Begleiterkrankungen

ADHS und Sucht Klinik

Klinik für ADHS und Sucht – das Wichtigste in Kürze

  • Erwachsene Patienten mit ADHS und Sucht sollten für eine Entzugsbehandlung eine spezialisierte Klinikwählen.
  • Der Fokus liegt auf der Therapie der Suchterkrankung und der ADHS, da diese eine Suchterkrankung begünstigen kann.
  • Passende Einrichtungen bieten eine integrierte Sucht und ADHS-Behandlungmit Psychotherapie und spezifischen therapeutischen Angeboten.
  • Spezialisierte Kliniken können beim Aufklärungs-/Beratungsgespräch ausführliche Informationen zum Behandlungskonzept geben.

Was ist eine Klinik für Sucht und ADHS?

Bei einer ADHS und Sucht Klinik handelt es sich um eine spezialisierte Suchtklinik, in der Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen unter Berücksichtigung einer zusätzlich vorliegenden ADHS-Erkrankung behandelt werden. Die meisten Einrichtungen fokussieren auf erwachsene Patienten. Für Kinder und Jugendliche mit ADHS und einer Suchtproblematik existieren separate, qualifizierte Fachkliniken.

MWBF Suchtklinik Aufenthaltsraum
MWBF Suchtklinik Aufenthaltsraum

Was zeichnet eine Suchtklinik bei ADHS aus?

Menschen mit ADHS haben ein erhöhtes Risiko, irgendwann im Laufe ihres Lebens eine Suchterkrankung auszubilden1. Gründe dafür sind die oftmals sehr belastenden Symptome der Störung, die manche ADHS-Betroffene durch Alkohol oder illegale Drogen abzumildern suchen. Eine weitere Ursache liegt im sogenannten Sensation Seeking, einem impulsartigen Drang nach neuen (extremen) Erfahrungen2.

Die Auslöser für die Entwicklung einer Abhängigkeit unterscheiden sich in manchen Bereichen also deutlich von denen Erwachsener ohne ADHS. Eine auf ADHS und Sucht spezialisierte Klinik berücksichtigt diese Faktoren in ihrem Behandlungskonzept.

Entzugsbehandlung mit gleichzeitiger psychischer Entwöhnung

Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung verlangt nach einer integrativen Behandlung3. Idealerweise werden die Patienten möglichst durchgehend von einem medizinisch-therapeutischen Team an ein und demselben Ort behandelt. Wichtig ist dabei eine Kombination von Entgiftung und psychischer Entwöhnung mit hochfrequenter Psychotherapie, sobald dies für den Patienten möglich ist.

Behandlung der ADHS als Suchtursache

Auf ADHS spezialisierte Suchtmediziner und Therapeuten wissen, wie sich ADHS und Sucht im Erwachsenenalter gegenseitig beeinflussen. Sie kennen die Besonderheiten der Reizwahrnehmung und
-verarbeitung dieser neuro-psychiatrischen Störung bzw. dieser Neurodivergenz. Gemeinsam mit den Betroffenen erarbeiten sie Strategien für den Umgang mit der ADHS, angepasst auf die Schwere der individuellen ADHS-Symptomatik. So kann die Gefahr eines Rückfalls in die Sucht verringert werden.

Individuelle Therapie von ADHS und Sucht

Das Behandlungskonzept umfasst neben der Entgiftung auch geeignete psychotherapeutische Verfahren, z. B. Musik-, Sport- und Kreativtherapien sowie Psychoedukation und ggf. eine individuelle Medikation. Ziel von verhaltenstherapeutischen Maßnahmen kann z. B. sein, einen veränderten Umgang mit dem Drang nach immer neuen, intensiven Erfahrungen (Sensation Seeking) zu finden, sodass dieser nicht mehr durch das Suchtmittel befriedigt werden muss.

Behandlung von Komorbiditäten bei ADHS und Sucht

Suchterkrankungen können mit einer ganzen Reihe von Komorbiditäten einhergehen. Depressionen, Angststörungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Leberschäden sind typische Folgeerkrankungen der Abhängigkeit. Einige davon, z. B. Depressionen, sind ebenfalls mit ADHS assoziiert. Wichtig ist daher auch eine Behandlung dieser Begleiterkrankungen in der Klinik für ADHS und Sucht.

ADHS und Sucht Klinik: Frau in Gesprächstherapie
ADHS und Sucht Klinik: Frau in Gesprächstherapie

Wie läuft die Behandlung Erwachsener in einer Entzugsklinik bei ADHS ab?

Grundsätzlich unterscheidet sich bei ADHS und Sucht die Behandlung im Kern nicht wesentlich von der klassischen Behandlung einer Suchterkrankung. Sie setzt sich aus drei Phasen zusammen: Entgiftung, Entwöhnung und Nachsorge. Betroffene müssen alle drei Phasen erfolgreich durchlaufen, um ihr Ziel, die langfristige Abstinenz, zu erreichen. Unterschiede gibt es bei der Ausgestaltung der einzelnen Phasen.

