Alkohlsucht

Alkohol und Drogen

Mischkonsum von Drogen und Alkohol – schnell erklärt

  • Alkohol wird weithin als Einstiegsdroge bezeichnet und oft mit anderen Rauschmitteln gemeinsam konsumiert.
  • Beim Mischkonsum treten teils lebensgefährliche Wechselwirkungen
  • Physische und psychische Auswirkungen sind meist nicht vorhersagbar.
  • Das Risiko für eine belastende Mehrfachabhängigkeit
  • Entzugstherapien sind bei Mehrfachabhängigkeiten komplizierter, aber dennoch durchführbar.

Alkohol und Drogen: Alles andere als harmlos

Psychoaktive Substanzen bergen an sich bereits ein großes gesundheitliches Risiko und werden durch den Mischkonsum mit Alkohol umso gefährlicher. So können durch den gleichzeitigen Konsum von Drogen und Alkohol Horrortrips, schlimme Hangover-Effekte und bleibende Schäden bis hin zu akuter Lebensgefahr auftreten. Jährliche sterben mehrere hundert Menschen allein in Deutschland an den Folgen eines Mischkonsums.

Jährlich mehrere hundert Tote durch Mischkonsum

Laut einer Länderabfrage zu den Rauschgifttoten nach Todesursache starben im Jahr 2020 386 Menschen an einer Vergiftung durch Opioide/Opiate verbunden mit anderen Stoffen. 165 Menschen starben an einer Vergiftung durch den Mischkonsum von Kokain, Amphetaminen oder anderen Nicht-Opiaten/-Opioiden mit anderen Stoffen1. Darunter auch viele Stoffe, die allgemein als vermeintlich „harmlose Drogen“ gelten, wie zum Beispiel Amphetamin oder neue psychoaktive Stoffe. Auch Alkohol spielt bei diesem gefährlichen Mischkonsum eine Rolle.

Wie wirken Alkohol und Drogen?

Alkohol und Drogen gehören zu den sogenannten psychoaktiven Substanzen. Sie beeinflussen das zentrale Nervensystem des menschlichen Körpers und rufen dort je nach Droge unterschiedliche Veränderungen hervor. So sorgt Cannabis meist für Entspannung, Kokain wirkt euphorisierend und LSD ruft Halluzinationen hervor. Alkohol hat in geringen Mengen eine enthemmende Wirkung und sorgt bei vielen Menschen für gute Laune. Je größer die konsumierte Alkoholmenge ist, umso stärker rücken jedoch die sedierenden Eigenschaften in den Vordergrund. Die Betroffenen werden müde, teilnahmslos und klinken sich irgendwann ganz aus dem Geschehen aus.

Kokain Mischkonsum mit Alkohol
Kokain Mischkonsum mit Alkohol

Weshalb sind Drogen und Alkohol zusammen so gefährlich?

Die große Gefahr des Mischkonsums besteht darin, dass sich die verschiedenen Drogen gegenseitig beeinflussen und sich in ihrer Wirkung verstärken. So verläuft der gemeinsame Rausch von Alkohol und Kokain völlig anders als beim alleinigen Substanz-Konsum; die Auswirkungen auf Körper und Geist sind häufig nicht vorhersagbar. Auch die Gefahr einer Abhängigkeit steigt um ein Vielfaches, wenn zwei Suchtmittel gleichzeitig konsumiert werden. Untersuchungen zeigen, dass Personen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, parallel dazu oft einen riskanten Alkoholkonsum entwickeln. Das bestätigt auch eine jüngst durchgeführte französische Langzeitstudie. Bei Frauen scheint das Risiko für einen Cannabis-Alkohol-Mischkonsum sogar noch höher zu liegen als bei Männern.2

Alkohol oder Drogen – die erstkonsumierte Substanz gibt oft den Ausschlag

Nicht immer sind es erst die illegalen Drogen, die konsumiert werden. Meist erfolgt der Alkoholkonsum vor der Einnahme der illegalen Suchtmittel und senkt durch seine enthemmende Wirkung mögliche Bedenken bzgl. des Drogenkonsums, so dass Ecstasy-Pillen oder Kokain plötzlich gar nicht mehr so gefährlich erscheinen. Nachfolgend wird gezeigt, wie Drogen bei gemeinsamer Einnahme mit Alkohol wirken können und welche Gefahren dadurch aus medizinisch-psychologischer Sicht zu erwarten sind.

