Alkoholsucht

Mischkonsum

Das Wichtigste in Kürze

  • Mischkonsum (multipler Substanzgebrauch) kann gravierende Auswirkungen auf den Körper haben.
  • Auch der Mischkonsum von Alkohol und Medikamenten bringt enorme Wechselwirkungen mit sich.
  • Kombinationen von zwei Drogen mit gegenteiliger Wirkung bergen für den Körper besondere Gefahren.
  • Je mehr unterschiedliche Drogen miteinander eingenommen werden, desto höher ist das Risiko.
  • Viele Medikamente vertragen sich im Körper nicht miteinander und können in Kombination zum Tod führen.
  • Der Prozess einer Mehrfachabhängigkeit verläuft meist schleichend und wird lange Zeit nicht erkannt.
Medikamente bei Alkoholentgiftung: Mann mit Tabletten und Wein
Medikamente bei Alkoholentgiftung: Mann mit Tabletten und Wein

Multipler Substanzgebrauch ist weit verbreitet

Eine Flasche Bier und dazu ein Joint zur Entspannung; ein paar Gläser Sekt und dazu etwas Kokain, um für die anstehende Party in Stimmung zu kommen – Mischkonsum psychotroper Substanzen ist nicht nur ein weit verbreitetes, sondern auch ein besonders gefährliches Phänomen. Wer unterschiedliche Drogen miteinander kombiniert, sorgt automatisch für Wechselwirkungen oder eine Verstärkung der Wirkung. Welche Auswirkungen das hat, lässt sich nur selten vorhersagen. Fest steht allerdings, dass Drogen/Alkohol- und Medikamentencocktails für die eigene Gesundheit ein hohes Risiko mit sich bringen.

Was versteht man unter Mischkonsum?

Wer Ecstasy und Kokain, Heroin und Alkohol, Alkohol und Tabak oder Cannabis, LSD und Medikamente in beliebiger Reihenfolge miteinander konsumiert, pflegt einen sogenannten Mischkonsum. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch von multiplem Substanzgebrauch gesprochen. Charakteristisch für diese Form des Konsums ist, dass wenigstens zwei, oftmals aber auch noch mehr psychotrope (das zentrale Nervensystem beeinflussende) Substanzen kombiniert werden.

So gilt bereits der Konsum einer Flasche Bier gemeinsam mit einem Joint in geselliger Runde als eine Form des multiplen Substanzgebrauchs, der gravierende Auswirkungen auf den Körper haben kann. Fast die Hälfte der Cannabis-Konsumenten konsumiert gleichzeitig Alkohol1. Doch nicht nur bei einer Kombination aus Alkohol und illegalen Drogen (Amphetaminen, Cannabis, Ecstasy, LSD, Heroin, Kokain etc.), sondern ebenso beim gleichzeitigen Konsum von Alkohol und Medikamenten sind die möglichen Wechselwirkungen enorm.

Wie gefährlich ist multipler Substanzgebrauch?

Studien zeigen, dass viele Konsumenten von Rauschmitteln sich der Gefahr, die der multiple Substanzgebrauch mit sich bringt, nicht bewusst sind. Doch dieser kann tödlich enden. Ein Problem, das vermehrt Jugendliche und junge Erwachsene betrifft.

