Suchtstoffe

Kräutermischung Droge

Wichtiges in 30 sec.

  • Kräuterdrogenmischungen werden oft als legal beworben, fallen jedoch unter das Betäubungsmittelgesetz, wenn sie psychoaktive Substanzen enthalten.
  • Bestandteile sind synthetische Cannabinoide in unklarer Zusammensetzung und Konzentration.
  • Typische Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme.
  • Bei Vergiftung bzw. Überdosierung droht Lebensgefahr.
  • Es besteht ein Abhängigkeitspotenzial.

Was ist eine Kräuterdrogenmischung?

Wenn von Kräutermischungen als Droge die Rede ist, sind damit in erster Linie sogenannte „Legal Highs“ gemeint. Anders als die Bezeichnungen vermuten lassen, handelt es sich hierbei weder um legale Rauschmittel noch um Drogen natürlichen Ursprungs. Tatsächlich verbergen sich in Kräuterdrogenmischungen vorrangig synthetisch hergestellte psychoaktive Substanzen wie synthetische Cannabinoide.

Wie wirken synthetische Cannabinoide in Kräutermischungen?

Synthetische Cannabinoide und vergleichbare Wirkstoffe sind seit den 2000er Jahren zunehmend im Umlauf. Ein bekanntes Beispiel ist die Kräutermischung „Spice“, die zunächst als legaler Cannabis-Ersatz verkauft und als harmloses Rauschmittel beworben wurde. Tatsächlich kann der Konsum synthetischer Cannabinoide nicht nur zu unangenehmen Vergiftungssymptomen wie Agitiertheit, Übelkeit und Herzrasen führen, sondern im schlimmsten Fall auch zu Schlaganfall, Krämpfen, Nierenschäden, Psychosen etc.1

Welche Wirkstoffe enthalten Kräutermischungen (Drogen)?

Welche Wirkstoffe in sogenannten Kräutermischungen enthalten sind, lässt sich nicht pauschal bestimmen, da Laboranalysen oft stark variierende Substanzzusammensetzungen nachweisen. Die pflanzlichen Bestandteile dienen dabei in der Regel nur als Trägermaterial für synthetische Wirkstoffe und haben selbst keine psychoaktive Wirkung.

  • Typische synthetische Cannabinoide in Kräutermischungen
    • In Produkten wie „Spice“ oder ähnlichen Mischungen wurden in Analysen unter anderem folgende synthetische Cannabinoide nachgewiesen, die an die Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn binden und eine deutlich stärkere Wirkung als natürliches THC entfalten können:
      • CP-47,497
      • JWH-018
      • JWH-073
      • AM-2201
  • Unklare Zusammensetzung und Dosierungsprobleme
    • Neben diesen typischen Wirkstoffen können auch andere synthetische Substanzen enthalten sein, die in ihrer Wirkung kaum erforscht sind. Ein zusätzliches Risiko ergibt sich aus der ungleichmäßigen Verteilung der Wirkstoffe: Da die Pflanzenteile nachträglich mit den chemischen Substanzen besprüht werden, kann es zu extremen Dosierungsschwankungen kommen mit dem Risiko einer Überdosierung.

Welche Wirkungen haben Kräutermischungsdrogen?

Die Wirkung sogenannter „Kräutermischungen“, die als Drogen konsumiert werden, ist nicht vorhersehbar und variiert je nach Zusammensetzung und Konzentration der enthaltenen Substanzen. „Legal Highs“ bergen für den Konsumenten immer das Risiko, hochpotente oder toxische Substanzen aufzunehmen.

