Medikamentensucht

Opiatabhängigkeit

Opiatabhängigkeit – Das Wichtigste in Kürze

  • Opiatabhängigkeit gilt als psychische Erkrankung. Kostenübernahme gesetzlich gesichert
  • Symptome der Abhängigkeit: Substanzverlangen, Kontrollverlust über Einnahme, Entzugserscheinungen bei Konsumstopp, stetig steigende Dosis
  • Begleiterkrankungen bei Opiatabhängigkeit: Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen
  • Entzugs-Symptome: Knochen- und Muskelschmerzen, Zuckungen, Krämpfe der Muskeln, tränende Augen, Magen-Darm-Beschwerden, Fieber und erhöhte Temperatur, beschleunigter Puls, beschleunigte Atmung, Schock
  • Opiatentzug ärztlich begleitet in Klinik: Entgiftung, Entwöhnung, ambulante Nachsorge
  • Heroinabhängigkeit-Entzug in Klinik: Besondere Hilfe durch Substitutionstherapie mit Methadon oder Polamidon

Was ist eine Opiatabhängigkeit?

Eine Opiatabhängigkeit bezeichnet die Sucht nach einem Opiat / Opioid und gilt als psychische Erkrankung. Somit hat jeder Betroffene den Anspruch auf eine Behandlung durch gesetzliche Kostenträger. Die bekanntesten Symptome der Abhängigkeit sind ein starkes Substanzverlangen, ein Kontrollverlust über die Einnahme, Entzugserscheinungen bei einem Konsumstopp und eine Toleranzentwicklung.

Wie entsteht eine Opiatsucht?

Opiate und Opioide wirken auf das zentrale Nervensystem des Menschen und blockieren durch das Andocken an den Opioid-Rezeptoren die Weiterleitung von Schmerzsignalen. Einer Studie zufolge kommt es bei einer langfristigen Einnahme von Morphin und synthetisch hergestellten Opioiden allerdings zu einer Desensibilisierung der Opioidrezeptoren. Auf diese Weise wird die Wirkung der Substanz immer geringer und kann nur durch eine Steigerung der Dosis erhalten werden; ein Behandlungsverlauf, der das Risiko einer Suchtentwicklung erheblich steigert.

Neben ihrer schmerzlindernden Wirkung machen einige Opiate euphorisch und dämpfen Unruhe, Angst und schlechte Stimmung. Zahlreiche Betroffene, die das Opiat ursprünglich wegen ihrer Schmerzen einnahmen, möchten auf Dauer nicht mehr auf die stimmungshebende Wirkung des jeweiligen Analgetikums verzichten. Ein typisches Beispiel dafür ist Heroin, das einst als Schmerzmittel verordnet wurde, heute jedoch nur noch als Droge konsumiert wird.

Welche Arten einer Opioidabhängigkeit gibt es?

Bei der Opiatabhängigkeit wird zwischen einer Niedrigdosisabhängigkeit (low dose dependency) und einer Hochdosisabhängigkeit (high dose dependency) unterschieden. Erstere wird vorwiegend der Medikamentensucht zugerechnet. Der Wirkstoff wird nach ärztlicher Verordnung eingenommen und nicht eigenmächtig höher dosiert. Die Patienten bewältigen ihren Alltag gut und man sieht ihnen ihre Sucht von außen oft nicht an.

Bei einer Hochdosisabhängigkeit wird die Dosierung ohne Absprache mit dem verordnenden Mediziner gesteigert. Ursachen sind meist die einsetzende Toleranz und / oder der Wunsch nach einer stärkeren euphorisierenden Wirkung. Wird der Wirkstoff von vornherein zu Rauschzwecken eingenommen, ist bereits die Einstiegsdosis deutlich höher als bei einer Medikamentenabhängigkeit.

ADHS und Sucht Klinik: Frau in Gesprächstherapie
ADHS und Sucht Klinik: Frau in Gesprächstherapie

Wie wird eine Opiatabhängigkeit diagnostiziert?

Anders als zahlreiche andere Erkrankungen wird eine Opiatabhängigkeit oft erst sehr spät diagnostiziert, da die Betroffenen durch die ärztliche Verordnung zunächst nicht im Geringsten an eine Medikamentensucht denken. Die Probleme treten erst dann auf, wenn das Opioid abgesetzt werden soll oder es durch die lange Einnahme zu Nebenwirkungen kommt.

Bei einem absichtlichen Missbrauch befinden sich viele Betroffene am Tiefpunkt ihres Lebens, bis sie sich eingestehen, dass ein Drogenproblem besteht und professionelle Hilfe notwendig ist. Durchschnittlich liegen über 10 Jahre zwischen dem Konsumbeginn und der Inanspruchnahme der Suchthilfe.

Die Diagnostik selbst erfolgt über das ICD-10, dem Diagnose-Manual der WHO, in dem die Suchtkriterien wie folgt definiert sind:

  • Starkes Verlangen nach der Substanz (Craving)
  • Kontrollverlust über die Konsummenge
  • Toleranzentwicklung
  • Entzugserscheinungen bei Abstinenz
  • Fortführen der Einnahme trotz schädlicher Folgen
  • Zunehmende Fokussierung auf den jeweiligen Suchtstoff

Eine Opiatabhängigkeit liegt immer dann vor, wenn drei der genannten Kriterien innerhalb des vergangenen Jahres gemeinsam aufgetreten sind. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um eine Medikamentensucht oder Drogenabhängigkeit handelt.

