Sucht Ursachen

Wichtiges in 30 Sek.

  • Sucht-Ursachen sind vielschichtig und individuell.
  • Psychische, soziale und biologische bzw. genetische Faktoren bedingen einander.
  • Sucht-Ursachen zu erkennen, kann einer Abhängigkeit vorbeugen.
  • Abhängigkeitserkrankungen haben negative soziale, psychische und körperliche Folgen.
  • Eine Entzugstherapie identifiziert Sucht-Ursachen und unterstützt bei der Entwicklung von Verhaltensalternativen.

Was ist eine Sucht?

Unter Sucht versteht man das zwanghafte Verlangen nach der Einnahme bestimmter Substanzen sowie die Ausübung riskanter abhängiger Verhaltensweisen. Der Begriff Sucht wird oft synonym zu Abhängigkeit verwendet. Man unterscheidet zwischen stoffgebundenen Süchten, z. B. Alkohol-, Drogen- oder Medikamentensucht und nicht stoffgebundenen Süchten wie Esssucht, Kaufsucht, Spielsucht, Arbeitssucht, Onlinesucht etc.

Wie entsteht eine Sucht?

Die Ausbildung einer Suchterkrankung ist ein langsamer, oft schleichender Prozess, den Betroffene selten bewusst wahrnehmen. Der Gedanke ist immer: Ich kann ja jederzeit aufhören – mit dem Rauchen, dem Trinken, dem Glücksspiel oder dem Konsum von Drogen. Dass sie sich bereits in der Suchtspirale befinden, bemerken Betroffene oft erst, wenn sie längst die Kontrolle verloren haben und negative Konsequenzen sich nicht mehr leugnen lassen.

Biopsychosoziales Modell der Sucht

Die in der Vergangenheit oftmals angenommene „Sucht-Persönlichkeit“ gibt es nicht. Stattdessen geht die Suchtmedizin heute vom sogenannten biopsychosozialen Entstehungsmodell aus. Dieses beruht auf der Annahme, dass drei Arten von Faktoren bei der Entstehung einer Suchterkrankung zu berücksichtigen sind:

  • biologische Faktoren (zum Beispiel genetische Merkmale)
  • psychologische Faktoren (zum Beispiel Verhalten oder Einstellungen)
  • soziokulturelle Faktoren (zum Beispiel Freundeskreis oder sozialer Status)

Dabei sind die Sucht auslösende Faktoren von Mensch zu Mensch genauso verschieden wie deren Gewichtung.

Suchtdreieck nach Kielholz & Ladewig

Das Suchtdreieck (Sucht-Trias) von Kielholz und Ladewig macht deutlich, dass eine Suchtentwicklung ein komplexer Prozess ist, der durch Faktoren in den Bereichen Mensch, Mittel und Millieu beeinflusst wird. Der Mensch mit seinen körperlichen uns psychischen Voraussetzungen, das Suchtmittel mit seinen inhärenten Eigenschaften und seine Wirkung sowie das Millieu, also das soziale Umfeld, sind Bereiche, in denen verschiedene Risikofaktoren im Wechselspiel zu Sucht-Ursachen werden können.

Welche Ursachen gibt es für eine Suchterkrankung?

Die Abhängigkeit von Substanzen und Verhaltensweise ist in der Regel das Ergebnis einer langjährigen Entwicklung, bei der meist mehrere Faktoren in verschiedenen Bereichen zusammenkommen. Wie das  multifaktorielle biopsychosoziale  Modell zeigt, gibt es viele „Ursachen“ für die Entstehung einer Sucht.

 

 

Biologische Faktoren

Zu den biologischen Faktoren gehören alle körperlichen Voraussetzungen und Prozesse, die als Sucht-Ursachen identifiziert werden können. Ein Beispiel hierfür ist die genetische Disposition: Anhand von Zwillings- und Adoptionsstudien wurde bereits vor Jahren nachgewiesen, dass eine genetische Veranlagung zur Entwicklung einer Abhängigkeit existiert1. Mittlerweile wurden bestimmte Genotypen identifiziert, die etwa das Risiko einer Alkoholabhängigkeit erhöhen2.

Darüber hinaus spielen die Wirkmechanismen der Suchtmittel selbst eine Rolle: Rauscherzeugende Substanzen greifen aktiv in die Hirnchemie bzw. Stoffwechselvorgänge im Gehirn ein und lösen dadurch langfristig eine Abhängigkeit aus.

 

Psychologische Faktoren

Auf der psychischen Ebene gibt es verschiedene Risikofaktoren, die zur Entwicklung von Suchtverhalten beitragen können. Dazu gehören unter anderem:

  • Einstellungen
  • Selbstwert
  • Problemlösekompetenz
  • Strategien zur Stressbewältigung
  • Emotionale Reife bzw. Umgang mit Emotionen

Umwelt + soziale Faktoren

Auch die Umwelt kann einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob ein Mensch eine Abhängigkeit ausbildet oder nicht. Der Umgang mit Suchtmitteln innerhalb der Familie oder im Freundeskreis, die eigene berufliche oder soziale Situation, aber auch der gesellschaftliche Stellenwert und die Verfügbarkeit der Substanzen eine Rolle spielen.

