Alkoholsucht

Alkoholentzug-Symptome lindern

Alkoholentzug-Symptome lindern einfach und schnell erklärt

  • Symptomlinderung geschieht primär durch eine individuell angepasste Gabe von Medikamenten
  • Medikamente sollen nicht ruhigstellen, sondern eine wirkungsvolle Unterstützung zur Bewältigung des Entzugssyndroms sein
  • Die körperliche Entzugssymptomatik ist in der Regel nach 7 Tagen überwunden.
  • Entgiftung bei warmem Entzug verläuft durch die medikamentöse Unterstützung deutlich sanfter und angenehmer als ein kalter Entzug.
  • Ein kalter Entzug kann bei Alkoholsucht lebensgefährlich sein.

Die Symptome, die mit einem Alkoholentzug verbunden sein können, lassen sich grob in körperliche und psychische Entzugserscheinungen unterteilen und sind unterschiedlich stark in ihrer Ausprägung. Manche Alkoholentzugs-Symptome zeigen sich nur in den ersten Tagen des Entzugs, andere dauern länger an und reichen weit über den akuten Entzug hinaus. Doch wie gelingt es Betroffenen, die Alkoholentzug-Symptome zu lindern?

  • Lesezeit: 9 Minuten

Was sind Alkoholentzug-Symptome?

Wenn Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit einen Entzug durchführen und auf den Alkoholkonsum verzichten, reagieren Körper und Psyche mit einer Reihe von Alkoholentzug-Symptomen. Alternativ spricht man vom Alkoholentzugssyndrom. Typische Entzugserscheinungen sind Zittern und Schwitzen, Angst- und Panikattacken sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden. Bei starken Alkoholikern können Alkoholentzug-Symptome bis hin zu generalisierten Krampfanfällen oder einem Delirium tremens reichen und lebensgefährlich werden.

Wann kommt es zu Alkohol-Entzugssymptomen?

Wer oft und/oder viel Alkohol trinkt, geht ein hohes Risiko ein, im Laufe seines Lebens an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken. Nach und nach gewöhnt sich der Körper an den Alkohol, die Konsumpausen werden kürzer und die Trinkmengen größer. Der Körper entwickelt eine zunehmende Toleranz gegenüber der Substanz und zeigt bei einer Reduzierung der Trinkmenge in der Regel körperliche und psychische Entzugserscheinungen.

Welche Ängste und Befürchtungen sind mit einem Entzug verbunden?

Für die meisten Menschen ist es nur durch einen qualifizierten Alkoholentzug möglich, dauerhaft vom Alkohol loszukommen und ein Leben in Abstinenz zu führen. Ein Schritt, der für viele Alkoholiker eine enorme Hürde darstellt. Sie haben Angst, in einer Suchtklinik eingesperrt und mit Medikamenten ruhig gestellt zu werden und fürchten sich vor den Entzugserscheinungen. Dazu kommt die Sorge oder gar Überzeugung, den Alltag ohne Alkohol nicht bewältigen zu können. Schließlich hat sich dieser vermeintlich als Problemlöser und Mutmacher in schwierigen Situationen bewährt. Dennoch muss eine Alkoholtherapie in einer Entzugsklinik keineswegs gefürchtet, sondern vielmehr als entscheidender Schritt zu mehr Gesundheit und Lebensqualität betrachtet werden.

Wie entstehen Alkoholentzug-Symptomen?

Alkohol ist eine psychoaktive Rauschsubstanz, deren wichtigstes Merkmal ist, dass sie im Gehirn des Konsumenten wirkt. Dort beeinflusst die Droge zum einen das dopaminerge System, zum anderen die GABAA- und die NMDA-Rezeptoren1. Der Effekt: Die chemische Balance gerät nach dem Alkoholkonsum völlig durcheinander. Je häufiger das passiert, umso stärker stellt sich das Gehirn auf diesen Effekt ein – und verändert beispielsweise die Art und Weise, wie chemische Botenstoffe ausgeschüttet werden oder die Anzahl bestimmter Rezeptoren. Bleibt der Alkohol schließlich aus, weil der Suchtkranke einen Alkoholentzug durchführt, kommt es zu einer neuerlichen Dysbalance im Gehirn und das wiederum ruft unangenehme und oft auch gefährliche Entzugserscheinungen hervor.

Welche Symptome können beim Alkoholentzug überhaupt auftreten?