  • Problem: Wirkungsverstärkung
    • Wenn psychoaktive Substanzen gleichzeitig eingenommen werden, besteht die Gefahr einer Überdosierung. Das gilt insbesondere im Zusammenhang mit der oft gesteigerten Risikobereitschaft, die durch viele Rauschmittel ausgelöst wird. Betroffene sind nach dem Konsum einer Substanz eher bereit, noch eine weitere einzunehmen2. Da zudem Gedächtnislücken auftreten können, wird die bereits eingenommene Dosierung oft nicht mehr korrekt erinnert. Dadurch besteht ein zusätzliches Risiko für Wirkungsverstärkung und Überdosierung.
  • Problem: Wechselwirkungen
    • Wechselwirkungen sind ein weiteres Problem, den der Konsum psychoaktiver Substanzen auslösen kann. Von Wechselwirkungen spricht man immer dann, wenn zwei oder mehr unterschiedliche Komponenten, in diesem Fall Rauschmittel, miteinander in Interaktion treten und sich gegenseitig beeinflussen. Diese Wechselwirkungen sind oft nicht vorhersehbar. Bei manchen Wirkstoffkombinationen ist jedoch bekannt, dass sie unbehandelt zum Tode führen können./li>
  • Problem: Streckmittel
    • Nicht nur illegale Drogen werden heutzutage auf dem Schwarzmarkt erworben. Auch viele psychoaktive Medikamente sind mittlerweile über Dealer erhältlich. Viele der Substanzen sind mit weiteren Inhaltsstoffen gestreckt. Diese Streckmittel bringen eine zusätzliche Wirkstoffkomponente ins Spiel, die weitere Wechselwirkungen hervorrufen kann. Darüber hinaus sind viele Streckmittel (zum Beispiel Rattengift) bereits für sich genommen extrem gesundheitsschädlich.
  • Problem: Abhängigkeitssyndrom
    • Viele psychotrope Substanzen bergen das Risiko, eine Abhängigkeitserkrankung zu fördern. Dieses Risiko steigt umso stärker an, je mehr Substanzen (gleichzeitig) eingenommen werden. Findet der Konsum wiederholt gleichzeitig statt, droht sogar eine Mehrfachabhängigkeit. Diese ist schwerer zu behandeln als eine singuläre Abhängigkeit.

Warum ist der multiple Substanzgebrauch so weit verbreitet?

Drogen und Alkohol gehören für viele Menschen zusammen. Das liegt daran, dass Alkoholkonsum hierzulande nicht nur weit verbreitet, sondern bisweilen sogar ritualisiert ist. Beim gemütlichen Beisammensein mit Freunden, bei Geschäftsessen oder auf Partys werden Bier, Wein und Schnaps auch gern mal in größeren Mengen getrunken. Die enthemmende Wirkung, die Alkohol mit sich bringt, sorgt dafür, dass die Hemmschwelle gegenüber dem Konsum anderer psychotroper Substanzen sinkt. Das Risiko scheint plötzlich kleiner, die Lust, etwas Neues auszuprobieren, steigt.

Insbesondere Cannabis, aber auch andere Drogen wie die typischen Partydrogen Ecstasy, LSD oder MDMA werden zusammen mit Alkohol konsumiert. Der multiple Substanzgebrauch geschieht meist spontan und ungeplant. Weiterhin gibt es den gezielten Mischkonsum, um spezifische Wirkungen zu erzielen. Vor allem, wenn Medikamente mit Alkohol oder anderen Drogen konsumiert werden, wird von den Konsumenten ein verstärkter oder länger anhaltender Wirkungseffekt angestrebt.

Welcher Mischkonsum von Drogen ist typisch?

Wenn verschiedene psychoaktive Substanzen in Form illegaler Drogen miteinander kombiniert werden, geht es meist um eine Intensivierung oder eine Effektbeschleunigung der Wirkstoffe. So werden zum Beispiel Ecstasy oder MDMA und LSD als sogenannter „Candyflip“ zusammen eingenommen, um die euphorische Wirkung des MDMAs bzw. der Ecstasy-Pillen zu verstärken. Die Kombination aus Heroin und Kokain, die auch als „Speedball“ bezeichnet wird, ist ebenfalls ein Beispiel für diese Kategorie. Charakteristisch für diese riskante Kombination ist, dass zwei Drogen mit gegenteiliger Wirkung kombiniert werden, was für den Körper eine enorme Belastung bedeutet und ein großes gesundheitliches Risiko birgt.

Warum werden Drogen kombiniert konsumiert?

Ein möglicher Grund für den Mischkonsum von Drogen besteht darin, die Folgen des Drogenmissbrauchs abzumildern. So wird beispielsweise oftmals Cannabis geraucht, um entspannter vom Drogentrip runterzukommen. Je mehr Drogen miteinander eingenommen werden, desto mehr Risiken birgt der Konsum. Schließlich sind die meisten Drogen nicht „rein“, sondern zeichnen sich durch eine Mischung unterschiedlicher Substanzen aus. So sind Kokain und Heroin genauso wie Ecstasy häufig mit zahlreichen Stoffen gestreckt bzw. vermischt, die ebenfalls gefährliche Wechselwirkungen in den Drogencocktail einbringen können.

