Alkoholsucht

Alkoholismus Frauen

Alkoholismus von Frauen in Kürze

  • Immer mehr Frauen pflegen einen riskanten Alkoholkonsum und entwickeln eine Abhängigkeit.
  • Die Ursachen für Alkoholmissbrauch sind vielseitig – soziale Faktoren sind oft essenziell.
  • Alkoholismus bei Frauen ist besonders gefährlich und ruft schneller schwere gesundheitliche Schäden hervor.
  • Der Weg aus der Alkoholsucht führt auch bei Frauen meist nur über eine professionelle Entzugstherapie.
  • Lesezeit: 6 Minuten

Alkoholismus bei Frauen – Aktuelle Fakten

Laut Alkoholatlas Deutschland 2022 pflegen 11 % der erwachsenen Frauen einen riskanten Alkoholkonsum – bei erwachsenen Männern sind es rund 16 %. Am stärksten betroffen sind Frauen im Alter von 18-24 Jahren. Im Alter zwischen 25 bis 44 tritt ein kritischer Konsum von Alkohol am wenigsten auf.1

 

Was kann Alkoholismus bei Frauen begünstigen?

Alkoholprobleme bei Frauen entstehen nicht über Nacht. Häufig sind sie die Folge eines Zusammentreffens mehrerer Faktoren, die über einen längeren Zeitraum bestehen. Welche Faktoren dies sind, lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die individuelle Biografie ist richtungsweisend für die Entstehung eines problematischen Trinkverhaltens. Nachfolgend werden einige begünstigende Faktoren vorgestellt.

  • Bestimmte Lebensphasen
    • Untersuchungen zufolge scheint das Alter von Frauen beim riskanten Alkoholkonsum eine entscheidende Einflussgröße zu sein. Das Journal of Health Monitoring von 2017 zeigte, dass auch die Gruppe der 45- bis 60-Jährigen Frauen eine Tendenz zum übermäßigen Alkoholkonsum zeigt2.
  • Hoher Bildungsgrad
    • Interessanterweise ist ein riskanter Alkoholkonsum bei Frauen mit höherem Bildungsgrad über alle Altersgruppen hinweg stärker verbreitet. Besonders signifikant ist der Zusammenhang bei trinkenden Frauen über 45 Jahren.3
  • Alkohol als „Seelentröster“
    • Die Ursachen dafür, warum Frauen Alkohol trinken, hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt. So waren früher vor allem Mütter in den mittleren Jahren betroffen: Nach Abschluss der Kindererziehung und ohne eigene Arbeit, schienen viele in das sprichwörtliche Loch zu fallen – Alkohol galt hier als Seelentröster, Einschlafhilfe oder Problemlöser4.
  • Alkoholkonsum zum Stressabbau
    • Mittlerweile gehen die Erklärungsversuche aber auch in eine andere Richtung: Mit der Emanzipation haben sich auch die Frauen das Recht auf Alkohol gesichert. Diesen nutzen sie in vielen Fällen aber anders als Männer. Während diese meist trinken, um sich zu belohnen, dient der Alkohol bei Frauen häufig dem Abbau von Stress und zur Konfliktlösung. Viele von ihnen befürchten den gesellschaftlichen Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Sie hegen den Anspruch arbeiten zu gehen, den Haushalt perfekt zu führen, die Kinder zu erziehen und gleichzeitig eine gute Ehefrau bzw. Partnerin zu sein.
  • Kompensation von Selbstzweifeln

 

Wie unterscheidet sich Alkoholsucht bei Frauen und Männern?

Alkoholsucht bei Frauen und Männern unterscheidet sich im Wesentlichen nicht. Die Alkoholabhängigkeit fordert von beiden Geschlechtern ihren Tribut, auf lange Sicht sind durch den hohen Alkoholkonsum schwere gesundheitliche Schäden zu erwarten. Einzig in den Ursachen können Unterschiede ausgemacht werden: Während Männer häufig zur Belohnung oder aus Gewohnheit trinken, ist der Alkoholkonsum bei trinkenden Frauen meist eine Folge ihrer sozialen Rolle und Verpflichtungen. Auch Stress und Unsicherheit scheinen als Auslöser für die Alkoholsucht eher eine Rolle zu spielen. Dazu kommt, dass alkoholkranke Frauen ihren Alkoholkonsum häufig verheimlichen. Dies ist allerdings ebenfalls eine soziale Folge, da das Trinken bei Männern gesellschaftlich immer noch akzeptierter zu sein scheint als bei Frauen.

 

Welche besonderen Risiken birgt Alkoholmissbrauch für Frauen?

 

