsam entsorgte Pflaster von einigen Opioidabhängigen aufgekocht und als Lösung injiziert werden. Lange umstritten in Sachen Suchtpotenzial war Pregabalin, ein antiepileptischer Wirkstoff, der bei neuropathischen Schmerzen und zur Reduzierung von Opiatentzugserscheinungen eingesetzt wird. Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass die Substanz eine Abhängigkeit hervorrufen kann und daher nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung eingesetzt werden sollte.