Welcher Mischkonsum ist bei Medikamenten typisch?

Medikamente bringen in der Regel nicht nur zahlreiche Nebenwirkungen für Patienten mit sich, sondern auch sogenannte Kontraindikationen und Gegenanzeigen. Diese geben an, wann bestimmte Medikamente nicht eingenommen werden dürfen. Trotzdem entscheiden sich viele Menschen immer wieder dazu, Medikamente miteinander zu kombinieren, die eigentlich nicht zusammen eingenommen werden sollten. Vielfach ist der Mischgebrauch bereits von vornherein suchtinduziert, sprich, als Folge einer Abhängigkeit zu verstehen. Ist dies nicht der Fall, erhoffen sich die Konsumenten von dem multiplen Medikamentengebrauch meist eine gesteigerte Wirkung und positive Effekte auf ihr Leiden. Dabei vertragen sich viele Medikamente im Körper nicht miteinander und können sogar zum Tode führen.

Ecstasy Entzugserscheinungen: Frau alleine mit Panikattacke
Ecstasy Entzugserscheinungen: Frau alleine mit Panikattacke

Sind tödliche Wechselwirkungen beim Mischkonsum mit Medikamenten möglich?

Besonders gefährlich ist die Kombination aus Benzodiazepinen und Opiaten. Benzodiazepine werden meist zur Behandlung von Angststörungen verschrieben, Opiate wiederum sind starke Schmerzmittel. Beide Medikamente besitzen ein hohes Abhängigkeitspotenzial und sollten schon allein deshalb nicht gemeinsam konsumiert werden. Durch den gleichzeitigen Gebrauch erhöht sich nicht nur das Risiko einer Mehrfachabhängigkeit, sondern auch die sedierende Wirkung beider Medikamente. In der Folge können Störungen des Herz-Kreislaufsystems und der Atmung bis hin zur Atemdepression auftreten, die unbehandelt binnen kurzer Zeit zum Tode führen kann.

Wie werden Drogen und Medikamente mit Alkohol kombiniert?

Die häufigste Form des multiplen Substanzgebrauchs tritt im Zusammenhang mit Alkohol auf. Beispielsweise gehören Bier und Cannabis für die meisten Konsumenten von Haschisch und Marihuana genauso zusammen wie ein gutes Glas Wein und eine Schlaftablette für Menschen, die unter Schlafstörungen leiden. Sowohl die Kombination mit Drogen als auch die kombinierte Einnahme mit verordneten Arzneimitteln ist mit vielen Risiken verbunden.

  • Mix aus Alkohol und Medikamenten
    • Beim Mischkonsum von Alkohol und Medikamenten können Schäden an der Leber oder anderen Organen sowie der Psyche auftreten. Insbesondere in Zusammenhang mit Opiaten oder Benzodiazepinen kann die Atemfunktion durch den gleichzeitigen Konsum von Alkohol gestört werden. Atemstillstand und Tod sind mögliche Folgen. Alkoholmissbrauch bei gleichzeitiger Einnahme von Tabletten ist häufig Ausdruck einer psychischen Störung. Anders als bei der Kombination aus Drogen und alkoholhaltigen Getränken werden meist keine Rauschzustände gewünscht.
  • Mix aus Alkohol und Drogen
    • Auch der Mix aus Drogen und Alkohol birgt eine große Gefahr. Wer Drogen wie Cannabis, Speed, Crystal Meth oder Kokain mit Alkohol kombiniert, wird mit einer unterdrückten Rauschwirkung des Alkohols konfrontiert. Die Betroffenen merken nicht, wie viel Promille sie bereits im Blut haben und trinken einfach immer weiter. Das kann zu einer Alkoholvergiftung, aber auch zu daraus resultierenden Unfällen vor allem im Straßenverkehr führen. Darüber hinaus können die möglichen psychischen Nebenwirkungen eines Drogenkonsums durch die gleichzeitige Einnahme von Alkohol verlängert oder verstärkt werden. Der sogenannte „Hangover“ ist hiervon ebenso betroffen, wie das mögliche Auftreten von schweren psychischen Störungen wie Halluzinationen oder langanhaltenden Psychosen.
Kokain Entzug: Frau mit Karte hinterfragt Konsum
Kokain Entzug: Frau mit Karte hinterfragt Konsum

Wie schnell führt der Mischkonsum zu einer Mehrfachabhängigkeit?

