Wann ist ein Tavor®-Entzug zu Hause unter ärztlicher Überwachung nicht möglich?
Ob ein Tavor®-Entzug zu Hause unter ärztlicher Überwachung gelingen kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielen die Dauer und Dosis der Einnahme, das Lebensalter, die häusliche Situation des Patienten, eventuelle Begleiterkrankungen und Mehrfachabhängigkeiten eine Rolle für die Erfolgsprognose der Behandlung. Grundsätzlich sollte ein Tavor®-Entzug zu Hause nur unter engmaschiger, d. h. täglicher Kontrolle durch den behandelnden Arzt und mit medikamentöser Unterstützung erfolgen. Dabei muss allerdings erwähnt werden, dass der Hausarzt in Sachen Suchttherapie normalerweise nicht dieselbe Expertise aufweisen kann, wie die Ärzte einer spezialisierten Klinik.
Dauer der Einnahme
Viele Patienten leiden unter einer Niedrigdosisabhängigkeit (low dose dependency) von Tavor® und nehmen das Schlaf- und Beruhigungsmittel seit langen Jahren ein, so dass der Körper bereits Wirkstoffdepots aufgebaut hat. Das kontrollierte Ausschleichen gestaltet sich somit noch schwieriger und langwieriger. Im Gegensatz zum ambulanten Entzug erfolgt der Tavor®-Entzug in einer Klinik in der Regel anhand festgelegter Medikamentenpläne, in denen genau definiert ist, wann und in welcher Höhe die Dosis reduziert wird.
Ebenso ist bei einer längeren Einnahme mit stärkeren Entzugssymptomen zu rechnen als bei einer relativ kurzen Anwendung des Medikaments. In einer auf die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen fokussierten Einrichtung können deutlich wirkungsvollere Medikamente zur Linderung der Entzugserscheinungen verordnet werden. Je nach Klinik können die Symptome zusätzlich durch begleitende Therapieangebote abgeschwächt werden oder die Sucht unterstützende Begleiterkrankungen mitbehandelt werden.
Dosierung
Auch im Falle einer Hochdosisabhängigkeit ist von einem Tavor®-Entzug zu Hause abzuraten, da es hier oft durch die hohe Dosis zu einem Kontrollverlust gekommen ist. Dem Patienten wird es ohne permanente ärztliche und therapeutische Betreuung also äußerst schwerfallen, das Mittel kontrolliert abzusetzen.
Lebensalter
Viele Tavor®-Patienten befinden sich bereits im höheren Lebensalter und unterliegen damit besonderen Risiken. Zum einen ist der allgemeine gesundheitliche Zustand meist deutlicher schlechter als bei jüngeren Patienten und häufig von Multimorbidität geprägt. Zum anderen wird das Medikament viel langsamer abgebaut als in jungen Jahren, so dass ein ambulanter Entzug für ältere Menschen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein kann.
Lebensumfeld
Alleinlebende Menschen und Betroffene mit familiären Problemen sind bei einem stationären Entzug ebenfalls besser aufgehoben. Im ersten Fall fehlt die emotionale Ansprache zu Hause und die Hilfe in Notfällen (Halluzinationen, epileptische Anfälle), im zweiten Fall können sich die Betroffenen nur im geschützten Rahmen einer Klinik vollständig auf ihre Behandlung konzentrieren.
Begleiterkrankungen
Üblicherweise wird Tavor® nur dann verordnet, wenn bereits Begleit- bzw. Vorerkrankungen in Form von Angst oder Schlafstörungen vorhanden sind. Ob der Entzug unter der Kontrolle eines Arztes zu Hause durchgeführt werden kann, entscheidet demnach die Stärke und Ausprägung der Krankheit. Aus Sicherheitsgründen ist bei schlimmen Verläufen immer ein stationärer Aufenthalt vorzuziehen.
Mehrfachabhängigkeiten
Obwohl die meisten Patienten mit einer Tavor®-Abhängigkeit ausschließlich an einer Medikamentenabhängigkeit leiden, wird Tavor® in bestimmten Kreisen als sogenannter Downer zum Stimulanz Kokain eingenommen. Auch der Konsum von Tavor® und Alkohol ist häufig. Prinzipiell schließt ein Mischkonsum einen Tavor®-Entzug zu Hause aus.