Drogensucht

Amphetamin-Entzug-Dauer

Amphetamin-Entzug-Dauer: alles Wichtige in 30 sec.

  • Amphetamine wie Speed, Pep oder Methamphetamin besitzen ein hohes Abhängigkeitspotenzial.
  • Die Entzugsdauer hängt u.a. von individuellen Faktoren sowie der Konsumdauer und -menge ab.
  • Für einen vollständigen Entzug müssen verschiedene Phasen durchlaufen werden – am wichtigsten: Entgiftung und Entwöhnung.
  • Ein kalter Entzug dauert länger als eine professionelle Entzugstherapie, weil Rückfälle dazu führen, dass die Suchtkranken sich nie vollständig entwöhnen.
  • Eine qualifizierte Entzugstherapie dauert durchschnittlich mindestens 4 Wochen.
  • In Einzelfällen muss die Therapie verlängert werden.

Der Weg aus der Amphetamin-Abhängigkeit

MDMA (Ecstasy), Speed, oder Crystal Meth – viele Amphetamine und Amphetaminabkömmlinge werden als Partydrogen missbraucht und insbesondere von jüngeren Konsumenten verharmlost. Langfristig können die Substanzen jedoch enorme körperliche und psychische Schäden verursachen. Viele Suchtkranke würden sich gern für immer von den Drogen lösen, befürchten jedoch eine lange Amphetamin-Entzugs-Dauer. Die nachfolgenden Informationen erklären detailliert, wie lange ein Entzug von Amphetaminen dauert, in welche Phasen er sich unterteilt und wie eine Therapie in einer Entzugsklinik die Entzugsdauer verkürzen kann.

Amphetamine: Verschiedene Tabletten
Amphetamine: Verschiedene Tabletten

Wie lange dauert der Entzug von Amphetaminen?

Laut den Ergebnissen aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey des Bundesministeriums für Gesundheit aus dem Jahr 2018, sind Amphetamine die am zweithäufigsten konsumierten, illegalen Drogen in Deutschland 1. Da in die Gruppe der Amphetamine jedoch mehrere Rauschsubstanzen fallen, muss hinsichtlich des Entzugs eine differenzierte Betrachtung erfolgen. Wie lang die Amphetamin-Entzug-Dauer ist, kann nicht pauschal beziffert werden, denn verschiedene Faktoren sind maßgebend:

  • Welche Substanz/ Droge wird konsumiert?
  • Wie häufig/ in welchen Mengen erfolgt der Konsum?
  • Wie lange besteht die Suchterkrankung bereits?
  • Bestehen Mehrfachabhängigkeiten?
  • Wird ein Mischkonsum gepflegt?
  • Sind Begleiterkrankungen feststellbar?

Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass ein Entzug von Amphetaminen mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Patienten, die unter optimalen Bedingungen in einer Klinik entziehen, können durchschnittlich nach vier bis sechs Wochen zurück in ihr gewohntes Leben entlassen werden.

Wie lange dauern die einzelnen Phasen beim Amphetamin-Entzug?

Wer nicht mehr von der Wirkung von Amphetaminen abhängig sein möchte und sich zu einem kontrollierten Entzug entschließt, muss wissen, dass dieser mehrere, unterschiedlich lange Phasen umfasst.

Entwicklung der Entzugsmotivation

Wer Methamphetamin, Speed oder Ecstasy konsumiert, bemerkt die eigene körperliche und/oder psychische Abhängigkeit oft erst spät. Noch länger dauert es, bis die Betroffenen erkennen, dass sie ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem haben und etwas dagegen unternehmen müssen. Bis es zur Ausbildung einer stabilen Entzugsmotivation kommt, die für einen erfolgreichen Entzug von Amphetaminen die entscheidende Voraussetzung ist, können Jahre vergehen.

Entgiftung von Amphetaminen

In der Entgiftung werden die Drogen kontrolliert abgesetzt. Kurz darauf machen sich die ersten körperlichen und/oder psychischen Symptome, sogenannte Entzugserscheinungen, bemerkbar. Dazu gehören beispielsweise Schlafstörungen, Erschöpfung, Depressionen, Schmerzen ebenso wie Übelkeit und Erbrechen. Wie lange diese Entzugsphase dauert, ist individuell verschieden. Nach 10 bis 14 Tagen haben die meisten Suchtkranken das Schlimmste hinter sich und sind weitestgehend frei von Symptomen.