Die Symptome, die mit einem Alkoholentzug verbunden sein können, lassen sich grob in körperliche und psychische Entzugserscheinungen unterteilen und sind unterschiedlich stark in ihrer Ausprägung. Manche Alkoholentzugs-Symptome zeigen sich nur in den ersten Tagen des Entzugs, andere dauern länger an und reichen weit über den akuten Entzug hinaus.

Körperliche Alkoholentzug-Symptome

Vor allem zu Beginn des Entzugs leiden die Patienten häufig unter körperlichen Symptomen wie Kreislaufproblemen, einem erhöhten Blutdruck und Herzrasen. Es kann zu Kopf- und Gliederschmerzen, starkem Schwitzen und Zittern (vor allem der Augenlider und Hände) und Magen-Darm-Störungen (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), kommen2. Andere Suchtkranke klagen über Probleme, sich zu artikulieren. Typisch – und oft über die gesamte Behandlung hinweg zu beobachten – sind Symptome wie Mundtrockenheit, Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen, Sehstörungen sowie ein allgemeines Gefühl der körperlichen Schwäche.

  • Übelkeit & Erbrechen
  • Durchfall
  • erhöhter Blutdruck
  • Herzrasen
  • Schwitzen
  • Zittern
  • Artikulationsprobleme
  • Mundtrockenheit
  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Kreislaufprobleme
  • Gliederschmerzen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Koordinationsstörungen
  • allgemeines Gefühl der körperlichen Schwäche

Psychische Alkoholentzug-Symptome auf einen Blick

Neben den körperlichen Symptomen treten bei den meisten Betroffenen auch psychische Entzugserscheinungen auf. Diese zeigen sich unter anderem in einem veränderten, manchmal aggressiven Verhalten. Die Betroffenen wirken innerlich angespannt und sehr unruhig oder nervös. Sie leiden unter Schlafstörungen und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Oft treten Gedächtnisprobleme und/oder Bewusstseinstrübungen auf. Auch depressive Verstimmungen oder extreme Angst können zu den psychischen Symptomen gehören.

  • innere Unruhe & Nervosität
  • Angespanntheit
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Gedächtnisprobleme
  • Bewusstseinstrübungen
  • depressive Verstimmungen
  • Angst
  • Reizbarkeit und aggressives Verhalten
Alkohol Entzugssymptome lindern mit warmen Entzug: Gruppentherapie
Alkohol Entzugssymptome lindern mit warmen Entzug: Gruppentherapie

Wie stark und wie lange dauern die Entzugserscheinungen an?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Entgiftung bei einem warmen Entzug durch die medikamentöse Unterstützung deutlich sanfter und angenehmer verläuft als ein kalter Entzug. Dabei sind Art und Stärke der Symptome individuell höchst unterschiedlich. Dies gilt auch für den Beginn und die Dauer des Alkoholentzugssyndroms.

  • Auftreten erster Entzugserscheinungen

    • So ist es möglich, dass bereits 4 Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum die ersten Entzugserscheinungen auftreten. Bei anderen Betroffenen zeigen sich die anfänglichen Symptome erst nach 12 Stunden. Die meisten Patienten erleben nach etwa 24 Stunden die stärksten Entzugserscheinungen und haben nach 2 bis 3 Tagen das Schlimmste hinter sich. Regelhaft ist nach 7 Tagen die körperliche Entzugssymptomatik überwunden.
  • Dauer der psychischen Entzugserscheinungen

    • Weitaus schwieriger und langwieriger ist es, die psychische Abhängigkeit zu behandeln. Schließlich wird diese häufig durch ein falsches Problemlöseverhalten und durch unbewältigte Konflikte und Traumata verursacht, die während der Alkoholentwöhnung erst analysiert und bearbeitet werden müssen. Diese Phase der Therapie zieht sich häufig über mehrere Wochen hin und muss nach dem stationären Behandlungsverlauf ambulant fortgesetzt werden. Patienten, die nicht nur vom Alkohol, sondern zusätzlich von Drogen oder Medikamenten abhängig sind, müssen grundsätzlich mit längeren Entzugserscheinungen rechnen.

Wie hoch ist das Risiko für Entzugserscheinungen?

