Drogensucht

Cannabis-Entzug

Cannabis-Entzug – Das Wichtigste in Kürze

  • Erste Nebenwirkungen nach Cannabis-Konsum: Brechreiz, Schwindel, Panikattacken, Wahrnehmungsstörungen, Konzentrationsprobleme
  • geringere physische, dafür sehr hohe psychische Abhängigkeit
  • Suchterkrankung bekämpfen, bevor Suchtgedächtnis entsteht
  • Nicht immer ist medikamentöse Unterstützung der Entgiftungsphase erforderlich
  • Von kaltem Entzug ist abzuraten
  • Professionelle Cannabis-Sucht-Hilfe: Hausarzt, Beratungsstellen und Kliniken sind an Schweigepflicht gebunden

Warum sollte man seine Cannabis-Sucht bekämpfen?

Wer das erste Mal kifft, also Marihuana oder Haschisch raucht, erlebt meist ein Wechselbad der Gefühle. Fühlt man sich anfangs zunächst wie benommen, angenehm entspannt oder leicht euphorisch, treten bei den meisten Konsumenten bald schon die ersten Nebenwirkungen auf. Es kann zu Brechreiz, Schwindel, Panikattacken, Wahrnehmungsstörungen und auch Konzentrationsproblemen kommen. Als Kurzzeitnebenwirkungen verschwinden diese meist nach wenigen Stunden. Doch wer häufiger THC konsumiert oder die Dosis erhöht, bei dem können sich zusätzliche Langzeitnebenwirkungen einstellen.

Zu den Langzeitnebenwirkungen zählen Persönlichkeitsveränderungen, das amotivationale Syndrom, die Verringerung von Denkleistung und IQ sowie gravierende psychische Erkrankungen. Neben Depressionen und Angststörungen können sich überdies Psychosen manifestieren. Das Risiko eine Psychose zu durchleben, steigt mit dem Cannabiskonsum um rund ein Drittel – bei potenteren Cannabis-Neuzüchtungen mit größerer Wirkung kann das Risiko noch höher sein. Psychosen kommen aber nicht nur bei einem Langzeit-Konsum vor. Schon der allererste Joint kann eine Psychose hervorrufen, die sich im schlimmsten Fall nie wieder zurückbildet. Diese sogenannten Cannabis-Psychosen sind eben mitunter irreversibel. Selbst wenn die Patienten irgendwann mit dem Kiffen aufhören, können die psychischen Schäden bestehen bleiben und verhindern mitunter ein eigenständiges Leben. Je früher man also aus der Suchtspirale aussteigt, umso größer ist die Chance der Cannabis-Abhängigkeit ohne bleibende Erkrankungen zu entkommen.

Wer braucht einen Cannabis-Entzug?

Eine Cannabis-Sucht entwickelt sich meist schleichend über eine längere Zeitspanne hinweg. So werden Konsumenten anders als bei anderen Drogen (zum Beispiel Crystal Meth) normalerweise nicht bereits nach einmaligem Gebrauch süchtig. Besonders tückisch an Cannabis ist es, dass die Cannabis-Sucht häufig zu spät bemerkt wird. Die WHO gibt mit dem ICD-10 ein Diagnose-Manual heraus, in dem verschiedene Kriterien aufgelistet sind, die für eine Cannabis-Sucht charakteristisch sind:

  • Es besteht ein ununterbrochen hohes Verlangen danach, die Droge zu konsumieren.
  • Der Konsument verliert die Kontrolle über seinen Cannabiskonsum und kifft beispielsweise häufiger als zuvor oder nimmt größere Mengen zu sich.
  • Obwohl sich Nebenwirkungen wie etwa Panikattacken oder Übelkeit bemerkbar machen, ändert der Betroffene nichts an seinem Verhalten und konsumiert weiter wie bisher.
  • Der Süchtige fokussiert sich in seinem Denken und Fühlen immer stärker auf das Rauschgift. Dadurch verlieren andere Interessen und Lebensbereiche zunehmend an Bedeutung.
  • Die Wirksamkeit der Droge nimmt ab. Um den typischen Rausch zu verspüren, muss häufiger oder mehr konsumiert werden.
  • Der Betroffene hat schon einmal versucht seinen Cannabiskonsum zu beenden, ist jedoch an den Entzugserscheinungen gescheitert.
  • Entzugserscheinungen stellen sich ein, sobald die Abstände zwischen zwei Joints zu groß werden oder die Konsummenge reduziert wird.

