Alkoholsucht

Hilfe bei Alkoholproblem

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Frauen und Männer verkennen, dass sie regelmäßig zu viel Alkohol trinken.
  • Aus einem problematischen Alkoholkonsum kann sich eine Alkoholsucht entwickeln.
  • Das Problem zu erkennen, ist der erste Schritt auf dem Weg aus der suchtgefährdeten Situation.
  • Hilfe gibt es bei Beratungsstellen, Ärzten und (Fach-)Kliniken.
  • Auch Angehörige können bei Beratungsstellen Hilfe finden.
  • Lesezeit: 6 Minuten
Angehörige von Suchtkranken: Selbsthilfegruppe
Angehörige von Suchtkranken: Selbsthilfegruppe

Alkoholproblem erkennen – Hilfe finden

Da der Konsum von Alkohol hierzulande gesellschaftlich akzeptiert ist, denken leider viel zu wenige Menschen darüber nach, wie viel sie eigentlich trinken. Deutschlandweit pflegen etwa 9 Millionen Betroffene einen problematischen Alkoholkonsum1. Dies zu erkennen, ist der erste Schritt aus der Suchtspirale – für Hilfe bei einem Alkoholproblem gibt es viele Anlaufstellen.

Woran erkennt man ein Alkoholproblem?

Zu erkennen, ob bzw. dass man an einem Alkoholproblem leidet, ist für die meisten Betroffenen alles andere als einfach. Denn die meisten Menschen reflektieren ihren Alkoholkonsum nur unzureichend. Erschwerend kommt hinzu, dass sich ein problematisches Trinkverhalten häufig schleichend, über mehrere Jahre hinweg entwickelt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Alkohol gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert ist und es vielfach regelrecht zum guten Ton gehört, etwas zu trinken. Trotzdem gibt es viele Anzeichen, die darauf hindeuten, dass Betroffene ein Alkoholproblem haben und Hilfe benötigen.

  • Anzeichen 1: Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Alkoholverlangen
    • Zu den wichtigsten Symptomen, die auf eine Alkoholabhängigkeit hindeuten, gehören unter anderem ein Kontrollverlust über das Trinkverhalten, die stetige Erhöhung der Trinkmenge aufgrund einer Toleranzentwicklung und ein immer stärker werdendes Verlangen nach Alkohol2. Treten diese Anzeichen auf, sind sie ein klares Signal dafür, dass der eigene Konsum aus dem Ruder gelaufen ist und problematische Ausmaße angenommen hat.
  • Anzeichen 2: Andere sprechen das Thema Alkohol an
    • Häufig werden Suchtkranke zum ersten Mal von Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen auf ihren Alkoholkonsum angesprochen. Auch Hinweise vom Arzt sind oft die erste Konfrontation mit Alkohol als Problem. Nur in den seltensten Fällen sind es die Betroffenen selbst, die von allein bemerken, dass sie ein Problem haben. Auf Hinweise aus dem Umfeld reagieren sie oft zunächst mit Ablehnung. Sie fühlen sich kritisiert, zu Unrecht beschuldigt und vielleicht sogar entwertet. Das liegt unter anderem daran, dass eine Alkoholabhängigkeit häufig immer noch stigmatisiert und mit einer Charakterschwäche gleichgesetzt wird. Dadurch kann sich die gesamte Suchtproblematik noch verschlimmern3.
  • Anzeichen 3: Körperliche, psychische und soziale Probleme
    • Nicht immer werden Angehörige auf den problematischen Alkoholkonsum der eigenen Frau, des eigenen Mannes oder Kindes aufmerksam. Denn die Betroffenen schaffen es meist, zu verbergen, wie viel sie eigentlich trinken. Doch die körperlichen, psychischen und/oder sozialen Folgen können sie irgendwann nicht mehr leugnen. Diese manifestieren sich früher oder später mit dem steigendem Alkoholkonsum und sind ein deutliches Zeichen dafür, dass der Betroffene Hilfe bei seinem Alkoholproblem benötigt:Körperliche Anzeichen
      • Entzugserscheinungen beim Verzicht auf Alkohol
      • häufige Magenschmerzen, Übelkeit oder andere Magen-Darm-Probleme
      • Müdigkeit, Abgespanntheit
      • Ernährungs-/Gewichtsveränderungen
      • Verschlechterung des Hautbildes
      • häufige Infekte

      Psychische Anzeichen

      • Stimmungsschwankungen
      • Reizbarkeit, Aggressivität
      • depressive Verstimmungen
      • Angstattacken
      • innere Unruhe
      • Schlafstörungen

      Soziale Anzeichen

      • Probleme mit Angehörigen (Familie, Kinder, Ehepartner, Freunde)
      • Probleme im Beruf
      • mangelndes Interesse an einstigen Hobbys
      • zunehmender Rückzug und Isolation

Wie kann man ein Alkoholproblem lösen?