Unabhängig von den individuellen Unterschieden gibt es gewisse Risikofaktoren, die das Auftreten von Entzugserscheinungen wahrscheinlicher machen. So ist das Risiko für ein Alkoholentzugssyndrom besonders hoch, wenn die Betroffenen:

  • sehr lange große Mengen Alkohol konsumiert haben
  • die Alkoholmenge kontinuierlicher gesteigert und/oder Trinkpausen verkürzt haben (Toleranzentwicklung)
  • bei einem früheren Entzugsversuch schon einmal ein Delirium tremens oder einen generalisierten Krampfanfall entwickelt haben
  • bereits mehrmals mit ambulanten Entzugsversuchen gescheitert sind
  • andere Suchtmittel konsumieren
  • an chronischen Krankheiten leiden
  • psychische Probleme haben

Warum kann ein kalter Entzug lebensgefährlich werden?

Aus medizinischer Sicht kann Suchtkranken, die sich aus ihrer Alkoholabhängigkeit lösen möchten, normalerweise nur eine qualifizierte Entzugsbehandlung empfohlen werden3. Diese setzt sich aus einer medizinisch überwachten Entgiftung und einer professionellen Entwöhnung zusammen. Trotzdem versuchen viele Alkoholiker zunächst einen kalten Entzug durchzuführen, ehe sie sich für die professionelle Behandlung in einer Suchtklinik oder eine ambulante Alkoholentzugstherapie entscheiden. Gründe dafür sind oft Scham und Angst vor sozialer Ausgrenzung. Denn noch immer ist die Alkoholabhängigkeit in weiten Teilen unserer Gesellschaft nicht als Erkrankung anerkannt. Stattdessen wird krankhafter Alkoholkonsum mit Willensschwäche gleichgesetzt. Das Problem bei einem kalten Entzug: Vor allem bei stark und langjährig abhängigen Personen, kann es während eines unbegleiteten Entzugsversuchs zu gravierenden Komplikationen kommen. Diese können mitunter sogar lebensgefährlich werden.

Alkoholhalluzinose als Alkoholentzugssymptom

Die Alkoholhalluzinose kommt zwar relativ selten vor, kann als Symptom bei einem Alkoholentzug jedoch schwerwiegende Folgen haben. Es handelt sich hierbei um eine psychotische Störung, die durch Alkohol ausgelöst wird und die vor allem durch das Auftreten akustischer Halluzinationen gekennzeichnet ist4. Betroffene leiden überdies unter Angst und Verfolgungswahn – ein Zustand der wiederholt auftreten kann, wenn die Suchtkranken weiterhin zur Flasche greifen. Wird die Alkoholsucht jedoch erfolgreich bekämpft, ist die psychotische Störung reversibel und bildet sich vollständig zurück.

Delirium tremens als Alkoholentzugssymptom

Die meisten Alkoholiker kennen die Symptome eines Entzugs oder haben sich zumindest im Internet darüber kundig gemacht. Sie fürchten vor allem das Alkoholdelir oder auch Delirium tremens, das körperlich durch ein starkes Zittern (Tremor) gekennzeichnet ist und dem geistigen Syndrom seinen Namen gegeben hat.

  • Was ist ein Delirium tremens?

    • Hierbei handelt es sich insgesamt um einen sehr gefährlichen Zustand, in dem der Alkoholkranke meist unter Desorientiertheit, Verwirrtheit bis hin zum Verfolgungswahn leidet. Manche Patienten erleben optische, akustische oder taktile Halluzinationen und einen kompletten Kontrollverlust über ihren Körper. Es kann zu epileptischen Anfällen und plötzlichen Stürzen kommen, in denen der Betroffene nicht mehr ansprechbar ist und komatös wird.
  • Wie häufig kommt es beim Alkoholentzug zum Delir?

    • Ein Delir tritt bei etwa 5 % bis 15 % aller unbehandelten Alkoholabhängigen auf, und zwar 48 bis 72 Stunden nach Beginn des Entzugs. Die Dauer des Alkoholdelirs ist individuell sehr unterschiedlich, sie schwankt zwischen 4 und 14 bis zu maximal 20 Tagen. Ohne Behandlung, d. h. bei einem kalten Entzug ohne ärztliche Unterstützung, führt das Delirium tremens in 20 % aller Fälle zum Tod.
  • Wie kann man einem Alkoholdelir bei Alkoholabhängigkeit vorbeugen?