Alkohol, Drogen, Medikamente – all diese drei Substanzen bergen bereits für sich genommen ein hohes Risiko für eine Abhängigkeit. Werden diese Substanzen selbst in kleinen Mengen miteinander kombiniert und konsumiert, kann dies in einer sogenannten Mehrfachabhängigkeit münden. Sofern wenigstens drei verschiedene psychotrope Substanzen im Spiel sind, sprechen Mediziner auch von einer Polytoxikomanie. Häufig verbreitet ist die Mehrfachabhängigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So zeigt etwa der Suchtbericht der Stadt Dresden aus dem Jahr 2022, dass multipler Substanzgebrauch bei Menschen zwischen 18 und 25 Jahren besonders häufig für eine Krankenhauseinweisung mit Diagnose psychische und Verhaltensstörungen in Folge von legalem und illegalem Substanzgebrauch verantwortlich ist3.

Doch auch ältere Menschen, die verschiedene Medikamente zusammen konsumieren und dazu Alkohol trinken, unterliegen dem Risiko einer Mehrfachabhängigkeit. Der Prozess verläuft meist schleichend und die Abhängigkeit wird lange Zeit nicht erkannt. Das gilt insbesondere für die Einnahme psychotroper Substanzen, die gesellschaftlich allgemein akzeptiert sind, wie Alkohol oder Medikamente.

Wie wird eine Mehrfachabhängigkeit durch Mischkonsum behandelt?

Eine Mehrfachabhängigkeit kann, wie eine singuläre Sucht, nur durch einen qualifizierten Entzug in einer Suchtklinik behandelt werden. Dabei wird der Körper unter ärztlicher Überwachung und engmaschiger Kontrolle der Vitalfunktionen gleichzeitig von beiden Substanzen entgiftet. Parallel zum körperlichen Entzug erfolgt eine umfassende Entwöhnungsbehandlung, in der die psychischen Ursachen und Begleiterkrankungen des gefährlichen Mischkonsums aufgearbeitet werden.

ADHS und Sucht: Mann trink während der Arbeit
ADHS und Sucht: Mann trink während der Arbeit

Warum ist eine Kombination aus Entgiftung und Entwöhnung sinnvoll?

In der Therapie werden destruktive Verhaltensmuster durch konstruktive Lösungsstrategien ersetzt und die Rückkehr in den Alltag durch die Erstellung eines umfangreichen Nachsorgekonzepts vorbereitet. Aufgrund der starken Belastung für den Körper und die Psyche durch Mischkonsum, sollte die Therapie so schnell wie möglich durchgeführt werden. Weitere Informationen zum Thema erhalten Betroffene bei ambulanten Beratungsstellen, Suchtmedizinern und Entzugskliniken.

Quellenliste

1 drugcom.de, https://www.drugcom.de/wissen/mischkonsum/die-studie/ (Datum des Zugriffs: 20.10.2023)

2 Marthaler, Marc et al. „Medikamente und Mischkonsum“, Informationsblatt, Infodrog Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht, 2023, CH-3007 Bern, S. 3, https://www.infodrog.ch/files/content/ff-de/2020-11_faktenblatt-mischkonsum-prof_de.pdf (Datum des Zugriffs: 20.10.2023)

3 Landeshauptstadt Dresden „Suchtbericht 2022“, Amt für Gesundheit und Prävention, Koordination Suchthilfe/Suchtprävention, Dresden, Oktober 2022, S. 16 f., https://www.dresden.de/media/pdf/gesundheit/SPDi/sucht/Suchtbericht_2022.pdf (Datum des Zugriffs: 20.10.2023)

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