  • Frauen sind schneller betrunken als Männer
    • Auch wenn Frauen nur geringe Mengen Alkohol trinken, hat dies für ihre Gesundheit deutlich stärkere negative Auswirkungen als für trinkende Männer. Das liegt an den körperlichen Unterschieden zwischen beiden Geschlechtern. Der männliche Körper besitzt einen Wasseranteil von knapp 70 %, während der weibliche Körper über einen höheren Fettanteil und einen Wasseranteil von weniger als 60 % verfügt. Dementsprechend trifft der Alkohol auf einen jeweils unterschiedlichen Flüssigkeitshaushalt. Im maskulinen Körper wird er durch mehr Wasser verdünnt, die Konzentration im Blut ist deshalb geringer als bei Frauen.
      Dieses Ungleichgewicht sorgt dafür, dass Frauen Alkohol schlechter vertragen als Männer und bereits von geringen Mengen betrunken werden können. So haben Frauen etwa nach einem Bier deutlich mehr Promille im Blut als Männer. Die körperlichen Schäden, die durch den toxischen Einfluss von Alkohol hervorgerufen werden, treten dementsprechend schneller auf.
  • Höhere Gefahr von Folgeschäden
    • Neben der unterschiedlichen Konzentration des Blutalkohols läuft auch der Alkoholabbau bei den Geschlechtern anders ab. Mit einem Promille Alkohol im Blut haben Frauen deutlich länger zu kämpfen als Männer. Um ein Glas Bier abzubauen, benötigt der weibliche Körper rund drei Stunden, während der männliche Körper den zugehörigen Alkoholgehalt bereits in maximal zwei Stunden abgebaut hat. Da Frauen länger betrunken bleiben und schneller eine hohe Blutalkoholkonzentration erreichen, steigt auch die Gefahr für Folgeschäden durch Alkohol. Das Risiko für neuronale Schäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wächst. Zudem treten bei langfristigem Alkoholkonsum schon in geringen Dosen häufig dauerhafte Schädigungen der Leber auf und das Brustkrebsrisiko erhöht sich.
  • Schädigung werdenden Lebens während der Schwangerschaft
    • Deutschlandweit trinkt etwa jede fünfte Frau während der Schwangerschaft Alkohol – 8 % aller Schwangeren pflegen sogar einen riskanten Alkoholkonsum5. Dabei stellt Alkoholmissbrauch für schwangere Frauen und deren ungeborenes Kind eine ganz besondere Gefahr dar. Schließlich nistet sich die Eizelle spätestens zwei Wochen nach der Befruchtung in der Gebärmutter der schwangeren Frau ein. Dadurch ist der Embryo direkt an den Blutkreislauf der Mutter angeschlossen und wird über diesen versorgt.
      Trinkt die Frau während der Schwangerschaft Alkohol, gelangt dieser automatisch ins Blut des Kindes. Der kleine, noch nicht voll ausgebildete Körper des Embryos kann diese toxische Substanz nicht verarbeiten. Gravierende gesundheitliche Schäden, die oft unter dem Begriff FAS (fetales Alkoholsyndrom) zusammengefasst werden, können die Folge sein. Bei stillenden Müttern geht Alkohol direkt in die Muttermilch über und kann beim Kind auch nach der Geburt schwere Beeinträchtigungen der Gesundheit nach sich ziehen.

Wie kann man Alkoholismus bei Frauen erkennen?

Ob der Alkohol im Leben einer Frau eine zu große Rolle spielt und der Konsum bereits ein gesundheitsschädliches Ausmaß im Sinne einer Alkoholabhängigkeit angenommen hat, ist nicht immer leicht zu erkennen. Viele alkoholkranke Frauen verheimlichen ihre Sucht und trinken weniger in Gesellschaft. Trotzdem gibt es für Angehörige und Freunde einige Anzeichen, bei denen man hellhörig werden sollte:

  • Alkohol scheint im Leben der Betroffenen eine große Rolle zu spielen – es wird gern und zu verschiedenen Gelegenheiten getrunken.
  • Alkoholische Getränke werden als Problemlöser genutzt – zum Stressabbau, bei Frustration oder in emotional instabilen Zeiten.
  • Hautveränderungen, Nachlässigkeit im äußeren Erscheinungsbild oder Gewichtsreduktionen können auf einen Alkoholismus bei Frauen hindeuten.
  • Sozialer Rückzug und Isolation, depressive Verstimmungen und Unzuverlässigkeit bei Absprachen können weitere Indizien sein.

Wo können sich alkoholkranke Frauen Hilfe holen?

Frauen mit Alkoholproblem können sich zuallererst an ihren Hausarzt wenden. Dieser kennt die individuelle Biografie der Betroffenen meist genau und kann viele Hilfestellungen geben oder direkt mit einer Kurzintervention beginnen. Alternativ können Frauen, in deren Leben der Alkoholkonsum überhandgenommen hat, sich an Suchtberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen wenden. Hier gibt es mitunter spezielle Angebote nur für Frauen. Auch Entzugskliniken können gute Ansprechpartner sein. Wer sich für eine professionelle Entzugstherapie interessiert, bekommt hier alle Informationen über die Möglichkeiten von Therapie und Behandlung.

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Quellenliste

1 DKFZ. Deutsches Krebsforschungszentrum „Alkoholatlas Deutschland 2022“, Heidelberg, 1. Auflage 2022, S. 52 https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2022_dp.pdf (Datum des Zugriffs 08.03.2023)

2 Lange, Cornelia et al. „Alkoholkonsum bei Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen“, Journal of Health Monitoring · 2017 2(2) DOI 10.17886/RKI­GBE­2017­031, Robert Koch­Institut, Berlin, S. 68 ff., https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_2017_02_Alkoholkonsum_Erwachsene.pdf;jsessionid=81D207B4AEB2AFFEAF64270F32A7154B.1_cid372?__blob=publicationFile (Datum des Zugriffs: 08.03.23.2023)

3 ebd.

4 Morhart-Klute, V. et al. „Alkoholismus bei Frauen – Epidemiologie, klinisches Erscheinungsbild und Therapie“, In: Journal für Neurologie Neurochirurgie und Psychiatrie 2002; 3 (1), S. 36 f., https://www.kup.at/kup/pdf/1025.pdf (Datum des Zugriffs: 08.03.2023)

5 DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Alkohol in der Schwangerschaft“, Factsheet, S.1, https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/FS_Alkohol_in_der_Schwangerschaft.pdf (Datum des Zugriffs: 08.02.2023)