    • Bei einem stationären Aufenthalt ist die Sterblichkeitsrate des Alkoholdelirs mit rund 2 % deutlich geringer. Das liegt unter anderem daran, dass der Entzug in einer Suchtklinik unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle stattfindet. Hierbei beurteilen die Mediziner anhand einer Alkoholentzugsskala (AES) die auftretenden Entzugssymptome im Hinblick auf vegetative und psychische Auffälligkeiten. Ebenfalls überprüft wird der Gehalt des Restalkohols in der Atemluft.Sollte sich die Entwicklung eines Alkoholdelirs abzeichnen, kann diesem frühzeitig durch die Gabe krampflindernder und sedierender Medikamente entgegengewirkt werden. Ebenso erfolgt eine Überwachung des Flüssigkeits-, Mineral- und Energiehaushalts und der Schutz vor Auskühlungen und Verletzungen.

Wie werden die Symptome bei einem Alkoholentzug richtig behandelt?

Die typischen Symptome beim Alkoholentzug lassen sich grundsätzlich recht gut behandeln. Vorausgesetzt, der Suchtkranke entscheidet sich für einen ärztlich begleiteten Entzug in einem stationären oder wenigstens ambulanten Setting. Denn die meisten Medikamente, die bei einem Alkoholentzug die Symptome der Phasen wirklich lindern können, sind nicht frei verkäuflich, sondern müssen ärztlich verordnet werden. Teilweise dürfen sie auch nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

  • Medikamente gegen Symptome beim Alkoholentzug

    • Häufig verwendete Medikamente sind Benzodiazepine oder Clomethiazol, welche die Belastung durch mögliche Alkoholentzug-Symptome deutlich reduzieren. Sie sollten jedoch nur in begrenztem Ausmaß eingenommen werden, weil sie bei dauerhafter Anwendung selbst suchtinduzierend sein können. Kommt es zu schwereren Entzugssymptomen, wie beispielsweise Halluzinationen, können Antipsychotika wie Haloperidol verabreicht werden5. Auch Antikonvulsiva (Medikamente zur Vermeidung von Krampfanfällen) können zum Einsatz kommen.
  • Weitere Maßnahmen gegen Entzugserscheinungen und Symptome bei Alkohol

    • Wenn es darum geht, mögliche Symptome bei einem Alkoholentzug zu lindern, profitieren Menschen mit Alkoholsucht-Erkrankung im stationären Setting nicht nur von einer breit aufgestellten und individuell angepassten Pharmakotherapie. Je nach ausgewählter Klinik stehen weitere Therapie-Angebote zur Entspannung zur Verfügung, damit die Beendigung des Alkoholkonsums leichter fällt. Dazu gehören beispielsweise Akupunktur und Neuro-Elektrische Stimulation (NES). Darüber hinaus werden Suchtkranke in einer Entzugsklinik rund um die Uhr betreut – auch psychologisch. Allein das kann enorm zu mehr Wohlbefinden im Entzug beitragen.
Suchen & Finden

Suchtklinik suchen

Umkreis

Quellenliste

1 Mann, Karl et al. „Serie – Alkoholismus: Neurobiologie der Alkoholabhängigkeit“, In: Dtsch Arztebl 2001; 98(36): A-2279 / B-1967 / C-1832, https://www.aerzteblatt.de/archiv/28498/Serie-Alkoholismus-Neurobiologie-der-Alkoholabhaengigkeit (Datum des Zugriffs: 28.06.2022)

2 O’Malley, Gerald et al. „Alkoholvergiftung und -entzug”, MSD MANUAL Ausgabe für medizinische Fachkreise, https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/spezielle-fachgebiete/freizeitdrogen-und-rauschmittel/alkoholvergiftung-und-entzug (Datum des Zugriffs: 28.06.2022)

3 Kiefer, Hoffmann, Petersen, Batra (Hrsg.) “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen”, Springer Verlag, Heidelberg, 2. Auflage 2022, Die Leitlinie ist auch online verfügbar bei der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html  Zugriff am (Datum): 28.06.2022

4 Soyka, M. „Alkoholhalluzinose und Eifersuchtswahn“, In: Fortschr Neurol Psychiatr 2006; 74(6): 346-357, DOI: 10.1055/s-2005-915641, https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2005-915641 (Datum des Zugriffs: 28.06.2022)

Kiefer, Hoffmann, Petersen, Batra (Hrsg.) “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen”, Springer Verlag, Heidelberg, 2. Auflage 2022, Die Leitlinie ist auch online verfügbar bei der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html Zugriff am (Datum): 28.06.2022