Wer zu viel Alkohol trinkt und befürchtet, an einer Alkoholsucht zu leiden, sollte sich unbedingt zeitnah Hilfe bei seinem Alkoholproblem suchen. Denn je länger große Mengen Alkohol getrunken werden, umso größer ist das Risiko für eine Abhängigkeit. Ist bereits eine Alkoholsucht entstanden, führt der einzige Weg aus der Abhängigkeit über einen qualifizierten Entzug. Um zurück in ein selbstbestimmtes Leben ohne das Trinken zu finden, sind drei Schritte relevant.

  • Schritt 1: Bei einem Alkoholproblem Hilfe bei einer Beratungsstelle, einem Arzt oder einer Suchtklinik suchen
    • Zuerst sollten sich die Betroffenen ausführlich über die Möglichkeiten informieren, die ihnen für die Lösung ihres Problems zur Verfügung stehen. Hierbei lohnt es sich, mit Experten zu sprechen und sich professionelle Hilfe bei Alkoholproblemen zu suchen. Einen ersten Anlaufpunkt mit weiterführenden Informationen bieten unter anderem die folgenden Stellen:
      • Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker oder das Blaue Kreuz
      • Ambulante Beratungsstellen für Suchthilfe
      • Öffentliche Kliniken und Fachkrankenhäuser mit Suchtambulanzen oder Entzugsstationen
      • Private Kliniken für Alkoholentzug
      • Gesetzliche und private Krankenkassen
      • Hausärzte und Suchtmediziner

      Betroffene sollten nicht versuchen, ihre Alkoholprobleme auf eigene Faust zu lösen, sondern können sich an einen der vielen professionellen Ansprechpartner wenden, die ihnen zur Verfügung stehen. Bei zahlreichen Stellen ist es sogar möglich, sich anonym beraten zu lassen. Das funktioniert sowohl bei einigen Selbsthilfegruppen wie auch bei Beratungsangeboten via Telefon oder Chat.

  • Schritt 2: Suchtbehandlung beantragen
    • Eine Alkoholabhängigkeit ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die sich gleichermaßen in einer psychischen wie in einer körperlichen Abhängigkeit manifestiert. Bei einem Entzug können demnach psychische und körperliche Entzugserscheinungen auftreten, von denen einige äußerst gefährlich sein können. Ein kalter Entzug ohne medizinische Begleitung ist deshalb keine Option. Auch unter der Aufsicht von Angehörigen sollten Alkoholsüchtige nicht entziehen.

      Entgiftung immer unter medizinisch-therapeutischer Aufsicht

      Wer seine Alkoholsucht bewältigen möchte, sollte die Entgiftung unbedingt unter medizinischer Aufsicht durchführen. Für die meisten Betroffenen empfiehlt sich eine stationäre Entzugstherapie, weil diese eine Rundumbetreuung und permanente Kontrolle der Vitalfunktionen ermöglicht.

      Um also wieder die Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen, sollten Suchtkranke, nach dem Gespräch mit ihrem Arzt oder nach einer Beratung in einer Suchtberatungsstelle nicht lange zögern, sondern sofort eine Suchtbehandlung in die Wege leiten. Je mehr Zeit bis zum Therapieantritt verstreicht, umso größer ist schließlich die Gefahr, dass die Motivation verlorengeht und sich der gesundheitliche Zustand massiv verschlechtert.

      Schnelle Hilfe gibt es unbürokratisch und kostenfrei

      Private Alkoholentzugskliniken bieten meist schnelle Hilfe, weil sie Akutaufnahmen ohne lange Anmelde- und Beantragungsprozeduren ermöglichen. In einer Notsituation kann jedes Akutkrankenhaus bis zu 3 Tage eine Entgiftung zu Lasten der Krankenkasse durchführen. In einem psychiatrischen Krankenhaus ist dies sogar für 7-21 Tage (für Alkohol) möglich. Die anschließende Entwöhnungstherapie als Reha-Maßnahme wird in der Regel von der Rentenversicherung getragen.

  • Schritt 3: Suchtbehandlung durchführen
    • Patienten, die von Alkohol abhängig sind und dieses Problem lösen möchten, sind in einer privaten Entzugsklinik, die Entwöhnung und Entgiftung miteinander verbindet, besonders gut aufgehoben. Hier profitieren sie während der mehrwöchigen Entzugsbehandlung von einem persönlichen Ansprechpartner sowie einer individuell auf sie abgestimmten Rundumbetreuung. Zudem verkürzen sich die Wartezeiten enorm, weil Patienten normalerweise direkt aufgenommen werden und mit der Behandlung beginnen können. Doch auch in öffentlichen Krankenhäusern können Menschen, die zu viel Alkohol trinken, ihrer Situation gezielt entkommen und lernen, das eigene Leben zukünftig auch ohne Alkohol zu meistern.

Quellenliste

1 Bundesministerium für Gesundheit „Alkohol“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html (Datum des Zugriffs: 10.11.2022)

2 DIMDI medizinwissen „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“, ICD-10-GM, Version 2013, https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2013/block-f10-f19.htm (Datum des Zugriffs: 10.11.2022)

3 Hohmann-Jeddi, Christiane „Abgestempelt und ausgegrenzt“, In: PZ Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 34/2017, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-342017/abgestempelt-und-ausgegrenzt/ (Datum des Zugriffs: 10.11.2022)

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