  • Cannabis und Alkohol
    • Cannabis und Alkohol ist der am häufigsten vorkommende Mischkonsum. So werden insbesondere Bier und Wein, aber auch stärkere alkoholische Getränke, gemeinsam mit Marihuana und Haschisch konsumiert und können sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken. Befragungen zufolge wirkt das aber nicht bei jedem in beide Richtungen. So berichten viele Konsumenten, dass sich die Wirkung von Alkohol bei gleichzeitigem Konsum deutlich verstärkt, während die Effekte des Cannabis nur schwach beeinflusst werden3. Diese Erfahrungen beziehen sich allerdings nur auf die positiven Wirkungen. Bei den negativen Effekten führt der Mischkonsum subjektiv immer zu einer Verstärkung: Benommenheit, Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten nehmen zu.
      Zudem wird das Herz-Kreislauf-System enorm belastet. Die Folgen können nicht nur Schwindel und Übelkeit, sondern auch Erbrechen oder sogar ein Kreislaufkollaps sein. Je mehr die betreffende Person trinkt, umso größer ist die Gefahr für ernsthafte gesundheitsschädliche Folgen, da körperliche Warnsignale schnell übersehen werden. Dies kann dazu führen, dass die Betroffenen mehr konsumieren, als sie eigentlich beabsichtigt hatten.
  • Ecstasy und Alkohol
    • Ecstasy ist hierzulande eine der beliebtesten Partydrogen, die vor allem Jugendliche und junge Erwachsene gern konsumieren. Da Ecstasy-Pillen aus diversen unterschiedlichen Substanzen zusammengesetzt werden und in vielen Fällen verunreinigt sind, ist die Mischung mit anderen psychotropen Substanzen gewissermaßen hochgefährlich.
      Hinzu kommt, dass Alkohol und Ecstasy das zentrale Nervensystem unterschiedlich beeinflussen. Während Ecstasy und MDMA aktivierend wirken, hat Ethanol einen sedierenden Effekt. Für Psyche und Körper kann diese gegensätzliche Wirkung sehr belastend sein. Hinzu kommt, dass die Alkoholwirkung unterdrückt wird und die Gefahr einer Alkoholvergiftung enorm ansteigt. Wärmestau, Dehydrierung, Überhitzung und ein akutes Nierenversagen können weitere gravierende Folgen sein.
  • Kokain und Alkohol
    • Kokain und Alkohol gehören ebenfalls zu den beliebten „Partymischungen“. Die Folgen nach dem Konsum sind ähnlich wie beim Zusammenspiel von Ecstasy und alkoholhaltigen Getränken. Der Unterschied ist, dass durch den Mischkonsum von Alkohol und Kokain in der Leber der stark toxische Metabolit Cocaethylen gebildet wird, der noch schädlicher als Kokain wirkt und über eine deutlich längere Halbwertszeit verfügt. Es kann zu einer Alkoholvergiftung, einer Dehydrierung oder einem Kreislaufkollaps kommen. Ebenso steigt die Gewaltbereitschaft.
  • Alkohol und GHB / GBL
    • GHB und GBL sind auch als Liquid E bekannt und werden vor allem von Jugendlichen verwendet. Gemeinsam mit Alkohol können die Drogen zu einem regelrechten Knock-out mit tödlichen Folgen führen4. Schließlich wirken beide Substanzen stark dämpfend und können die Herzfrequenz und den Blutdruck in kürzester Zeit absenken, so dass es nicht nur zu Übelkeit und Erbrechen kommen kann, sondern häufig auch zu Ohnmacht oder Atemstillstand.
  • Heroin und Alkohol
    • Auch für Personen, die alkoholische Getränke mit Heroin mischen, kann der Rausch tödlich enden. Nach dem Konsum senken sich Blutdruck und Herzfrequenz praktisch ohne Vorwarnung ab, die Konsumenten verlieren erst das Bewusstsein und können daraufhin sogar ins Koma fallen. Auch die sogenannte Atemdepression, die zu einem Atemstillstand führen kann, ist weit verbreitet. Ähnlich wie bei Alkohol und GHB ist eine intensivmedizinische Behandlung unbedingt notwendig, um das Leben des Betroffenen zu retten.

Wie beendet man den Mischkonsum von Alkohol und Drogen?