Wechselspiel und gegenseitige Beeinflussung der Sucht-Ursachen

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass nicht ein einzelner Risikofaktor für die Ausbildung einer Suchterkrankung ursächlich ist. Ob jemand zu einer rauscherzeugenden Substanz greift und den Konsum bis zum Kontrollverlust betreibt, ist letztlich vom Zusammenspiel aller Risikofaktoren in den verschiedenen Bereichen gemäß dem biopsychosozialen Modell abhängig. Und gerade weil sich die einzelnen Faktoren auf so vielfältige Weise gegenseitig bedingen und beeinflussen können, ist die Entstehung von Suchterkrankungen immer individuell zu betrachten – es gibt nicht die eine Sucht-Ursache. Das ist insbesondere für die Behandlung der Erkrankung wichtig.

Alkohol trinken mit Depression: Frau steht vor geöffnetem Wein
Alkohol trinken mit Depression: Frau steht vor geöffnetem Wein

Welche Risiken birgt eine Sucht?

Das Problem mit suchterzeugenden Substanzen ist allein nicht die körperliche oder psychische Abhängigkeit. Der andauernde Konsum kann zu gravierenden körperlichen, psychischen und sozialen Schäden führen.

Körperliche Risiken der Sucht

Viele psychoaktive Substanzen haben schädliche Nebenwirkungen für den Körper. Welche körperlichen Folgen der andauernde Konsum im individuellen Fall haben kann, hängt vom Suchtmittel, der individuellen Disposition sowie der Konsumdauer und -dosis ab. Mögliche Folgen sind unter anderem:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Organschäden
  • Mangel- und Fehlernährung
  • erhöhtes Krebsrisiko
  • Schlaganfall
  • Tod (zum Beispiel durch Überdosis)
Entzug bei Amphetamin-Abhängigkeit: Depressive Frau
Entzug bei Amphetamin-Abhängigkeit: Depressive Frau

Psychische Risiken der Sucht

Drogen, Alkohol und andere rauscherzeugende Substanzen können langfristig zu schweren psychischen Erkrankungen führen. Depressionen, Angst- und Panikattacken, Persönlichkeitsveränderungen und Psychosen sind mögliche Folgen eines anhaltenden Konsums.

Soziale Risiken der Sucht

Personen, die von Drogen, Alkohol oder Medikamenten abhängig sind, rutschen häufig in eine soziale Isolation. Sie können ihren beruflichen oder schulischen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, verlieren ihren sozialen Status, können verarmen oder kriminell werden. Viele verlieren nach und nach ihren Freundeskreis sowie die Unterstützung ihrer Familie, was zur Aufrechterhaltung des problematischen Verhaltens beitragen kann.

Wie kann man einer Sucht effektiv vorbeugen und sie behandeln?

Wer Suchterkrankungen vorbeugen möchte, sollte auf den Konsum von Rauschmitteln verzichten und sensibel für potenziell suchtauslösendes Verhalten sein. Das gilt insbesondere für die Fälle, in denen Substanzen als „Problemlöser“ eingenommen werden. Eine psychotherapeutische Behandlung kann helfen, Verhaltensalternativen zu entwickeln.

Sollte der Konsum bereits überhandgenommen haben und das Risiko für eine Abhängigkeit bestehen, empfiehlt sich ein qualifizierter Entzug mit psychischer Entwöhnung. Dabei entgiften Betroffene nicht nur vom jeweiligen Suchtmittel, sondern gehen auch den individuellen biologischen, sozialen und psychischen Ursachen für die Sucht auf den Grund. So können Verhaltensalternativen entwickelt werden, die ein Leben ohne Rauschmittel ermöglichen.

Wo finden Betroffene und Angehörige Hilfe?

Erste Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige können der Hausarzt, ein Psychotherapeut oder Suchtberatungsstellen sein. Hier gibt es alle wichtigen Informationen rund um die Erkrankung sowie hilfreiche Tipps zum weiteren Vorgehen. Alternativ können Betroffene sich mit ihrem Problem direkt an Entzugskliniken wenden. Private Suchtkliniken ermöglichen häufig einen besonders raschen, unbürokratischen Behandlungsbeginn.

Quellenliste

1 Kiefer, Falk et al. „Alkoholismus-Forschung, aktuelle Befunde, künftige Perspektiven“, Springer Medizin, e.Medpedia, 2016, https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/alkoholismus-forschung-aktuelle-befunde-kuenftige-perspektiven?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_61 (Datum des Zugriffs: 19.03.2024)

2 Gensthaler, Brigitte „Sucht. Was die Gene dazu sagen“, PZ Pharmazeutische Zeitung, 04.10.2021, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-die-gene-dazu-sagen-128389/ (Datum des Zugriffs: 19.03.2024)