Wer mehrere der obigen Signale bei sich bemerkt, sollte sich umgehend über einen qualifizierten Cannabis-Entzug informieren. Doch auch wenn noch keine oder nur ein oder zwei der obigen Merkmale auf einen Konsumenten zutreffen: Am schnellsten lässt sich eine aufkommende Suchterkrankung bekämpfen, bevor das Suchtgedächtnis entsteht. Auch in der Anfangsphase einer Suchtentwicklung sollten Betroffene deshalb schnellstmöglich professionelle Hilfe annehmen.

Wie funktioniert ein Cannabis-Entzug?

Ein professioneller Cannabis-Entzug, wie er beispielsweise in Suchtkliniken durchgeführt wird, besteht immer aus vier Phasen, die eng miteinander verknüpft sind. Grundsätzlich gilt: Nur wenn ein Patient alle vier Phasen durchläuft, stehen seine Aussichten auf ein Leben in Abstinenz gut.

Motivation

Wer mit dem Kiffen aufhören möchte, muss hierfür ausreichend Motivation mitbringen. Aus Rücksichtnahme vor Angehörigen oder aus gesellschaftlichem Zwang entziehen zu wollen, bringt auf Dauer keine stabile Abstinenz. Die Suchtkranken müssen verstehen, dass sie an einer Krankheit leiden, und bereit sein, aktiv etwas an diesem Zustand zu verändern. In Motivations- und Informationsgesprächen bei Beratungsstellen und mit den behandelnden Ärzten wird Motivationsförderung betrieben, so dass die Patienten für den bevorstehenden Entzug hinreichend motiviert sind. Diese sogenannte Motivationsphase geht dem Cannabis-Entzug in einer Drogenentzugsklinik voraus.

Entgiftung

Bei einem Entzug von Cannabis ist nicht immer eine medikamentöse Unterstützung der Entgiftungsphase erforderlich. Da das Abhängigkeitspotenzial der Droge in erster Linie psychisch ist, gelingt es den Patienten vielfach auch ohne medikamentöse Begleitung auf die Wirkung von THC zu verzichten und den Wirkstoff über den Stoffwechsel aus dem Körper auszuscheiden. Bei Langzeitabhängigen oder Menschen, die hohe Dosen konsumiert haben, können stärkere Entzugserscheinungen auftreten. Im Rahmen eines klinischen Entzugs werden diese medikamentös behandelt. So können Neuroleptika bei psychotischen Episoden oder Schüben oder Antiemetika bei Übelkeit und Erbrechen helfen, niedrigpotente Neuroleptika bei Unruhe oder Schlafstörungen. Aufgrund möglicher Entzugserscheinungen ist von einem kalten Entzug immer abzuraten. Sollten diese auftreten, sind die Betroffenen nämlich meist nicht in der Lage, angemessen auf die Symptome zu reagieren und brechen den Cannabis-Entzug häufig vorzeitig ab.

Entwöhnung

Weil Cannabis eher eine geringe körperliche Abhängigkeit, dafür aber eine umso stärkere psychische Sucht auslöst, ist die Entwöhnungsphase während des Entzugs enorm wichtig. Hier lernen die Cannabiskonsumenten, wie sie mit ihrer Sucht künftig umgehen können, um nicht wieder rückfällig zu werden. Dazu gehört es, die Ursachen der Erkrankung zu evaluieren und neue Denk- und Handlungsstrategien zu entwickeln. Darüber hinaus gilt es als unabdingbar die eigenen Lebensstrukturen zu verändern. Wer beispielsweise ausschließlich Kiffer in seinem Freundeskreis hat, sollte darüber nachdenken, diesen nach dem Entzug zu wechseln. Auch das Entdecken neuer Hobbys und Lebensaufgaben ist hilfreich. Zahlreiche Cannabissüchtige haben sich schließlich über Jahre hinweg beinahe ausschließlich auf ihren Drogenkonsum konzentriert.