  • Körperliche Wirkungen
    • Die meisten Drogen die als Kräuter- oder Badesalz-Mischungen angeboten werden, enthalten synthetische Cannabinoide. Diese beeinflussen das körpereigene Endocannabinoidsystem: Indem die psychoaktiven Stoffe an bestimmte Rezeptoren andocken, beeinflussen sie zum Beispiel die Reiz- bzw. Signalweiterleitung im Körper. Das kann körperliche Effekte wie Schmerzunempfindlichkeit, Entspannung oder Schläfrigkeit zur Folge haben. Da synthetische Cannabinoide oft um ein Vielfaches potenter sind als natürliches THC können unerwartet starke Reaktionen ausgelöst werden.
  • Psychische Wirkungen
    • Viele Konsumenten berichten nach der Einnahme von Modedrogen wie Kräutermischungen von einer ähnlichen psychischen Wirkung wie bei Cannabis: Enthemmung, Euphorie und Entspannung treten auf. Aufgrund unterschiedlicher Inhaltsstoffe, schwankender Konzentration und einer insgesamt deutlich höheren Potenz, kann die berausche Wirkung jedoch ungleich stärker sein, als Konsumenten es von THC gewohnt sind. Da die Substanzen stärker als THC binden, kann es zu deutlich intensiveren und unkontrollierbaren Rauscherfahrungen kommen, darunter Panikattacken oder dissoziative Zustände.2
  • Risiken und Nebenwirkungen
    • Synthetische Cannabinoide sind im Vergleich zu Cannabis um ein Vielfaches potenter und können theoretisch auch an Rezeptoren außerhalb des Endocannabinoid-Systems andocken. Das kann schwere Nebenwirkungen und gesundheitliche Risiken hervorrufen. Zum Beispiel:
      • Herz-Kreislauf-Probleme
      • Übelkeit und Erbrechen
      • Bewusstseinsstörungen
      • Atemprobleme
      • Halluzinationen
      • Angstattacken
      • Psychosen
  • Risiken für jüngere Konsumenten
    • Forschungen zeigen, dass der Konsum synthetischer Cannabinoide – insbesondere bei jüngeren Konsumenten und intensivem Konsum – langfristig zu kognitiven Einschränkungen führen kann.3

Wie wird die Kräutermischung (Droge) konsumiert?

Die Hersteller der sogenannten Kräutermischungen machen normalerweise keine Angaben dazu, wie die Rauschmittel am besten zu konsumieren sind. Schließlich werden diese offiziell als „Kräutermischungen“ oder „Badesalze“ verkauft. Konsumenten wissen jedoch, dass die Mischungen normalerweise geraucht oder verdampft werden. Alternativ kann der Verzehr möglich sein. Hierbei tritt die Wirkung mit deutlicher Zeitverzögerung ein. Die unbekannte Zusammensetzung und Dosierung kann zu unkontrollierten Rauschzuständen, Überdosierungen und schweren gesundheitlichen Folgen führen.

Woran erkennt man eine Vergiftung durch Kräutermischungen (Drogen)?

Eine Vergiftung durch die pflanzlichen Bestandteile der Mischungen ist unwahrscheinlich, da sie meist nur als Trägermaterial für synthetische Cannabinoide dienen. Das eigentliche Risiko besteht in einer Überdosierung der chemischen Wirkstoffe. Besonders gefährlich ist der Mischkonsum mit Alkohol oder anderen Drogen, da er das Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen erheblich erhöht.

Ecstasy Entzugserscheinungen: Frau alleine mit Panikattacke
Ecstasy Entzugserscheinungen: Frau alleine mit Panikattacke

Typische Anzeichen einer Vergiftung

  • Starke Übelkeit und wiederholtes Erbrechen
  • Herzrasen, Herzstolpern oder Bluthochdruck
  • Atemnot oder Atemstillstand
  • Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma
  • Krampfanfälle oder unkontrollierte Muskelzuckungen

Notfallmedizinische Versorgung

Sollten Symptome wie anhaltendes Erbrechen, schwere Herz-Kreislauf-Probleme, Atemnot oder Bewusstseinsstörungen auftreten, ist sofort ein Notarzt (112) zu verständigen. Aufgrund der unkontrollierbaren Wirkung synthetischer Cannabinoide kann bereits eine geringe Menge zu einer lebensgefährlichen Reaktion führen.

Kann man von Kräutermischung-Drogen abhängig werden?

