Alkoholsucht

Komasaufen

Wichtiges in 30 sec.

  • Komasaufen ist exzessiver Alkoholkonsum innerhalb eines kurzen Zeitraums.
  • Trotz rückläufiger Zahlen sind insbesondere Kinder und Heranwachsende gefährdet.
  • Auch bei Erwachsenen stellt das Komatrinken ein gravierendes Problem dar.
  • Es drohen Alkoholvergiftung, körperliche und psychische Schäden sowie Abhängigkeit.
  • Eine zeitnahe Behandlung ist vor allem bei Kindern wichtig, um bleibende Schäden zu verhindern

Was ist Komasaufen?

Als Komasaufen gilt der absichtlich erhöhte Konsum alkoholischer Getränke, um einen Rauschzustand zu erwirken. Oft wird in diesem Zusammenhang auch vom „Rauschtrinken“ oder „Kampftrinken“ gesprochen. Komasaufen wird vielfach als Phänomen unter Jugendlichen bezeichnet, doch auch unter Erwachsenen ist diese Form des Alkoholmissbrauchs verbreitet. Mögliche Risiken sind Alkoholvergiftung und -abhängigkeit.

Was ist der Unterschied zwischen Komasaufen und Binge Drinking?

Es gibt keinen Unterschied zwischen Komasaufen und Binge Drinking – vielmehr handelt es sich hierbei um zwei unterschiedliche Bezeichnungen für ein und dieselbe Form des Alkoholmissbrauchs. Charakteristisch ist der erhöhte Konsum alkoholischer Getränke innerhalb kurzer Zeit, wobei zumeist von mindestens 5 Getränken pro Trinkgelegenheit ausgegangen wird. Eine andere Definition beschreibt das Komatrinken als Alkoholkonsum, der eine Blutalkoholkonzentration von mehr als 0,8 Promille zur Folge hat.

Das Konzept Komasaufen oder Kampftrinken wird üblicherweise mit Jugendlichen assoziiert, die absichtlich große Mengen Alkohol binnen kürzester Zeit konsumieren, um eine möglichst extreme Rauschwirkung zu erzeugen. Dies ist jedoch irreführend, da auch der langsame Konsum von mehreren Bier pro Abend zu einer Blutalkoholkonzentration von mehr als 0,8 Promille führen kann und damit als „Komatrinken“ eingestuft werden müsste. In diesen Fällen spricht man jedoch häufiger vom Binge Drinking oder Rauschtrinken.

Wer ist vom Komasaufen betroffen?

Das Komasaufen wird in den meisten Fällen mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen verknüpft. Tatsächlich ist es unter minderjährigen Jungen und Mädchen durchaus verbreitet. Allerdings sind die Zahlen rückläufig1. Das zeigt auch ein Blick auf die Zahl der Alkoholvergiftungen – ein häufiges Resultat von Komasaufen bei Jugendlichen.

Mann trinkt zu viel Alkohol
Mann trinkt zu viel Alkohol

Alkoholvergiftungen nach Komasaufen bei Kindern, Jugendlichen, Adoleszenten

Im Jahr 2016 mussten über 22.000 junge Menschen zwischen 10 und 20 Jahren mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden2. Im Jahr 2022 waren es bei den 10-19-jährigen dagegen nur noch ungefähr 11.500 Kinder und Jugendliche3. Doch nicht nur für Jugendliche stellt das Rauschtrinken ein Problem dar. Auch viele Erwachsene sind betroffen.

 

Alkoholvergiftungen nach Rauschtrinken bei Erwachsenen

Über alle Altersgruppen hinweg wurden im Jahr 2022 etwas weniger als 68.700 Krankenhausbehandlungen wegen einer Alkoholvergiftung durchgeführt (Anteil Kinder und Jugendliche: ca. 11.500). Auch hier sind die Zahlen erfreulicherweise rückläufig, denn im Jahr 2019 waren es noch rund 100.000 Fälle4. Demnach liegt ein Rückgang um mehr als 30 Prozent vor.

Warum ist Rauschtrinken so gefährlich?

Menschen, die binnen kurzer Zeit viel Alkohol trinken, landen nicht selten im Krankenhaus. Neben den möglichen direkten Folgen kann das Komasaufen bei Erwachsenen und Jugendlichen auch zu langfristigen Schäden führen.

  • Risiken für Erwachsene
    • Bereits leichte Rauschzustände stellen ein Risiko dar. Zum Beispiel bei der Teilnahme am Straßenverkehr: Gangunsicherheit, Selbstüberschätzung, zunehmende Risikobereitschaft und langsamere Reaktionsfähigkeit können Unfälle provozieren.
      Darüber hinaus steigt mit der Menge an Alkohol, der getrunken wird, das Risiko für eine schwere Alkoholvergiftung mit Bewusstseins- und Orientierungsstörungen, Krampfanfällen und Dämpfung des Atemzentrums. Bei gleichzeitigem Erbrechen ist es möglich, am Erbrochenen zu ersticken. Auch ein Koma durch Alkohol ist lebensgefährlich.
      Auf lange Sicht drohen überdies körperliche und psychische Erkrankungen. Auch Verletzungen, ein Hang zur Gewalt (Schlägerei) und die Gefahr einer Abhängigkeit sind langfristige Gefahren des Rauschtrinkens bei Erwachsenen.
  • Risiken für Jugendliche
    • Prinzipiell unterscheiden sich die Gefahren des Rauschtrinkens bei Jugendlichen und Erwachsenen nicht. Auch Jugendliche haben, wenn sie übermäßig viel Alkohol trinken, ein erhöhtes Risiko für Alkoholvergiftungen, Verletzungen und die Ausbildung von körperlichen und psychischen Folgeerkrankungen sowie einer Alkoholabhängigkeit.Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen körperlichen und psychischen Entwicklung können heranwachsende Jungen und Mädchen durch das Komatrinken aber noch weitreichendere Schäden erleiden. Insbesondere für die Gehirnentwicklung kann starker Alkoholkonsum gefährlich sein. Mögliche Konsequenzen sind (abhängig vom Alter) unter anderem Störungen im Sozialverhalten sowie bei der kognitiven Entwicklung. Insgesamt führt das Komatrinken schneller und expliziter zu Gehirnschädigungen als moderater bzw. chronischer Konsum5.