Was sind die Risiken einer Opiatabhängigkeit?

Obwohl Opiate und Opioide nicht organtoxisch wirken und meist nur mit geringen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Verstopfung und Appetitlosigkeit einhergehen, sind die Risiken einer Opiatabhängigkeit nicht zu unterschätzen. Wird die Substanz zu hoch dosiert, kann es zu einer

  • Atemdepression,
  • Bradykardie,
  • Hypotonie und schlimmstenfalls
  • einer tödlichen Überdosierung

kommen.

Wie die Opioidkrise in den USA zeigt, verläuft der Übergang vom medizinisch indizierten bis zum schädlichen Gebrauch dabei häufig fließend. Im Falle von Heroin kann es durch gemeinsam genutzte Spritzen zu Hepatitis B, Hepatitis C oder Aids kommen. Ebenso entwickeln sich durch die intravenöse Gabe oft Abszesse.

Weitere Folgen der Opiatabhängigkeit sind im sozialen Bereich angesiedelt. Nicht selten führt die alleinige Fokussierung auf die Substanz zu einer Vernachlässigung finanzieller und sozialer Pflichten. Mögliche Folgen sind der Verlust des Arbeitsplatzes, die Entfremdung von der Familie und eine zunehmende soziale Isolation.

Welche Begleiterkrankungen treten gemeinsam mit einer Opiatabhängigkeit auf?

Psychiatrische Komorbiditäten sind typisch für eine opioide Sucht. So leiden mehr als die Hälfte aller von einer Opioid-Abhängigkeit Betroffenen an einer begleitenden psychischen Störung, die entweder zur Entstehung der Abhängigkeit beigetragen hat oder umgekehrt erst durch die Substanzstörung hervorgerufen wurde. Besonders häufig vertreten sind affektive und Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen. Da beide Indikationen eng miteinander verknüpft sind, spricht man auch von einer Doppeldiagnose. Die Behandlung erfolgt gemeinsam, um einen Ping-Pong-Effekt zwischen beiden Krankheitsbildern zu vermeiden.

Wie wird eine Opiatsucht behandelt?

Die Behandlung Opiatabhängiger erfolgt entweder über einen klassischen Opiatentzug, bestehend aus Entgiftung, Entwöhnung und ambulanter Nachsorge, oder bei einer Heroinabhängigkeit aus einer Substitutionstherapie mit Methadon oder Polamidon. Diese wird jedoch nur dann bewilligt, wenn die Abhängigkeit mit anderen Therapien nicht erfolgreich behandelt werden kann. Beide Behandlungssysteme sind eigenständig und werden unabhängig voneinander durchgeführt. Da Methadon und Polamidon ein hohes Suchtpotenzial besitzen, ist die Substitutionsbehandlung aber mittlerweile medizinisch umstritten.

Die Entzugstherapie erfolgt in der Regel stationär und kann entweder in öffentlichen Einrichtungen oder in privaten Drogenentzugskliniken durchgeführt werden. Der maßgebliche Unterschied besteht darin, dass die Entzugsbehandlung von Krankenkasse und Rentenversicherung zweigeteilt in unterschiedlichen Institutionen vonstattengeht. Dazwischen liegt eine mehrwöchige Wartezeit, in der ein hohes Rückfallrisiko besteht. Auch die Gefahr einer tödlichen Überdosierung ist hoch, da für den Körper die durch die Entgiftung und den damit verbundenen Abbau der Toleranz ursprünglich gut vertragene Dosis auf einmal viel zu hoch ist. Anders sieht es aus in privaten Suchtkliniken, da hier Entgiftung und Entwöhnung in einem Behandlungsschritt und bei denselben Ärzten und Therapeuten stattfinden. Diese Art des Entzugs verläuft für den Opiatabhängigen komplikationsärmer und erfolgreicher im Sinne einer nachhaltigen Abstinenz.

Welche Symptome sind mit einem Opiatentzug verbunden?

Das Entzugssyndrom während eines körperlichen Entzugs ist spätestens nach 2 Wochen überstanden. Je nach Patient treten die ersten Entzugserscheinungen 4 bis 6 Stunden nach dem letzten Konsum auf. Zu den hauptsächlichen Symptomen zählen:

  • Knochen- und Muskelschmerzen
  • Zuckungen und Krämpfe der Muskeln
  • Tränende Augen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Fieber und erhöhte Temperatur
  • Beschleunigter Puls und beschleunigte Atmung
  • Schock

Die Ausprägung und Art der Symptome variiert von Patient zu Patient und richtet sich nach der jeweiligen Droge, der Dauer und Höhe des Gebrauchs, dem Lebensalter und der individuellen gesundheitlichen Konstitution. Zur Linderung der Entzugserscheinungen werden Medikamente gegeben und begleitende Therapien wie neuro-elektrische Stimulation (NES), Akupunktur oder Biofeedback angeboten.

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