Vielfach erfolgt der multiple Substanzgebrauch aus Unwissenheit über die Risiken des gleichzeitigen Konsums. Hier spielt die gesundheitliche Aufklärung eine große Rolle. Besteht noch keine Abhängigkeit, reichen ein bewusstes Konsumverhalten und das schrittweise Loslassen alter Muster unter Umständen bereits aus, um langfristig von Drogen und Alkohol loszukommen. Wichtig dabei ist, die Ursachen des Konsums zu analysieren und zu erkennen, dass das Leben ohne Suchtmittel schön und sinnerfüllt ist.

Kokainentzug alleine: Frau niedergeschlagen im Bett
Kokainentzug alleine: Frau niedergeschlagen im Bett

Was macht man bei einer Mehrfachabhängigkeit von Alkohol und Drogen?

Hat sich dagegen bereits eine Mehrfachabhängigkeit entwickelt, ist der Entzug beider Suchtstoffe in der Regel nicht zu vermeiden. So steht in einer qualifizierten Suchtklinik neben dem körperlichen Entzug auch die psychische Entwöhnung im Fokus. Dabei kann das Entzugssyndrom mithilfe geeigneter Medikamente gelindert werden. Weitaus schwieriger dagegen ist die Beendigung der psychischen Abhängigkeit. Schließlich setzt sich der Suchtkranke hier mit den Suchtursachen auseinander und muss lernen, seinen Alltag auch ohne Suchtstoffe zu bewältigen.

Um den Patienten auch nach der Alkohol- und Drogentherapie zu stabilisieren, erfolgen zum Ende des Entzugs eine umfangreiche Rückfallprävention und die Erstellung eines strukturieren Nachsorgeplans. Dieses ganzheitliche Behandlungskonzept erhöht die Chancen auf einen substanzfreien Alltag immens und hat bereits vielen Suchtkranken geholfen.

Wie wählt man eine Entzugseinrichtung bei Alkohol und Drogen?

Bei der Wahl einer passenden Entzugseinrichtung sollte man darauf achten, eine Klinik zu wählen, die Erfahrung in der Behandlung von Mehrfachabhängigkeiten besitzt. Schließlich ist es äußerst wichtig, beide Suchterkrankungen gleichzeitig zu behandeln, um Rebound-Effekte und Rückfälle zu vermeiden. Auch sollte man sich darüber bewusst sein, dass die Erfolgschancen für ein abstinentes Leben deutlich höher sind, wenn Entgiftung und Entwöhnung unmittelbar aufeinander aufbauen und ohne eine zeitliche Verzögerung direkt hintereinander stattfinden. Bei öffentlichen Institutionen ist dies nicht durchführbar, da dort die Entgiftung und Entwöhnung zwei voneinander unabhängige Behandlungsschritte sind. Wenn möglich, ist daher der Entzug in einer privaten Entzugsklinik vorzuziehen

Quellenliste

1 Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen „Zahl der an illegalen Drogen verstorbenen Menschen während der Coronapandemie um 13 Prozent gestiegen“, Pressemitteilung vom 15.03.2021, Download „Rauschgifttote nach Todesursachen 2020 (Länderabfrage“ unter: https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/assets/Presse/2021/CDR_2020_Bula_Rauschgifttote_nach_Todesursachen_-_Ver%C3%A4nderung_2019-2020.pdf  (Datum des Zugriffs: 16.01.2023)

2 Airagnes G, Matta J, Limosin F, et al. “Towards quantifying the reciprocal associations between frequency of cannabis use and alcohol consumption: a cross-lagged analysis from the CONSTANCES cohort”, BMJ Open 2022; S. 6, 12:e052819. doi:10.1136/ bmjopen-2021-052819, https://bmjopen.bmj.com/content/bmjopen/12/2/e052819.full.pdf (Datum des Zugriffs: 16.01.2023)

3 Lee CM, Cadigan JM, Patrick ME. “Differences in reporting of perceived acute effects of alcohol use, marijuana use, and simultaneous alcohol and marijuana use”, Drug Alcohol Depend. 2017 Nov 1;180:391-394. doi: 10.1016/j.drugalcdep.2017.08.029. Epub 2017 Sep 14. PMID: 28972908; PMCID: PMC5690541. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28972908/ (Datum des Zugriffs: 16.01.2023)

4 O’Malley, Gerald et al. “Gammahydroxybutyrat (GHB)”, MSD MANUAL Ausgabe für Patienten, https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/spezialthemen/freizeitdrogen-und-rauschmittel/gammahydroxybutyrat-ghb (Datum des Zugriffs: 16.01.2023)

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