Wie wird Komasaufen behandelt?

Wenn Kinder, Heranwachsende oder Erwachsene sich regelmäßig in einen Rauschzustand trinken, kann eine qualifizierte Entzugstherapie sinnvoll sein – schließlich kann wiederkehrender Missbrauch von Alkohol Ausdruck einer Alkoholabhängigkeit sein. Körperliche bzw. psychische Folgen des Trinkens müssen medizinisch und/oder psychotherapeutisch behandelt werden. Hier ist der Hausarzt zumeist der erste Ansprechpartner.

Wichtig: Selbst, wenn exzessiver Alkoholkonsum unregelmäßig auftritt, kann eine Therapie unter Umständen empfehlenswert sein. Oft liegen dem vermehrten Trinken von Alkohol behandlungsbedürftige Ursachen zugrunde. Diese zu identifizieren und zu behandeln, kann schädliche Folgen des Alkoholkonsums sowie gegebenenfalls die Ausbildung einer Abhängigkeit verhindern.

Alkoholentzug: Person sagt nein zu Alkohol
Alkoholentzug: Person sagt nein zu Alkohol

Wie kann man Komasaufen verhindern?

Bei Kindern und Jugendlichen lässt sich übermäßiger Genuss von Alkohol vor allem durch Aufklärung verhindern. Wenn Eltern oder andere Bezugspersonen den Kindern erklären, welche schädlichen Folgen das Trinken haben kann, besitzt dies eine abschreckende Wirkung.

Wichtig ist die Etablierung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Alkohol. Wer mehr als 4 alkoholische Getränke an einem Abend zu sich nimmt, sollte sich die Frage nach dem Warum stellen. Wer sich nicht dazu in der Lage fühlt, den Alkoholkonsum eigenständig zu kontrollieren und auf ein angemessenes Maß zu beschränken, sollte sich Hilfe suchen.

Wo finden Betroffene und Angehörige Hilfe?

Betroffene und Angehörige finden bei verschiedenen Anlaufstellen Hilfe. Der eigene Hausarzt kann ausführlich zum Thema Alkohol beraten sowie über die negativen Folgen von riskantem Alkoholkonsum und Komatrinken aufklären. Gleiches gilt für Mitarbeiter in Suchtberatungsstellen. Diese haben außerdem für Betroffene, Eltern, Partner und andere Angehörige viele hilfreiche Tipps für eine weiterführende Behandlung oder bezüglich der Teilnahme an Selbsthilfegruppen.

Wenn Kinder, Jugendliche oder Erwachsene das Gefühl haben, die Kontrolle über den Alkohol und das Trinken komplett verloren zu haben, können sie sich auch direkt an eine Entzugsklinik wenden. Insbesondere private Suchtkliniken ermöglichen oft eine schnelle, unbürokratische Aufnahme. Im Falle von Kindern und Jugendlichen sollte darauf geachtet werden, dass die Klinik auf heranwachsende Patienten spezialisiert ist.

1 Orth, B. & Merkel, C. (2022). „Der Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland. Ergebnisse des Alkoholsurveys 2021 zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends.“ BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q3-ALKSY21-DE-1.0, S. 3 f., 42, https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/BZgA_Alkoholsurvey_2021.pdf (Datum des Zugriffs: 05.06.2024)

2 aerzteblatt.de „Komasaufen bringt mehr Jugendliche ins Krankenhaus“, 29. November 2017, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/83726/Komasaufen-bringt-mehr-Jugendliche-ins-Krankenhaus (Datum des Zugriffs: 05.06.2024)

3 aerzteblatt.de „Komasaufen: Tausende Jugendliche in Kliniken behandelt“, 03. Januar 2024, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/148349/Komasaufen-Tausende-Jugendliche-in-Kliniken-behandelt (Datum des Zugriffs: 05.06.2024)

4 DESTATIS Statistisches Bundesamt „Zahl der Klinikbehandlungen junger Menschen wegen Alkoholmissbrauchs 2022 weiter rückläufig“, Pressemitteilung Nr. N060 vom 10 November 2023, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/11/PD23_N060_23.html (Datum des Zugriffs: 05.06.2024)

5 Skala K. Jugend und Alkohol : Eine Bestandsaufnahme mit Blick auf die Situation in Österreich [Youth and Alcohol : A survey with a view to the situation in Austria]. Neuropsychiatr. 2020 Dec;34(4):164-170. German. doi: 10.1007/s40211-020-00365-7. Epub 2020 Oct 28. PMID: 33118128; PMCID: PMC7732799, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7732799/ (Datum des Zugriffs: 05.06.2024)