Entgiftung in der ADHS und Sucht Klinik

Auch in einer spezialisierten Klinik für Sucht und ADHS beginnt die Behandlung stets mit einer körperlichen Entgiftung. Je nachdem, von welchem Suchtmittel die Betroffenen abhängig sind, erfolgt entweder ein schrittweises Absetzen oder ein sofortiger Konsumstopp. Die Vitalparameter der Patienten werden engmaschig kontrolliert, sodass auf eventuell auftretende Entzugserscheinungen umgehend reagiert werden kann. Die Dosierung der bisher verordneten ADHS-Medikamente wird ggf. angepasst oder auf andere Substanzen umgestellt.

Sollte die Diagnose der neuro-psychischen Störung ADHS weder als Kind noch im Erwachsenenalter erfolgt sein, kann die Verdachtsdiagnose geprüft werden, sobald sich der Betroffene in einer dafür geeigneten psychischen und körperlichen Verfassung befinden.

Entwöhnung in der ADHS und Sucht Klinik

Sobald Patienten die körperliche Entgiftung erfolgreich hinter sich gebracht haben, beginnt die sogenannte Entwöhnung. Hier steht zum einen die intensive Auseinandersetzung mit der Sucht im Vordergrund. Zum anderen wird die ADHS als zugrundeliegende Erkrankung thematisiert und behandelt.

Eines der wichtigsten Mittel zum Zweck ist hierbei die Psychotherapie. Patienten arbeiten in einzel- und gruppentherapeutischen Sitzungen sowohl die neuro-psychische Störung als auch die Suchterkrankung auf. Sie lernen neue Verhaltensweisen, erhalten wertvolle Informationen über Symptome und Ursachen ihrer Erkrankung und entwickeln Strategien und Wege, um in suchtauslösenden Situationen zukünftig anders zu reagieren.

Nachsorge in der ADHS und Sucht Klinik

Statistiken zufolge werden allein bei einer Alkoholabhängigkeit 40 bis 60 Prozent der Menschen, die einen Entzug durchgeführt haben, binnen zwei Jahren rückfällig4. Das verdeutlicht, dass ein erfolgreicher Entzug mit dem Tag der Entlassung aus der Klinik noch lange nicht vorbei ist. Insbesondere Menschen mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung sollten nach der stationären Behandlung ambulante Nachsorgeangebote in Anspruch nehmen. Das kann eine ambulante Psychotherapie genauso sein wie die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Entscheidend ist, dass die ADHS-Betroffenen sich weiterhin bewusst mit ihren Erkrankungen auseinandersetzen und so aktive Rückfallprophylaxe betreiben.

ADHS und Sucht: Mann trink während der Arbeit
ADHS und Sucht: Mann trink während der Arbeit

Wie findet man eine gute ADHS und Sucht Klinik?

Patienten, die im Erwachsenenalter unter ADHS und Sucht leiden, sollten sich mit dem Wunsch nach einer Therapie direkt an qualifizierte Ansprechpartner wenden. Nicht jede Klinik, die Entzugsbehandlungen anbietet, ist tatsächlich im Umgang mit der neuro-psychiatrischen Störung geschult. Hinzu kommt, dass viele Patienten im Erwachsenenalter gar nicht wissen, dass sie an der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung leiden. Wurde die Erkrankung nicht bereits als Kind diagnostiziert, fällt es manchmal selbst erfahrenen Ärzten schwer, die Symptome richtig zu deuten.

Bevor man sich für eine Therapie entscheidet, sollte man die Möglichkeit für ein Aufklärungs- bzw. Informationsgespräch wahrnehmen. Seriöse Kliniken bieten dieses allen Patienten an. Hier kann man gezielt nachfragen, welche Erfahrungen und Behandlungskonzepte für Erwachsene mit ADHS und Sucht vorliegen.

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Quellenliste

1 aerzteblatt.de „ADHS und komorbide Sucht: Broschüre jetzt verfügbar“, In: Dtsch Arztebl 2015; 112(33-34): [34], https://www.aerzteblatt.de/archiv/171669/ADHS-und-komorbide-Sucht-Broschuere-jetzt-verfuegbar (Datum des Zugriffs: 05.01.2023)

2 Borchard-Tuch, Claudia „ADHS – Sucht als Selbstmedikation“, In: PZ Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 06/2007, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-062007/sucht-als-selbstmedikation/ (Datum des Zugriffs: 05.01.2023)

3 Ridinger, Monika „Teil 5: Behandlungen von ADHS und Suchterkrankungen“, In: Psychiatrie & Neurologie, 5/2016, S. 37 ff., https://www.rosenfluh.ch/media/psychiatrie-neurologie/2016/05/Teil-5-Behandlung-von-ADHS-und-Suchterkrankungen.pdf (Datum des Zugriffs: 05.01.2023)

4 Mann, Karl „Neue Forschungsergebnisse zur Alkoholabhängigkeit“, bpb Bundeszentrale für politische Bildung, 26.06.2008, https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/31105/neue-forschungsergebnisse-zur-alkoholabhaengigkeit/(Datum des Zugriffs: 05.01.2023)