Amphetaminentzug: Gruppentherapie zur Nachsorge
Amphetaminentzug: Gruppentherapie zur Nachsorge

Entwöhnung von Amphetaminen

Ein wichtiger Bestandteil der erfolgreichen Behandlung bei einer Suchtproblematik im Zusammenhang mit Amphetaminen ist die psychische Entwöhnung. Hier setzen sich die Suchtkranken intensiv mit ihrer Abhängigkeit auseinander, decken die Ursachen der Erkrankung auf und entwickeln Strategien, um einen Rückfall nach dem Entzug zu vermeiden. Schließlich wird das starke Verlangen nach dem Konsum der Substanzen sie für eine lange Zeit begleiten. Die Entzugsphase kann mehrere Wochen, teilweise sogar Monate andauern.

Entzugsnachsorge

Die Wirkung von Amphetaminen hinterlässt in Körper, Gehirn und Psyche des Suchtkranken tiefe Spuren. So kann das Suchtgedächtnis auch nach einer erfolgreichen Behandlung der Abhängigkeit jederzeit reaktiviert werden und einen Rückfall provozieren. Eine intensive ambulante Nachsorge mit Psychotherapie und/oder Selbsthilfegruppen ist daher in den ersten Monaten oder Jahren nach dem Entzug sinnvoll. Wie lange aktive Nachsorge betrieben werden muss, unterscheidet sich von Fall zu Fall.

Wie lange dauert es bei Amphetaminen bis zu den ersten Entzugserscheinungen?

Der Zeitpunkt, an dem sich das erste Mal physische und/oder psychische Symptome des Entzugs manifestieren, hängt, ebenso wie die Entzugsdauer, von verschiedenen Faktoren ab. Die Wirkung von Crystal Meth und Co. kann bis zu 48 Stunden andauern, entsprechend ist mit einem zeitverzögerten Einsetzen der Entzugserscheinungen zu rechnen.

Meist machen sich die psychischen Begleiterscheinungen, wie zum Beispiel das „Craving“ (unstillbares Verlangen nach dem Konsum der Droge) als erstes bemerkbar. Das kann, je nach Intensität der Abhängigkeit, bereits wenige Stunden nach dem letzten Konsum der Fall sein. Typischerweise ähneln die Entzugserscheinungen, gerade kurz nach dem Absetzen, den bereits bekannten Nachwirkungen des Konsums 2.

Amphetamine Entzugssymptom: Frau mit Schlafstörungen
Amphetamine Entzugssymptom: Frau mit Schlafstörungen

Wie lange halten die Entzugssymptome bei Amphetaminen an?

Während der Entgiftung wird die rauscherzeugende Substanz im Körper abgebaut. Das Gehirn muss sich nun darauf einstellen, dass die Wirkung der Droge ausbleibt – dies kann eine Weile dauern. Im Durchschnitt sind die körperlichen Entzugssymptome nach 7 bis 14 Tagen weitestgehend überstanden. Nur bei wenigen Konsumenten kommt es jedoch zu solchen physischen Symptomen. Weitaus häufiger und länger treten psychische Nebenwirkungen, wie zum Beispiel depressive Verstimmungen oder Schlafstörungen, auf 3.

Wie lange dauert ein kalter Entzug von Amphetaminen?

Wer von der aufputschenden Wirkung von Speed oder Methamphetamin abhängig ist und sich für einen Entzug entscheidet, bevorzugt hierfür verständlicherweise den schnellsten und einfachsten Weg. Deshalb entscheiden Betroffene sich oft für einen kalten Entzug, da dieser vermeintlich unkomplizierter, unauffälliger und bequemer ist: Anstatt sich in eine Drogensucht-Klinik zu begeben und dort eine qualifizierte Behandlung durchzuführen, beschließen die Betroffenen, die Amphetamine einfach von jetzt auf gleich sowie ohne medizinische Begleitung abzusetzen.