Da die in Kräutermischungen enthaltenen synthetischen Cannabinoide eine deutlich stärkere Wirkung als THC haben, ist ihr Abhängigkeitspotenzial entsprechend hoch. Im Gegensatz zu natürlichem Cannabis binden viele synthetische Cannabinoide vollständig an CB1-Rezeptoren, was zu einer intensiveren und unkontrollierbaren psychoaktiven Wirkung führt.

  • Suchtrisiko bei gelegentlichem Konsum
    • Bereits sporadischer Konsum kann eine psychische und physische Abhängigkeit auslösen. Synthetische Cannabinoide beeinflussen das Belohnungssystem des Gehirns, wodurch es schnell zur Entwicklung einer Toleranz und eines unkontrollierten Konsummusters kommen kann.
  • Entzugserscheinungen beim Absetzen
    • Beim Absetzen treten häufig Entzugserscheinungen auf, darunter:
      • Reizbarkeit, Unruhe und Aggressivität
      • Angstzustände und Panikattacken
      • Schlafstörungen und Albträume
      • Schwitzen, Zittern und Kopfschmerzen
      • Übelkeit, Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Probleme
  • Hilfe bei Verdacht auf Abhängigkeit
    • Personen, die Schwierigkeiten haben, den Konsum zu beenden, sollten sich ärztliche oder therapeutische Hilfe suchen. Besonders bei starken Entzugserscheinungen kann eine medizinische oder psychologische Betreuung hilfreich sein. Zudem haben sich verhaltenstherapeutische Maßnahmen als wirksam erwiesen, um den Konsum nachhaltig zu beenden.

 

FAQ zu „Kräutermischung Droge“

  • Sind Kräuter-Drogen legal?
    • Obwohl Kräutermischungen, Badesalze oder Räucherwerk oft als legale Drogen beworben werden, sind Handel, Konsum und Besitz verboten. Da synthetische Cannabinoide und andere sogenannte NPS (neue psychoaktive Stoffe) unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, sind sie genauso illegal wie Kokain, Heroin und ähnliche Drogen.
  • Wie lange hält bei Kräutermischung-Drogen die Wirkung an?
    • Wie lange die Wirkung von Kräuterdrogenmischungen anhält, lässt sich im Vorfeld nicht genau vorhersagen, da die Wirkstoffe und deren Konzentration stark schwanken können, wie Analysen von Laboren zeigen. Grundsätzlich ist jedoch von einem mehrstündigen Rausch auszugehen.
  • Für wen sind Kräuter-Drogen besonders gefährlich?
    • Synthetische Kräutermischungsdrogen sind insbesondere für Kinder und Jugendliche gefährlich. Da die körperliche und kognitive Entwicklung bei ihnen noch nicht abgeschlossen ist, kann der Konsum psychoaktiver Substanzen zu schweren Schäden führen. Auch für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen kann der Konsum riskant der illegalen Betäubungsmittel sein.

Quellenliste

1 Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht: „Drogenperspektiven. Synthetische Cannabinoide in Europa“, 06.06.2017 https://www.euda.europa.eu/system/files/media/publications/documents/2753/Synthetic%20cannabinoids_2017_DE.pdf (Letzter Abruf: 14.03.2025)

2 Thomasius, R.: „Stellungnahme des Einzelsachverständigen Prof. Dr. med. Rainer Thomasius zum Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Verbreitung neuer psychoaktiver Stoffe (BT-Drucksache 18/8579) sowie dem Antrag der Fraktion DIE LINKE „Für eine zeitgemäße Antwort auf neue psychoaktive Substanzen“ (BT-Drucksache 18/8459) anlässlich der öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages am 6. Juli 2016, S. 7f. https://www.bundestag.de/resource/blob/434308/af4386c425d7cb9cac59693f93f0b7c9/esv-prof–dr–rainer-thomasius-data.pdf (Letzter Abruf: 14.03.2025)

3 Cohen, K., Weinstein, A.: „The Effects of Cannabinoids on Executive Functions: Evience from Cannabis an Synthetic Cannabinoids – A Systematic Review”, In: Brain Science 2018 8(3), 40, https://doi.org/10.3390/brainsci8030040, https://www.mdpi.com/2076-3425/8/3/40 (Letzter Abruf: 14.03.2025)