Nachsorge

Wenn die körperlichen Entzugserscheinungen überwunden und die therapeutischen Sitzungen der Entwöhnung absolviert sind, wird der Suchtkranke für gewöhnlich aus der stationären oder ambulanten Behandlung entlassen. Damit es nach der Rückkehr in die gewohnten Strukturen nicht gleich zu einem Rückfall kommt, wird zuvor ein Nachsorgeplan erstellt. Das sind eine ambulante Psychotherapie, der Besuch von Selbsthilfegruppen oder auch Rückfallpräventionskurse in einer Entzugsklinik.

Welche Cannabis-Entzugserscheinungen treten auf?

Bei langjährig regelmäßigem Konsum können nach dem Absetzen von Cannabis verschiedenste körperliche und psychische Entzugserscheinungen auftreten.

Typische leichtere Entzugserscheinungen sind:

  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Zittern und Nervosität
  • Kopfschmerzen

Schwere Cannabis-Entzug-Symptome können hingegen Schlafstörungen, Angstattacken, depressive Verstimmungen oder Aggressivität sein. Diese führen außerhalb einer stationären Behandlung oftmals dazu, dass der Entzugsversuch abgebrochen wird oder die Suchtkranken zu alternativen Drogen wie Alkohol greifen, um die Symptome abzumildern.

Wie lange dauert ein Cannabis-Entzug?

Wie viel Zeit der Entzug von Cannabis in Anspruch nimmt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Normalerweise klingen die körperlichen Symptome des Entzugs bereits nach ein bis zwei Wochen ab. Wirklich stabil und abstinent sind Suchtkranke jedoch meist erst nach mehreren Wochen. Die Frage, wie lange eine Therapie dauert, muss auch mit Blick auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Süchtigen abgewogen werden. Viele Menschen, die unter einer Cannabis-Abhängigkeit leiden, konsumieren häufig ebenfalls Alkohol oder andere Drogen. Mit diesem Mehrfachkonsum rauscherzeugender Substanzen aufzuhören, kann schwierig sein und mehr Zeit in Anspruch nehmen als ein alleiniger Cannabis-Entzug. Gleiches gilt, wenn Begleit- bzw. Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Psychosen bestehen. Der Betroffene sollte aber in jedem Fall mit einem Minimum von 6 Wochen Behandlung rechnen.

Cannabis-abhängig – Was tun?

Professionelle Cannabis-Sucht-Hilfe gibt es an verschiedenen Stellen. Der erste Weg kann zum eigenen Hausarzt führen. Zusammen mit ihm entwickelt der Suchtpatient eine Strategie, die beim Entzug unterstützt. Gegebenenfalls erfolgt die Überweisung an einen Spezialisten und / oder die Empfehlung für eine stationäre Entzugstherapie.

Wer aus Angst oder Scham nicht bei seinem Hausarzt vorstellig werden möchte, kann alternativ die Beratungsleistungen von Suchtberatungsstellen und Drogenbüros in Anspruch nehmen. Normalerweise sind diese kostenfrei und die psychologisch und pädagogisch geschulten Mitarbeiter sind wie ein Arzt an die Schweigepflicht gebunden. Betroffene Cannabis-Konsumenten erhalten hier zahlreiche Infos über das Thema Cannabis und THC und werden gegebenenfalls bei der Antragstellung für eine stationäre Entzugsbehandlung unterstützt. Noch einfacher und direkter ist der Weg über einer private Suchtklinik, die meist eine sofortige Aufnahme anbieten kann. So müssen Patienten keine langen Wartezeiten in Kauf nehmen, während derer sie eventuell die Entzugsmotivation verlieren könnten.

Ebenso sollten sich Angehörige von Menschen, die unter einer Abhängigkeit von Cannabis leiden, professionelle Hilfe suchen. Beratungsstellen und Hausärzte zeigen Strategien und Lösungen auf, mit dem Thema umzugehen, so dass Angehörige erfahren, wie sie den Betroffenen am besten auf das Suchtproblem ansprechen, ihn unterstützen oder sich selbst im Umgang mit der Drogensucht entlasten.

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