Was zunächst nach einer schnellen Lösung klingt, entpuppt sich für die meisten Betroffenen als belastende und sehr zeitintensive Erfahrung. Ein Großteil der Suchtkranken wird bereits während der Entgiftung rückfällig. Andere rutschen spätestens einige Wochen nach dem letzten Konsum zurück in die Abhängigkeit, da beim kalten Entzug keine Entwöhnung stattfindet. Entsprechend dauert diese Form des Crystal- oder Speed-Entzugs deutlich länger oder führt niemals zu einer vollständigen Überwindung der Amphetamin-Abhängigkeit.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick auf die Erfolgsquoten des niedrigschwelligen Drogenentzugs bei Methamphetamin – die hohen Rückfallquoten zeigen, dass alternative Entzugsformen letztendlich nur eine Verlängerung der Abhängigkeit bewirken können4,5. (Das bedeutet jedoch nicht, das niedrigschwellige Entzugsangebote in bestimmten Fällen nicht trotzdem eine Daseinsberechtigung hätten.)

Wie kann man die Dauer des Amphetamin-Entzugs verkürzen?

Bei der langfristigen und nachhaltigen Lösung von psychoaktiven Substanzen sollte die Kürze der Entzugsdauer nicht oberste Priorität haben. Vielmehr sollte im Fokus stehen, wie effektiv die Entzugsmethode gemessen an der Rückfallquote ist. Denn wer dauerhaft abstinent bleibt und auf die stimulierende Wirkung der Drogen verzichten lernt, verkürzt langfristig die Entzugsdauer enorm – weil die belastende Prozedur nur ein einziges Mal und nicht wieder und wieder durchgeführt werden muss.

Die effektivste und nachhaltigste Möglichkeit, der Amphetamin-Abhängigkeit den Rücken zu kehren, bietet eine qualifizierte Entzugstherapie in einer entsprechenden Fachklinik. Hier führen die Patienten Entgiftung und Entwöhnung in einer Behandlung durch und werden dabei durchgehend medizinisch sowie psychotherapeutisch betreut. Entzugserscheinungen werden in allen Phasen der Behandlung auf ein Minimum reduziert, die Aufarbeitung der eigenen Suchthistorie gelingt individuell sowie mit tiefen- und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen. In den meisten Fällen sind Patienten bereits nach 4 bis 6 Wochen so weit stabilisiert, dass einer Entlassung nichts im Wege steht. In Ausnahmefällen – wie etwa bei Mehrfachabhängigkeiten und Komorbiditäten – ist eine Verlängerung des Klinikaufenthaltes empfehlenswert.

Quellenliste:

1 Seitz, Nicki-Nils, „Kurzbericht des BMG-geförderten Forschungsvorhabens – Epidemiologischer Suchtsurvey (ESA) 2018“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Drogen_und_Sucht/Berichte/Kurzbericht/Epidemiologischer_Suchtsurvey__ESA__2018.pdf(Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

2 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Faltblatt, „Die Sucht und Ihre Stoffe – Eine Informationsreihe über die gebräuchlichsten Drogen und Suchtsubstanzen: Methamphetamin“, Auflage 01.XX.02.2019, https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Die_Sucht_und_ihre_Stoffe_Methampetamin.pdf (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

3 Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Amphetamine“, https://www.medikamente-und-sucht.de/behandler-und-berater/pharmakologie-und-behandlung/amphetamine.html (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

4 Behrendt, Klaus et al., „Niedrigschwelliger Drogenentzug: Konzept, Erfahrungen, Konsequenzen“, In: Dtsch Ärztebl 1993; 90(4): A-178, https://www.aerzteblatt.de/archiv/90025/Niedrigschwelliger-Drogenentzug-Konzept-Erfahrungen-Konsequenzen (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)

5 Datzer, Silke et al., „Rückfallrate methamphetaminabhängiger PatientInnen nach niedrigschwelligem Drogenentzug – Ergebnisse einer mittelfristigen Katamnese“, In: Suchttherapie 2002; 3: 48 – 51, Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York, ISSN 1439-9903, https://d-nb.info/1170838774/34 (Datum des Zugriffs: 10.02.2022)