Wie verläuft ein erfolgreicher Tavor®-Entzug?
Ein erfolgreicher Tavor®-Entzug verläuft im Gegensatz zu einem kalten Entzug nicht in einem, sondern in vier unterschiedlichen Schritten, die ärztlich und therapeutisch begleitet werden. Die Prognosen für eine nachhaltige Abstinenz sind im Vergleich zu anderen Suchtmitteln sehr hoch, was im Übrigen für jeden Benzodiazepin-Entzug gilt.
Motivationsphase
Viele Patienten, die Tavor® langfristig gegen Ängste, Depressionen oder Schlafstörungen einnehmen, rechtfertigen ihren Konsum mit ihrer medizinischen Indikation und der Verordnung des Arztes. Bis die Betroffenen zu der Einsicht gelangen, dass die Anwendung von Lorazepam keine dauerhafte Lösung ist und sich daher unbedingt etwas ändern muss, geht häufig eine lange Zeit ins Land. Damit eine Therapie überhaupt wirksam werden kann, muss die Erkrankung also zunächst erkannt und beendet werden wollen. Diese sogenannte Motivationsphase geht dem eigentlichen Tavor®-Entzug voraus. In ihr setzen sich die Betroffenen konstruktiv mit ihrer Tavor®-Abhängigkeit auseinander und fassen den Entschluss, eine Entzugsbehandlung durchzuführen. Einige Suchtkranke werden in der Entscheidungsfindung von ihren Angehörigen unterstützt, andere suchen eine Suchtberatung, Suchtklinik oder den Hausarzt auf und manche fassen den Entschluss zum Entzug allein.
Entgiftungsphase
Während der Entgiftungsphase wird die tägliche Dosierung nach und nach heruntergefahren bzw. ausgeschlichen, um die Absetzerscheinungen so gering wie möglich zu halten. In vielen Kliniken kommen für das Ausschleichen eigens entwickelte Tavor®-Schemata zum Einsatz, in denen genau festgelegt ist, wie und an welchen Tagen die Dosis verringert wird. Während der Entgiftung werden die Vitalparameter engmaschig überwacht, so dass bei möglichen gesundheitlichen Problemen sofort regulierend eingegriffen werden kann.
Entwöhnungsphase
Während der Entwöhnung von Lorazepam werden die Ursachen der Benzodiazepin-Abhängigkeit in einer intensiven Psychotherapie individuell erarbeitet und therapeutisch behandelt. Durch dieses Wissen können negative Konsummuster hinterfragt und aufgebrochen werden und durch „gesunde“ Verhaltensweisen ersetzt werden. Statt zur Tavor®-Tablette oder Tavor® Expidet zu greifen, kann das Gespräch mit der Familie oder guten Freunden gesucht, ein Spaziergang an der frischen Luft gemacht oder sich durch eine Meditation entspannt werden. In diesem Zusammenhang wird auch die Grunderkrankung psychotherapeutisch und ggf. mit nicht abhängig machenden Medikamenten behandelt, so dass sich die Auslöser für die Einnahme von Benzodiazepinen nach und nach verringern. Begleitende Therapien wie Sport-, Musik- oder Kunsttherapie verdeutlichen den Betroffenen, dass es alternativ zum Suchtmittel viele Möglichkeiten gibt, das Leben zu genießen und sie sich dafür lediglich öffnen müssen.
Nachsorgephase
Patienten, die langfristig Benzodiazepine oder andere psychoaktive Substanzen konsumieren, programmieren das Belohnungssystem im zentralen Nervensystem gewissermaßen um. Das Gehirn der Betroffenen lernt, den Substanzkonsum mit einer Belohnung gleichzusetzen, die um ein Vielfaches stärker empfunden wird als natürliche Reize. Durch dieses sogenannte Suchtverlangen (Craving) können selbst abstinente Suchkranke – unabhängig vom jeweiligen Suchtstoff – nie als vollständig geheilt betrachtet werden, sondern müssen sich ihr ganzes Leben lang mit ihrer Krankheit auseinandersetzen. In einer ambulanten Nachsorge, in der das während des Benzodiazepins-Entzugs Gelernte vertieft wird, lernen die Betroffenen mit Hilfe eines Nachsorgetherapeuten, während alltäglicher Stresssituationen nicht erneut zu Lorazepam zu greifen. Unterstützend wirkt ebenfalls der Besuch einer Selbsthilfegruppe oder eines Rückfallpräventionskurses.